Der Durchschnittsjournalist ist männlich, 37 Jahre alt, zufrieden mit seinem Beruf. Er sieht sich als Informationsvermittlers, sein Publikum als aufgeschlossen, informiert, politisch interessiert und kritisch-anspruchsvoll. Politisch bevorzugt er die SPD, orientiert sich an „Der Spiegel“, „Süddeutsche Zeitung“ sowie „Tagesthemen“ und „Tagesschau“. Er arbeitet 46 Stunden in der Woche und hat ein Volontariat absolviert. Diese kurze Charakterisierung zeigt, inwieweit der Beruf Journalist Gegenstand der Forschung ist, in welchen Facetten er analysiert und kategorisiert wurde. Umso erstaunlicher ist es, wie wenig die Berufsgeschichte des Journalismus mit in die Forschung einbezogen wurde. Das Forschungsdefizit macht Walter Hömberg deutlich: „Es gibt eine Geschichte des Tabaks und der elektrischen Beleuchtung, eine Geschichte der deutschen Treppe und der Technischen Überwachungs-Vereine, eine Geschichte der Armenfürsorge und eine Geschichte der Bienenzucht (…). Es gibt die Geschichte vieler Berufe: der Richter und Rechtsgelehrten, der Kaufleute und Handelsherren, der Ärzte und Lehrer, der Prostituierten und Privatdozenten. Es gibt keine Geschichte der Journalisten.“2Tatsächlich datiert das bis heute ausschlaggebende Werk zur Berufsgeschichte zurück ins Jahr 1928. Hierbei handelt es sich um die Dissertation von Dieter Paul Baumert: „Die Entstehung des deutschen Journalismus in sozialgeschichtlicher Betrachtung“. Ein Hauptgrund dafür liegt sicher darin, dass der Beruf Journalist nicht rechtlich geschützt ist und so die Entstehung eines eigenständigen Berufszweiges schwer nachzuvollziehen ist. Trotz dieser Schwierigkeiten wird in dieser Hausarbeit die Berufsgeschichte der Journalisten nachgezeichnet. Zunächst werden die Hauptfunktionen des Journalismus kurz dargestellt, um einordnen zu können, warum ab einem bestimmten Zeitpunkt vom Journalistenberuf gesprochen werden kann. Anschließend werden die vier Phasen der Berufsentwicklung nach Baumert charakterisiert. Erweitert wird diese Aufzählung durch die Phase des redaktionstechnischen Journalismus nach Pürer. Abgeschlossen wird die Darstellung der Berufsgeschichte mit einer Darstellung der derzeitigen Innovationen im Journalismus. Am Ende dieser Arbeit soll nach einer kurzen Zusammenfassung dann die Frage nach zukünftigen Trend und Tendenzen stehen.
Gliederung
1. Einleitung
2. Funktionen des Journalismus
3. Phasen des Journalismus
3.1. Präjournalistische Phase
3.2. Phase des korrespondierenden Journalismus
3.3. Phase des schriftstellerischen Journalismus
3.4. Phase des redaktionellen Journalismus
3.5. Phase des redaktionstechnischen Journalismus (nach Pürer)
4. Innovationen im Journalismus
5. Ausblick
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Durchschnittsjournalist ist männlich, 37 Jahre alt, zufrieden mit seinem Beruf. Er sieht sich als Informationsvermittlers, sein Publikum als aufgeschlossen, informiert, politisch interessiert und kritisch-anspruchsvoll. Politisch bevorzugt er die SPD, orientiert sich an „Der Spiegel“, „Süddeutsche Zeitung“ sowie „Tagesthemen“ und „Tagesschau“. Er arbeitet 46 Stunden in der Woche und hat ein Volontariat absolviert.[1] Diese kurze Charakterisierung zeigt, inwieweit der Beruf Journalist Gegenstand der Forschung ist, in welchen Facetten er analysiert und kategorisiert wurde. Umso erstaunlicher ist es, wie wenig die Berufsgeschichte des Journalismus mit in die Forschung einbezogen wurde. Das Forschungsdefizit macht Walter Hömberg deutlich: „Es gibt eine Geschichte des Tabaks und der elektrischen Beleuchtung, eine Geschichte der deutschen Treppe und der Technischen Überwachungs-Vereine, eine Geschichte der Armenfürsorge und eine Geschichte der Bienenzucht (…). Es gibt die Geschichte vieler Berufe: der Richter und Rechtsgelehrten, der Kaufleute und Handelsherren, der Ärzte und Lehrer, der Prostituierten und Privatdozenten. Es gibt keine Geschichte der Journalisten.“[2] Tatsächlich datiert das bis heute ausschlaggebende Werk zur Berufsgeschichte zurück ins Jahr 1928. Hierbei handelt es sich um die Dissertation von Dieter Paul Baumert: „Die Entstehung des deutschen Journalismus in sozialgeschichtlicher Betrachtung“. Ein Hauptgrund dafür liegt sicher darin, dass der Beruf Journalist nicht rechtlich geschützt ist und so die Entstehung eines eigenständigen Berufszweiges schwer nachzuvollziehen ist.
