1 Einleitung
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsbehörde (WHO) zählt die Depression weltweit zu den schwerwiegendsten Gesundheitsproblemen. Depressive (Ver-)Stimmungen und Erkrankungen gehören mit Abstand zu den häufigsten psychischen Krankheitserscheinungen und sind noch immer in einer rasenden Zunahme begriffen. So zeigen Untersuchungen, dass sich z.B. die depressiven Neuerkrankungen bei jungen Menschen zwischen 15 und 25 Jahren gerade in den Städten weltweit innerhalb von 10 Jahren vervielfachten (vgl. Treichler 2003, S. 299).
Während es depressive Menschen schon immer gegeben hat, nahm man bei Jugendlichen lange Zeit an, dass diese „melancholischen Stimmungen” (Fend 2003, S. 434) normale Phänomene dieser Lebensphase seien. Heute besteht weitgehende Übereinstimmung darin, dass depressive Störungen bei Jugendlichen ein relativ weit verbreitetes und oftmals schwerwiegendes Problem darstellen. Zahlreiche epidemiologische Studien ermittelten, dass bis zu 20 % aller Jugendlichen im Laufe ihrer Entwicklung von mindestens einer ernsthaften depressiven Episode betroffen sind (vgl. Essau & Groen & Pe-termann in Braun-Scharm 2002, S. 57). Aufgrund dieser Zahlen lässt sich auch die in jüngster Zeit deutliche Zunahme von Publikationen zur Depressionsproblematik bei Jugendlichen als gesteigertes Interesse an der Thematik werten.
Trotz der immensen Fortschritte in Forschung und Wissenschaft beschränken sich viele Autoren auf einseitige biologische, psychologische oder soziologische Teilaspekte depressiver Erkrankungen (vgl. Hell 2004, S. 12). Depressionen werden zum Teil noch immer als eine monokausale Krankheit angesehen oder dargestellt. So erklärt z.B. der Psychiater Florian Holsboer seelische Leiden mit biochemischen Prozessen und lässt die psychosoziale Komponente von Depressionen weitestgehend außer Acht: „Depression ist nichts anderes als gestörter Hirnstoffwechsel.” (Holsboer, zitiert in Kerbel 2006, S. 16) Zwar kann diese Haltung dazu beitragen, die Stigmatisierung psychisch Kranker zu überwinden, andererseits jedoch reduziert diese biochemische Perspektive Menschen als „Hort von Molekülen.” (Kerbel 2006, S. 16)
Das Phänomen Depressionen nur mit der Biochemie zu erklären, erscheint mir zu kurz gegriffen. Am Beispiel der Depression im Jugendalter soll aufgezeigt werden, dass Gesundheit und Krankheit sich nicht auf (patho)physiologische-biochemische Vorgänge reduzieren lassen.
[...]
