Höhentraining als Wettkampfvorbereitung für Ausdauersportler


Seminararbeit, 2003

17 Seiten


Leseprobe


1. Einleitung

In dieser schriftlichen Ausarbeitung möchte ich die Vor- und Nachteile der Trainingsmethode „Höhentraining“ abwägen und versuchen eine tendenzielle Antwort bezüglich der Frage „Ist Höhentraining eine sinnvolle Wettkampfvorbereitung für Ausdauersportler?“ anhand der mir vorliegenden Materialien herauszuarbeiten und versuchen darzustellen, wie ein potentiell leistungssteigerndes Training aussehen könnte bzw. welche Prinzipien dabei zu beachten sind. Diese Fragestellung bezieht sich sowohl auf Wettkampfvorbereitung für Wettkämpfe im Tief- als auch im Hochland.

Zunächst sollten jedoch einige allgemeine Dinge zum Thema Höhentraining genannt werden, die verdeutlichen womit man es hier überhaupt zu tun hat.

Höhentraining ist eine Trainingsmethode, die ihre Andersartigkeit im Vergleich zu anderen Methoden nicht durch abgewandelte oder neue Trainingspraktiken oder Übungen, sondern durch die schwierigeren äußeren Bedingungen erlangt. Durch das Höhenklima und die Druckunterschiede zum Tiefland versprechen sich viele Sportler und Mannschaften eine leistungssteigernde Trainingsintensität, die ihnen im Wettkampf Vorteile gegenüber den Konkurrenten bescheren soll.

Die sportmedizinische Forschung beschäftigt sich schon seit Mitte der 60er Jahre bis heute mit diesem Thema, was durch die aufstrebenden Ausdauersportler aus den afrikanischen Hochgebirgen, wie dem Äthiopier Bikila Abebe, der 1960 den Marathonlauf in Rom sensationell gewann, vor allem aber durch die bevorstehenden olympischen Spiele in Mexiko City in 2240m Höhe begünstigt wurde. Bei den besagten olympischen Spielen wurde erstmals richtig deutlich, welchen Einfluss die Höhenbedingungen auf die Leistungsfähigkeit der Sportler haben und es kam zu diversen Kollapsen von Ausdauersportlern. Noch vor wenigen Jahren konnte man diese Tatsache in beeindruckender Form beim Fußballweltmeisterschaftsqualifikationsspiel zwischen Ecuador und Brasilien (1:0) in 2800m Höhe beobachten, wo die Brasilianer durch mangelnde Vorbereitung auf die Höhenbedingungen sehr erschöpft und langsam im Vergleich zu den im Hochland lebenden und trainierenden Spielern von Ecuador wirkten.

Trotz alledem sind noch heute viele Meinungen zum Thema Höhentraining in Bezug auf Leistungssteigerung im Tiefland geteilt und es laufen immer noch viele Studien und Forschungsprojekte, die sich mit der Wirkung vom Training in der Höhe befassen. Trotz aller Zweifel ist das Höhentraining heutzutage eine gängige und weit verbreitete Trainingsmethode die viele Leistungssportler fest in ihren Trainingszyklus mit aufgenommen haben.

2. Höhentraining aus sportmedizinischer Sicht

2.1 Akklimatisation

Beim Höhentraining, welches in der Regel in Höhen von 1800-2500m stattfindet, wird der Körper des Athleten völlig anderen äußeren Bedingungen ausgesetzt als es im Tiefland der Fall ist. Die Hauptunterschiede liegen hier in einer höheren Luftionisation, einer höheren UV-Strahlung, verminderter Luftfeuchtigkeit, Temperaturdifferenzen, aber vor allem im geringeren atmosphärischen Druck. Der geringere atmosphärische Druck ist für Ausdauersportler der wichtigste Unterschied zum Tiefland, da durch den Druckabfall gleichzeitig auch der Partialdruck der Lunge abfällt, was eine große Bedeutung für die Sauerstoffversorgung des Körpers bzw. der Muskulatur hat. So steht dem Körper in der Höhe zwar nicht absolut weniger Sauerstoff zur Verfügung, jedoch wird durch den geringeren Partialdruck beim Atmen weniger aufgenommen als das auf Meereshöhe der Fall wäre.