Trotz dieser Schwierigkeiten wird in dieser Hausarbeit die Berufsgeschichte der Journalisten nachgezeichnet. Zunächst werden die Hauptfunktionen des Journalismus kurz dargestellt, um einordnen zu können, warum ab einem bestimmten Zeitpunkt vom Journalistenberuf gesprochen werden kann. Anschließend werden die vier Phasen der Berufsentwicklung nach Baumert charakterisiert. Erweitert wird diese Aufzählung durch die Phase des redaktionstechnischen Journalismus nach Pürer. Abgeschlossen wird die Darstellung der Berufsgeschichte mit einer Darstellung der derzeitigen Innovationen im Journalismus. Am Ende dieser Arbeit soll nach einer kurzen Zusammenfassung dann die Frage nach zukünftigen Trend und Tendenzen stehen.
Eng verbunden mit der Entwicklung des journalistischen Berufs sind unvermeidlich auch immer Entwicklungen im Mediensystem, die in der Charakterisierung auch immer mit aufgegriffen werden.
2. Funktionen von Journalismus
Um folgenden Epochen und die Begründung ihrer Abgrenzung zu verstehen, werden zunächst kurz diese Funktionen des Journalisten im Arbeitsprozess erläutert. Wichtig ist es, diese Funktionen nicht mit der Funktionen von Journalismus in der Gesellschaft zu verwechseln. Vielmehr handelt es sich um eine funktionelle Unterscheidung, die den Journalismus in verschiedene Arbeitsschritte zerlegt. Baumert, auf den die folgenden Phasen zurückgehen und die er in seiner 1928 erschienenen Dissertation weitaus ausführlicher schildert als in dieser Arbeit möglich, unterscheidet die Korrespondenzfunktion, die schriftstellerische Funktion sowie die redaktionelle Funktion.[3]
Unter der Korrespondenzfunktion ist die Leistung des Journalisten zu verstehen, Nachrichten zu recherchieren und an die Redaktion – oder in der Frühzeit des Journalismus an die Menschmedien oder Drucker – heranzutragen. Nur durch diese Korrespondenzfunktion können Nachrichten überhaupt öffentlich werden.. Deshalb nennt Baumert die Korrespondenzfunktion auch die Grundfunktion journalistischer Arbeit.[4]
Unter der zweiten Funktion, der schriftstellerischen Funktion, ist die Aufgabe zu verstehen, recherchierte Nachrichten in eine allgemein verständliche Form zu bringen. Besonders bei Sachverhalten, die für die Rezipienten einer Nachricht zu komplex ist, um sie sich selbst zu erschließen, wirkt der Journalist als Übersetzer. Durch seine schriftstellerische Leistung, verarbeitet er die Nachricht sprachlich so, dass sie verständlich wird. Zudem hat die schriftstellerische Leistung besonders dann eine große Bedeutung, wenn es nicht reicht, eine Nachricht referierend zu übermitteln, sondern Einordnung oder Bewertung notwendig werden.[5]
Die letzte Leistung, die Baumert betont, ist die redaktionelle Funktion. Darunter lässt sich das Sammeln, Einordnen, Platzieren und Redigieren von Nachrichten sowie ihre Gewichtung und Stilisierung im Endprodukt verstehen.[6]
Im Folgenden wird sichtbar werden, dass die verschiedenen Leistungen zunächst getrennt waren und sich erst nach und nach mit der Verberuflichung des Journalismus in einer Person vereinigten. Nach Baumert ist die Berufsentwicklung erst nach dieser Verschmelzung der Funktionen in einer Person abgeschlossen.