Inhaltverzeichnis
1 Einleitung
2 Aspekte der Depression
2.1 Historisches
2.1.1 Melancholie – Acedia – Depression
2.1.2 Depressionen im Jugendalter
2.2 Definition
2.3 Erfassung und Diagnostik
2.4 Symptomatik
2.5 Klassifikation
2.5.1 Allgemeine Veränderungen
2.5.2 Klassifikation in der Entwicklungspsychologie
2.6 Epidemiologie
2.6.1 Allgemeine Entwicklung
2.6.2 Entwicklung bei Jugendlichen
2.7 Verlauf und psychosoziale Beeinträchtigung
2.7.1 Verlauf
2.7.2 Psychosoziale Beeinträchtigung
2.8 Komorbidität
2.9 Suizidverhalten
2.10 Zusammenfassung
3 Das Jugendalter
3.1 Begriffsbestimmung
3.1.1 Jugend – Pubertät – Adoleszenz
3.1.2 Beginn und Ende des Jugendalters
3.1.3 Ausweitung der Jugendphase
3.2 Veränderungen in der Jugendphase
3.2.1 Körperliche Veränderungen (Pubertät)
3.2.2 Emotionale Veränderungen
3.2.3 Kognitive Veränderungen
3.2.4 Gesellschaftliche / Soziale Veränderungen
3.3 Entwicklungsaufgaben
3.3.1 Allgemeines zu Entwicklungsaufgaben
3.3.2 Umgang mit körperlichen Veränderungen
3.3.3 Umbau der sozialen Beziehungen
3.3.3.1 Familie
3.3.3.2 Die Gruppe der Gleichaltrigen
3.3.4 Erwerb von Kompetenzen zum Schulabschluss und zur Berufsfindung
3.3.5 Identitätsarbeit
3.3.6 Bewältigung von Entwicklungsaufgaben
3.4 Zusammenfassung
4 Bio-psycho-soziale Risikofaktoren und Entstehungsmodelle
4.1 Biologische Erklärungsmodelle
4.1.1 Genetik
4.1.2 Biochemie
4.1.3 Das Geschlecht
4.2 Psychologische Erklärungsmodelle
4.2.1 Die kognitive Theorie
4.2.2 Modell der gelernten Hilflosigkeit
4.2.3 Das Verstärkerverlustmodell
4.2.4 Das Problemlösungsmodell (Nezu 1989)
4.2.5 Bindungstheorie (Bowlby 1980)
4.2.6 Das kognitiv-interpersonale Modell (Gotlib & Hammen 1992)
4.3 Soziale Aspekte
4.3.1 Familiäre Faktoren
4.3.2 Kontakt zu Gleichaltrigen
4.3.3 Kritische Lebensereignisse
4.3.4 Soziale Herkunft und Gesellschaftliche Faktoren
4.4 Auslösung und Aufrechterhaltung
4.5 Zusammenfassung
5 Konsequenzen für die Soziale Arbeit
5.1 Ziele
5.1.1 Prävention und Gesundheitsförderung
5.1.2 Hilfen zur Bewältigung von Entwicklungsaufgaben
5.1.3 Stärkung der Widerstandskräfte des Jugendlichen
5.1.4 Stärkung des Selbstwertgefühls / Selbstvertrauens
5.1.5 Veränderung der psychosozialen Umstände
5.2 Konzepte und Methoden der Sozialen Arbeit
5.2.1 Lebensbewältigung
5.2.2 Social Support / Das Konzept Soziale Unterstützung
5.2.3 Empowerment
5.2.4 Soziotherapie / Sozialtherapie
5.2.5 Case Management
5.2.6 Sport (und Bewegung)
5.3 Zusammenfassung
6 Fazit
7 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsbehörde (WHO) zählt die Depression weltweit zu den schwerwiegendsten Gesundheitsproblemen. Depressive (Ver-)Stimmungen und Erkrankungen gehören mit Abstand zu den häufigsten psychischen Krankheitserscheinungen und sind noch immer in einer rasenden Zunahme begriffen. So zeigen Untersuchungen, dass sich z.B. die depressiven Neuerkrankungen bei jungen Menschen zwischen 15 und 25 Jahren gerade in den Städten weltweit innerhalb von 10 Jahren vervielfachten (vgl. Treichler 2003, S. 299).
Während es depressive Menschen schon immer gegeben hat, nahm man bei Jugendlichen lange Zeit an, dass diese „melancholischen Stimmungen” (Fend 2003, S. 434) normale Phänomene dieser Lebensphase seien. Heute besteht weitgehende Übereinstimmung darin, dass depressive Störungen bei Jugendlichen ein relativ weit verbreitetes und oftmals schwerwiegendes Problem darstellen. Zahlreiche epidemiologische Studien ermittelten, dass bis zu 20 % aller Jugendlichen im Laufe ihrer Entwicklung von mindestens einer ernsthaften depressiven Episode betroffen sind (vgl. Essau & Groen & Petermann in Braun-Scharm 2002, S. 57). Aufgrund dieser Zahlen lässt sich auch die in jüngster Zeit deutliche Zunahme von Publikationen zur Depressionsproblematik bei Jugendlichen als gesteigertes Interesse an der Thematik werten.
