Die Schlacht bei Tannenberg/Grunwald


Seminararbeit, 2001

12 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

Einleitung, oder worüber reden wir?

1. Die geschichtlichen Fakten
1.1 - der Deutsche Ritterorden im preußischen Land
1.2 - Christianisierung Preußens oder eine Form des Imperialismus?
1.3 - Konflikte
1.4 - die Schlacht bei Tannenberg und ihre Folgen

2. Ein Mythos entsteht
2.1 - aus der polnischen Sicht
2.2 - aus der deutschen Sicht

3. Wie geht man heute damit um?
3.1 - die Denkmäler: Reichsehrenmal vs. sozialistisches Denkmalkomplex
3.1 - Aufarbeitung des geschichtlichen Terminus „Drang nach Osten“
3.3 - was lernt man darüber in der Schule?

Einleitung

Viele zeitgenössische Historiker beschäftigen sich mit dem Thema der Schlacht bei Tannenberg/Grunwald, in der am 15. Juli 1410 das Heer des deutschen Ritterordens gegen dem polnisch-litauischen kämpfte und verlor. Eine der größten Ritterschlachten des späten Mittelalters. Eine Schlacht, die sowohl glorifiziert, wie auch als ein Zeichen der Schmach gesehen wurde, die es zu beseitigen galt. Den Historikern ging dabei weniger um die Schlacht selbst, als vielmehr um die Aufarbeitung der geschichtlichen Tatsachen und die Klärung des aus jener Schlacht entstandenen Mythos, sowohl auf der deutschen wie auch auf der polnischen Seite.

Teilweise ist der Versuch einer Art „Aufklärung“ gelungen, doch den Mythos, der im nationalen, literarisch-kulturellen Gedanken seine Wurzeln hat, schaffte man nicht gänzlich beiseite zu räumen.

Ich versuche hier lediglich ein paar der Nachforschungen, Analysen zusammenzustellen, sie miteinander zu vergleichen, um zu einer Art Zwischenergebnis zu gelangen.

1. Die geschichtlichen Fakten

1.1

1071 wurde Jerusalem von einem türkischen Seldschuken überfallen. Das war der Auslöser für die knapp 200 Jahre dauernden Kreuzzüge. Denn 1095 forderte der damalige Papst Urban II auf einem Konzil in Clermont, dass man gegen die Unterdrückung des heiligen Landes, seine ständige Plünderungen durch die Muslim-Horden vorgehen müßte und er rief zu einem Kreuzzug auf. Viele Adlige stellten begeistert Heere auf. Man muß festhalten, dass ein Kreuzzug aus einem gewöhnlichen Ritter einen Kreuzritter machte. Nach dem ersten erfolgreichen Kreuzzug, in dem nicht nur das heilige Land, sondern auch Teile Syriens und Türkei eingenommen wurden, war es nötig eine ständige militärische Präsenz zu zeigen, da muslimische Einfälle mit einem einzigen Feldzug nicht zu beseitigen waren. Nach dem ersten Kreuzzug, 1128 wurde auf der Synode von Troyens der erste Ritterorden gegründet: die Templer. Diese Ritter gelobten eine keusche Lebensweise und im Namen Christi, die Pilgerwege in der Fremde zu sichern, natürlich mit Waffengewalt. Kurz nach den Templern kamen die Johanniter, die sich aber nach kurzer Zeit mit der Krankenpflege und anderen sozialen Diensten beschäftigten und weniger mit den militärischen.

Der deutsche Ritterorden wurde 1198 im heiligen Land gegründet, nach dem dritten Kreuzzug. Der Orden erkannte schnell, wie aussichtslos es auf Dauer war, im heiligen Land zu bleiben und zu kämpfen. Der dritte Kreuzzug, der mit solchen Größen, wie Friedrich Barbarossa und Richard Löwenherz, sehr vielversprechend klang, endete mit einem Fiasko: der deutsche Kaiser ertrank in einem Fluß in der Türkei und Richard Löwenherz wurde für ein Vergehen in Österreich unter Arrest gestellt. Die Christen verloren immer mehr Festungen, während der Islam weiter an Stärke gewann. So sah sich der Orden nach neuen Aufgabenfeldern um.

