Die mannigfaltigen Ausprägungen surrealistischer Artefakte von André Breton bis Peter Weiß, von Max Ernst bis René Magritte zeugen davon, dass eine streng verfolgte Stildoktrin des Surrealismus nicht existiert und dass es viele Spielarten des Surrealismus gibt. Dennoch lassen sich die heterogenen Werke meistens zweifellos unter den Begriff Surrealismus subsumieren. Die Zuordnung erfolgt einerseits durch den semantischen Gehalt der Werke und andererseits durch die produktionsästhetischen Verfahren, die in die Werke eingeschrieben sind. Letztere werden im Folgenden genauer analysiert werden, da eben jene Verfahren nicht nur politische Implikationen nach sich ziehen, sondern auch zur Bestimmung des Surrealismus von enormer Bedeutung sind. Die Gleichsetzung des Begriffes „Surrealismus“ mit einem psychischen Automatismus, nachzulesen im ersten Manifest von André Breton, findet ihren Niederschlag in den Verfahren, mit denen Texte bzw. Bilder hergestellt werden.
Breton selbst konzeptualisierte die "écriture automatique", wohingegen Max Ernst für den Bereich der Kunst die "Frottage" entwickelte. Beide Verfahren stehen in enger Beziehung zueinander, sowohl ideologisch als auch produktionsästhetisch. Dennoch bleibt ein unbezweifelbarer, kategorialer Unterschied dazwischen: Beide Verfahren können nicht die Medialität der aus ihnen resultierenden Werke verleugnen. An diese Feststellung schließt sich die Frage an: Was sind die spezifischen Bedingungen und Charakteristika der automatischen Schreibweise und der Frottage, und welche Konsequenzen ergeben sich aus der medialen Differenz für die Realisierung von Kunstwerken einerseits und für die Rezeption derselben andererseits? Eine solche Annäherung an den Surrealismus über die künstlerischen Verfahren vermag daher einen aufschlussreichen Einblick in die Werke der Bewegung zu leisten. Um jedoch über die rein subjektive Lesbarkeit der Werke hinauszugelangen, erhellt sich die Bedeutung der surrealistischen Bewegung erst in Anbetracht der für ihn spezifischen Produktionsmodi, welche exemplarisch durch Bretons "écriture automatique" und Max Ernsts "Frottage" vorgestellt werden sollen, um anschließend die Gemeinsamkeiten und Differenzen herauszuarbeiten und zu einer kritischen Bewertung beider Verfahren zu gelangen.
Inhaltsverzeichnis
- Der Surrealismus als Methode
- André Bretons écriture automatique
- Die Frottage
- Warum die Methoden nicht äquivalent sind
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die surrealistischen Methoden der écriture automatique und der Frottage und erforscht ihre Bedeutung für die Entstehung und Interpretation von surrealistischen Werken. Ziel ist es, die spezifischen Bedingungen und Charakteristika dieser Verfahren zu beleuchten und die Konsequenzen ihrer medialen Differenz für die Realisierung und Rezeption von Kunstwerken zu untersuchen.
- Der Surrealismus als Methode und seine Abgrenzung von anderen Avantgardebewegungen
- Die Bedeutung des Unbewussten und die künstlerische Praxis im Surrealismus
- Die écriture automatique als Verfahren zur Erschließung des Unbewussten und ihre Auswirkungen auf die Literatur
- Die Frottage als Methode der künstlerischen Produktion und ihre Beziehung zur Bildgestaltung
- Die medialen Unterschiede der Verfahren und ihre Konsequenzen für die Kunstwerke
Zusammenfassung der Kapitel
Der Surrealismus als Methode
Dieses Kapitel definiert den Surrealismus als eine Bewegung, die über den Bereich der Kunst hinausgeht und die Lebenswelt beeinflussen will. Die Arbeit beleuchtet den Unterschied des Surrealismus zu anderen Avantgardebewegungen und betont die Bedeutung des Unbewussten in seiner Praxis.
André Bretons écriture automatique
Dieses Kapitel analysiert die écriture automatique als eine surrealistische Methode zur Erschließung des Unbewussten. Die Arbeit untersucht die Rolle der écriture automatique in der Literatur und die Auswirkungen des Verfahrens auf die Gestaltung von Texten.
Die Frottage
Dieses Kapitel befasst sich mit der Frottage als Methode der künstlerischen Produktion im Surrealismus. Die Arbeit betrachtet die Beziehung zwischen Frottage und Bildgestaltung und untersucht die Bedeutung des Verfahrens für die Kunstwerke.
Schlüsselwörter
Surrealismus, Avantgarde, Methode, écriture automatique, Frottage, Unbewusstes, Kunst, Literatur, Bildgestaltung, Medialität, Rezeption, Produktion, Interpretation, André Breton, Max Ernst.
- Arbeit zitieren
- Frank Dersch (Autor:in), 2006, Surrealistische Methoden. André Bretons "écriture automatique" und Max Ernsts "Frottage", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64492