Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Verletzungen seelischer Art, welche durch menschliche Gewalt hervorgerufen werden (man-made-disaster). Das Trauma als Folge von menschlicher Gewalt findet im Krieg seine massivste Form. Folglich lässt sich Kriegstraumatisierung als extreme Form von psychischer Traumatisierung charakterisieren.
In der Auseinandersetzung mit Kriegstraumatisierung in Deutschland, stößt man zwangsläufig auf das Arbeitsfeld der Altenarbeit. Die Überlebenden des II. Weltkrieges der ersten, sowie zweiten Generation, sind heute weit über 60 Jahre alt und somit in den Einrichtungen und Hilfesystemen der Altenarbeit anzutreffen.
Das Thema weist eine hohe Komplexität auf, da Erkenntnisse aus der Psychotraumatologie, der Gerontologie und der Altenarbeit im Allgemeinen verknüpft werden müssen. Mit dieser Schwierigkeit versucht sich das vorliegende Buch auseinander zu setzten.
Es soll versucht werden eine Antwort zu finden auf die Fragen, welche Elemente und Erkenntnisse der Psychotraumatologie für die Altenarbeit relevant sind, welche Therapieformen in die Altenarbeit übernommen werden können und was dies für die Sozialarbeit bedeuten mag.
Fundamentale Bedeutung und Aktualität erlangte das Thema in Deutschland durch den 60. Jahrestag des Endes des II. Weltkrieges im Jahre 2005.
Erschreckender Weise wurde festgestellt, dass die psychischen Folgen der NS- Zeit noch immer ein verdrängtes Thema in der deutschen Gesellschaft darstellen. Die Altenhilfe und Altenpflege scheint sich hilflos gegenüber den psychosozialen Folgen des Krieges zu fühlen. Paradoxer Weise ist jedoch eine hohe Anzahl der Klienten in der Altenarbeit in irgendeiner Weise durch traumatische Kriegserlebnisse beeinträchtigt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das psychische Trauma
- Definition
- Kollektive Traumatisierung
- Individuelle Traumatisierung
- Verlauf und Folgen
- Langfristige Folgen von Traumatisierung
- Kriegstraumatisierung
- Eingrenzung der betroffenen Personen im Alter
- Überlebende des II. Weltkrieges
- Sexualisierte Gewalt gegen Frauen
- Die Zweite Generation
- Die gesellschaftliche und therapeutische Auseinandersetzung mit Kriegstraumatisierung
- Gesellschaftliche Wiedergutmachung durch Anerkennung des Leids
- Individuelle Behandlung durch sozialtherapeutische Möglichkeiten
- Sozialtherapeutische Methoden der Stabilisierung
- Psychosoziale Arbeit mit älteren, kriegstraumatisierten Menschen
- Am Ende des Lebenszyklus
- Trauma-Reaktivierung im Alter
- Durchführung und Zielsetzung sozial-therapeutischer Arbeit mit älteren Menschen
- Die Bedeutung von Beziehung und Interaktion in der sozialen Arbeit mit alten Menschen
- Aufgaben und Anforderungen an die Sozialarbeit im Bereich der Altenarbeit mit Kriegstraumatisierten
- Ein Übertragungsversuch der Therapieansätze in die Altenarbeit am Beispiel eines Gruppenangebotes
- Anforderungen an die Qualifikation der Sozialarbeiter
- Koordination, Kooperation und Netzwerkarbeit in der Altenarbeit
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema Kriegstraumatisierung und deren Auswirkungen auf ältere Menschen, insbesondere im Kontext der Altenhilfe. Sie untersucht, wie die Erkenntnisse der Psychotraumatologie in die Praxis der Altenarbeit integriert werden können, um den Bedürfnissen von älteren Menschen mit Kriegstraumatisierung gerecht zu werden.
- Das Wesen und die Folgen von Kriegstraumatisierung
- Die besonderen Herausforderungen der Traumatisierung im Alter
- Die Bedeutung von Beziehung und Interaktion in der Arbeit mit älteren Menschen mit Kriegstraumatisierung
- Die Möglichkeiten der sozialtherapeutischen Intervention
- Die Rolle der Sozialarbeit in der Altenhilfe im Umgang mit Kriegstraumatisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel dieser Arbeit widmet sich der Definition des psychischen Traumas und der Unterscheidung zwischen kollektiver und individueller Traumatisierung. Es werden die Langzeitfolgen von Traumatisierung sowie die Besonderheiten der Kriegstraumatisierung beleuchtet.
Im zweiten Kapitel wird die Betroffenengruppe im Alter näher betrachtet. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Überlebenden des Zweiten Weltkriegs, den Opfern sexualisierter Gewalt und der zweiten Generation.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der gesellschaftlichen und therapeutischen Auseinandersetzung mit Kriegstraumatisierung. Es werden die Themen der gesellschaftlichen Wiedergutmachung durch Anerkennung des Leids und der individuellen Behandlung durch sozialtherapeutische Möglichkeiten behandelt.
Kapitel vier analysiert die Besonderheiten der psychosozialen Arbeit mit älteren, kriegstraumatisierten Menschen. Dabei werden die Themen Trauma-Reaktivierung im Alter, die Durchführung und Zielsetzung sozial-therapeutischer Arbeit sowie die Bedeutung von Beziehung und Interaktion im Fokus betrachtet.
Im fünften Kapitel werden die Aufgaben und Anforderungen an die Sozialarbeit im Bereich der Altenarbeit mit Kriegstraumatisierten beschrieben. Es werden die Anwendung der Therapieansätze in der Altenarbeit am Beispiel eines Gruppenangebotes sowie die notwendigen Qualifikationen von Sozialarbeitern in diesem Feld beleuchtet.
Schlüsselwörter
Kriegstraumatisierung, Altenarbeit, psychosoziale Arbeit, Sozialarbeit, Trauma-Reaktivierung, sozialtherapeutische Methoden, Beziehung und Interaktion, Qualifikation, Gruppenangebote.
- Quote paper
- Judith Härri (Author), 2006, Zeit heilt keine Wunden. Kriegstraumatisierung als verdrängtes Thema der Altenhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64543