Trotz der immensen Fortschritte in Forschung und Wissenschaft beschränken sich viele Autoren auf einseitige biologische, psychologische oder soziologische Teilaspekte depressiver Erkrankungen (vgl. Hell 2004, S. 12). Depressionen werden zum Teil noch immer als eine monokausale Krankheit angesehen oder dargestellt. So erklärt z.B. der Psychiater Florian Holsboer seelische Leiden mit biochemischen Prozessen und lässt die psychosoziale Komponente von Depressionen weitestgehend außer Acht: „Depression ist nichts anderes als gestörter Hirnstoffwechsel.” (Holsboer, zitiert in Kerbel 2006, S. 16) Zwar kann diese Haltung dazu beitragen, die Stigmatisierung psychisch Kranker zu überwinden, andererseits jedoch reduziert diese biochemische Perspektive Menschen als „Hort von Molekülen.” (Kerbel 2006, S. 16)
Das Phänomen Depressionen nur mit der Biochemie zu erklären, erscheint mir zu kurz gegriffen. Am Beispiel der Depression im Jugendalter soll aufgezeigt werden, dass Gesundheit und Krankheit sich nicht auf (patho)physiologische-biochemische Vorgänge reduzieren lassen.
Ziel dieser Arbeit ist es daher, die Depression im Jugendalter bio-psycho-sozial (ganzheitlich) zu betrachten. Um mich einzugrenzen, wird der Fokus auf die vermuteten Entstehungsursachen von Depressionen im Jugendalter gelegt. Hieraus werden letztendlich Konsequenzen für die Soziale Arbeit gezogen.
Der bio-psycho-soziale Zugang zu dieser Thematik meint nichts anderes, als dass sowohl die körperlichen (bio), die seelischen (psycho) als auch die sozialen (sozio) Bedingungen berücksichtigt werden. Diese drei Aspekte werden, wie oben gesehen, weithin noch immer als getrennte Phänomene ohne Zusammenhang und Wechselwirkung betrachtet. Ein ganzheitlicher Zugang ermöglicht einerseits eine differenzierte Erfassung der Entstehungsbedingungen von Depressionen und verhindert andererseits die Individualisierung der Probleme.
Für die Bearbeitung dieser Materie wurde folgende Vorgehensweise gewählt:
Das zweite Kapitel beinhaltet eine allgemeine Einführung in das Gebiet depressiver Störungen. Es soll somit einen Überblick über die wichtigsten Informationen im Kontext der Depressionen in der Jugendphase verschaffen.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Frage, warum besonders im Jugendalter eine hohe Depressivitätsgefährdung besteht. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen dabei die belastenden und/oder konflikthaften Veränderungen des Jugendalters sowie die anspruchsvollen und herausfordernden Entwicklungsaufgaben. Somit wird ein Zusammenhang zwischen dem Jugendalter und Depressionen hergestellt.
Das vierte Kapitel geht der Frage nach, wie Depressionen im Jugendalter entstehen können und welche Risikofaktoren damit verbunden sind (Ätiologie). Dafür werden insbesondere biologische, psychologische und soziale Erklärungsmodelle sowie Faktoren vorgestellt. Hier soll verdeutlicht werden, dass Depressionen in der Regel ein mehrdimensionales Phänomen sind.
Im fünften Kapitel werden Folgerungen/Konsequenzen für die Soziale Arbeit in Bezug auf die Depressionsthematik im Jugendalter herausgearbeitet. Da sich aus den vorherigen Kapiteln vielfältigste Anknüpfungspunkte ergeben haben, ist es unmöglich auf alle einzugehen. Ich werde mich daher darauf beschränken wesentliche Grobziele zu benennen und Bezüge zwischen Depressionen sowie besonders geeigneten Konzepten und Methoden der Sozialen Arbeit herzustellen.
