Der Tod stellt seit jeher in der Literatur und Kunst ein zentrales Thema dar. Wogegen jedoch in der Antike und im Mittelalter ein einheitliches Todesbild herrschte, ist eine genaue Beschreibung des Todes in der Neuzeit beinahe unmöglich. In der rational funktionierenden Gesellschaft der neuzeitlichen Welt wird der Tod einerseits, realistisch gesehen, als das Ende des Lebens und somit als Bestandteil des Lebens behandelt, andererseits jedoch durch Gedanken an einen schrecklichen Tod aus dem alltäglichen Leben verbannt. Die antike Vorstellung des Todes als Thanatos, der Zwillingsbruder des Schlafes Hypnos mit der Gestalt eines hübschen Jünglings, ist in der aufgeklärten Gesellschaft der Neuzeit gänzlich verschwunden. Dagegen ist das mittelalterliche Todesbild, das durch ein Gerippe oder einen Totenkopf dargestellt wurde, noch weitaus näher an der heutigen Vorstellung des Todes. In Thomas Manns Novelle Der Tod in Venedig tritt der Tod als eine Art Mischform dieser beiden Todesallegorien in einer Reihe von Gestalten auf, die gepaart mit Attributen der antiken Figuren Hermes und Charon den würdevollen Künstler Gustav von Aschenbach auf seiner Reise nach Venedig und in den Verfall seiner Würde und schließlich in seinen Tod begleiten. Neben dem Tod stellt auch Eros, der antike Gott der Liebe, ein zentrales Motiv in der Novelle dar. Sein wichtigster Vertreter ist der hübsche Polenknabe Tadzio, der in Gestalt des Eros Aschenbach aus seiner bisherigen, streng apollinischen Lebenshaltung reißt, ihn „ins Reich der Schönheit einführt und ihn auf diese Weise vernichtet“1. Im Folgenden soll auf diese beiden zentralen Motive näher eingegangen und vor dem Hintergrund mythologischer Quellen ihre Funktion in der Novelle erläutert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Zentrale Motive
- Tod
- Allgemeine Leitmotive mit vager Todessymbolik
- Todesboten - Leitmotive mit expliziter Todessymbolik
- Eros
- Eros positiver Einfluss
- Tadzio als beflügelnder Eros
- Eros als positives Bindeglied von apollinischer und dionysischer Lebensweise
- Eros - negativer Einfluss
- Tadzio als vernichtender Eros
- Eros als der negative Übergang in eine rein dionysische Lebensweise
- Unvermeidbarkeit des Todes
- Der Tod als zentrales Motiv in Thomas Manns Novelle "Der Tod in Venedig"
- Die Rolle des Todes in der antiken und mittelalterlichen Kultur
- Die Verbindung von Tod und Eros in der Novelle
- Die Bedeutung der Leitmotivtechnik in der Erzählung
- Die Darstellung des Todes durch Symbole und Todesboten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den zentralen Motiven von Tod und Eros in Thomas Manns Novelle „Der Tod in Venedig“. Sie untersucht, wie diese Motive in der Erzählung dargestellt werden, welche mythologischen Bezüge sie aufweisen und welche Funktion sie im Kontext der Geschichte spielen. Die Arbeit befasst sich insbesondere mit dem Einfluss der Liebe zu dem jungen Tadzio auf den Künstler Gustav von Aschenbach.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit befasst sich mit dem Tod als einem zentralen Motiv in Thomas Manns Novelle „Der Tod in Venedig“. Es wird gezeigt, wie der Tod in der Erzählung als eine Art Mischform aus antiker und mittelalterlicher Todesallegorie dargestellt wird. Dabei werden verschiedene Symbole und Todesboten eingeführt, die auf den Tod des Protagonisten Gustav von Aschenbach hindeuten.
Das zweite Kapitel behandelt das Motiv des Eros in der Novelle. Der schöne Polenknabe Tadzio repräsentiert in der Erzählung den Eros, der Aschenbach aus seiner streng apollinischen Lebensweise reißt. Es werden sowohl die positiven als auch die negativen Auswirkungen der Liebe auf Aschenbach analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit untersucht die zentralen Motive von Tod und Eros in Thomas Manns Novelle "Der Tod in Venedig". Sie betrachtet die Bedeutung der Leitmotivtechnik, die Verbindung von Tod und Eros, die mythologischen Bezüge der Geschichte sowie die Auswirkungen der Liebe auf den Protagonisten. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Todessymbolik, Todesboten, apollinische und dionysische Lebensweise, Tadzio, Leitmotive, Mythologie.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2004, Eros und Tod in Thomas Manns Novelle 'Der Tod in Venedig', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65164