Die notwendigen Bedingungen der Unfreiheit entwickelt Sigmund Freud durch den Rückgriff auf die Perspektive des Individuums und seine psychoanalytische Sicht auf die Kultur. Es sind die Bedingungen des Subjekts zur Schaffung von Kultur die bei ihm im Mittelpunkt stehen. Freud selbst bezeichnet sein Unterfangen im Unbehagen in der Kulturals ein „...Versuch zur Übertragung der Psychoanalyse auf die Kulturgemeinschaft...“ Der Beweggrund für die Abhandlung war der fortschreitende Marxismus, mit der Glücksverheißung durch die Veränderung der äußeren Umstände in denen die Menschen leben. Dem Versprechen der Institutionalisierung von Glück erteilt Freud eine Absage, da dies der menschlichen Prädisposition widerspricht. Nach Freud ist gerade für die Menschen keine lineare Entwicklung zum Glück oder glücklicher werden möglich. Dies, weil sie aufgrund ihrer inneren Triebstruktur, die sie unabhängig von den jeweils existierenden Verhältnissen bestimmen, und denen sie nicht entkommen können, diese Möglichkeit zum Glück und zur Freiheit nicht besitzen. Freuds Untersuchung leistet die Aufdeckung der Teile des Unbewussten im Seelenleben, die Voraussetzung für die Schaffung von Kultur sind.
Herbert Marcuses argumentiert in seiner Schrift Triebstruktur und Gesellschaft mit Freud und geht in seiner Interpretation über Freud hinaus. Damit unternimmt er den Versuch die Möglichkeiten der Befreiung in der Kultur für die Menschen aufzuzeigen. Herbert Schnädelbach meint, Marcuse habe
„...nichts geringeres versucht, als eine soziologische und politische Entschlüsselung der psychoanalytischen Grundbegriffe.“
Die entscheidende Fragestellung für Marcuse war, warum die Geschichte von Herrschaft und Unterdrückung dominiert wird. Mit den Begriffen der ‚zusätzlichen Unterdrückung’ und des ‚Leistungsprinzips’, versucht er die psychoanalytischen Begriffe Freuds um die historische Dimension zu erweitern. Marcuse versucht zu zeigen, dass eine ‚nichtrepressive Triebentwicklung’ innerhalb der menschlichen Kultur möglich ist.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Sigmund Freud: Das Unbehagen in der Kultur
- Voraussetzungen der Betrachtung der Kultur durch Sigmund Freud
- Eros und Thanatos
- Kultur durch Triebsublimierung
- Das Schuldgefühl
- Das Unbehagen in der Kultur
- Herbert Marcuse: Triebstruktur und Gesellschaft
- Voraussetzungen der Lektüre von Herbert Marcuse
- Von der Herrschaft des Realitätsprinzip zum Jenseits des Realitätsprinzips
- Sublimierung, Phantasie und Vernunft
- Eros und Thanatos
- Möglichkeit und Erinnerung
- Psychologie der notwendigen Unterdrückung und Philosophie der zusätzlichen politischen Unterdrückung
- Die, Rettung' der Freudschen Psychologie für die politische Philosophie
- Die Möglichkeiten echter Freiheit bei Freud und Marcuse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Konzepte der Unfreiheit bei Sigmund Freud und der Befreiung bei Herbert Marcuse, wobei sie die psychoanalytischen Perspektiven beider Autoren auf Kultur und Gesellschaft untersucht. Die Arbeit vergleicht Freuds Analyse der notwendigen Bedingungen der Unfreiheit in "Das Unbehagen in der Kultur" mit Marcuses Konzept der zusätzlichen Unterdrückung und der Möglichkeiten der Befreiung in "Triebstruktur und Gesellschaft".
- Die psychoanalytischen Grundlagen von Freud und Marcuse
- Die Rolle des Triebes und der Kultur in der menschlichen Entwicklung
- Die Kritik am Realitätsprinzip und die Suche nach einem "Jenseits" des Realitätsprinzips
- Die Möglichkeiten und Grenzen der Befreiung in der Gesellschaft
- Die Beziehung zwischen individueller Freiheit und gesellschaftlicher Unterdrückung
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit Freuds "Das Unbehagen in der Kultur". Dieser Abschnitt analysiert Freuds Konzepte des Über-Ichs, des Es, des Ichs und der Triebe Eros und Thanatos. Es wird auch auf Freuds Sichtweise auf die Entstehung des Schuldgefühls und die unvermeidliche Unfreiheit der Kultur eingegangen. Der zweite Teil der Arbeit konzentriert sich auf Marcuses "Triebstruktur und Gesellschaft" und behandelt seine Erweiterung von Freuds psychoanalytischen Konzepten, insbesondere die Konzepte der "zusätzlichen Unterdrückung" und des "Leistungsprinzips". Es wird untersucht, wie Marcuse die Möglichkeit einer "nichtrepressiven Triebentwicklung" in der Kultur erforscht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Psychoanalyse, Kulturtheorie und Gesellschaftskritik. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Trieb, Kultur, Unfreiheit, Befreiung, Eros, Thanatos, Über-Ich, Es, Ich, Realitätsprinzip, Leistungsprinzip, zusätzliche Unterdrückung, nichtrepressive Triebentwicklung.
- Arbeit zitieren
- Monika Skolud (Autor:in), 2006, Die Bedingungen der Unfreiheit bei Sigmund Freud und die Möglichkeiten der Befreiung bei Herbert Marcuse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65036