Im Zeitalter zunehmender Verdichtung und Beschleunigung von Kommunikationstechnologien und -strukturen beginnt sich das Phänomen der Kriegskommunikation als integraler Bestandteil der Kriegsführung zu etablieren. Ohne die Unterstützung der Öffentlichkeit können demokratische Regierungen Kriege nicht durchstehen - deshalb ist mittlerweile jeder Krieg auch ein Kampf um die Öffentlichkeit geworden. Die Kriege der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass Informationen erfolgreich als Waffen eingesetzt werden können. In modernen Konflikten nutzen Kriegsparteien strategisch Öffentlichkeitsarbeit, um bestimmte Zielgruppen für ihre Kriegsziele zu mobilisieren.
Der Kosovo-Krieg 1999 hat die entscheidende Bedeutung der Kriegskommunikation anschaulich unter Beweis gestellt. Für den Angriff der NATO auf die Bundesrepublik Jugoslawien lag keine rechtliche Legitimationsgrundlage vor, deshalb standen die Regierungen der NATO-Mitgliedstaaten innenpolitisch unter starkem
Rechtfertigungsdruck. Vor allem für Deutschland war dieser Krieg eine Premiere: zum ersten Mal nach 1945 beteiligten sich deutsche Truppen unmittelbar an einem Angriffskrieg. Um das nach dem Zweiten Weltkrieg im Kollektivbewusstsein der Deutschen gefestigte moralische Verbot der Kriegsführung außer Kraft zu setzen war eine enorme Mobilisierung der Öffentlichkeit nötig. Demensprechend startete die Bundesregierung eine aggressive PR-Kampagne, um den deutschen Waffengang öffentlich zu legitimieren. Ziel der vorliegenden Arbeit ist somit, am Beispiel der Kriegs-PR der Bundesregierung während des Kosovo-Krieges 1999 das Phänomen der Öffentlichkeitsarbeit in Kriegszeiten näher zu untersuchen.
Im ersten Teil der Arbeit soll zunächst das Konzept der Kriegs-PR bei gleichzeitiger Abgrenzung von dem Bereich der Public Relations und der Propaganda definiert werden. Als nächstes wird auf die historische Entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit in Kriegszeiten eingegangen, auf den Wandel ihrer Rolle in bisherigen Kriegen und auf die Umstände, die sie an Relevanz gewinnen ließen. Schließlich werden die Strategien und Instrumente der Kriegs-PR erläutert.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Öffentlichkeitsarbeit in modernen Kriegen - ein Abriss
- 2.1. Begriffsbestimmungen: Public Relations, Propaganda, Kriegs-PR.
- 2.2. Kurzer geschichtlicher Rückblick auf die Öffentlichkeitsarbeit in Kriegszeiten oder: Im Westen nichts Neues.....
- 2.3. Wie funktioniert Kriegs-PR? Merkmale, Strategien, Instrumente.......
- III. Die Kriegs-PR der Bundesregierung während des Kosovo - Krieges 1999 .......
- 3.1. Die Ausgangslage: die Stimmung in der deutschen Öffentlichkeit ……............
- 3.2. Scharpings Kriegs-PR-Kampagne – oder: „Es begann mit einer Lüge“ .....
- 3.2.1. Dramatisierung der Gefahr: „Völkermord“ und „humanitäre Intervention“
- 3.2.2. Operation Feindbild: Von Massakern, Konzentrationslagern und Hufeisenplänen.
- 3.2.3. Gräuelpropaganda: Rudolf Scharpings „Fötengrill\".
- 3.2.4. Die Sprache des Krieges: „Luftschläge“ und „Kollateralschäden“.
- 3.3. Zur Rolle der deutschen Medien im Kosovo-Krieg...........
- IV. Fazit....
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Phänomen der Öffentlichkeitsarbeit in Kriegszeiten am Beispiel der Kriegs-PR der Bundesregierung während des Kosovo-Krieges 1999. Sie analysiert die Strategien und Instrumente, die die Bundesregierung eingesetzt hat, um die öffentliche Meinung in Deutschland zu beeinflussen und den deutschen Waffengang zu legitimieren.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs „Kriegs-PR“
- Historische Entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit in Kriegszeiten
- Analyse der Kriegs-PR der Bundesregierung im Kosovo-Krieg
- Rolle der deutschen Medien im Kosovo-Krieg
- Bedeutung der Kriegskommunikation in modernen Konflikten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Bedeutung der Kriegskommunikation in modernen Konflikten und stellt die Zielsetzung der Arbeit dar. Das zweite Kapitel beleuchtet den Begriff der Kriegs-PR und seine Abgrenzung von Public Relations und Propaganda, beleuchtet die historische Entwicklung der Öffentlichkeitsarbeit in Kriegszeiten und erläutert Strategien und Instrumente der Kriegs-PR. Im dritten Kapitel wird die Kriegs-PR der Bundesregierung während des Kosovo-Krieges 1999 analysiert, wobei verschiedene Strategien des damaligen Verteidigungsministers Rudolf Scharping zur Rechtfertigung des Krieges untersucht werden. Schließlich wird die Rolle der deutschen Medien im Kosovo-Krieg beleuchtet.
Schlüsselwörter
Kriegs-PR, Öffentlichkeitsarbeit, Propaganda, Kosovo-Krieg, Bundesregierung, Rudolf Scharping, Medien, Kriegskommunikation, Öffentlichkeitsmeinung, Legitimation, Strategien, Instrumente, Völkermord, Humanitäre Intervention, Feindbild, Gräuelpropaganda, Luftschläge, Kollateralschäden.
- Arbeit zitieren
- Camelia Ratiu (Autor:in), 2005, Das Phänomen der Öffentlichkeitsarbeit in Kriegszeiten: Die PR-Kampagne der Bundesregierung während des Kosovo-Krieges 1999, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65174