Die Arbeit stellt eine überblickartige Zusammenfassung des Themas dar, weshalb nicht jede einzelne Position in ihrer Differenziertheit ausgeführt werden kann. Somit kommt es unvermeidlich zu Zuspitzungen und Verkürzungen. Auch verallgemeinernde Aussagen über „die Depression” und „die Jugend” sind unvermeidlich und daher immer unter Vorbehalt zu stellen. Weiterhin können oftmals keine trennscharfen Grenzlinien zwischen den unterschiedlichen Ansätzen gezogen werden, da es vielfache Überschneidungen und Überlappungen gibt.
In meiner Sprachwahl differenziere ich nicht zwischen den Begriffen „Sozialarbeit“ und „Sozialpädagogik“, beide Bezeichnungen werden synonym verwendet. Dabei wird „Soziale Arbeit” als Sammelbegriff für alle Teilbereiche der Sozialpädagogik und Sozialarbeit verstanden. Um den Lesefluss zu verbessern, wird von geschlechtsspezifischen Bezeichnungen abgesehen, sofern diese nicht für den Sinnzusammenhang notwendig sind.
2 Aspekte der Depression
2.1 Historisches
2.1.1 Melancholie – Acedia – Depression
„Die Geschichte der Depression umfasst auch die Entdeckung des Geistes selbst [...].”
(Solomon 2002, S. 282)
„Seit es schriftliche Zeugnisse gibt, finden sich auch Hinweise, dass Menschen an Depressionen gelitten haben.” (Hell 2004, S. 25) Depressionen sind ein historisches Phänomen und es gibt sie offenbar so lange wie das menschliche Selbstbewusstsein. Bereits im Altertum waren Depressionen als so genannte „Melancholie” bekannt. Melancholie ist die ursprünglichste, älteste, aus dem Griechischen stammende Bezeichnung für Depression. Wörtlich übersetzt bedeutet es „Schwarzgalligkeit” und deutet auf die Säftelehre (Humoralpathologie) der alten griechischen Medizin hin, wie sie in der hippokratischen Medizin seit dem 5. Jahrhundert vor Christi gepflegt wurde (vgl. Treichler 2002, S. 31). Im antiken Athen war dies jedoch nicht die einzige Auffassung von der Melancholie. Hans-Joachim Busch weist darauf hin, dass eine strikte Grenze zwischen der medizinischen und der philosophisch-religiösen Auffassung der Melancholie verlief:
Zwei Bedeutungslinien der Genese des Topos der Melancholie sind dort zu finden. Die eine, medizinisch-defizitär, nimmt ihren Ausgang bei Hippokrates im 5. Jahrhundert. Die zweite, aus der griechischen Philosophie herstammend, versteht Melancholie als innere Ausstattung von Genie, von großen, kritischen Geistern. Diese grundlegende Zweiteilung der Melancholie- Auffassung hält sich historisch grundsätzlich in verschiedenen Verkleidungen bis heute durch. (Busch in Hau & Busch & Deserno 2005 S. 196ff.)
