Sexuelle Gewalt kann wahrscheinlich als kontinuierliches Merkmal der Menschheitsgeschichte angesehen werden. Dennoch fand die Thematik erst Ende der Achtziger bzw. Anfang der Neunziger Jahre vermehrt Einzug in die Fachliteratur. Die folgende Flut an Fachbüchern, populärwissenschaftlicher Lektüre und Medienberichten löste einen wahren Boom aus, der vor allem die Diskussion über sexuellen Missbrauch an Kindern erstmals der breiten Öffentlichkeit zugänglich machte. Trotz der großen Anzahl an Büchern und Aufklärungsmaßnahmen ist die Tabuisierung sexueller Gewalt jedoch längst nicht aufgehoben. Vielmehr ist die Tendenz zu beobachten, dass sich das gesellschaftliche Interesse an der Thematik langsam wieder verringert. Dies geschieht, obwohl die Zahl der Missbrauchsfälle konstant bleibt. Aus diesem Grund ist die ständige Auseinandersetzung mit der Thematik wichtig, um das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs eindämmen bzw. eine optimale Hilfe für die Opfer anbieten zu können. Sexueller Missbrauch verliert nie an Aktualität.
Das Hauptaugenmerk dieser Diplom-Arbeit ist jedoch nicht auf die Interventions- oder Therapiemöglichkeiten sondern auf die möglichen Folgen für die Opfer von sexueller Gewalt gerichtet. Die Arbeit setzt bei der Entstehung der psychischen Belastungen nach einer Missbrauchserfahrung an, um die sich daraus ergebenden klinischen Symptome besser einordnen zu können.
Das Bild und das Gedicht zu Beginn der Arbeit, sind einem Selbsthilfe-Forum anonymer Missbrauchsopfer im Internet entnommen. Eine intensive Betrachtung eröffnet dem Leser eine erste Perspektive auf das Erleben und Verhalten der Opfer im Anschluss an den sexuellen Missbrauch und soll ihn für die Thematik sensibilisieren.
Der inhaltliche Aufbau ist logisch in zwei Teile untergliedert. In den ersten Kapiteln werden zunächst die theoretischen Grundlagen von sexuellem Missbrauch erarbeitet (Kapitel 2-5), bevor im Anschluss daran auf die Traumatisierung durch sexuellen Missbrauch eingegangen wird (Kapitel 6-8).
Das zweite Kapitel stellt die verschiedenen Begrifflichkeiten und Definitionen dar, die bezüglich der Thematik in der Fachliteratur verwendet werden, und steckt den inhaltlichen Rahmen für die weiteren Ausführungen. Im nächsten Abschnitt wird anhand aktuellerer Erhebungen und Untersuchungen ein Überblick über die statistischen Verteilungen gegeben, um über das gesamte Ausmaß von sexuellem Missbrauch zu informieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffe und Definitionen
- Klärung der Begrifflichkeiten
- Definitionen
- Definitionskriterien
- Definitionsansätze
- Rechtliche Grundlagen
- Formen
- Daten und Fakten
- Ausmaß
- Häufigkeit und Dauer
- Art
- Täter
- Opfer
- Ätiologie
- Individualisierende bzw. personenorientierte Theorien
- Systemische bzw. familiendynamische Erklärungsansätze
- Sozialisationstheoretische Überlegungen
- Männliche Aggression
- Kompensation beschädigter Männlichkeit
- Integrative bzw. multifaktorielle Theorien
- Das Modell-der-vier-Voraussetzungen
- Das Drei-Perspektiven-Modell
- Profile und Strategien der Täter
- Profile
- Allgemeine Profile
- Sexuelle Missbraucher
- Pädophile
- Paraphile
- Besondere Profile
- Frauen
- Kinder und Jugendliche
- Allgemeine Profile
- Strategien
- Täterstrategien
- Abwehrstrategien
- Profile
- Einführung in die Psychotraumatologie
- Verlaufsmodell psychischer Traumatisierungen
- Die traumatische Situation
- Objektiver Zugang
- Subjektiver Zugang
- Die traumatische Reaktion
- Die unmittelbare Reaktion
- Der postexpositorische Zeitraum
- Der traumatische Prozess
- Die traumatische Situation
- Besondere Aspekte des Kindheitstraumas
- Verlaufsmodell psychischer Traumatisierungen
- Die Entstehung und Verarbeitung psychischer Belastungen durch sexuellen Missbrauch
- Pathogene und protektive Entwicklungsfaktoren
- Faktoren bei der Entstehung
- Situationsfaktoren bei sexuellem Missbrauch
- Objektive Situationsfaktoren
- Subjektive Situationseinschätzungen
- Abwehrstrategien
- Situationsfaktoren bei sexuellem Missbrauch
- Faktoren bei der Verarbeitung
- Verarbeitung aus pathogenetischer Sicht
- Verarbeitung aus salutogenetischer Sicht
- Geschlechtsspezifische Aspekte
- Kulturelle Aspekte
- Faktoren einer sekundären Viktimisierung nach sexuellem Missbrauch
- Auswirkungen der Offenlegung auf die Familie
- Außerfamiliäre Faktoren
- Faktoren bei der Entstehung
- Auswirkungen der Traumatisierung durch sexuellen Missbrauch auf Bereiche der psychosozialen Entwicklung
- Bindungsfähigkeit
- Theoretische Grundlage
- Bindungsentwicklung und -störung
- Transgenerationale Übertragung und Weitergabe
- Selbstwert und Körpergefühl
- Selbstwert
- Aktivierung des Schamgefühls
- Bewältigungsversuche
- Körpergefühl
- Körperbild
- Körpergrenzen
- Sportverhalten
- Selbstwert
- Sexualität
- Sexuelle Zufriedenheit und Funktionsfähigkeit
- Sexualisierung von Beziehungen
- Sexuelle Störungen und Auffälligkeiten
- Sexuell aggressives Verhalten
- Prostitution
- Störungen der Sexualpräferenz
- Gefährdung bezüglich weiterer sexueller Übergriffe
- Delinquenz
- Sozio-ökonomischer Status
- Sucht
- Antisoziale Persönlichkeit
- Bindungsfähigkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Traumatisierung von Kindern durch sexuellen Missbrauch und analysiert die Auswirkungen unter Berücksichtigung pathogener und protektiver Faktoren.
- Definitionen von sexuellem Missbrauch und Trauma
- Häufigkeit, Art und Ausmaß von sexuellem Missbrauch
- Ätiologie und Theorien zur Entstehung von sexuellem Missbrauch
- Psychosoziale Auswirkungen von sexuellem Missbrauch auf Kinder
- Protektive und pathogene Faktoren bei der Entstehung und Verarbeitung von Trauma
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den Kontext und die Relevanz des Themas "Traumatisierung von Kindern durch sexuellen Missbrauch" vor.
- Begriffe und Definitionen: Dieses Kapitel definiert zentrale Begriffe wie sexueller Missbrauch, Trauma, Pädophilie und Paraphilie. Es beleuchtet auch rechtliche Grundlagen und Formen von sexuellem Missbrauch.
- Daten und Fakten: Dieses Kapitel präsentiert Statistiken und Fakten über die Häufigkeit, Art und Ausmaß von sexuellem Missbrauch. Es stellt auch typische Täter- und Opferprofile vor.
- Ätiologie: Das Kapitel befasst sich mit verschiedenen Theorien zur Entstehung von sexuellem Missbrauch, darunter individualisierende, systemische, sozialisationstheoretische und integrative Ansätze. Es erläutert auch Modelle wie das Modell-der-vier-Voraussetzungen und das Drei-Perspektiven-Modell.
- Profile und Strategien der Täter: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Profile von sexuellen Missbrauchern, darunter allgemeine und besondere Profile. Es befasst sich auch mit Strategien, die Täter einsetzen, sowie mit Abwehrstrategien von Opfern.
- Einführung in die Psychotraumatologie: Dieses Kapitel erläutert das Verlaufsmodell psychischer Traumatisierungen und die Entstehung und Verarbeitung von Traumata.
- Die Entstehung und Verarbeitung psychischer Belastungen durch sexuellen Missbrauch: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen von sexuellem Missbrauch auf die Entwicklung von Kindern. Es betrachtet die Rolle von pathogenen und protektiven Faktoren, sowie die Verarbeitung von Traumata aus verschiedenen Perspektiven.
- Auswirkungen der Traumatisierung durch sexuellen Missbrauch auf Bereiche der psychosozialen Entwicklung: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen von sexuellem Missbrauch auf verschiedene Bereiche der psychosozialen Entwicklung von Kindern, darunter Bindungsfähigkeit, Selbstwertgefühl, Sexualität und Delinquenz.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen sexueller Missbrauch, Traumatisierung, Kindheitstrauma, psychosoziale Entwicklung, pathogene und protektive Faktoren, Bindungstheorie, Selbstwert, Sexualität und Delinquenz.
- Pathogene und protektive Entwicklungsfaktoren
- Quote paper
- Diplom-Sozialpädaoge Niko Markantonatos (Author), 2006, Traumatisierung von Kindern durch sexuellen Missbrauch und die Auswirkungen unter Berücksichtigung pathogener und protektiver Faktoren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64718