(...) Ich hatte Glück, wenn jemand überhaupt mit mir sprach.“, „Stimmt, es gab da einen Jungen, den alle ausschlossen, er war in den Pausen immer alleine, wurde nie auf Parties eingeladen.“. Diese Antworten überraschten mich. Meine Erwartung war, dass einige von uns über beobachtete Erlebnisse berichten würden, dass aber viele Mobbing am eigenen Leib und eigener Seele erfahren hatten, deutete daraufhin, dass das Problem wirklich existiert. Auf die Frage, ob sie denn darüber geredet hatten, oder Lehrerinnen und Lehrer etwas dagegen getan hätten, bekam ich selten positive Antworten. Das Problem wurde von den Opfern aus Peinlichkeit totgeschwiegen - wer outet sich schon gerne als von allen Geächteter – über eingreifendes Lehrpersonal konnte kaum einer berichten.
Zeigt sich also unsere Schulrealität gegenteilig zur anfangs zitierten gesetzlichen Seite? Sind Druck, psychischer Stress, Demütigungen, ständiges Anpöbeln, Lächerlichmachen und Abwerten von Mitschülern und Mitschülerinnen8 untereinander in Schulen heute an der Tagesordnung? Wie verhält es sich mit dem Umgangston, ist er wirklich angefüllt mit Beleidigungen, Bedrohungen sowie Ausdrücken aus der Fäkal- und Analsprache? Schnell war festzustellen, dass zu dem Thema Gewalt, Aggression und Mobbing an Schulen heute zwar etliche Studien existieren9. Dennoch wird gerade das Problem „Mobbing unter Schülern“ oftmals nicht (als schwerwiegend) erkannt oder als alltägliche Reibereien unter Schülern verharmlost. Auch mangelt es immer noch an konkreten praktischen Maßnahmen, wie Lehrer zusammen mit ihren Klassen an das Thema herangehen können. Fertigkeiten, die Kinder und Jugendliche erwerben müssen, um ihre wütenden und aggressiven Impulse beherrschen zu lernen und befriedigende Beziehungen zu anderen aufnehmen und aufrechterhalten zu können, werden nicht eingeübt. Fähigkeit und Bereitschaft, konstruktives, friedfertiges Konfliktlöseverhalten zu praktizieren, werden selten vermittelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung und Problemaufriss
- Zielsetzung der Arbeit
- Vorgehensweise der Arbeit
- Stand der wissenschaftlichen Auseinandersetzung
- Mobbing unter Schülern
- Begriffsklärung
- Abgrenzung von Aggression, Gewalt und anderen Konflikten
- Mobbinghandlungen und Erscheinungsformen
- Handlungskatalog
- Geschlechtsspezifische Unterschiede
- Ursachen und Folgeschäden des Mobbings unter Schülern
- Ursachen
- Schulinterne Ursachen
- Rolle des Systems Schule
- Rolle der Lehrer
- Personenbezogene Ursachen
- Rolle der Mobbingtäter
- Aggressive Mobber
- Ängstliche Mobber oder „Täter-Opfer“
- Gedankenlose Mobber
- Rolle der Mobbingopfer
- Passive Opfer
- Provozierende Opfer
- Rolle der Zuschauer, Unbeteiligten oder Mitläufer
- Folgen des Mobbings
- Negative Folgen für die Opfer
- Negative Folgen für die Täter
- Negative Folgen für die Mitläufer oder Unbeteiligten
- Konsequenzen für die Mobbingprävention im Unterricht
- Mobbingprävention unter Berücksichtigung der Täterseite
- Mobbingprävention unter Berücksichtigung der Opferseite
- Mobbingprävention unter Berücksichtigung der Mitläufer
- Anforderungen an Lehrerverhalten
- Thematisieren des Mobbings in einer Klasse
- Planungsgrößen des Unterrichts
- Anforderungen an die Unterrichtsmethode
- Methodenwahl passend zum Thema – Das Rollenspiel
- Bedeutung der Reflexionsphasen
- Problemfelder zur Entwicklung eines Rollenspiels zur Mobbingprävention
- Rollenspiel „Pyramide“
- Voraussetzungen
- Einsatzbereich des Spiels
- Erforderliche Lernvoraussetzungen
- Räumliche und zeitliche Voraussetzungen
- Hintergründe des Spiels
- Rollenbeschreibung und Rollenkarten
- Die Gruppe der Mobber
- Das Mobbingopfer
- Die Gruppe der Beobachter
- Arbeitsauftrag für die Gruppenarbeit
- Rolle des Lehrers als Spielleiter
- Ablauf des Pyramidenspiels (90 Minuten)
- Vorbereitungsphase (15 Minuten)
- Spielphase eins (10 Minuten)
- Reflexion der ersten Spielphase (20 Minuten)
- Gruppenarbeit (15 Minuten)
- Spielphase zwei: Variation (15 Minuten)
- Reflexionsphase der zweiten Spielphase und Ende der Unterrichtseinheit (15 Minuten)
- Zielerreichung in Bezug auf Mobbingprävention
- Schlussbetrachtung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema Mobbing unter Schülern an beruflichen Schulen und analysiert die Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen dieses Phänomens. Das Ziel der Arbeit ist es, eine Präventionsmöglichkeit im Alltagsunterricht zu entwickeln und zu präsentieren. Im Mittelpunkt stehen dabei die Entwicklung eines Rollenspiels, das die Schüler in die Thematik Mobbing einführt und ihnen Möglichkeiten zum Reflektieren und zum Erlernen konstruktiven Konfliktmanagements bietet.
