Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit zwei gleichzeitig herausragenden und typischen Erscheinungen des achtzehnten Jahrhunderts in Deutschland. Auf der einen Seite Gotthold Ephraim Lessing, der deutsche Exponent der literarischen Aufklärung, der erste „freischwebende Intellektuelle“ , auf der anderen Seite die soziopolitische Erscheinung der Freimaurerlogen.
Sowohl Lessing als auch die Geheimbünde sind in sofern typisch für die deutsche Vorrevolutionszeit, als sie die Diskrepanz zwischen der gesellschaftlichen und geistigen Situation des Bürgertums abbilden.
Der erste Teil der Arbeit zeichnet die Entstehung und Entwicklung der modernen Freimaurerei bis zu ihrer Krise gegen Ende des Jahrhunderts nach und analysiert die Gründe des Niedergangs.
Dabei rückt das Verhältnis von Aufklärung und Freimaurerei ins Zentrum. Zwar prägen die Logen als gesellschaftliche Formationen die Aufklärung entscheidend, doch besteht zwischen beiden Phänomenen ein Spannungsfeld, das einerseits bedingt wird durch ihren unterschiedlichen Charakter. Aufklärung ist im achtzehnten Jahrhundert eine intellektuelle Mentalitätsstruktur, eine bestimmte Weltsicht, eine praktische Philosophie, während die Freimaurerlogen gesellschaftliche Einrichtungen, organisierte Gruppen sind. Freimaurer ist man nur als Angehöriger dieser Gruppe, Aufklärer ist man „in der virtuellen Solidarität Gleichgesinnter“
Andererseits gerät die Forderung der Aufklärung nach Publizität mit den strukturellen Eigenschaften der Logen in Konflikt. Aus der Perspektive des Öffentlichkeitsanspruchs der Aufklärung, sind die Geheimgesellschaften sogar „ihr Gegenteil“ .
Die freimaurerische Biografie Lessings läuft entlang dieses Spannungsfeldes von Ideal und Organisationsform, Öffentlichkeitspostulat und Geheimnis. Der zweite Teil der Arbeit wird die Auseinandersetzung des „Selbstdenkers“ Lessing mit der sich wandelnden Freimaurerei von der Journalistenzeit in Berlin bis zu seinem „politische[n] Testament“ „Ernst und Falk – Gespräche für Freymäurer“ nachzeichnen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Freimaurerlogen im achtzehnten Jahrhundert
- Entstehungsgeschichte
- Anfänge und Verbreitung in Deutschland
- Gesellschaftliche Funktion und historische Bedeutung
- Die Krise der Freimaurerei
- Templertradition und Aristokratisierung
- Strikte Observanz
- Lessing und die Freimaurer
- Lessings Kontakte zur Freimaurern
- Lessings Ablehnung durch Bode
- Lessing als Freimaurer: Aufnahme und Enttäuschung
- ,,Ernst und Falk“ – Lessings Freimaurergespräche
- Kritik: die freimaurerische Praxis
- Utopie: die ideelle Freimaurerei
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Gotthold Ephraim Lessing und der Freimaurerei im 18. Jahrhundert in Deutschland. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung der Freimaurerlogen bis zu ihrer Krise sowie Lessings Auseinandersetzung mit der sich wandelnden Freimaurerei.
- Die Entstehung und Entwicklung der Freimaurerei im 18. Jahrhundert
- Die Krise der Freimaurerei und ihre Ursachen
- Das Verhältnis von Aufklärung und Freimaurerei
- Lessings Kontakte und Auseinandersetzung mit der Freimaurerei
- Lessings Kritik an der freimaurerischen Praxis und seine Vision einer idealen Freimaurerei
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die beiden zentralen Themen der Arbeit vor: Lessing und die Freimaurerei. Es wird herausgestellt, dass beide für das 18. Jahrhundert in Deutschland typisch sind, da sie die Diskrepanz zwischen gesellschaftlicher und geistiger Situation des Bürgertums abbilden.
Das erste Kapitel beleuchtet die Entstehung und Entwicklung der Freimaurerei, einschließlich ihrer Krise im späten 18. Jahrhundert. Es wird das Spannungsfeld zwischen Aufklärung und Freimaurerei erörtert: Während die Logen die Aufklärung prägten, unterschied sich ihr Charakter grundlegend. Die Aufklärung war eine intellektuelle Mentalitätsstruktur, während die Logen gesellschaftliche Einrichtungen darstellten.
Das zweite Kapitel befasst sich mit Lessings Beziehung zur Freimaurerei und seiner Kritik an der freimaurerischen Praxis. Es wird auf seine Kontakte zu den Freimaurern, seine Ablehnung durch Bode und seine Enttäuschung als Mitglied eingegangen. Darüber hinaus analysiert das Kapitel Lessings ,,Ernst und Falk" - Gespräche für Freymäurer, die sowohl Kritik an der Praxis als auch eine Utopie der idealen Freimaurerei beinhalten.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Arbeit sind Gotthold Ephraim Lessing, Freimaurerei, Aufklärung, 18. Jahrhundert, Geheimbünde, gesellschaftliche Funktion, Krise, Ideal und Organisation, Öffentlichkeitspostulat, Geheimnis, Kritik, Utopie.
- Quote paper
- Bastian Pütter (Author), 2002, 'Die unsichtbare Kirche' - Lessing und die Krise der Freimaurerei, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64663