In Zeiten leerer öffentlicher Kassen, schwachen Wirtschaftswachstums und hoher Arbeitslosigkeit beherrscht das Thema Transferzahlungen und Übertragungen die aktuelle politische Diskussion und führt immer wieder zu kontroversen Auseinandersetzungen bei der Frage einer sozialgerechten Umverteilung staatlicher Mittel an strukturschwache Regionen und bedürftige Leistungsempfänger. Die höchsten Transferzahlungen in der Bundesrepublik Deutschland finden im Rahmen des Länderfinanzausgleichs und der Bund-Länder Gemeinschaftsaufgabe zur „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ statt. Allein der West-Ost Nettotransfer durch den Bund, Westdeutschland und die Sozialversicherungen betrug nach Berechnungen des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle zwischen 2001 und 2003 über 202 Mrd. Euro und war damit für rund 25 Prozent der gesamten Nachfrage sowie zwischen 13 und 16 Prozent der nominalen Wertschöpfung in den neuen Bundesländern verantwortlich. Daneben leistete Deutschland in 2004 mit ca. 8,5 Mrd. Euro die höchsten absoluten Transferzahlungen zum EU-Haushalt. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es ein differenziertes Bild über die Komplexität von Transferzahlungen und Übertragungen mit ihren unterschiedlichen Zielsetzungen und Ausprägungen als eines der wichtigsten Instrumente der Regionalpolitik zu vermitteln und die verschiedenen Wirkungsrichtungen ihrer regionalwirtschaftlichen Effekte zu klären. Durch die modelltheoretische Falldiskussion des Core-Periphery-Modells von Krugman (1991) konnte bewiesen werden, dass eine reine Veränderung lediglich einer Stellgröße durch staatliche Transferzahlungen, wie die Senkung der Fix- und Transportkosten für Unternehmen oder die Erhöhung der staatlichen Nachfrage in der Peripherie, ohne die Berücksichtigung der gegenseitigen Ausstrahlungseffekte von Wirtschafts- und Investitionsförderungen zwischen den Regionen, nicht den von der Regionalpolitik gewünschten zirkulären Prozess industrieller Konzentration im strukturschwachen Umland mit sich bringt. Der Anspruch der Forschung muss dahingehend in der Entwicklung praxisnaher Instrumente liegen mit deren Hilfe die Politik die Konsequenzen einseitiger regionalwirtschaftlicher Förderungen bereits im Vorfeld besser beurteilen kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Zielsetzung der Arbeit
- 2. Definitorische Einordnung von Transferzahlungen und Übertragungen bei der Analyse regionalwirtschaftlicher Effekte
- 2.1. Systematisierung und Begriffsbestimmung von Transferzahlungen und Übertragungen
- 2.2. Zielsetzungen von Transferzahlungen und Übertragungen
- 2.3. Darstellung regionalwirtschaftlicher Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen
- 3. Theorie zur Wirkung regionalwirtschaftlicher Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen
- 3.1. Übersicht theoretischer Grundlagen zur Untersuchung regionalwirtschaftlicher Effekte
- 3.2. Diskussion des Core-Periphery-Modells von Krugman (1991)
- 3.3. Kritische Würdigung und Weiterentwicklung
- 4. Empirie zur Wirkung regionalwirtschaftlicher Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen
- 4.1. Auswahl empirischer Untersuchungen zur Modelltheorie
- 4.2. Räumliche Ausstrahlungseffekte von Investitionsförderungen
- 4.3. Exkurs 1: Analyse staatlicher Finanzströme und die Bedeutung der Investitionsförderung beim West-Ost Transfer
- 4.4. Exkurs 2: Statistischer Vergleich der Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte in Bayern von 1998 und 2003
- 5. Ergebnisse der Analyse und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die regionalwirtschaftlichen Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen. Ziel ist es, die theoretischen Grundlagen und empirischen Befunde zu diesem Thema zu analysieren und zu bewerten. Dabei wird insbesondere der Einfluss dieser Zahlungen auf die regionale Wirtschaftsstruktur und Entwicklung beleuchtet.
- Definitorische Klärung und Systematisierung von Transferzahlungen und Übertragungen
- Theoretische Modellierung der regionalwirtschaftlichen Wirkungen
- Empirische Überprüfung der Modellannahmen anhand von Fallstudien
- Analyse des Länderfinanzausgleichs und der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur"
- Bewertung der Effektivität von Transferzahlungen im Kontext von Wirtschaftswachstum und regionaler Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung und Zielsetzung der Arbeit: Die Einleitung beschreibt den aktuellen politischen Kontext von Transferzahlungen und Übertragungen vor dem Hintergrund leerer öffentlicher Kassen, schwachen Wirtschaftswachstums und hoher Arbeitslosigkeit. Sie verortet die Arbeit im Diskurs um sozialgerechte Umverteilung und nachhaltige Finanzpolitik und hebt die Bedeutung des Länderfinanzausgleichs und der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe hervor. Der Fokus liegt auf der Analyse der regionalwirtschaftlichen Effekte dieser Transfers, insbesondere im Hinblick auf den West-Ost-Transfer und die EU-Förderungen. Die Einleitung dient der Begründung und Kontextualisierung der Forschungsfrage.