- Ursachen und Faktoren, die zum Mobbing unter Schülern beitragen, wie z.B. schulinterne und personenbezogene Aspekte
- Erscheinungsformen von Mobbing, inklusive Handlungskatalog und geschlechtsspezifischen Unterschieden
- Negative Folgen von Mobbing für Opfer, Täter und Mitläufer
- Konsequenzen für die Mobbingprävention im Unterricht
- Entwicklung und Erprobung eines Rollenspiels zur Mobbingprävention
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik Mobbing an Schulen ein und skizziert die Zielsetzung und Vorgehensweise der Arbeit. Dabei wird die Relevanz des Themas unter dem Aspekt der Menschenwürde und der Schutzbedürftigkeit von Kindern und Jugendlichen hervorgehoben. Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Definition von Mobbing und grenzt es von anderen Formen von Aggression und Gewalt ab. Außerdem werden verschiedene Erscheinungsformen und Handlungskataloge von Mobbing dargestellt.
Kapitel 3 analysiert die Ursachen und Folgen von Mobbing. Hier werden schulinterne Faktoren wie die Rolle des Systems Schule und der Lehrer, sowie personenbezogene Faktoren wie die Rolle der Mobbingtäter, Mobbingopfer und Mitläufer betrachtet. Die Folgen von Mobbing für die verschiedenen Beteiligten werden in Bezug auf psychische, soziale und schulische Auswirkungen untersucht.
Kapitel 4 geht auf die Konsequenzen für die Mobbingprävention im Unterricht ein. Es werden verschiedene Ansätze vorgestellt, die unter Berücksichtigung der Täter-, Opfer- und Mitläufersicht Mobbing vorbeugen können. Außerdem werden wichtige Anforderungen an das Lehrerverhalten und die Gestaltung des Unterrichts beschrieben.
In Kapitel 5 wird die Thematisierung von Mobbing im Unterricht und die Entwicklung eines Rollenspiels als Präventionsmethode vorgestellt. Es werden verschiedene Planungsgrößen und Anforderungen an die Unterrichtsmethode, sowie die Bedeutung von Reflexionsphasen und die Problemfelder bei der Entwicklung eines Rollenspiels zur Mobbingprävention erläutert.
Kapitel 6 präsentiert das Rollenspiel „Pyramide“, welches für die Prävention von Mobbing an beruflichen Schulen entwickelt wurde. Es werden die Voraussetzungen, Hintergründe, Arbeitsaufträge, die Rolle des Lehrers als Spielleiter und der genaue Ablauf des Spiels beschrieben. Abschließend wird die Zielerreichung des Spiels in Bezug auf Mobbingprävention evaluiert.
Schlüsselwörter
Mobbing, Schüler, Schule, Prävention, Rollenspiel, Konfliktmanagement, Aggression, Gewalt, Täter, Opfer, Mitläufer, Lehrerverhalten, Unterricht, Handlungskatalog, Erscheinungsformen, Folgen, psychische Gesundheit, soziale Integration, Schulische Leistungsfähigkeit, Menschenwürde.
- Arbeit zitieren
- Sarah Weißenborn (Autor:in), 2005, Mobbing unter Schülern. Ursachen, Erscheinungsformen, Folgen und Prävention im Alltagsunterricht an beruflichen Schulen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64632