Rückstellungen stellen ein wichtiges Instrument der Bilanzpolitik dar. Auch wenn der Unternehmer nicht beliebig Rückstellungen bilden bzw. auf den Ansatz verzichten kann, gibt gerade die den Rückstellungen inhärente Eigenschaft der Ungewissheit dem Unternehmer einen „gewissen“ Freiraum, Rückstellungen als Mittel der Bilanzkosmetik einzusetzen. So führt die Bildung von Rückstellungen zu einem niedrigeren Gewinn. Ist nach Einschätzung des Unternehmers bspw. keine Passivierung vorzunehmen, weist er einen höheren Gewinn aus, als ein vergleichbarer konservativer Unternehmer, der den gleichen Sachverhalt anders beurteilt und die Rückstellung passiviert hat. Für die Steuerbilanz gilt das sog. Maßgeblichkeitsprinzip. Das bedeutet, dass die Ansätze und Bewertungen in der Handelsbilanz für die Steuerbilanz maßgeblich sind. Jedoch wird dieses Prinzip zunehmend durch das Steuerrecht durchbrochen, so dass sich die Steuerbilanz immer mehr von der Handelsbilanz unterscheidet. Ein Beispiel für die Durchbrechung des Maßgeblichkeitsprinzips stellt das steuerrechtliche Bilanzierungsverbot von Drohverlustrückstellungen in § 5 Abs. 4a EStG für Wirtschaftsjahre, die nach dem 31.12.1996 enden dar. So müssen Drohverlustrückstellungen in der Handelsbilanz passiviert werden. Im Gegenzug jedoch ist eine Passivierung der Rückstellung für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften steuerrechtlich verboten. Seit der Einführung dieses Bilanzierungsverbotes rückt die Abgrenzung zwischen einer - unzulässigen - Rückstellung für drohende Verluste und einer - unverändert zulässigen - Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten immer mehr in den Vordergrund steuerbilanzrechtlicher Entscheidungen. Im Kfz- Handel spielt diese Abgrenzung gerade bei den Rückkaufsverpflichtungen eine entscheidende Rolle. Strittig ist, ob die Aufwendungen für die Bildung der Rückstellung gewinnwirksam in der Steuerbilanz berücksichtigt werden können. Dies kommt jedoch nur in Betracht, sofern es sich um eine Rückstellung für ungewisse Verbindlichkeiten handelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Allgemeines
- Begriff
- Bedeutung
- Abgrenzung zu anderen Passivposten
- Abgrenzung gegenüber den Verbindlichkeiten
- Abgrenzung gegenüber den passiven Rechnungsabgrenzungsposten
- Abgrenzung gegenüber den Wertberichtigungen
- Abgrenzung zu den Rücklagen
- Abgrenzung von Drohverlust- und Verbindlichkeitsrückstellungen
- Drohverlustrückstellungen
- Schwebendes Geschäft
- Drohender Verlust
- Rückstellungen für ungewisse Verbindlichkeiten
- Wirtschaftliche Verursachung
- Ungewissheit
- Wahrscheinliche Inanspruchnahme
- Verbindlichkeitsrückstellungen
- Drohverlustrückstellungen
- Verdeutlichung der Abgrenzungsproblematik anhand der Rückkaufsverpflichtung im Kfz- Handel
- Rückkaufsverpflichtung im Kfz-Handel
- Die Auffassung der Rechtssprechung
- Die Ansichten in der Literatur
- Der Ansatz von Kolb
- Der Ansatz von Rätke
- Der Ansatz von Kossow
- Der Ansatz von Wulf / Petzold
- Kritische Würdigung - Befürworter der Verbindlichkeitsrückstellung -
- FG Bremen
- Ausführungen von Kolb
- Ausführungen von Rätke
- Kritische Würdigung – Gegner der Verbindlichkeitsrückstellung
- Ausführungen von Kossow
- Ausführungen von Wulf und Petzold
- Eigener Lösungsansatz
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der komplexen Abgrenzung zwischen Verbindlichkeits- und Drohverlustrückstellungen, insbesondere am Beispiel der Rückkaufsverpflichtung im Kfz-Handel. Sie untersucht die Problematik des Bilanzansatzes dieser Rückstellungen im Kontext der Handels- und Steuerbilanzierung, wobei das Hauptaugenmerk auf der Frage liegt, ob die Aufwendungen für die Bildung der Rückstellung gewinnwirksam in der Steuerbilanz berücksichtigt werden können.
- Abgrenzung zwischen Verbindlichkeits- und Drohverlustrückstellungen
- Rechtliche und steuerliche Aspekte des Bilanzansatzes von Rückstellungen
- Analysieren verschiedener Ansätze zur Abgrenzungsproblematik in der Literatur
- Bewertung der Rückkaufsverpflichtung im Kfz-Handel im Hinblick auf die Bildung von Rückstellungen
- Auswirkungen der Entscheidung auf die Handels- und Steuerbilanz
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Die Arbeit führt in das Thema der Rückstellungen ein und verdeutlicht die Bedeutung der Abgrenzungsproblematik im Kontext der Bilanzpolitik. Sie stellt die Problematik der Rückkaufsverpflichtung im Kfz-Handel dar und erläutert die unterschiedlichen Ansätze in der Literatur und Rechtsprechung.
- Allgemeines: Dieses Kapitel beleuchtet die Definition und Bedeutung von Rückstellungen im Allgemeinen, insbesondere im Hinblick auf deren Abgrenzung zu anderen Passivposten.
- Abgrenzung von Drohverlust- und Verbindlichkeitsrückstellungen: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den zentralen Kriterien für die Abgrenzung zwischen Drohverlust- und Verbindlichkeitsrückstellungen. Es definiert die jeweiligen Sachverhalte und stellt die verschiedenen Kriterien wie wirtschaftliche Verursachung, Ungewissheit und Wahrscheinliche Inanspruchnahme dar.
- Verdeutlichung der Abgrenzungsproblematik anhand der Rückkaufsverpflichtung im Kfz- Handel: Dieses Kapitel analysiert die Rückkaufsverpflichtung im Kfz-Handel als ein konkretes Beispiel für die Abgrenzungsproblematik. Es stellt die unterschiedlichen Auffassungen der Rechtsprechung und der Literatur dar und beleuchtet kritisch die Argumente der Befürworter und Gegner einer Verbindlichkeitsrückstellung.
- Eigener Lösungsansatz: Dieses Kapitel präsentiert den eigenen Lösungsansatz der Autorin zur Abgrenzungsproblematik der Rückkaufsverpflichtung im Kfz-Handel.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit konzentriert sich auf die Abgrenzungsproblematik zwischen Verbindlichkeits- und Drohverlustrückstellungen im Kontext der Steuerbilanzierung. Zu den wichtigsten Schlüsselbegriffen gehören: Rückstellungen, Verbindlichkeitsrückstellungen, Drohverlustrückstellungen, Rückkaufsverpflichtung, Kfz-Handel, Steuerrecht, Bilanzpolitik, Bilanzansatz, Gewinnwirksamkeit, Rechtsprechung, Literatur, Fachliteratur, kritischer Vergleich, eigener Lösungsansatz.
- Arbeit zitieren
- Dipl. Finanzwirtin Verena Boerner (Autor:in), 2006, Probleme bei der Abgrenzung zwischen Drohverlust- und Verbindlichkeitsrückstellungen insbesondere am Beispiel der Rückkaufsverpflichtung im Kfz-Handel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65071