Das Thema meiner Hausarbeit sind die Muslime in der Volksrepublik China in der Zeit ab 1949. Dabei interessiert mich insbesondere das Verhältnis der Kommunistischen Partei Chinas zu den islamischen Minderheiten und hier im speziellen gegenüber den Hui. Auf die Frage wer die Hui sind und warum sie als nationale Minderheit gelten, werde ich im Laufe meiner Arbeit eingehen. Dieses Thema fügt sich insofern in den Rahmen des Proseminars „Das Bild des Anderen“ als es eine Möglichkeit aufzeigt, warum man sich ein Bild von einer Nationalität macht und welche Auswirkungen dies haben kann. Im Falle der Hui handelt es sich um eine Minderheit, die sich unter anderem durch Gemeinsamkeiten in der religiösen Überzeugung definieren lässt. In diesem Zusammenhang scheint der Zeitraum ab dem Jahre 1949, dem Jahr der Machtübernahme der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), einige interessante Aspekte zu liefern, da in dieser Zeit unterschiedliche politische Strategien verfolgt wurden und dies tiefgreifende Auswirkungen für die muslimische Bevölkerung in China darstellte. Am Ende der Arbeit gehe ich auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Minderheitenpolitik der KPCh und einem steigenden religiösen Fundamentalismus unter den Hui ein. Beginnen möchte ich meine Arbeit jedoch mit einem historischen Überblick über die Einwanderung und Ansiedelung von Muslimen in die Volksrepublik China bis zum Jahre 1949.
Im Jahre 651 n .Chr. wurde ein Botschafter mit der Bitte des dritten Kalifen Utman an den Hof des damaligen Tang Kaiser Gaozong gesandt, der Islam möge in China geduldet werden. Als dieser Bitte entsprochen wurde, emigrierten daraufhin mehrere tausend arabische Handelsleute nach China. Diese Einwanderer wie beispielsweise Handwerker, Kaufleute, Gelehrte, Beamte und religiöse Führer, die sich in verschiedenen Landesteilen niederließen, führten in Kriegszeiten zumeist ein Soldatenleben und betrieben in Friedenszeiten Viehzucht. Zu einer Aufteilung der heutigen Provinz Xinjiang und Westturkestans kam es nach einer Schlacht am Talas im Jahre 751 n. Chr. Die Truppen des Abbasiden-Kalifats besiegten die Truppen der Tang-Dynastie an einem Fluss im heutigen Kirgistan. Die heutige Provinz Xinjiang fiel in den chinesischen und Westturkestan in den arabischen Machtbereich. Trotz dieses Konflikts entsandte der Abbasiden Kalif al-Mansur mehrere zehntausend muslimische Soldaten nach China als die Tang Herrscher durch Rebellentruppen bedroht wurden.
Inhaltsverzeichnis
- I. Historischer Überblick bis 1949
- II. Die Nationalitäten- und Religionspolitik der VR China gegenüber den Hui
- 1. Die nationalen muslimischen Minderheiten
- 1.1 Die Hui
- 1.2 Turkvölker
- 2. Die chinesische Nationalitäten- und Regierungspolitik und ihr Einfluss auf die Entwicklung der Hui
- 2.1 Die Anfangsjahre der Volksrepublik China
- 2.2 Die Entwicklung der Nationalitätenpolitik und die Situation der Hui von Ende der 50er bis Ende der 70er Jahre
- 2.3 Die Reform- und Öffnungspolitik seit Ende der 70er Jahre und ihre Auswirkungen für die Hui
- 1. Die nationalen muslimischen Minderheiten
- III. Religiöser Fundamentalismus und ethnischer Nationalismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Muslime in der Volksrepublik China ab 1949, insbesondere das Verhältnis der Kommunistischen Partei Chinas zu den islamischen Minderheiten, vor allem den Hui. Die Arbeit beleuchtet, wie die Minderheitenpolitik der KPCh die muslimische Bevölkerung beeinflusst hat und wie die Hui als nationale Minderheit definiert werden.
- Die Einwanderung und Ansiedelung von Muslimen in China bis 1949
- Die Nationalitäten- und Religionspolitik der VR China gegenüber den Hui
- Die Auswirkungen der Politik auf die Entwicklung der Hui
- Die Identifizierung der Hui als nationale Minderheit
- Der mögliche Zusammenhang zwischen der Minderheitenpolitik und religiösem Fundamentalismus unter den Hui
Zusammenfassung der Kapitel
I. Historischer Überblick bis 1949
Dieser Abschnitt beleuchtet die Einwanderung von Muslimen nach China und die Entwicklung ihrer Ansiedlung bis zum Jahr 1949. Er beschreibt die Integration und teilweise Isolation der Hui in der chinesischen Gesellschaft und ihre Rolle in verschiedenen Dynastien. Darüber hinaus werden Konflikte zwischen den Hui und den chinesischen Herrschern beleuchtet, die oft auf die Einschränkung der Religionsfreiheit der Hui zurückzuführen waren.
II. Die Nationalitäten- und Religionspolitik der VR China gegenüber den Hui
1. Die nationalen muslimischen Minderheiten
Dieser Abschnitt stellt die muslimischen Minderheiten in China vor, insbesondere die Hui und die Turkvölker. Die Kriterien zur Klassifizierung als Minderheit werden erläutert und die Schwierigkeiten bei der Identifizierung der Hui als eigene Gruppe aufgrund ihrer weitgehenden Sinisierung werden aufgezeigt.
2. Die chinesische Nationalitäten- und Regierungspolitik und ihr Einfluss auf die Entwicklung der Hui
Dieser Abschnitt betrachtet die Politik der KPCh gegenüber den muslimischen Minderheiten seit 1949. Er analysiert die Anerkennung der Hui als nationale Minderheit und die Auswirkungen der Politik auf ihre Entwicklung, von den Anfängen der Volksrepublik China bis hin zur Reform- und Öffnungspolitik seit Ende der 70er Jahre.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit konzentriert sich auf die Muslime in der VR China, insbesondere die Hui, die Nationalitäten- und Religionspolitik der KPCh, die Identifizierung von Minderheiten, die Assimilierung und die Auswirkungen der Politik auf die muslimische Bevölkerung. Weitere wichtige Begriffe sind: Islamische Religion, religiöser Fundamentalismus, ethnischer Nationalismus, Han-Chinesen, Turkvölker, Provinz Xinjiang, Provinz Ningxia, Koranübersetzung, Pilgerfahrt, demokratische Reformen.
- Arbeit zitieren
- Sinologe, M.A. Markus Schilling (Autor:in), 2003, Muslime in der VR China in der Zeit ab 1949, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65030