Der demographische Wandel stellt eine der zentralen Herausforderungen in den nächsten Jahrzehnten dar. Dieses betrifft nicht nur, wie oft in der Öffentlichkeit diskutiert, die Finanzierung des Rentensystems, sondern ist weitaus tief greifender.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Kommune. Hierbei sollen die verschiedensten Problematiken die auf kommunaler Ebene entstehen erläutert werden. Des Weiteren soll aufgezeigt werden, dass der demographische Wandel sich regional unterschiedliche Ausprägungen hat und auch zu unterschiedlichen Zeiten einsetzt.
In dieser Arbeit wird so vorgegangen, dass, nach einer Einführung in die Problematik, der demographische Wandel zunächst auf Bundesebene betrachtet wird um daraufhin, immer kleinräumiger, Nordrheinwestfalen zu analysieren. Schlussendlich werden die unterschiedlichen Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Kommunen veranschaulicht. Hierbei soll deutlich werden, in welch unterschiedlichen Ausmaß der demographische Wandel wirkt. Abschließend wird ein Einblick in die momentane Diskussion bezüglich des Umgangs der Folgen des demographischen Wandels.
Um zu verstehen, was der demographische Wandel bedeutet, muss zunächst der Begriff der Demographie definiert werden.
Demographie ist laut Leser Bevölkerungslehre, die sich mit der Struktur, Verteilung und Veränderung der Bevölkerung befasst, sprich mit der Bevölkerungsentwicklung. Es gibt in diesem Zusammenhang 3 Faktoren, die die Bevölkerungsentwicklung wesentlich bestimmen: Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Zuwanderung.
Da sich diese Faktoren und die Zusammensetzung der Bevölkerung jedoch ständig ändern, verweist der Begriff des demographischen Wandels nicht lediglich auf Veränderung in der Bevölkerungsstruktur, sondern ist ein normativer Begriff, der eine ganz bestimmte Veränderung darstellt. Die Entwicklung, die hinter diesem Begriff steht, wird oftmals mit den Satz: „Wir (die Gesellschaft) werden „weniger, älter und bunter“ “ beschrieben. Dieses bedeutet, dass die Bevölkerungszahl abnehmen wird, es wird immer mehr ältere Menschen geben und der Anteil der Bürger mit Migrationshintergrund wird wachsen.
Um das Phänomen des demographischen Wandels deutlicher zu machen, werden die Faktoren des „weniger, älter und bunter“ Werdens an der Bundesrepublik veranschaulicht.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Problematik
2.1 Demographischer Wandel in der BRD
2.2 Demographischer Wandel in NRW
3. Demographischer Wandel in den Kommunen
3.1 Auswirkungen auf den kommunalen Haushalt
3.1.1 Auswirkungen auf die Einnahmeseite einer Kommune
3.1.2 Auswirkungen auf der Ausgabenseite einer Kommune
3.2 Soziale Auswirkungen
3.3 Stadtumbau Ost
3.4 Künftige Herausforderungen an die Kommunen
4. Diskussion
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Bevölkerungspyramiden 1950 - 2050
Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung 1999-2020
Abbildung 3: Künftige Tragfähigkeitsprobleme
1. Einleitung
Der demographische Wandel stellt eine der zentralen Herausforderungen in den nächsten Jahrzehnten dar. Dieses betrifft nicht nur, wie oft in der Öffentlichkeit diskutiert, die Finanzierung des Rentensystems, sondern ist weitaus tief greifender.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Kommunen. Hierbei sollen die verschiedensten Problematiken, die auf kommunaler Ebene entstehen, erläutert werden. Des Weiteren soll aufgezeigt werden, dass der demographische Wandel sich regional unterschiedliche Ausprägungen hat und auch zu unterschiedlichen Zeiten einsetzt.
In dieser Arbeit wird so vorgegangen, dass, nach einer Einführung in die Problematik, der demographische Wandel zunächst auf Bundesebene betrachtet wird, um daraufhin, immer kleinräumiger, Nordrheinwestfalen zu analysieren. Schlussendlich werden die unterschiedlichen Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Kommunen veranschaulicht. Hierbei soll deutlich werden, in welch unterschiedlichen Ausmaß der demographische Wandel wirkt. Abschließend wird ein Einblick in die momentane Diskussion bezüglich des Umgangs der Folgen des demographischen Wandels.