Die Bezeichnungen für diese Leidensform haben sich in der Medizingeschichte seitdem mehrfach verändert. Im Früh- bis Spätmittelalter wurde Melancholie mit „acedia”, was mit Trägheit übersetzbar ist, in Verbindung gebracht oder gleichgesetzt. Für Thomas von Aquin (1224-1274) war sie eine der sieben Todsünden. Melancholie war in dieser Sicht Nährboden der Sünde oder selbst Ausdruck von sündigem Verhalten und wurde sogar mit dem Satan in Verbindung gebracht. Sie galt als Ausdruck einer Missbilligung Gottes. (Vgl. Hegerl & Althaus & Reiners 2005, S. 107) Aus dieser Tradition erwuchs das Stigma, das Depressionen heute noch anhaftet: „Als ein Geschöpf Gottes muss die Seele vollkommen sein, und es obliegt uns, diesen Zustand zu wahren.” (Solomon 2002, S. 294)
Neben den im Mittelalter dominierenden negativen Konnotationen der Melancholie als Sünde kamen in der Renaissance wieder vermehrt positive Facetten zur Sprache. Auf antike Philosophen zurückgreifend, erklärten ihre Denker, Schwermut zeuge von Tiefe, und „man besang das im Zeichen des Saturn geborene Genie, dessen Trübsinn auf tiefster Einsicht beruhte [...].” (Solomon, 2002, S. 282)
Ganz unter dem Einfluss der Wissenschaft stand die Ära vom 17. bis 19. Jahrhundert. Man erforschte die Zusammensetzung des Gehirns und es wurden medizinische und institutionelle Strategien zur Behandlung ausgeklügelt (vgl. ebd. S. 282).
Das 19. Jahrhundert war eine Zeit der Klassifikation. Um Gruppen und Untergruppen dessen zu bilden, was ehemals einfach als Melancholie gegolten hat, debattierte alle Welt über die Natur der Krankheit und ihre Varianten (vgl. ebd. S. 324). Emil Kraepelin (1856-1926), der Vater der modernen Klassifikation psychischer Erkrankungen, vertrat eine naturwissenschaftliche Medizin und war an den biologischen Grundlagen psychischer Erkrankungen interessiert. Der in seiner Bedeutungsvielfalt beladene Begriff Melancholie wurde in der modernen Medizin durch den Begriff Depression ersetzt und die Melancholie wurde zu einer Spezialform der Depression, die Depression vom melancholischen Typ. (Vgl. Hegerl et al. 2005, S. 114ff.) Zeitgleich begründete besonders Sigmund Freuds psychoanalytisches Menschenbild weitgehend die Terminologie. Kraepelin und Freud stehen nicht nur für eine Dichotomie zwischen biochemischer und psychologischer Orientierung, ,,sondern auch für den entsprechenden Riss zwischen Diagnose und Therapie, den die Wissenschaft seither zu schließen versucht.” (Solomon 2002, S. 328)
Daniel Hell fasst wesentliche historische Kernpunkte wie folgt zusammen:
Eine differenzierende Geschichtsschreibung hätte zwar noch die Unterschiede zwischen den verschiedenen Konzeptionen der ,Melancholie' im Altertum (und der Renaissance), der ,Acedia´ im Mittelalter und der ,Depression' in der Neuzeit herauszuarbeiten. Dabei ergeben sich viele Hinweise, dass die Grenzen der einzelnen Krankheitsauffassungen nicht immer gleich weit gezogen wurden. Dies schließt aber keineswegs aus, dass die Veränderungen im melancholischen oder depressiven Zustand in ihrem Kern vergleichbar sind. Bei aller Problematik der Begriffsabgrenzung bleibt der wesentliche Befund, dass es depressives Erleben wohl schon immer gegeben hat. Was heute Depression genannt wird, scheint zum Menschsein dazuzugehören. (Hell 2004, S. 26f.)
2.1.2 Depressionen im Jugendalter
Lange Zeit wurde das Auftreten von depressiven Störungen im Kindes- und Jugendalter in Frage gestellt. Dies, obwohl bereits 1845 der Psychiater Griesinger (1817-1868) mit Nachdruck feststellte, dass alle Formen der melancholischen Verstimmung auch bei Kindern und Jugendlichen vorkommen (vgl. Nissen 2002, S. 187). Erste Hinweise in der modernen Erforschung von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen waren die Arbeiten von Rene Spitz zum „Hospitalismus” (1946). Dieser untersuchte in einer Wiener Kinderübernahmestelle in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts vor allem schwer vernachlässigte kleine Kinder, deren Reaktionen auf die Trennung von ihren Müttern vergleichbar mit den Depressionssymptomen von Erwachsenen waren. Der Begriff der „anaklitischen Depression” fußt auf diesen Untersuchungen (vgl. Braun-Scharm 2002, S. 1ff.).
