Bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Public Relations (PR) und Öffentlichkeitsarbeit von Non-Profit-Organisationen (NPO’s) stößt man zunächst auf verschiedene theoretische Probleme: Zum einen ergibt sich das Problem der theoretischen Erfassung des Phänomens innerhalb eines theoretischen Rahmens; zum anderen ergibt sich die Frage, ob sich die konkreten PR von Non-Profit-Organisationen in ihrer Funktionsweise prinzipiell oder graduell von der anderer Organisationen unterscheiden. Bei der Beschreibung komplexer Phänomene wie der von Massenkommunikationsprozessen übt - wohl wegen ihres universalistischen Anspruches - seit Beginn der 90er Jahre die Systemtheorie einen besonderen Reiz auf die Publizistik- und Kommunikationswissenschaften aus (vgl. Scholl, 2001). Daher wurde der Versuch unternommen, auch PR innerhalb dieser Logik als System zu beschreiben (vgl. Ronneberger/ Rühl, 1992). Wie aber verhält es sich mit Non-Profit-Organisationen? Lassen sie sich in die Systemtheorie integrieren und wenn ja, wie lassen sie sich dort verorten? Neben Systemen gibt es in der Systemtheorie auchBeziehungen zwischen Systemen (Relationen),und es stell sicht die Frage, ob PR, wie es der Ausdruck ja auch nahe legt, nicht eher als ein intersystemisches Verhältnis zu bezeichnen wären denn als eigenständiges System. Wie verhalten sich also insgesamt Non-Profit-Organisationen, PR und andere Systeme wie Publizistik oder Journalismus innerhalb der Systemtheorie zueinander? In der Literatur finden sich verschiedene Arten von Beziehungen zwischen Systemen. In der einfachsten, nicht-systemtheoretischen Variante gehen einige Autoren beispielsweise von der Determination des Journalismus durch PR aus (vgl. Baerns 1991)1. Andere Autoren wie Westerbarkey (1995) sehen mit Bezug auf die Systemtheorie das interdependente Verhältnis von Journalismus und Politik durch gegenseitige Durchdringung bzw. die wechselseitige Übernahme systemfremder Funktionen - kurz: Interpenetrationen- gefährdet. Alexandra Schantel (2000), Vertreterin einer autopoietischen Systemtheorie weist die Möglichkeit derartiger Verflechtungen zurück und spricht stattdessen von Intereffikationen als der wechselseitigen Bedingtheit der jeweiligen Systemleistungen. Meines Erachtens ist die Frage der richtigen theoretischen Beschreibung des Verhältnisses verschiedener Systeme zueinander keine rein theoretisch-abstrakte Frage, sondern eine, die mit Blick auf die Empirie beantwortet werden muss.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- PR, NON-PROFIT UND DIE SYSTEMTHEORIE
- Intersystemische und interorganisatorische Beziehungen – Das Drei Ebenen-Konzept
- Spezielle intersystemische und interorganisatorische Beziehungen
- Interdependenz
- Interpenetrationen
- Determination
- Intereffikation
- ,Non-Profit' als System?
- PR - eigenständiges System oder intersystemische Beziehung?
- Eingrenzung und Präzisierung der Fragestellung
- KURZDARSTELLUNG DER ZU UNTERSUCHENDEN ORGANISATIONEN
- Amnesty International
- Der Spiegel
- Focus
- ENTWICKLUNG EINES ANALYSEDESIGNS FÜR DIE ÖFFENTLICHKEITSARBEIT VON NON-PROFIT-ORGANISATIONEN AM BEISPIEL AMNESTY INTERNATIONAL
- Operationalisierung
- Determination
- Interpenetration
- Intereffikation
- Methode
- Struktur der Ergebnispräsentation und möglicher Inhalt
- ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT
- LITERATURVERZEICHNIS
- QUELLENVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der wissenschaftlichen Analyse von Public Relations (PR) und Öffentlichkeitsarbeit von Non-Profit-Organisationen (NPO's) aus systemtheoretischer Perspektive. Ziel ist es, ein Analysedesign zu entwickeln, mit dem sich die Beziehung zwischen PR, Non-Profit-Organisationen und Publizistik/Journalismus empirisch untersuchen lässt. Der Fokus liegt dabei auf der Beantwortung der Frage, welches der systemtheoretischen Beziehungskonstrukte – Interdependenz, Determination, Interpenetration oder Intereffikation – das Verhältnis dieser Akteure am besten beschreibt.
- Systemtheorie als theoretischer Rahmen für die Analyse von PR und Öffentlichkeitsarbeit von NPO's
- Untersuchung der verschiedenen intersystemischen Beziehungen zwischen PR, Non-Profit-Organisationen und Publizistik/Journalismus
- Operationalisierung der systemtheoretischen Beziehungskonstrukte (Interdependenz, Determination, Interpenetration, Intereffikation)
- Entwicklung eines Analysedesigns für die empirische Untersuchung der Forschungsfrage
- Anwendung des Analysedesigns am Beispiel von Amnesty International und ihrer Beziehung zu den Nachrichtenmagazinen Der Spiegel und Focus
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit erläutert die theoretischen Herausforderungen bei der Beschreibung von PR und Öffentlichkeitsarbeit von NPO's. Sie stellt die Systemtheorie als möglichen theoretischen Rahmen vor und führt die zentralen Forschungsfragen ein.
- PR, Non-Profit und die Systemtheorie: Dieses Kapitel definiert grundlegende systemtheoretische Begriffe wie System, intersystemische Beziehung, Non-Profit und PR. Es diskutiert die Frage, ob PR als eigenständiges System oder eher als intersystemische Beziehung verstanden werden sollte.
- Eingrenzung und Präzisierung der Fragestellung: Der Fokus der Arbeit wird weiter eingegrenzt und die konkrete Forschungsfrage präzisiert.
- KURZDARSTELLUNG DER ZU UNTERSUCHENDEN ORGANISATIONEN: Die ausgewählten Untersuchungsgegenstände, Amnesty International, Der Spiegel und Focus, werden kurz vorgestellt.
- ENTWICKLUNG EINES ANALYSEDESIGNS FÜR DIE ÖFFENTLICHKEITSARBEIT VON NON-PROFIT-ORGANISATIONEN AM BEISPIEL AMNESTY INTERNATIONAL: Dieses Kapitel präsentiert die Operationalisierung der Forschungsfrage und die Entwicklung eines möglichen methodischen Vorgehens. Es stellt die einzelnen Schritte des Analysedesigns vor und erläutert die Anwendung der systemtheoretischen Beziehungskonstrukte in der empirischen Analyse.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen wie Systemtheorie, Non-Profit-Organisationen, Public Relations, Öffentlichkeitsarbeit, intersystemische Beziehungen, Interdependenz, Determination, Interpenetration, Intereffikation und Analysedesign. Der Fokus liegt auf der Anwendung der Systemtheorie zur empirischen Untersuchung der Beziehung zwischen PR, Non-Profit-Organisationen und Publizistik/Journalismus. Die Arbeit analysiert die Funktionsweise von PR und Öffentlichkeitsarbeit von NPO's im Kontext der Massenkommunikationsprozesse und trägt zur Weiterentwicklung des theoretischen Verständnisses dieser Themengebiete bei.
- Arbeit zitieren
- Jörn-Jakob Surkemper (Autor:in), 2005, Determination, Interpenetration oder Intereffikation? Ein Analysedesign zur Untersuchung von PR und Öffentlichkeitsarbeit aus systemtheoretischer Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64486