3. Phasen der Berufsentwicklung
Maßgeblich für die berufsgeschichtliche Journalismusforschung ist auch heute noch Baumerts Dissertation aus dem Jahre 1928 „Die Entstehung des deutschen Journalismus in sozialgeschichtlicher Betrachtung“. Hier unterscheidet Baumert vier Phasen der Berufsgeschichte: Die präjournalistische Phase, die Phase des korrespondierenden Journmalismus, die Phase des schriftstellerischen Journalismus und die Phase des redaktionellen Journalismus. Heinz Pürer fügte im Jahre 199… eine fünfte Phase, die Phase des redaktionstechnischen Journalismus hinzu. Im folgenden sollen diese fünf Phasen charakterisiert und zeitlich Schema eingeordnet werden. Wichtig ist bei dieser Charakterisierung allerdings, dass die Phasen keinesfalls ausschließlich und allumfassend sind. Vielmehr handelt es sich, genauso wie bei der chronologischen Einordnung, um eine grobe Schematisierung, die die Entwicklungslinie des Berufs verdeutlichen soll.
3.1 Präjournalistische Phase
Die erste Phase der berufshistorischen Entwicklung, die nach Baumert etwa das Mittelalter und die frühe Neuzeit umfasst[7], lässt sich nicht als eigentliche Phase des Journalismus, wie wir ihn heute verstehen, bezeichnen. Denn zu dieser Zeit existierte weder ein ganzheitliches Berufsbild noch ein Selbstverständnis der Journalisten Zudem fehlten die Medien in unserem Sinne.
Journalisten waren zu dieser Zeit noch sehr sporadisch tätig, eine hauptberufliche Tätigkeit gab es nicht. Eine vielleicht treffendere Berufsbezeichnung finden Pürer und Raabe mit dem Begriff „Nachrichtenüberbringer“[8]. Diese Nachrichtenüberbringer fanden sich in wandernden Spielleuten, Dichtern und Sängern, die quasi nebenberuflich Nachrichten übermittelten. In diesem Zusammenhang spricht der Medienwissenschaftler Werner Faulstich auch von „Menschmedien“, die im Vergleich zu heutigen elektronischen Medien selbst Nachrichten überbringen und demnach primäre Medien sind. Festzuhalten ist hierbei aber, dass es sich nicht um rein interpersonale Kommunikation handelt – die Nachrichtenübermittler überbrachten schließlich nicht ihre persönlichen Informationen, sondern Nachrichten und Geschehnisse der Welt. Das heißt, diese Form der Nachrichtenübermittlung ist durchaus nicht unmedial einzustufen. Zu den Menschmedien, die vor allem im Mittelalter ihre Hochzeit hatten und bereits in der frühen Neuzeit in eine Krise gerieten, zählen für Faulstich beispielsweise Hofnarren, Epen- und Minnesänger oder Lehrer.[9]
Neben dem Bedeutungsverlust der Menschmedien existierten in der präjournalistischen Phase auch vereinzelt angestellte Journalisten: „So unterhielten schon im mittelalterlichen Deutschland Fürsten und Standesherren an politisch wichtigen Plätzen Agenten.“[10] Diese Agenten könnte man zwar heute als Korrespondenten sehen, doch sie waren ausschließlich für die Fürsten beschäftigt waren und recherchierten so sehr spezielle Nachrichten, also keine Nachrichten, die das große Publikum interessierten. Erst nach und vollzog sich durch die Erhöhung der Nachfrage eine Entwicklung weg von Privatnachrichten hin zu Nachrichten für ein größeres Publikum.[11]