Seit den späten 70er und frühen 80er Jahren des 20. Jahrhunderts werden vermehrte Forschungsanstrengungen unternommen, um das Wissen über depressive Verstimmungszustände bei Heranwachsenden zu erweitern.
Zuvor wurde Depression bei Kindern und Jugendlichen in der Literatur als nicht existent, laviert (maskiert) oder durch Symptome charakterisiert beschrieben, die sich deutlich von den Symptomen depressiver Erwachsener unterscheiden.[...] Wenn sie überhaupt existiert, nahm man an, dass es sich dabei um vorübergehende Erfahrungen handelt, die mit dem normalen Entwicklungsprozess zusammenhängen. (Essau 2002, S. 9ff.)
In diesem Zusammenhang weist Hannelore Reicher darauf hin, dass die Erforschung depressiver Störungen bei Jugendlichen eng mit der generellen entwicklungspsychologischen Sicht des Jugendalters verknüpft ist. So dominierten z.B. in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts „Sturm und Drang”-Vorstellungen. Demnach gehörten extreme Stimmungsschwankungen oder depressive Verstimmungen zum Jugendalter einfach dazu. Nach dieser Vorstellung galt das Jugendalter als eine besonders problematische, aufwühlende und negative Lebensphase. Depressive Verstimmungen erschienen nicht als abweichend und somit auch nicht als behandlungsbedürftig. Es wurde angenommen, dass Jugendliche aus diesen Krisen einfach wieder herauswachsen würden. (Vgl. Reicher 1998, S. 15) Seit den letzten drei Jahrzehnten hat sich die generelle Auffassung durchgesetzt, dass Kinder und Jugendliche die grundlegenden Merkmale von Depression zeigen, die auch Erwachsene aufweisen. Dieser Standpunktwechsel spiegelt sich auch im Gebrauch derselben Kriterien für depressive Störungen sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche seit der Einführung des Klassifikationssystems DSM-III (Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen) wider. (Vgl. Essau 2002, S. 9)
2.2 Definition
„Die Depression ist für den, der sie nicht kennt, ein nahezu unvorstellbarer Zustand, der sich nur durch eine Reihe von Metaphern – wie Kletterpflanzen an Eichen, Klippen mit Wasserfällen und so fort- umschreiben lässt.”
(Solomon 2001, S. 30)
Eine Depression kann man nicht wie einen Gegenstand beschreiben bzw. mit den Sinnen erfassen. Sämtliche bisherige Versuche, die Depression nach Form und Inhalt, ihrem Beginn und Verlauf, der Häufigkeit und Schwere ihres Auftretens sowie der Kombination ihrer Symptome zu definieren, sind fehlgeschlagen (vgl. Lehmkuhl in Braun-Scharm 2002, S. 25). Das Wort Depression kommt von lateinisch „deprimere”, „herabdrücken”, „niederdrücken” und meint in seiner ursprünglichen Bedeutung „bedrückte Stimmung”. In der Alltagssprache hat der Begriff Depression eine gewisse Ausweitung erfahren. Von kaum spürbaren vorübergehenden Stimmungsverschlechterungen bis hin zu einer schweren, im Extremfall lebensbedrohlichen Störung reicht das Spektrum. Die Bandbreite von Lebensgefühl und Stimmungslage bis hin zur Krankheit führt oft zu Unschärfe und zu Missverständnissen.
Es liegen ,Welten' zwischen ,depressiv sein' im umgangssprachlichen Sinne und an einer ,schweren Depression erkrankt' zu sein. Die Gefahren, die sich hieraus ergeben, liegen auf der Hand. Der Krankheitswert der Depression wird nicht erkannt, das Verhalten des erkrankten leicht als persönliches Versagen [...] interpretiert. (Hegerl et al. 2005, S. 9)
Eine medizinische Definition psychischer Störungen könnte somit hier den Patienten entlasten und Stigmatisierungen vermeiden.
