Der nebulöse Begriff der Parallelgesellschaft geistert seit einigen Jahren wie ein Schreckgespenst durch die hiesigen Massenmedien und den politischen Diskurs. Er löst bei den Rezipienten zumeist Unbehagen und seit den Anschlägen vom 11. September vermehrt auch die Assoziation direkter Bedrohung - vornehmlich durch islamistisch motivierten Terrorismus - aus. Die dringend notwendige spezifischere Auseinandersetzung mit dem tatsächlichen Bedeutungsinhalt sowie den Problematiken, die mit dem Begriff verbunden sind, erfolgt hingegen bislang kaum. Die Parallelgesellschaftsdebatte ist ideologisch stark aufgeladen und emotionalisiert. Diesem Missstand soll in der vorliegenden Publikation Abhilfe geschaffen werden.
Anspruch dieser Arbeit ist es, die medial und politisch instrumentalisierte Debatte über Chancen und Hürden der Integration, vor allem der (türkisch-) muslimischen Minderheit in Deutschland, zu versachlichen. In Anerkennung der Tatsache, dass Integration keine Einbahnstraße ist, rückt hierbei auch der geschichtliche Aspekt der deutschen Ausländerpolitik in den Blickpunkt sowie die Realität integrationshemmender Einstellungen der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Die zentrale Fragestellung lautet: Welche Inhalte und Problemlagen werden mit dem Begriff der Parallelgesellschaft tatsächlich umrissen und wie und mit welchen Folgen werden bzw. wurden diese bislang von Wissenschaft und Politik aufgegriffen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Was wird mit dem Begriff der Parallelgesellschaft diskutiert?
- Parallelgesellschaft - Der wissenschaftliche Definitionsansatz von Thomas Meyer
- Islamophobie in Deutschland
- Geschichtliche Wirkungskreise im Umgang mit der Einwandererfrage
- Die Anwerbephase (1955-1973)
- Die Konsolidierung der Ausländerbeschäftigung (1973-1979)
- Die Phase der Integrationskonzepte (1979/80)
- Die Wende in der Ausländerpolitik (1981 bis heute)
- Parallelgesellschaft und Demokratie
- Kultureller Pluralismus und die Vorstellung von einer deutschen Leitkultur
- Schlussfolgerungen
- Literaturverzeichnis
- Weiterführende Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Debatte um die „Parallelgesellschaft“ in Deutschland. Ziel ist es, die vielschichtigen Aspekte dieser Debatte zu beleuchten, die verschiedenen Perspektiven und Argumentationslinien aufzuzeigen und Missstände in der Diskussionsführung zu identifizieren. Im Fokus stehen dabei die Integrationshemmnisse, die aus der Sicht der Mehrheitsgesellschaft gegenüber (türkisch-)muslimischen Migranten bestehen.
- Definition des Begriffs „Parallelgesellschaft“ und seine Relevanz für die deutsche Gesellschaft
- Analyse der Integrationshemmnisse und die Rolle von Islamophobie in Deutschland
- Geschichtliche Entwicklung der deutschen Ausländerpolitik und ihre Auswirkungen auf die Integration
- Zusammenhang zwischen Parallelgesellschaft und Demokratie
- Debatte um kulturellen Pluralismus und die Vorstellung von einer deutschen Leitkultur
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik der Parallelgesellschaft ein und erläutert die Relevanz der Debatte im Kontext der deutschen Gesellschaft. Sie zeigt auf, wie der Begriff in der Öffentlichkeit und Wissenschaft verwendet wird und welche Herausforderungen er aufwirft.
- Das zweite Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Interpretationen und Verwendungskontexte des Begriffs „Parallelgesellschaft“ in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion. Es wird auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die mit einer einheitlichen Definition des Begriffs verbunden sind.
- Kapitel drei analysiert den wissenschaftlichen Definitionsansatz von Thomas Meyer. Dieser Ansatz wird als besonders trennscharf und stichhaltig im Kontext der Parallelgesellschaftsdebatte bewertet und bildet die Grundlage für die weiteren Ausführungen.
- Im vierten Kapitel wird die Problematik der Islamophobie in Deutschland beleuchtet. Es wird gezeigt, wie diese negative Einstellung die Integration von (türkisch-)muslimischen Migranten erschwert und welche Auswirkungen sie auf das Verhältnis zwischen Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft hat.
- Das fünfte Kapitel zeichnet die historische Entwicklung der deutschen Ausländerpolitik nach. Dabei werden die wichtigsten Phasen, von der Anwerbephase bis hin zur Wende in der Ausländerpolitik, betrachtet. Es wird deutlich, wie die historische Entwicklung die Integration von Migranten beeinflusst hat und welche Herausforderungen sich daraus für die Gegenwart ergeben.
- Kapitel sechs beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Parallelgesellschaft und Demokratie. Es werden die möglichen Folgen der Existenz von Parallelgesellschaften für das demokratische System erörtert und verschiedene Perspektiven auf die Frage nach der Vereinbarkeit von multikultureller Gesellschaft und Demokratie diskutiert.
- Im siebten Kapitel wird die Debatte um kulturellen Pluralismus und die Vorstellung von einer deutschen Leitkultur beleuchtet. Es wird analysiert, wie diese beiden Konzepte im Kontext der Parallelgesellschaftsdebatte zueinander stehen und welche Auswirkungen sie auf die Integration von Migranten haben.
Schlüsselwörter
Die zentrale Thematik der vorliegenden Arbeit ist die Analyse der „Parallelgesellschaft“ in Deutschland. Im Fokus stehen die Integrationshemmnisse, die aus der Sicht der Mehrheitsgesellschaft gegenüber (türkisch-)muslimischen Migranten bestehen. Daher sind zentrale Schlüsselwörter: Parallelgesellschaft, Integration, Islamophobie, Ausländerpolitik, Kultureller Pluralismus, deutsche Leitkultur, Mehrheitsgesellschaft, Minderheitsgesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Marie Mualem Sultan (Autor:in), 2006, Migranten in Deutschland. Eine kritische Analyse der Debatte um die Parallelgesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65063