Gegenstand dieser Hausarbeit soll sowohl Immanuel Kants 1784 entstandener Text „Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung?“, als auch Christian Heinrich Spieß‘ moralische Erzählung „Das schöne irre Judenmädchen“ aus dem Jahr 1795 sein. „Das schöne irre Judenmädchen“ ist eine Doppelbiographie, das heißt sie ist nicht getrennt von einem zweiten Text aus Spieß‘ „Biographien der Wahnsinnigen“, nämlich „Ein Haubenstock namens Karoline“ zu betrachten. Doppelbiographie bedeutet hier, daß Christian Heinrich Spieß ein und dieselbe Biographie in zwei Biographien verpackt hat, die sich dem Thema des Wahnsinns von unterschiedlichen Ausgangspunkten aus nähern und dadurch auch unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Der Schwerpunkt der Analyse wird dabei allerdings auf dem erstem Text liegen, der zweite wird mehr als Ergänzung und zur Unterstützung von aufgestellten Thesen herangezogen. Beide Texte kann man der Epoche der Aufklärung zu rechnen. Bei der Analyse des Kant als auch des Spieß Textes werden signifikante Stellen in beiden Texten heraus gearbeitet und aufeinander bezogen. Die Begriffe der Mündigkeit beziehungsweise der Unmündigkeit werden hierfür eine bedeutende Rolle spielen. Es soll geklärt werden, in wieweit einige von Kants Thesen bei Spieß wieder zu finden sind und wie sie dargestellt und umgesetzt werden. Zur genauen Darstellung einiger von Kants Aussagen, beispielsweise in bezug auf Kants Definition des Wahnsinns, habe ich das Kant- Lexikon von Rudolf Eisler hinzu gezogen, was aber entsprechend gekennzeichnet wurde. Besonders eingehen werde ich speziell auf die Bereiche Religion, Wahnsinn und Gesellschaft. Wobei diese Begriffe im direkten Zusammenhang zu einander stehen und die Argumentation an manchen Stellen deshalb fließend von dem einen Begriff zum anderen übergehen wird. So möchte ich untersuchen, was für eine Rolle Kant und Spieß der Religion zu messen und wie sie dargestellt wird. Welche Rolle die Gesellschaft für die Mündigkeit der Protagonisten bei Spieß spielt und wie sie damit umgehen. Hat Esther wirklich den Mut ihren eigenen Verstand zu benützen und welchen Einfluß übt ihr äußeres Umfeld auf sie aus? Wie entwickelt sich ihr Wahnsinn? Ist er selbstverschuldet, oder trägt sie keine Schuld? Diese und ähnliche Fragen möchte ich im Verlauf der Analyse klärend beantworten. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Biographische Daten zu Johann Christian Heinrich Spieß und Immanuel Kant
- Immanuel Kant
- Christian Heinrich Spieß
- Zusammenfassende Darstellung der beiden behandelten Texte
- „Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung?“
- „Das schöne irre Judenmädchen. Das ist: Die Geschichte der Esther L.“
- Formale und sprachliche Analyse von „Das schöne irre Judenmädchen“
- Literarische Analyse von „Das schöne irre Judenmädchen“ im direkten Vergleich zu Kants „Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung?
- Entwicklung der Liebe zwischen Friedrich und Esther und das Ende der Mündigkeit
- Esthers Melancholie und die Symbolik der Namen
- Die Religion und die Vorboten des Wahnsinns
- Kants Definition des Wahnsinns und die Entwicklung des Gleichen bei Karoline
- Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Immanuel Kants „Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung?“ (1784) und Christian Heinrich Spieß' moralische Erzählung „Das schöne irre Judenmädchen“ (1795). Die Arbeit untersucht, wie die beiden Texte das Thema der Aufklärung und deren Einfluss auf die individuelle Mündigkeit behandeln. Dabei werden die Schwerpunkte auf Kants Thesen zur Mündigkeit, Unmündigkeit und dem Gebrauch des eigenen Verstandes gelegt und mit den Darstellungen in Spieß' Text verglichen.
- Die Bedeutung von Mündigkeit und Unmündigkeit in der Aufklärung
- Der Einfluss der Gesellschaft auf die Entwicklung der Protagonisten
- Die Rolle der Religion und des Wahnsinns in den Texten
- Kants Definition des Wahnsinns und seine Anwendung in „Das schöne irre Judenmädchen“
- Sprachliche Besonderheiten und Analyse von „Das schöne irre Judenmädchen“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Hausarbeit ein und stellt die beiden behandelten Texte, „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ von Immanuel Kant und „Das schöne irre Judenmädchen“ von Christian Heinrich Spieß, vor. Es wird auch die Methodik der Analyse erläutert und der Fokus auf die Bereiche Religion, Wahnsinn und Gesellschaft gelegt.
Das zweite Kapitel widmet sich den Biografien von Kant und Spieß. Hier werden die wichtigsten Stationen ihrer Lebensläufe beleuchtet, um ihre persönlichen Hintergründe mit den Inhalten der Texte in Verbindung zu bringen.
Kapitel 3 bietet eine zusammenfassende Darstellung der beiden analysierten Texte. Im Fokus steht Kants Definition der Aufklärung, der öffentliche und private Gebrauch der Vernunft, sowie der Prozess der Aufklärung. Außerdem wird die Geschichte von Esthers Wahnsinn in Spieß' Text dargestellt.
Im vierten Kapitel werden die formalen und sprachlichen Besonderheiten von Spieß' „Das schöne irre Judenmädchen“ untersucht.
Das fünfte Kapitel analysiert Spieß' Text im direkten Vergleich zu Kants „Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung?“. Hier werden die Entwicklung der Liebe zwischen Friedrich und Esther, Esthers Melancholie, die Symbolik der Namen, die Rolle der Religion und der Wahnsinn in beiden Texten untersucht.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Hausarbeit sind: Aufklärung, Mündigkeit, Unmündigkeit, Vernunft, Wahnsinn, Gesellschaft, Religion, „Das schöne irre Judenmädchen“, Immanuel Kant, Christian Heinrich Spieß.
- Quote paper
- Anke Leins (Author), 2003, Christian Heinrich Spieß' "Das schöne irre Judenmädchen" analysiert mit Hilfe von Immanuel Kants "Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung?", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64737