In unserem westlichen Leben spielen Freundschaften eine große soziale Rolle. Das geht sogar so weit, dass man Menschen ohne Freunde für etwas sonderbar, vielleicht eigenbrötlerisch hält. Aber gibt es das überhaupt: Menschen ohne Freunde? Muss nicht jeder Mensch fast zwangsweise mit anderen Menschen in Kontakt treten und dabei auch Leute kennen lernen, mit denen er sich gut versteht und infolge dessen eine Freundschaft aufbaut?
Das Thema dieser Arbeit ist die Untersuchung von Männer- und Frauenfreundschaften im Südeuropa (von Portugal bis Kreta). Es gibt Ethnologen und Soziologen, die die These vertreten, es gäbe keine Freundschaften zwischen Frauen in diesem Raum (z.B. Gilmore 1975: 3181). Frauen seien demnach in Familie und Verwandtschaft eingebunden. Es wird gesagt, Frauen seien aufgrund ihres neidischen Charakters und ihrer Klatschsucht unfähig für die tieferen Gefühle, die für eine Freundschaft nun einmal Bedingung sind. Anhand meiner Arbeit möchte ich diese These auf Signifikanz untersuchen und zwei Fragen beantworten: 1) Sind Frauenfreundschaften so hervorstechend wie Männerfreundschaften? 2) Unterscheiden sie sich von Männerfreundschaften? Wenn ja, wie? Zu diesem Zweck werde ich anfänglich Vorbemerkungen zum Thema Freundschaft voranschicken und Aspekte der Geschlechtertrennung diskutieren, wobei das Sprichwort „Frauen gehören ins Haus und Männer auf die Straße“ tonangebend sein soll. Diesen Vorbereitungen folgt der Hauptteil, indem ich anhand der Arbeiten von David Gilmore (1975) und Sahra Uhl (1991) Männer- und Frauenfreundschaften in Andalusien darstellen werde. Da auf Kreta ähnliche soziale Muster vorherrschen, werden im letzten Punkt einige psychologische Aspekte von Frauenfreundschaften untersucht. Im Schlussteil werden die Erkenntnisse in Hinblick auf die These, Frauen hätten in Südeuropa keine Freundschaften, diskutiert und entweder bestätigt oder als wissenschaftlicher Mythos entlarvt.
Leider nicht nachgehen kann ich einer Analyse der Beziehung von Feldforscher zu Informanten - dazu verweise ich auf Beer (2002).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Vorbemerkungen zu Freundschaft allgemein
- Aspekte der Geschlechtertrennung in Südeuropa
- Männer- und Frauenfreundschaften in Südeuropa
- Bei Männern in Fuenmayor (Andalusien)
- Fuenmayor
- Männerfreundschaften
- Freundschaften im Lebenszyklus
- Bei Frauen in Escalona (Andalusien)
- Escalona (Andalusien)
- Frauenfreundschaften
- Psychologie der Freundschaft bei Frauen in Hatzi (Kreta)
- Abschluss und Diskussion
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Seminararbeit ist die Widerlegung der These, dass Frauen in Südeuropa keine Freundschaften pflegen. Die Arbeit untersucht Männer- und Frauenfreundschaften im Raum von Portugal bis Kreta und beleuchtet die spezifischen kulturellen und sozialen Aspekte, die diese Beziehungen prägen.
- Das Vorhandensein von Männer- und Frauenfreundschaften in Südeuropa
- Die Rolle der Familie und Verwandtschaft in der Gestaltung von Freundschaftsbeziehungen
- Die Bedeutung von Geschlecht und Kultur für das Verständnis von Freundschaft
- Die Herausforderungen und Chancen von Freundschaften in verschiedenen Lebensabschnitten
- Die Rolle von Emotionen und Aktivitäten im Aufbau und Erhalt von Freundschaftsbeziehungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die These der Arbeit vor, wonach Frauen in Südeuropa keine Freundschaften pflegen, und erläutert das Ziel der Arbeit, diese These zu widerlegen. Sie führt den Leser in die Thematik von Männer- und Frauenfreundschaften im Südeuropa ein und skizziert den Aufbau der Arbeit.
- Theoretische Vorbemerkungen zu Freundschaft allgemein: Dieses Kapitel untersucht das Konzept der Freundschaft aus einer westlichen Perspektive und beleuchtet die historische Entwicklung des Verständnisses von Freundschaft und die Bedeutung von Spontaneität und Freiheit in modernen Gesellschaften.
- Aspekte der Geschlechtertrennung in Südeuropa: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle von Geschlecht und Kultur in der Gestaltung von Freundschaftsbeziehungen und diskutiert die Bedeutung des Sprichworts „Frauen gehören ins Haus und Männer auf die Straße“ im Kontext von Südeuropa.
- Männer- und Frauenfreundschaften in Südeuropa: Dieser Abschnitt analysiert Männer- und Frauenfreundschaften in Andalusien auf Grundlage der Arbeiten von David Gilmore und Sahra Uhl. Er beleuchtet die spezifischen Charakteristika von Freundschaften zwischen Männern und Frauen in verschiedenen Regionen und Lebensabschnitten.
- Bei Männern in Fuenmayor (Andalusien): Dieser Abschnitt analysiert die Männerfreundschaften in Fuenmayor, Andalusien, und beleuchtet ihre Bedeutung im Lebenszyklus der Männer.
- Bei Frauen in Escalona (Andalusien): Dieser Abschnitt analysiert die Frauenfreundschaften in Escalona, Andalusien, und untersucht die spezifischen Herausforderungen, die Frauen im Aufbau und Erhalt von Freundschaften in dieser Region erleben.
- Psychologie der Freundschaft bei Frauen in Hatzi (Kreta): Dieser Abschnitt untersucht die psychologischen Aspekte von Frauenfreundschaften in Hatzi, Kreta, und beleuchtet die Bedeutung von Emotionen und Erfahrungen in der Gestaltung dieser Beziehungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet das Thema von Männer- und Frauenfreundschaften in Südeuropa und konzentriert sich dabei auf die Themen Geschlechtertrennung, Kultur, Familie, Verwandtschaft, Emotionen, Aktivitäten, Lebenszyklus und die Rolle von Geschlecht und Kultur im Verständnis von Freundschaft.
- Quote paper
- Christian Albrecht (Author), 2005, 'In Südeuropa haben Frauen keine Freundschaften!' - Widerlegung einer Ideologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65235