1. Einleitung und Forschungsstand
Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Rechtsstaatlichkeit und ihre Entwicklung in den beiden südamerikanischen Staaten Paraguay und Uruguay. Zunächst soll die Unterschiedlichkeit des Rechtsstaates in den beiden Ländern durch eine qualitative Beurteilung (Diagnose) festgehalten werden, der eine Operationalisierung des Rechtsstaates vorausgehen wird. Die dem eigentlichen Vergleich vorgelagerte historisch-genetische Darstellung soll Zusammenhänge und Faktoren aufdecken, die für die mögliche Verschiedenheit der Zustände der Rechtsstaatlichkeit in den beiden „kleinen“ Mercosur-Ländern als Ursachen in Betracht kommen. Diese Ursachen können sodann am Ende der Darstellung von anderen isoliert und durch den Vergleich herausgestellt werden. Jedoch soll Wert darauf gelegt werden, dass beiden Variablen (unabhängige und abhängige) im gleichen Maße Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Die zentrale Frage dieser Magisterarbeit beschäftigt sich mit den Gründen und Ursachen der unterschiedlich entwickelten und ausgeprägten Rechtsstaatlichkeit in Uruguay und Paraguay. Mit anderen Worten: Wodurch lassen sich Differenzen bei der abhängigen Variable (Rechtsstaatlichkeit) der beiden Länder erklären? Außerdem ist im Vorfeld zu klären, was den Unterschied der Rechtsstaatlichkeit zwischen beiden Ländern substantiell ausmacht.
Im Unterschied zu den beiden großen Mercosur-Ländern Argentinien und Brasilien werden vor allem Paraguay, aber auch Uruguay, generell in der Forschung der Geistes-, Sozial- sowie Staatrechtswissenschaft wenig berücksichtigt. Aktuelle Aufsätze und Monographien zu Themen des Rechtsstaates oder zur politischverfassungsrechtlichen Entwicklung dieser Länder sind noch seltener. Positive Ausnahmen bilden für Paraguay die Untersuchungen von Anja Schoeller-Schletter über Verfassungstraditionen und die des Instituto Internacional de Gobernabilidad de Cataluña über den Rechtsstaat an sich. Für Uruguay ist unter anderem die Analyse der uruguayischen Konstitutionen von Gros Espiell zu benennen. Ferner stellt der einzige direkte Vergleich zwischen beiden Ländern die Untersuchung von Norbert Lösing dar, die sich auf die Verfassungsgerichtsbarkeit konzentriert.1
Die hier vorgelegte Studie versteht sich als einen vergleichenden Beitrag zur Entwicklung und Ausprägung der Rechtsstaatlichkeit in Paraguay und Uruguay sowie der gesamten La-Plata-Region.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Forschungsstand
- Methode
- Fallauswahl und Untersuchungszeitraum
- Operationalisierung des Rechtsstaates
- Definition des Rechtsstaates
- Schlüsselvariablen
- Unabhängigkeit
- Effizienz
- Zugang
- Berechenbarkeit
- Menschenrechte
- Indikatoren
- Unabhängigkeit
- Effizienz
- Zugang
- Berechenbarkeit
- Menschenrechte
- Zusammenfassung
- Übersichtsdarstellung der Schlüsselvariablen und Indikatoren
- Die Rechtsstaatsausprägung in Paraguay und Uruguay
- Rechtsstaatsmessung: Paraguay
- Unabhängigkeit
- Effizienz
- Zugang
- Berechenbarkeit
- Menschenrechte
- Rechtsstaatsmessung: Uruguay
- Unabhängigkeit
- Effizienz
- Zugang
- Berechenbarkeit
- Menschenrechte
- Vergleichende Zusammenfassung der Rechtsstaatsmessungen
- Historische Entwicklung des Rechtsstaates in Paraguay und Uruguay
- Paraguay
- Von der Unabhängigkeit bis zum Tripel-Allianz-Krieg
- Der Wiederaufbau und die erste Verfassung
- Vom Chaco-Krieg zur exekutivlastigen Verfassung 1940
- Stroessners Wunschverfassung – Exekutivlastigkeit und scheinbare Gewaltenteilung
- Erste demokratische Verfassung und die Anfänge eines Rechtsstaates
- Uruguay
- Von der Unabhängigkeit zur ersten Verfassung (1806-1870)
- Principistas – Die Anfänge des formalen Rechtsstaates in Uruguay
- Vollständige Ausprägung des formalen und Entstehung des materiellen Rechtsstaates
- Diktatur mit formalem Rechtsstaat 1973-1984
- Rückkehr der Demokratie und des materiellen Rechtsstaates
- Zusammenfassung
- Rechtsstaatsimport durch Immigration
- Immigration als Transporteur des Rechtsstaates
- Urbanisierung und ihr Einfluß auf die Rechtsstaatsentwicklung
- Wirtschaftliche Entwicklung als Determinante des Rechtsstaates
- Politische Kultur und Demokratieerfahrung als Begleiter der Rechtsstaatlichkeit
- Zusammenfassung
- Schlussfolgerungen
- Ausblick für Uruguay – Leben von der Substanz
- Ausblick für Paraguay - Hoffen auf politische Stabilität
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Entwicklung der Rechtsstaatlichkeit in Paraguay und Uruguay und beleuchtet die Unterschiede in ihrer Ausprägung. Das Ziel ist es, diese Unterschiede zu erklären, indem die historischen Entwicklungen und Einflüsse beider Länder betrachtet werden. Die Analyse soll Aufschluss darüber geben, welche Faktoren die Rechtsstaatlichkeit in den beiden Ländern unterschiedlich beeinflusst haben.
- Die Ausprägung des Rechtsstaates in Paraguay und Uruguay
- Die historischen Entwicklungen des Rechtsstaates in beiden Ländern
- Die Rolle der Immigration bei der Entwicklung des Rechtsstaates
- Der Einfluss politischer Kultur und Demokratieerfahrung auf die Rechtsstaatlichkeit
- Die Unterschiede in der Rechtsstaatsentwicklung beider Länder
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Forschungsstand und die Methodik der Analyse darstellt. Das zweite Kapitel operationalisiert den Rechtsstaat und definiert die relevanten Schlüsselvariablen und Indikatoren. Im dritten Kapitel werden die Ergebnisse der Rechtsstaatsmessung in Paraguay und Uruguay präsentiert und verglichen. Das vierte Kapitel widmet sich der historischen Entwicklung des Rechtsstaates in beiden Ländern, während das fünfte Kapitel die Rolle der Immigration und die Auswirkungen auf die Rechtsstaatsentwicklung untersucht. Die Schlussfolgerungen der Arbeit bieten einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Rechtsstaatlichkeit in Paraguay und Uruguay.
Schlüsselwörter
Rechtsstaatlichkeit, Paraguay, Uruguay, Südamerika, Vergleichende Analyse, Historische Entwicklung, Immigration, Politische Kultur, Demokratie, Rechtsstaatsimport, Mercosur.
- Quote paper
- Dietmar Klumpp (Author), 2005, Der Rechtsstaat in Paraguay und Uruguay: Diagnose – Vergleich – Erklärungsversuch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64738