1226 rief Konrad von Masowien den deutschen Orden um Hilfe, da die Pruzzen, ein Volk im Nordosten Polens, Öfters in sein Land einfielen, plünderten und sich nicht christianisieren ließen. Er versprach ihm das Kulmer Land als Besitz, wenn der Orden gegen die Pruzzen vorgehen würde. Das ganze wurde in der Goldenen Bulle von Rimini vom Papst und Kaiser (Friedrich II) festgehalten. Der Orden zog nach Polen.

1.2

Bis 1283 gelang es dem deutschen Orden, mit Hilfe polnischer, böhmischer und deutscher Ritter das Land der Pruzzen einzunehmen. Auch das Volk der Jatvjagen, das in der Nähe der Pruzzen lebte, wurde von den deutschen Ritterorden zurückgedrängt und löste sich schließlich in Litauen auf. 1309 verlegte der Orden seinen Hauptsitz von Venedig in die Marienburg.

Nach der Eroberung des Landes, begann der Orden mit seiner Ansiedlungspolitik: „Durch die konsequente Ansiedlung deutscher Bauern und Handwerker verfolgte der Orden die Eindeutschung seines Herrschaftsgebiets.(...) Die deutschrechtliche Siedlung wurde von den kirchlichen Kreisen stark gefördert...“[1] Der Orden betätigte sich missionarisch - baute Klöster und Kirchen - beschäftigte sich aber auch mit der Wirtschaft, die durch die Eiführung des deutschen Rechtssystems, fortschrittlicher war als die polnische, die sich damals im Umbruch befand; das Angebot der Arbeitskräfte stieg an, während der durchschnittliche Bauer nicht imstande war ohne technische Hilfsmittel seine Ernte ertragreicher zu machen.[2] Die eingesiedelten deutschen Bauern und Handwerker hingegen, wurden in den neuen deutschen Gebieten begünstigt: „Die Neusiedler nahmen grundherrliches Land (...) auf der Basis der Zinshufenverfassung nach Erbzinsrecht in bäuerliche Nutzung, wodurch nach Ablauf der für die ersten Jahre eingeräumten Abgabenfreiheit eine zuvor festgelegte Beteiligung des Grundherrn am Ertrag in Geld und/oder Getreide und eine wirksame Beteuerung durch die Landesherrschaft gewährleistet waren. Die in neugegründete oder auf deutsches Recht umgestellte Städte einströmenden Handwerker konnten Handel und Gewerbe im Rahmen der Zunftorganisation pflegen und erhielten als Gegenleistung für ihre ebenfalls am Ertrag bemessenen Abgaben an die Stadtherrschaft die Versicherung, in den von ihnen ausgeübten Erwerbszweigen keine Konkurrenz zuzulassen.“[3] Es läßt sich allgemein sagen, dass die kirchliche Seite in Polen im 12. und 13. Jahrhundert seine Blütezeit erlebte. Noch vor dem deutschen Ritterorden kamen die Johanniter und die Templer nach Polen; diese beiden Orden hatten sich sozialen Diensten gewidmet, wodurch sie in Polen sehr beliebt waren. Die Templer führten in Polen, wie auch im Westen Europas eine Art Bankwesen ein; man konnte z.B. sein Erspartes sicher durch ein Geleitschutz der Tempelherren in eine Stadt zur Stadtskasse bringen; man muß bedenken, dass die damaligen Wege gefährlich waren, überall lauerten Wegelagerer und Räuber. Obwohl die Christen grundsätzlich kein Geld verleihen konnten, sahen die Templer dieses nicht so eng und erteilten durchaus Kredite, was wiederum gut für die Wirtschaft war.[4] Auch Dominikaner und Franziskaner ließen sich in dieser Zeit in Polen nieder und errichteten diverse Klöster und Kirchenanlagen.