2. Definitorische Einordnung von Transferzahlungen und Übertragungen bei der Analyse regionalwirtschaftlicher Effekte: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für die Analyse. Es systematisiert und definiert den Begriff der Transferzahlungen und Übertragungen im regionalwirtschaftlichen Kontext. Es beschreibt die unterschiedlichen Zielsetzungen dieser Transfers und wie diese regionalwirtschaftliche Effekte auslösen können. Die Kapitel analysiert den Zusammenhang zwischen staatlichen Interventionen und der regionalen Wirtschaftsentwicklung.
3. Theorie zur Wirkung regionalwirtschaftlicher Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen: Dieses Kapitel befasst sich mit der theoretischen Modellierung der regionalwirtschaftlichen Effekte von Transferzahlungen. Es gibt einen Überblick über die relevanten theoretischen Grundlagen der Regionalökonomie. Ein zentraler Punkt ist die Diskussion des Core-Periphery-Modells von Krugman (1991) und dessen kritische Würdigung und Weiterentwicklung im Hinblick auf die Wirkung von Transferzahlungen. Es werden verschiedene theoretische Ansätze zur Erklärung der räumlichen Verteilung wirtschaftlicher Aktivität im Kontext staatlicher Umverteilung vorgestellt und miteinander verglichen.
4. Empirie zur Wirkung regionalwirtschaftlicher Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen: Dieses Kapitel präsentiert empirische Untersuchungen zur Wirkung von Transferzahlungen. Es selektiert relevante empirische Studien zur Modelltheorie und analysiert räumliche Ausstrahlungseffekte von Investitionsförderungen. Zwei Exkurse vertiefen die Analyse der staatlichen Finanzströme beim West-Ost-Transfer und vergleichen die Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte in Bayern. Der Fokus liegt auf der Analyse realer Daten und deren Interpretation im Lichte der vorgestellten theoretischen Modelle.
Schlüsselwörter
Transferzahlungen, Übertragungen, Regionalwirtschaftliche Effekte, Länderfinanzausgleich, Gemeinschaftsaufgabe, West-Ost-Transfer, EU-Förderung, Core-Periphery-Modell, Investitionsförderung, regionale Wirtschaftsstruktur, räumliche Entwicklung, Wirtschaftswachstum.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Regionalwirtschaftliche Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht die regionalwirtschaftlichen Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen. Sie analysiert die theoretischen Grundlagen und empirischen Befunde zu diesem Thema und bewertet den Einfluss dieser Zahlungen auf die regionale Wirtschaftsstruktur und Entwicklung.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunkte: die definitorische Klärung und Systematisierung von Transferzahlungen und Übertragungen; die theoretische Modellierung der regionalwirtschaftlichen Wirkungen; die empirische Überprüfung der Modellannahmen anhand von Fallstudien; die Analyse des Länderfinanzausgleichs und der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionaler Wirtschaftsstruktur"; und die Bewertung der Effektivität von Transferzahlungen im Kontext von Wirtschaftswachstum und regionaler Entwicklung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Kapitel 1 (Einleitung) beschreibt den politischen Kontext und begründet die Forschungsfrage. Kapitel 2 (Definitorische Einordnung) legt die theoretischen Grundlagen fest. Kapitel 3 (Theorie) behandelt die Modellierung der regionalwirtschaftlichen Effekte, insbesondere das Core-Periphery-Modell. Kapitel 4 (Empirie) präsentiert empirische Untersuchungen, inklusive Analysen des West-Ost-Transfers und Vergleiche von Haushaltsdaten. Kapitel 5 (Ergebnisse und Ausblick) fasst die Ergebnisse zusammen und gibt einen Ausblick.
Welche theoretischen Modelle werden diskutiert?
Ein zentraler Punkt der Arbeit ist die Diskussion des Core-Periphery-Modells von Krugman (1991) und dessen kritische Würdigung und Weiterentwicklung im Hinblick auf die Wirkung von Transferzahlungen. Die Arbeit vergleicht verschiedene theoretische Ansätze zur Erklärung der räumlichen Verteilung wirtschaftlicher Aktivität im Kontext staatlicher Umverteilung.
Welche empirischen Studien werden herangezogen?
Kapitel 4 präsentiert eine Auswahl relevanter empirischer Studien zur Modelltheorie und analysiert räumliche Ausstrahlungseffekte von Investitionsförderungen. Es beinhaltet zudem zwei Exkurse: eine Analyse staatlicher Finanzströme beim West-Ost-Transfer und einen statistischen Vergleich der Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte in Bayern.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Transferzahlungen, Übertragungen, Regionalwirtschaftliche Effekte, Länderfinanzausgleich, Gemeinschaftsaufgabe, West-Ost-Transfer, EU-Förderung, Core-Periphery-Modell, Investitionsförderung, regionale Wirtschaftsstruktur, räumliche Entwicklung, Wirtschaftswachstum.
Welchen Zweck verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die theoretischen Grundlagen und empirischen Befunde zu den regionalwirtschaftlichen Effekten von Transferzahlungen und Übertragungen zu analysieren und zu bewerten. Es soll der Einfluss dieser Zahlungen auf die regionale Wirtschaftsstruktur und Entwicklung beleuchtet werden.
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- cand. rer. oec. Manuel Rimkus (Author), 2006, Regionalwirtschaftliche Effekte von Transferzahlungen und Übertragungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64541