Wichtigstes Merkmal des Kirchenrechts ist die Zurückführbarkeit des Rechtes auf die Offenbarung. So behandelt der Codex Iuris Canonici (CIC) kein weltliches Recht, sondern Themenkomplexe und Fragen, die aus dem Glauben und aus der Nachfolge Jesu entspringen und damit göttlichen Ursprung besitzen. Die Katholische Kirche fast in ihren Gesetzestexten also Regelungen zusammen, derer es dringend bedarf, um die Offenbarung mit all ihren Facetten zu schützen, zu tradieren und zu vitalisieren.
Gegenstand dieser Arbeit sind die strafrechtlichen Vorschriften des CIC, die überschrieben sind mit „Straftaten gegen Leben und Freiheit des Menschen“. Vereinfachend lassen sich daraus zwei Fragen ableiten: zum Einen, warum die Kirche auch strafrechtliche Bestimmungen benötigt. Diese Frage ist einfach zu beantworten: Das Kirchenrecht hat unter anderem die Aufgabe, das göttliche Werk innerhalb der Welt in den Bereichen, auf die die Kirche Einfluss nehmen kann, zu schützen und zu verteidigen. Gegebenenfalls macht dies Sanktionen notwendig.
Zum Anderen stellt sich die Frage, warum mit dem Leben und der Freiheit des Menschen Werte Einzug in den CIC gefunden haben, die scheinbar nicht in den ureigenen Bereich des Glaubens und der göttlichen Offenbarung fallen. Dieser Frage ist aber entschieden zu widersprechen. Das Leben und die Freiheit eines jeden geborenen oder ungeborenen Menschen ist wichtiger Bestandteil von Gottes Werk. Der Mensch ist die Krönung der göttlichen Schöpfung, da er nach dem Vorbild Gottes geschaffen wurde. Ein neues Leben entsteht durch den Akt der Liebe, in dem Gott gegenwärtig ist. Dem Menschen wurde durch Gott selbst die Freiheit gegeben, unabhängig zu handeln und frei zu denken. Das humane Leben und die Freiheit des Menschen sind also besonders wertvolle Gegenstände der Offenbarung, denen der umfassende Schutz der Kirche zukommen muss.
Stellt man nun allerdings fest, dass sich lediglich zwei canones des CIC, nämlich die canones 1397 und 1398, mit Straftaten beschäftigen, die sich gegen das Leben oder die Freiheit des Menschen richten, so drängen sich Bedenken in den Vordergrund, ob es dem Kirchenrecht und der Kirche auf diese Weise möglich ist, das Leben umfassend zu schützen und zu verteidigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der canon 1397
- Die Vorschriften des canon 1397
- Eine vergleichende Darstellung der Aussagen verschiedener Kommentare zum canon 1397
- Fazit
- Der canon 1398
- Die Vorschriften des canon 1398
- Eine vergleichende Darstellung der Aussagen verschiedener Kommentare zum canon 1398
- Fazit
- Ein Vergleich zum CIC von 1917
- Ein Vergleich zum Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland
- Schlussworte
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die strafrechtlichen Vorschriften des Codex Iuris Canonici (CIC) bezüglich Straftaten gegen Leben und Freiheit des Menschen. Sie untersucht insbesondere die Canones 1397 und 1398 und ihre Relevanz im Kontext des katholischen Kirchenrechts.
- Das Strafrecht im CIC und seine Verbindung zur Offenbarung
- Der Schutz des menschlichen Lebens und der Freiheit im Kirchenrecht
- Die rechtlichen Grundlagen und Bestimmungen der Canones 1397 und 1398
- Ein Vergleich mit dem CIC von 1917 und dem deutschen Strafgesetzbuch
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Bedeutung des Kirchenrechts und die Rolle des CIC im Schutz der Offenbarung dar. Sie führt die beiden zentralen Canones 1397 und 1398 ein und erläutert den besonderen Stellenwert von Leben und Freiheit im Kontext der göttlichen Schöpfung.
- Der canon 1397: Dieses Kapitel analysiert die Vorschriften des Canons 1397, die verschiedene Straftaten gegen Leben und Freiheit umfassen, wie z. B. Tötung, Entführung, Freiheitsberaubung, Verletzung und Verstümmelung. Es untersucht die Tatbestände, Vollendungsformen und die Rolle des Vorsatzes.
- Der canon 1398: Hier wird der Canon 1398 behandelt, der sich mit Straftaten gegen die Freiheit, insbesondere mit der Entführung und Freiheitsberaubung, befasst. Das Kapitel beleuchtet die verschiedenen Arten der Freiheitsberaubung und deren rechtliche Folgen im Kirchenrecht.
- Ein Vergleich zum CIC von 1917: Dieses Kapitel vergleicht die strafrechtlichen Bestimmungen des CIC von 1983 mit dem alten CIC von 1917, um die Entwicklungen im Kirchenrecht aufzuzeigen.
- Ein Vergleich zum Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland: Dieses Kapitel setzt die strafrechtlichen Vorschriften des CIC in Bezug zum deutschen Strafgesetzbuch, um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Kirchenrecht und staatlichem Recht aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Kirchenrecht, Codex Iuris Canonici, CIC, Straftaten, Leben, Freiheit, Tötung, Entführung, Freiheitsberaubung, Verletzung, Verstümmelung, Vorsatz, Tatbestand, Vollendung, Offenbarung, göttliche Schöpfung, Vergleich, Strafgesetzbuch.
- Quote paper
- Michael Fischer (Author), 2006, Straftaten gegen Leben und Freiheit des Menschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65123