Die soziale Intelligenz ist durchaus als Vorläuferin der emotionalen Intelligenz zu sehen. Die Geschichte der Intelligenzforschung ist reich an Versuchen, das klassische Konzept einer akademischen Intelligenz um andere Bereiche intelligenten Verhaltens zu erweitern. In diesem Zusammenhang weist Brody 1992 darauf hin, dass die akademische Intelligenz nur sehr eingeschränkt mit der Fähigkeit von Menschen, sich in alltäglichen Lebenssituationen intelligent zu verhalten, zusammen hängt. Ein „neues“ Intelligenzkonstrukt, das in einigen Punkten zur sozialen und personalen Intelligenz verbindet werden kann, ist jenes der emotionalen Intelligenz. Salovey und Mayer stellten im Jahre 1990 dieses Konzept vor.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Konzepte der emotionalen Intelligenz
2.1. Das ursprüngliche Konzept von Salovey und Mayer (1990)
2.2. Das modifizierte Konzept nach Mayer und Salovey (1997)
III. Diagnostische Zugänge zur Erfassung von emotionaler Sensitivität und Expressivität
3.1. Selbstbeschreibungsmethoden
3.1.1. Sensitivität für Emotionen bei einem selbst
3.1.2. Sensitivität für Emotionen bei anderen Personen
3.1.3. Emotionale Expressivität
3.2. Performanzmaße
3.2.1. Sensitivität für Emotionen bei einem selbst
3.2.2. Sensitivität für Emotionen bei anderen Personen
3.2.3. Expressivität
IV. Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Die soziale Intelligenz ist durchaus als Vorläuferin der emotionalen Intelligenz zu sehen.
Die Geschichte der Intelligenzforschung ist reich an Versuchen, das klassische Konzept einer akademischen Intelligenz um andere Bereiche intelligenten Verhaltens zu erweitern. In diesem Zusammenhang weist Brody 1992 darauf hin, dass die akademische Intelligenz nur sehr eingeschränkt mit der Fähigkeit von Menschen, sich in alltäglichen Lebenssituationen intelligent zu verhalten, zusammen hängt.
Ein „neues“ Intelligenzkonstrukt, das in einigen Punkten zur sozialen und personalen Intelligenz verbindet werden kann, ist jenes der emotionalen Intelligenz. Salovey und Mayer stellten im Jahre 1990 dieses Konzept vor.
II. Konzepte der emotionalen Intelligenz
2.1. Das ursprüngliche Konzept der emotionalen Intelligenz von Salovey und Mayer (1990)
Salovey und Mayer betrachteten emotionale Intelligenz als Teilkomponente der sozialen Intelligenz und definieren diese als die Fähigkeit, die eigene Gefühle und die Gefühle der anderen wahrzunehmen.
Ihrer Meinung nach, emotional intelligente Personen sind:
- Personen, die ihre Emotionen schneller und genauer wahrnehmen können bzw. auf wahrgenommene Emotionen reagieren können.
- Personen, die die Emotionen anderen gegenüber auch besser zum Ausdruck bringen können.
- Personen, die fähig sind, die von anderen zum Ausdruck gebrachten Emotionen genauer einschätzen können.
Als Folge davon sind diese Personen fähig:
- eine bessere Regulation von Emotionen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen aufzuweisen und diese Fähigkeit für das Erreichen verschiedener Ziele zu nutzen, und
- ihre eigenen Emotionen für die Lösung verschiedener Problemstellungen besser zu nutzen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Emotionale Intelligenz umfasst nach Salovey und Mayer folgende Fähigkeiten: Erkennen (Bewerten) und Ausdruck von Gefühlen, Regulation von Emotionen und Nutzbarmachung von Emotionen. Es kann davon ausgegangen werden, dass eine erfolgreiche Nutzung von Emotionen eine hohe Effizienz in dem Erkennen, Ausdrücken und der Regulation von Emotionen erfordert.
Für die erste Komponente wird unterschieden, ob es um das Erkennen und Ausdrücken bei einem selbst oder bei anderen geht. Innerhalb dieser Unterscheidung wird eine dritte Differenzierung betrachtet, nämlich in verbale und nonverbale Aspekte. Bei der Nutzung von Emotionen werden vier Teilbereiche differenziert: flexibles Planen, kreatives Denken, gerichtete Aufmerksamkeit und Motivation.
Im Jahre 1997 kritisieren selbst Mayer und Salovey dieses Konzept.
2.2. Das modifizierte Konzept der emotionalen Intelligenz nach Mayer und Salovey (1997)
Die Kritik an Ihrem ursprünglichen Konzept liegt darin, dass das Modell in einigen Punkten noch nicht klar formuliert wurde und den Bereich des Denkens über Emotionen überhaupt nicht betrachtet hat.
Das neue Konzept umfasst vier Fähigkeitsbereiche:
1) Wahrnehmung, Bewertung und Ausdruck von Emotionen- dazu zählen die folgenden Fähigkeiten:
- Emotionen bei sich selbst auf Basis von körperlichen Zuständen, Stimmungen und Gedanken erkennen zu können
- Emotionen, die von anderen Menschen bzw. in Figuren, Bildern usw. zum Ausdruck gebracht werden, auf Grundlage von Sprache, Klang und Verhaltensweisen zu erkennen
- Emotionen richtig auszudrücken
- Zwischen zutreffenden und unzutreffenden Gefühlsausdrucken zu unterscheiden
Im Unterschied zu dem ursprünglichen Konzept wird hier nicht mehr zwischen Fähigkeiten unterschieden, die sich beim Erkennen und Ausdrücken von Gefühlen auf verbale und nonverbale Aspekte beziehen.
2) Emotionale Förderung des Denkens- dazu zählen:
- Emotionen können die Aufmerksamkeit auf wichtige Informationen lenken
- Hervorgerufene Emotionen können für verschiedene Entscheidungen hilfreich sein
- Emotionale Stimmungsschwankungen fördern die Berücksichtigung von verschiedenen Standpunkten
- Unterschiedliche emotionale Zustände sind für die Bewältigung verschiedener Aufgaben unterschiedlich förderlich
Dieser Bereich entspricht der ursprünglichen Komponente der Nutzbarmachung von Emotionen.
3) Verstehen und Analysieren von Emotionen, Anwendung emotionalen Wissens
- Emotionen benennen und Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede zwischen verschiedenen Emotionen erkennen
- Komplexe Gefühle verstehen
- Potentielle Gefühlsübergänge verstehen
- Die Bedeutung, die Emotionen über Beziehungen vermitteln, interpretieren können
In dem ursprünglichen Modell von Salovey und Mayer war dieser Fähigkeitsbereich noch nicht enthalten.
4) Reflexive Emotionsregulation- das heißt
- Sowohl für angenehme als auch unangenehme Gefühle offen bleiben
- Die Fähigkeit, sich auf Emotionen entweder einzulassen oder sich von ihnen loszulassen in Abhängigkeit davon, wie informativ und nützlich sie eingeschätzt werden
- Emotionen unter verschiedenen Gesichtspunkten reflexiv betrachten
- Emotionen bei sich selbst und bei anderen regulieren können
Dieser Teilbereich stellt eine Erweiterung der ursprünglichen Komponente der Emotionsregulation dar.
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- Arbeit zitieren
- Liliya Stoyanova (Autor:in), 2006, Emotionale Intelligenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64873