2. Problematik
Um zu verstehen, was der demographische Wandel bedeutet, muss zunächst der Begriff der Demographie definiert werden.
Demographie ist laut Leser[1] Bevölkerungslehre, die sich mit der Struktur, Verteilung und Veränderung der Bevölkerung befasst, sprich mit der Bevölkerungsentwicklung. Es gibt in diesem Zusammenhang 3 Faktoren, die die Bevölkerungsentwicklung wesentlich bestimmen: Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und Zuwanderung.[2]
Da sich diese Faktoren und die Zusammensetzung der Bevölkerung jedoch ständig ändern, verweist der Begriff des demographischen Wandels nicht lediglich auf Veränderung in der Bevölkerungsstruktur, sondern ist ein normativer Begriff, der eine ganz bestimmte Veränderung darstellt. Die Entwicklung, die hinter diesem Begriff steht, wird oftmals mit den Satz: „Wir (die Gesellschaft) werden „weniger, älter und bunter“[3] “ beschrieben. Dieses bedeutet, dass die Bevölkerungszahl abnehmen wird, es wird immer mehr ältere Menschen geben und der Anteil der Bürger mit Migrationshintergrund wird wachsen.
Um das Phänomen des demographischen Wandels deutlicher zu machen, werden die Faktoren des „weniger, älter und bunter“ Werdens an der Bundesrepublik veranschaulicht.
2.1 Demographischer Wandel in der BRD
Das „Älterwerden der Gesellschaft“ ist mit einer stetig steigenden Lebenserwartung[4] zu erklären, welche sich durch ein immer höher werdendes Maß an Wohlstand begründet (bessere Medizinische Versorgung etc). So wird beispielsweise die Lebenserwartung eines 60-jährigen Mannes im Jahre 2050 23,7 Jahre betragen, was eine Steigerung von 4,5 Jahren zum jetzigen Zeitpunkt wäre.[5]
Doch die steigende Lebenserwartung reicht nicht aus, um das Älterwerden der Gesellschaft zu beschreiben. Ein wichtiger Faktor hierbei ist, dass die Gesellschaft weniger wird, also ein größerer Anteil an Menschen stirbt, als geboren wird. Dieses führt dazu, dass es immer weniger junge Menschen im Verhältnis zu den Älteren gibt. So gab es 1950 doppelt so viele Menschen unter 20 Jahre als über 59. 2050 wird es ca. doppelt so viele über 59-jährige geben als unter 20-jährige.[6] [7]. Der Altenquotient[8] wird von 43,9% im Jahre 2001 auf 77,8% im Jahre 2050 steigen[9], mehr als jeder dritte wird über 60 Jahre alt sein. Das bedeutet auch, dass der Anteil 20- bis 60-jährigen langfristig weniger als 50% ausmachen wird, was ein enormes Problem für das Rentensystem darstellt.[10]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Bevölkerungspyramiden 1950 - 2050
Quelle:http://www.bdi-online.de/img/AllgemeineWirtschaftspolitik
/pyramide_gross.jpg
Dieses lässt sich auch aus Abbildung erkennen. Der Anteil der jüngeren Menschen an der Bevölkerung nimmt immer mehr ab, während der Anteil der älteren Menschen steigt.