Psychopathologisch wird unter Depressionen in erster Linie ein klinisches Syndrom, d.h. eine Gruppe von Symptomen, die in regelhafter oder gesetzmäßiger Verbindung miteinander auftreten, verstanden (vgl. Lehmkuhl in Braun-Scharm 2002, S. 25).
Depression im klinischen Sinn meint: „Probleme, die über den Bereich der Stimmung hinausgehen und anhaltende, erhebliche physische, psychische und verhaltensbezogene Symptome mit einschließen.” (Hammen 1999, S. 9) Depressionen sind demnach mehrdimensionale Verstimmungen, die an Tiefe und in der Dauer über ein der jeweiligen Lebenssituation entsprechendes Maß von Gemütsschwankungen hinausgehen. Auch innerhalb der klinischen Diskussion der Psychiatrie und der Psychoanalyse wird der Begriff Depression keineswegs einheitlich verwendet.
Die Uneinigkeit entsteht nicht zuletzt dadurch, dass deskriptive, psychodynamische und psychogenetische Merkmale in der Diskussion munter vermischt werden und bis heute, trotz der Versuche internationaler Klassifikationssysteme wie z.B. der ICD-10 oder der DSM-IV, keine einheitlichen Kriterien zur Bestimmung von Depressionen existieren. (Hau in Hau & Busch & Deserno 2005, S. 46)
Der Begriff Depression beschreibt folglich kein einheitliches Krankheitsbild, sondern umfasst einen Symptomenkomplex, hinter dem unterschiedliche Erkrankungen stehen können. Dies führt folglich zu Divergenzen in der Definition.
Es ist davon auszugehen, dass zwischen den unterschiedlichen Depressionsformen mehr oder weniger fließende Übergänge bestehen. Gesunde Deprimiertheit und kranke Depression sind also nicht scharf voneinander zu trennen, sie bilden Pole, die einander entgegengesetzt sind, sich aber nicht gegenseitig ausschließen. Jede Grenzziehung ist künstlich und erscheint von einer Übereinkunft der Experten abhängig. (Vgl. Hell 2004, S. 32) Die Frage, ob oder inwieweit einer psychischen Ausdrucksform Krankheitswert zukommt, wird im Wesentlichen durch sich wandelnde kulturelle und historische, aber ebenso durch ökonomische Faktoren bestimmt (vgl. Hell 2006, S. 64ff.).
Gegenstand der meisten Publikationen ist ein Depressionsverständnis, das:
[...] eine Depression als medizinische oder -etwas seltener- als familiäre oder gesellschaftliche Störung sieht. Dadurch wird die depressive Problematik als Folge eines Defekts in einem ganz bestimmten Bereich verstanden. (Hell, 2004, S.17)
Hell vertritt jedoch die These, dass „[...] die Depression eine besondere Reaktionsmöglichkeit darstellt, die den Menschen vor Desintegration schützt, wenn eine Verlustsituation nicht mehr anders bewältigt werden kann.” (Ebd. S.12) Depressionen machen Sinn, wenn sie nicht nur als „Störungsmuster” bzw. als „Defekt eines Systems”, sondern auch als „biosozialer Schutzmechanismus” bzw. „Lösungsversuch” gesehen werden. (Ebd. S. 196)
Das Fachlexikon der Sozialen Arbeit verknüpft viele der aufgeführten Aspekte in der folgenden Definition, wonach Depression eine:
Bezeichnung für eine Gruppe phänomenologisch verwandter psychischer Zustände, die sich in Schweregrad, Ursache und Verlauf jedoch erheblich unterscheiden und von normal psychologischen Reaktionen bis hin zu schweren psychiatrischen Erkrankungen reichen können. Der Begriff bedarf daher genauerer Differenzierung, dennoch gibt es im klinischen Bereich fließende Übergänge zwischen den differenzialdiagnostisch abzugrenzenden Depressionsformen. Gemeinsames Hauptmerkmal ist die niedergedrückte und pessimistische Grundstimmung mit allgemeiner Lust- und Antriebslosigkeit [...]. ( Fachlexikon der Sozialen Arbeit 2002, S. 199)