Diesen ungewohnten Bedingungen passt sich der Körper des Sportlers in so genannten „Akklimatisationsvorgängen“ an, die durch die so genannte Hypoxieexposition (also der Aussetzung des Körpers in einen Sauerstoffmangel) initiiert werden. Diese funktionellen und morphologischen Anpassungen finden speziell in den Bereichen Atmung, Herz- und Kreislauffunktion, Blut, Nervensystem und Stoffwechsel statt, was in den folgenden Punkten noch näher beschrieben werden wird. Nach Ankunft eines Athleten im Höhentrainingslager wird der Athlet zunächst 3-6 Tage unter kurzfristigen Umstellungserscheinungen bzw. Anpassungsreaktionen „leiden“, die beispielsweise Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit, Leistungsverminderung und Schlappheit mit sich tragen können, da das Nervensystem sehr sensibel auf den Sauerstoffmangel reagiert (vgl. BUENO 1997, 5).

Nach dieser „schnellen“ Anpassung setzen die langfristigen Akklimatisationsvorgänge ein, welche ein neues körperliches Gleichgewicht, das auf die Höhenbedingungen angepasst ist, und eine annähernde Aufhebung der höhenbedingten Leistungseinbußen bewirken sollten

(PLATONOV 1987), da der Organismus sich immer mehr an die klimatischen Bedingungen gewöhnen kann. Diese kurz- und langfristigen Anpassungsreaktionen werden in den folgenden Punkten näher erläutert, da deren Form und Wirkung sehr wichtig in Bezug auf die Beantwortung der Leitfrage ist.

2.2 Atmung

Der in Höhenlagen geringere Sauerstoff-Partialdruck verursacht eine schlechtere Sauerstoffversorgung des Körpers, da bei absolut gleicher Atemfrequenz – bedingt durch den Druckabfall – im Hochland weniger Sauerstoff als unter Normalbedingungen über die Lungenalveolen in die Blutbahn diffundieren kann. Dieser Zustand muss vom Körper kompensiert werden, da gerade in Bezug auf Sportler eine ideale Versorgung der Muskulatur mit Sauerstoff eminent wichtig ist. Die Reaktion des Körpers ist in diesem Fall eine Hyperventilation (Mehratmung), also eine Steigerung der Atemfrequenz bzw. des Atemminutenvolumens um eine zureichende Sauerstoffversorgung zu gewährleisten. Diese Akklimatisationsreaktionen wurden in diversen Studien gemessen und ergaben hohe Schwankungen zwischen einzelnen Individuen. Studien von ADAMS u.a. im Jahre 1975 oder BAILEY u.a. 1998 konnten bei der Steigerung des maximalen Atemminutenvolumens Werte von 10-42% feststellen, was die starken individuellen Unterschiede belegt.

Bezogen auf die Leitfrage kann man gerade in Bezug auf Wettkämpfe im Tiefland zum gegenwärtigen Forschungsstand nur Vermutungen auf die Wirkung der Anpassung der Atmung durch das Höhentraining machen. Die gesteigerte Ventilation ist zweifellos ein Trainingsreiz der zur Leistungssteigerung der Atemmuskulatur beiträgt, jedoch ist die „übertrainierte“ Atemmuskulatur im Tiefland nicht mehr notwendig und stellt möglicherweise nur einen unnötigen muskulären Energieverbrauch dar, so dass sich der potentiell positive Effekt relativiert (vgl. FRIEDMANN/BARTSCH 2000). Unbestritten bleibt jedoch die Leistungssteigerung durch diese Anpassungsreaktion in Bezug auf Wettkämpfe in der Höhe, da aufgrund der oben genannten äußeren Bedingungen eine gesteigerte Atemfrequenz unerlässlich zur Versorgung der Muskulatur mit Sauerstoff ist (vgl. BÖNING 1996, 196-197).

2.3 Blut

Das menschliche Blut setzt sich normalerweise aus ca. 45% Blutplasma und 55% Erythrozythen & Leukozythen zusammen. Wichtig in Bezug auf das Thema Höhentraining sind hier besonders die Erythrozythen, die roten Blutkörperchen, da sie den Stoff Hämoglobin enthalten, welcher einen großen Anteil an der Sauerstoffversorgung des Körpers trägt und dieser die Sauerstoffmoleküle bindet und an die Muskeln abgibt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Höhentraining als Wettkampfvorbereitung für Ausdauersportler
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Institut für Sportwissenschaften)
Veranstaltung
Einführung in das sportwissenschaftliche Studium
Autor
Jahr
2003
Seiten
17
Katalognummer
V64392
ISBN (eBook)
9783638572231
ISBN (Buch)
9783656803942
Dateigröße
768 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Höhentraining, Wettkampfvorbereitung, Ausdauersportler, Einführung, Studium
Arbeit zitieren
Thomas Jahn (Autor:in), 2003, Höhentraining als Wettkampfvorbereitung für Ausdauersportler, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64392

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