Ursache hierfür ist die niedrige Fruchtbarkeitsrate. Seit den 80’er Jahren werden in Deutschland lediglich 1,3 Kinder pro Frau geboren, welches weltweit zu den niedrigsten Fruchtbarkeitsraten gehört.[11] Wobei hier zu erwähnen ist, dass in fast allen Industrienationen niedrige Fruchtbarkeitsraten vorzufinden sind. Damit eine Generation sich komplett selbst reproduzieren kann, benötigt es eine Fruchtbarkeitsrate von 2,1 Kindern pro Frau.[12] In Deutschland reproduziert sich die Bevölkerung also lediglich zu ⅔. Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass dieser Prozess durch eine bessere Familienpolitik ausgeglichen werden kann, „denn da die seit 1975 nicht Geborenen als potenzielle Eltern ausfallen, wird das Geburtendefizit stark ansteigen.“ (ILS, Seite 5). Diese Entwicklung ist bisher einzigartig, denn niemals zuvor in der Geschichte ist die Bevölkerungszahl ohne Einfluss von Krieg oder Krankheiten zurückgegangen.[13]
Hiermit erklärt sich auch, warum die Gesellschaft „bunter“ wird. Einerseits nimmt die Bedeutung von Zuwanderung zu, andererseits gebären Frauen mit Migrationshintergrund mehr Kinder.[14] Würde die Bevölkerung in Deutschland nicht „bunter“ werden, also die theoretische Annahme, dass es vom jetzigen Zeitpunkt keine Zuwanderung nach Deutschland mehr geben würde, sänke die Zahl der Einwohner bis 2050 um 29 Mio.[15]
Doch auch mit Einwanderung, lässt sich der Rückgang der Bevölkerungszahlen kaum vermeiden. Selbst bei einem starken Anstieg der Lebenserwartung und bis zu 300.000 Einwandern pro Jahr, würde die Bevölkerungszahl auf 81 Mio. im Jahre 2050 zurückgehen.[16] In den meisten Publikationen wird von einer Zuwanderung von 200.000 Menschen pro Jahr ausgegangen und einem leichten Anstieg der Lebenserwartung ausgegangen; so auch in dieser Arbeit. Doch selbst bei einer Zuwanderung von 200.000 Menschen pro Jahr, würde die Einwohnerzahl auf ca. 75 Mio. Menschen zurückgehen[17].[18]
Zuwanderung ist auch in den vergangenen Jahrzehnten wichtig gewesen, so ist die Bevölkerungszahl in den Jahren von 1950 bis 2000 um 13 Mio. gestiegen; 4,5 Mio. waren Geburtenüberschüsse, 8,5 Mio. durch Zuwanderung.[19] Da die Einwohnerzahl bis 2050 wahrscheinlich um 10% bis 15% abnehmen wird, ist Zuwanderung nicht nur wichtig, sondern auch unumgänglich.[20]
Das Problem der Integration oder der Anwerbung derartiger Massen von Einwandern sei an diese Stelle nur am Rande erwähnt.
Doch Wanderungen finden nicht nur zwischen Nationen statt, sondern auch innerhalb eines Staates. Gerade hier zeigt sich die Bedeutung von Wanderung. Wenn die natürliche Bevölkerungsentwicklung rückläufig ist, gewinnt die Wanderung an Bedeutung. Dieses liegt daran, dass früher, beispielsweise in Zeiten der Industriellen Revolution, negative Wanderungsbewegungen noch durch eine positive natürliche Bevölkerungsentwicklung ausgeglichen werden konnte. Dieses ist heute nicht mehr der Fall. In den Regionen in denen abgewandert wird, finden Schrumpfungsprozesse statt. Hiermit wird auch klar, dass demographischer Wandel regional differenziert stattfindet. Viele Kommunen in Ostdeutschland und im Ruhrgebiet machen heute das durch, was vielen anderen Regionen noch bevorsteht.[21]
2.2 Demographischer Wandel in NRW
Selbst bei Betrachtungen eines Bundeslandes, in diesem Fall Nordrhein-Westfalen, stellt sich heraus, dass es regional enorme Unterschiede gibt. Momentan hat Nordrhein-Westfalen eine Bevölkerungszahl von ca. 18 Mio.[22]. Bereits jetzt[23] beginnt die Einwohnerzahl zu sinken und wird sich auch in prognostizierbarer Zeit weiterhin Fortsetzen.[24] Voraussichtlich bis zum Jahre 2040 wird die Einwohnerzahl auf unter 17 Mio. sinken[25], allerdings wird der Rückgang bis 2020 gering ausfallen.[26] Eine weitere Folge des demographischen Wandels, die bereits jetzt auf Landesebene bemerkbar macht, ist, dass der Schulgang 2005/2006 zum letzten Mal steigende Schülerzahlen vorzuweisen hat.[27]
Wie bereits erwähnt, sind auch auf Landesebene enorme regionale Unterschiede in der Entwicklung zu finden. So würde die Einwohnerzahl Nordrhein-Westfalens bis 2015 steigen, wenn das Ruhrgebiet rausgerechnet würde.[28] Genauer betrachtet bedeutet dies, dass insbesondere die ländlichen Gebiete bis 2015 in der Bevölkerungszahl um bis zu 10% wachsen,[29] [30] während die Städte des Ruhrgebiets um bis zu 12% schrumpfen werden.[31] Da die natürliche Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Regionen nur wenig schwankt, bedeutet dies, dass ein Bevölkerungszuwachs praktisch immer mit Zuwanderungsgewinnen korreliert.[32] So werden beispielsweise die Städte Essen, Hagen, Dortmund und Herne bis 2015 ein zehntel ihrer Bevölkerung einbüßen und auch schon bereits Einwohner verloren haben.[33] Dies bedeutet, dass Schrumpfungsprozesse und Wachstum geographisch sehr nah beieinander existieren können und sich die Kernstädte des Ruhrgebiets schon jetzt im demographischen Wandel befinden und mit dessen Folgen direkt vor Ort konfrontiert sind.[34]
3. Demographischer Wandel in den Kommunen
Zu den auffälligsten Merkmalen des demographischen Wandels gehört der
Wohnungsleerstand.[35] An diesem Merkmal lassen sich auch mehrere andere Folgen ableiten. So bedeutet Wohnungsleerstand eine Verringerung der Einwohnerzahl, welches wiederum Auswirkungen auf den kommunalen Haushalt hat, die Auslastung der Infrastruktur, das Stadtbild und Image der Stadt, sowie das soziale Gefüge der Stadt.