Zudem waren aber auch „die Abschreiber, Buchschreiber und die Briefmaler – Gruppen, die mir handschriftlicher Vervielfältigung zu tun hatten“[12] entscheidend im Prozess der Nachrichtenübermittlung. Nur über sie konnte das Nachrichtengeschehen brieflich vermittelt und den Auftraggebern übermittelt werden. Als sich nach und nach ein regelmäßiges Verkehrswesen entwickelte, traten zudem noch die Boten in die Reihe der ersten Journalisten hinzu.[13] Interesse an einer geregelten Nachrichtenübermittlung hatten in der frühen Neuzeit vor allem Kaufleute, manchmal auch Diplomaten. Deshalb waren in der frühen Neuzeit die großen Handelsplätze wie Venedig, Wien, Köln oder Lübeck auch die zentralen Stellen der Nachrichtenübermittlung.[14]
Genauso wie das Berufsbild des Journalisten waren auch die Medien des Mittelalters völlig andere als heute. Die Berichterstattung beschränkte sich überwiegend auf obrigkeitsstaatlichen Briefwechsel und privatfürstliche Korrespondenz: Das entscheidende Medium war also zunächst der Brief. Wann aber die ersten geschriebenen Zeitungen öffentlich gemacht wurden ist nicht eindeutig nachvollziehbar.[15] Neben dem privatfürstlichen Brief lassen sich auch die ersten Ansätze von öffentlichen Zeitungen erkennen, so beispielsweise die Fuggerzeitungen, die in der von briefliche Zeitungen nicht das allgemeine Nachrichtenbedürfnis der Bevölkerung sondern speziell die Interessen einzelner – in diesem Fall der Fugger. Weitere Zeitungen, die in die präjournalistische Phase fallen, sind die Messrelationen von Michael von Aitzing, die in ihrer periodischen Erscheinungsform schon stark an die moderne Zeitung erinnern und als ihr unmittelbarer Vorgänger gesehen werden können.[16] Diese halbjährlich erscheinenden Zeitungen „können wegen ihrer Aktualität, semestralen Periodizität und öffentlichen Verbreitung präjournalistische Erzeugnisse genannt werden. (…) Jedoch erhalten sie ihre journalistische Bedeutung dadurch, dass sie die berufsmäßige Auswertung voller Nachrichtenquellen und schriftstellerischer Leistungen in den Dienst des allgemeinen Bedarfs stellen.“[17] Das bedeutet, dass Aitzing, eigentlich Historiograph und Schriftsteller, erstmals die Interessen der gesamten Bevölkerung befriedigen wollte und deshalb auch politische Ereignisse, die von allgemeinem Interesse waren aufgriff.
[...]
[1] Vgl. Pürer: Einführung in die Kommunikationswissenschaft, S.
[2] Hömberg: Von Kärrnern und Königen. In: Bobrowsky: Wege zur Kommunikationsgeschichte, S. 621
[3] Vgl. Baumert: Die Entstehung des deutschen Journalismus. S. 3
[4] Vgl. ebd. S. 3 f.
[5] Vgl. ebd. S. 4 f.
[6] Vgl. ebd. S. 7 f.
[7] Vgl. Baumert, Die Entstehung des deutschen Journalismus, S.17
[8] Pürer/Raabe: Zur Berufsgeschichte des Journalismus, in: Neverla: Grundlagentexte, S.409
[9] Vgl. Faulstich: Die bürgerliche Mediengesellschaft (1700-1830), S.10
[10] Baumert, Die Entstehung des deutschen Journalismus, S.19
[11] Vgl. ebd. S.19
[12] Pürer/Raabe, Zur Berufsgeschichte des Journalismus, in: Neverla, S.409
[13] Vgl. ebd. S. 409
[14] Vgl. Körber/Stöber: Geschichte der öffentlichen Kommunikation. In: Jarren: Medien und Journalismus 1, S.57
[15] Vgl. Lindemann: Deutsche Presse bis 1815, S.20
[16] Vgl. Salomon: Allgemeine Geschichte des Zeitungswesens. S. 15
[17] Baumert, Die Entstehung des deutschen Journalismus, S. 28
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