Während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland wurde die traditionelle Rolle der Frau ideologisch aufgewertet. Bereits im Jahr der Machtergreifung Hitlers eröffnete Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in Berlin die Ausstellung „Die Frau, Frauenleben und wirken in der Familie, Haus und Beruf“. Damit versuchte die NSDAP, Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, das nationalsozialistische Frauenbild in der Öffentlichkeit zu verbreiten. Die NS-Propaganda stellte ein Mutterbild als Leitbild für die Frau auf. Es setzte sich aus einem traditionellen, konservativen Frauenbild zusammen. Rechtlich betrachtet hatte die Ehefrau gegenüber dem Mann die schwächere Position. Dem Mann stand die Entscheidung in allen das gemeinschaftliche Leben betreffenden Angelegenheiten zu. Er konnte seiner Frau die Erwerbstätigkeit verbieten und hatte das Recht, im Konfliktfall zu entscheiden. Die Rolle der Frau im Nationalsozialismus war fast ausschließlich auf die Erfüllung der Mutterrolle festgelegt. Der arischen Rasse sollten viele Nachkommen geschenkt werden. Von Kind an wurden Mädchen auf ihre spätere Rolle als Mutter und Ehefrau vorbereitet. Ihre Aufgabe war neben der Mutterrolle die Stütze des Mannes im Haushalt. Eine berufliche Karriere dagegen sollten sie nicht anstreben. Wenn Frauen öffentlich in Erscheinung traten, dann als schmückendes Beiwerk ihrer Männer. Die Reglementierung schloss auch das äußere Erscheinungsbild mit ein. In der Öffentlichkeit verkündeten Plakate: „Die deutsche Frau raucht nicht, die deutsche Frau trinkt nicht, die deutsche Frau schminkt sich nicht...“
Dennoch gab es laut Renate Bitzan (Grumke/Wagner: 2002: 99) unter den Nationalsozialisten eine Minderheit, die ein auf Gleichheit zielendes Geschlechterverhältnis anstrebte und zugleich die völkisch und rassistische NS-Politik vertrat. Allerdings erhielt diese Strömung 1937 Publikationsverbot.
Im weiteren Verlauf des Essays soll der Frage nachgegangen werden, welche Rolle der Frau heute in rechtsextremistischen Kreisen gebührt. Dabei soll ein weiterer Untersuchungsgegenstand sein, ob Parallelen zu dem traditionellen Frauenbild im Nationalsozialismus, das eher einem Mutterbild gleicht, existieren und welche Aufgaben und Funktionen die Frau in der rechtsextremistischen Szene hat. Treten rechts orientierte Frauen ebenfalls nur repräsentativ auf oder ist ein egalitäres Geschlechterverständnis vorhanden? Diesen Fragen soll im weiteren Verlauf auf den Grund gegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Frauen und Rechtsextremismus
- Das traditionelle Frauenbild im Nationalsozialismus
- Frauen in rechtsextremistischen Kreisen heute
- Die Rolle der Frau in rechtsextremistischen Kreisen: Traditionelle Rollenerwartungen
- Widersprüchliche Rollenmodelle in rechten Kreisen
- Entwicklungen in den letzten Jahren
- Einstellungen rechtsextremistisch orientierter Frauen zum Geschlechterverhältnis
- Das Idealbild einer egalitären Geschlechterordnung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht die Rolle der Frau in rechtsextremistischen Kreisen, insbesondere in Hinblick auf Parallelen zum traditionellen Frauenbild im Nationalsozialismus. Der Fokus liegt auf der Analyse der Aufgaben und Funktionen, die Frauen in der rechtsextremen Szene übernehmen, sowie auf der Frage, ob ein egalitäres Geschlechterverständnis vorhanden ist oder ob Frauen weiterhin eher repräsentativ auftreten.
- Das traditionelle Frauenbild im Nationalsozialismus als Vergleichsmaßstab
- Die Rolle der Frau in heutigen rechtsextremistischen Kreisen
- Die Präsenz und der Einfluss von Frauen in der rechtsextremen Szene
- Das Verhältnis von Frauen und Männern in rechtsextremistischen Kreisen
- Verschiedene Auffassungen über das Geschlechterverhältnis innerhalb rechtsextremistischer Kreise
Zusammenfassung der Kapitel
- Frauen und Rechtsextremismus: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Kontext des Essays dar, indem sie auf das traditionelle Frauenbild im Nationalsozialismus verweist und die heutige Rolle der Frau in rechtsextremistischen Kreisen beleuchtet.
- Das traditionelle Frauenbild im Nationalsozialismus: Dieser Abschnitt beschreibt die Rolle der Frau im Nationalsozialismus als Mutter und Hausfrau, die auf die Erfüllung ihrer biologischen Bestimmung reduziert wurde.
- Frauen in rechtsextremistischen Kreisen heute: Dieser Abschnitt untersucht die Rolle der Frau in rechtsextremistischen Kreisen und stellt fest, dass es verschiedene Auffassungen darüber gibt, welche Rolle sie spielt. Einige sehen sie als traditionell untergeordnete Figur, während andere einen wachsenden Einfluss von Frauen beobachten.
- Die Rolle der Frau in rechtsextremistischen Kreisen: Traditionelle Rollenerwartungen: Dieser Abschnitt analysiert die Auffassung, dass Frauen in rechtsextremistischen Kreisen traditionellere Rollenerwartungen erfüllen und eher als Unterstützerinnen und Begleiterinnen der Männer fungieren.
- Widersprüchliche Rollenmodelle in rechten Kreisen: Dieser Abschnitt betrachtet die Tatsache, dass in rechtsextremen Kreisen widersprüchliche Rollenmodelle für Frauen existieren, die von der traditionellen Hausfrau bis zur Kampfgenossin reichen.
- Entwicklungen in den letzten Jahren: Dieser Abschnitt analysiert die jüngsten Entwicklungen in der Rolle der Frau in rechtsextremistischen Kreisen, wobei er auf die Entstehung neuer Organisationen und Initiativen sowie den zunehmenden Einfluss von Frauen hinweist.
Schlüsselwörter
Rechtsextremismus, Frauenrolle, Nationalsozialismus, traditionelles Frauenbild, Geschlechterverhältnis, rechtsextreme Szene, politische Ideologie, Frauen in der Politik, Emanzipation, Egalitarismus, Mutterschaft, Berufstätigkeit, Abtreibung, volksschädigendes Verhalten, nationale Frauen, Frauenbewegung, rechtsextreme Organisationen, Frauenstammtisch, Mädelschar Deutschland.
- Arbeit zitieren
- Melanie Lüdtke (Autor:in), 2004, Frauen und Rechsextremismus - Die Rolle der Frau in rechtsextremistischen Kreisen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64913