[...]
[1] Leser (1997), Seite 135
[2] Schmidt (2003), Seite 6
[3] ILS NRW (1/05)
[4] Kilper & Müller (2005), Seite 37
[5] Schmidt (2003), Seite 7
[6] RUFIS (2001), Seite 14
[7] Schmidt (2003); Seite 7
[8] In Deutschland wird er Altenquotient definiert als Anteil der über 60-jährigen bezogen auf die 20- bis 60-jährigen (Röhl (2005), Seite 329)
[9] Bertelsmann Stiftung (2004), Seite 10
[10] Schmidt (2003), Seite 10
[11] Schmidt (2003), Seite 6
[12] Kemper (2004), Seite 20
[13] Schmidt (2003), Seite 7
[14] So. liegt im Durchschnitt die Kinderanzahl bei Familien mit Migrationshintergrund bei 2,02; in deutschen Familien liegt dieser Wert bei 1,62 Kindern (http://www.drehscheibe.org/leitfaden-artikel.html?LeitfadenID=94)
[15] Schmidt (2003)_33, Seite 7
[16] Variante 9 des Statistischen Bundesamtes zur Vorhersage der Bevölkerungszahl im Jahre 2050 (Schmidt (2003), Seite 8))
[17] Bertelsmann Stiftung (2004), Seite 8
[18] Hier sei erwähnt, dass es bisher noch nicht wissenschaftlich geklärt ist, wie schnell eine Bevölkerungszahl maximal schrumpfen kann, ohne dass es zu grundlegenden gesellschaftlichen Störungen kommt (RUFIS (2001), Seite 8)
[19] Kilper & Müller (2005), Seite 36
[20] RUFIS (2001), Seite 7
[21] Aktion Demographischer Wandel (2004), Seite 8
[22] http://www.lds.nrw.de/statistik/datenangebot/daten/b/struktur/r311ausl.html
[23] So ist die Einwohnerzahl in Nordrhein-Westfalen vom Jahr 2003 auf 2004 um 20.000 Einwohner gesunken (http://www.lds.nrw.de/statistik/datenangebot/daten/b/r311bev1.html)
[24] So würde die Einwohnerzahl ohne Zuwanderung in Nordrheinwestfalen auf 5,6 Mio. Einwohner sinken (ILS NRW (2002), Seite 6)
[25] Dransfeld & Osterhage (2003), Seite 10 & ILS NRW (2002), Seite 6
[26] ILS NRW (1/05)
[27] ILS NRW (2002), Seite 18
[28] RUFIS (2001), Seite 38
[29] Schmidt (2003); Seite 11 ff.
[30] Allerdings wird in fast allen Regionen wird spätestens ab Mitte der 2020’er die maximale Bevölkerungszahl erreicht sein (ILS_Wohnsied, Seite 86)
[31] ILS NRW (2002), Seite 6
[32] ILS NRW (2002), Seite 7
[33] Trotz Wanderungsgewinnen für Nordrhein-Westfalen in den späten 80’ern und frühen 90’er Jahren erlitten die Kernstädte des Ruhrgebiets bereits Bevölkerungsverluste. (ILS NRW (2002), Seite 4)
[34] Dransfeld & Osterhage (2003), Seite 12
[35] Heineberg (2004), Seite 42
- Arbeit zitieren
- Raphael Lobach (Autor:in), 2006, Demographischer Wandel in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64863
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