Was die deutsche Ostansiedlung angeht, so herrscht nach wie vor, sowohl auf polnischer wie auf deutscher Seite, Unklarheit darüber, wie diese zu interpretieren sei: aus der polnischen Sicht war verfolgte sie klar die Germanisierung des Gebiets und die teilweise Unterdrückung der polnischen Bürger und Bauern. Die deutschen Historiker sind dagegen der Meinung, dass die wirtschaftliche, geistig-sittliche Entwicklung Preußens auch zur Weiterentwicklung Polens beitrugen. Ob man aber diese Siedlungspolitik auch einer Form der imperialistischen Politik des Ordens nennen könnte, bleibt offen. Man einigte sich inzwischen darauf, dass „die Verbreitung des deutschen Rechtes unverhältnismäßig viel größer (war) als der Anteil der Deutschen an den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen Polens im 13. und 14. Jahrhundert.“[5]

1.3

Das Königreich Polen, nach der Expansion des Ordens im Norden und Nordosten verlor seinen Zugang zum Meer, war aber nicht in militärische Konflikte mit dem Orden verwickelt. Litauen dagegen litt dagegen unter den Einfällen des Ordens, der die Eingliederung Samogitiens in sein Herrschaftsgebiet verfolgte und damit auch Litauen von der Ostsee abzuschneiden drohte. Litauens Großfürst Jagiello, wollte Schutz vor der ständigen Bedrohung des Ordens haben und verfolgte seine eigenen Expansionspläne, die bis ans Schwarze Meer reichten. Er entschied sich deshalb dafür, Litauen an Polen anzunähern. Die polnischen Adligen stellten ihm eine Heirat mit der polnischen Königen Jadwiga in Aussicht, er müßte sich aber taufen lassen und sein Fürstentum der polnischen Krone untergliedern.

Am 15.02.1386 wurde Jagiello getauft und bekam den Namen Wladyslaw. Drei Tage danach heiratete er Jadwiga und übernahm schließlich am 4.03.1386 die Herrschaft über Polen und Litauen.

Aufgrund dieses Verlaufs der Geschichte übernahm nun das polnisch-litauische Königreich die Christianisierung des Großfürstentums Litauen, wodurch der Orden seine moralische Berechtigung auf ein Bleiben in diesen Gebieten verlor. Jagiello überließ Witold, seinen Vetter, die Herrschaft in Litauen. Dieser wurde jedoch, durch dauernde Einfälle der Tataren, dazu veranlaßt mit dem deutschen Orden eine Waffenbrüderschaft zu schließen, um die Raubzüge der Horden zu stoppen. Dafür übertrug er Samogitien an die Deutschritter. Kurz danach bestätigte der Papst Bonifaz IX, dass Samogitien dem Deutschen Ritterorden gehörte, räumte aber ein, dass der Orden dafür das Land Dobrzyn, gegen eine bestimmte Pfandsumme an Polen abzutreten habe. Die Waffenbrüderschaft zerbrach.

[...]


[1] Hoensch, „Geschichte Polens“, (3. Auflage), UTB, 1998, S. 41-42

[2] vgl. Hoensch, „Geschichte Polens“, UTB, 1998, S. 42-43

[3] Hoensch, „Geschichte Polens“, UTB, 1998, S. 43

[4] vgl. Pernoud, „Templariusze“, Wydawnictwo ATEX, Gdansk, 1996

[5] Hoensch, „Geschichte Polens“, UTB, 1998, S. 44

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Die Schlacht bei Tannenberg/Grunwald
Hochschule
Universität Potsdam
Note
2,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
12
Katalognummer
V65234
ISBN (eBook)
9783638578523
ISBN (Buch)
9783656779216
Dateigröße
469 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schlacht, Tannenberg/Grunwald
Arbeit zitieren
Paul Lindner (Autor:in), 2001, Die Schlacht bei Tannenberg/Grunwald , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65234

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Schlacht bei Tannenberg/Grunwald



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden