Der Begriff ‚Selbstkonzept’ bezeichnet das Bild, das ein Individuum von der eigenen Person hat. In der Forschung gibt es verschiedene Ansätze, die versuchen, zu beschreiben, aus welchen Aspekten ein solches Konzept besteht und wie es aufgebaut wird. Im Folgenden sollen zwei Ansätze, Seymour EPSTEINS „Entwurf einer Integrativen Persönlichkeitstheorie“und der „Entwurf eines heuristischen Bezugsrahmens für Selbstkonzeptforschung“ von Sigrun-Heide FILIPP, vergleichend dargestellt werden. Zuerst werde ich kurz die Gemeinsamkeiten der Theorien darstellen und anschließend erörtern inwiefern sich beide voneinander unterscheiden. Dabei werde ich auf Kriterien wie forschungstheoretische Gesinnung der Autoren eingehen und die Artikel hinsichtlich ihrer Annahmen bzgl. Struktur, Funktion und Veränderbarkeit des Selbstkonzeptes sowie des Selbstwertgefühls vergleichen. Besonderes Augenmerk wird auf der unterschiedlichen Gewichtung von Emotionen in beiden Modellen liegen.
Sowohl EPSTEIN, als auch FILIPP gehen davon aus, dass Menschen ihre alltäglichen Erfahrungen fortweg strukturieren und ihr Wissen in organisierter Form abspeichern. Beide Ansätze gründen auf der Annahme, das Menschen nicht nur das Wissen über ihre Umwelt, sondern auch Wissen über sich selbst in konzeptuellen Systemen abspeichern. Beide Autoren gehen von dem Selbstkonzept als einem kognitiven Konstrukt aus. Weiterhin betonen beide Autoren, dass das Selbstkonzept nichts ist, dessen sich das Individuum normalerweise bewusst ist, da viele Prozesse der Selbstkonzeptbildung unbewusst ablaufen1. Über diese Gemeinsamkeiten hinaus gibt es allerdings auch bedeutende Unterschiede zwischen den beiden Theorien. Bereits die Titel der beiden Aufsätze weisen auf grundlegende Verschiedenheiten der beiden Theorien hin. Laut FILIPP kann die Kognitionspsychologie als vorläufiger „Bezugsrahmen“ für die Forschung nach dem Wesen des Selbstkonzeptes dienen. Ihre Arbeit stellt den Versuch dar, das vierstufige Modell menschlicher Informationsverarbeitung aus der kognitiven Psychologie auf das Selbstkonzept zu beziehen. FILIPP sieht den Menschen als „naiven Handlungstheoretiker“: Eine Person speichert selbstbezogene Informationen, die sie in konkreten Handlungssituationen abruft und zur Planung von Handlungsvorgängen nutzt. Dieses Modell ist rein kognitiver Natur. EPSTEIN hingegen bezeichnet seine Persönlichkeitstheorie als „integrativ“.
Inhaltsverzeichnis
- Der Begriff „Selbstkonzept“
- Gemeinsamkeiten der Theorien
- Unterschiede der Theorien
- Forschungstheoretische Gesinnung der Autoren
- Struktur, Funktion und Veränderbarkeit des Selbstkonzeptes sowie des Selbstwertgefühls
- Gewichtung von Emotionen
- Zusammenfassung der Kapitel
- Der Ansatz von Seymour EPSTEIN
- Der Ansatz von Sigrun-Heide FILIPP
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Vergleich der Selbstkonzeptforschung von Seymour Epstein und Sigrun-Heide Filipp. Ziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Ansätze darzustellen und die jeweiligen Konzepte hinsichtlich ihrer Struktur, Funktion und Veränderbarkeit zu analysieren. Besonderes Augenmerk liegt auf der Rolle von Emotionen in beiden Modellen.
- Das Selbstkonzept als kognitives Konstrukt
- Die Rolle von Erfahrungen in der Selbstkonzeptbildung
- Die Struktur und Organisation des Selbstkonzeptes
- Die Verarbeitung selbstbezogener Informationen
- Die Bedeutung von Emotionen für das Selbstkonzept
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Definition des Selbstkonzeptes und stellt Gemeinsamkeiten in den Ansätzen von Epstein und Filipp dar. Beide Autoren betonen die Bedeutung von kognitiven Prozessen in der Selbstkonzeptbildung und sehen das Selbstkonzept als ein kognitives Konstrukt. Sie gehen außerdem davon aus, dass Menschen ihre Erfahrungen in organisierter Form abspeichern.
Im zweiten Teil werden die Unterschiede zwischen den Ansätzen der beiden Autoren im Detail beleuchtet. Hierbei werden die forschungstheoretischen Grundannahmen, die Struktur und Funktion des Selbstkonzeptes sowie die Bedeutung von Emotionen verglichen.
Epsteins Ansatz wird als "integrativ" bezeichnet und integriert Aspekte aus verschiedenen psychologischen Richtungen. Er sieht das Selbstkonzept als eine hierarchische "Selbsttheorie", die aus Postulaten verschiedener Ordnung besteht. Filipps Ansatz hingegen basiert auf der kognitiven Psychologie und betrachtet das Selbstkonzept als ein "internes Selbstmodell", bestehend aus geordneten Schemata.
Schlüsselwörter
Selbstkonzept, Persönlichkeitstheorie, kognitives Konstrukt, Selbsttheorie, internes Selbstmodell, Schemata, Emotionen, Selbstwertgefühl, Informationsverarbeitung, Handlungstheorie.
- Arbeit zitieren
- Benjamin Althaus (Autor:in), 2006, Das Selbstkonzept. Vergleich der Ansätze zur Selbstkonzeptforschung von Seymour Epstein und Sigrun-Heide Filipp, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65008