Die Unterscheidung der verschiedenen Depressionsformen ist weder wissenschaftlich noch praktisch eindeutig möglich und hängt sehr von der ihr zugrunde liegenden Theorie ab (vgl. ebd. S. 199). Hinsichtlich verschiedener Schweregrade und Ausprägungsformen bleibt eine Begriffsabgrenzung der Depression problematisch. Die Depression gibt es nicht, obwohl den unterschiedlichen Depressionstypen manches gemein ist. Depressionen haben immer eine individuelle Färbung (vgl. Tölle 2000, S. 9). Eine Depression hat viele Facetten und ist nur der Oberbegriff für eine Vielzahl von seelischen Verstimmungen. Zusätzlich erschwert wird eine Definition bei Jugendlichen dadurch, dass ihre Symptome und Symptomenverbände einer entwicklungsspezifischen Metamorphose unterliegen. Altersbedingte auffällige Verhaltensweisen (siehe 2.4) überlagern sich häufig mit den klassischen Symptomen einer Depression. (Vgl. Nissen 2002, S. 189)
Abschließend lässt sich sagen: „Depressionen sind individuell verschieden und immer wieder neu, sie bleiben geheimnisvoll.” (Solomon 2002, S. 400)
2.3 Erfassung und Diagnostik
„Bei der Diagnostik geht es nicht um eine Etikettierung oder Stigmatisierung von Menschen, sondern es geht um einen verstehenden Zugang zu Verhaltensweisen [...].”
(Schwarzer 2002, S. 209)
Diagnose ist ursprünglich ein medizinisches Konzept, dem Vorstellungen von Standardzustand bzw. Normalverhalten, Diagnose-Therapie-Bindungen etc. eigen sind. Der im medizinischen und therapeutischen Bereich übliche Begriff bezeichnet ein Prozess der Klärung von Behandlungsarten.
Mit einer Diagnose sind eine Fülle von sozialen Vorstellungen und Verhaltenserwartungen verknüpft. Diese können, gewollt oder ungewollt, erhebliche Verhaltensveränderungen bewirken, welche nicht direkt auf pathophysiologische Veränderungen zurückzuführen sind. Eine ärztliche Diagnose ist nie nur eine medizinische orientierte Aussage, sondern erfüllt immer auch eine soziale Funktion. Wird Krankheit als abweichendes Verhalten definiert, kann Diagnose als Etikettierung (engl. „labeling”) je nach Art der Erkrankung auch Probleme aufwerfen. Sind die sozialen Erwartungen negativer Natur, spricht man von einem Stigma. (Vgl. Hörning in Schwarzer, 2002, S.20) Andererseits kann die Etikettierung „organisch krank” aber auch eine entlastende Funktion haben: „Das Wort organisch lindert offenbar Schuldgefühle [...]. Wenn das Gehirn eine Veranlagung zu Depressionen hat, so braucht man sich keine Vorwürfe zu machen [...]. Ich bin depressiv, aber das ist nur die Chemie.” (Solomon 2001, S.21f.) Entscheidend für die Bewertung ist, wie im Kapitel „Historisches” bereits angedeutet, immer der gesellschaftlich-kulturelle Mainstream.
Diagnostik sollte dabei immer mehrere Ebenen berücksichtigen, da mit der psychischen Störung z.B. auch kognitive, emotionale und physiologische Faktoren einhergehen. Schwarzer fasst diesen Aspekt wie folgt zusammen:
Eine psychiatrische Diagnose bedeutet immer eine umfassende, möglichst ganzheitliche Diagnostik, die relevante körperliche, psychologische und soziale Aspekte berücksichtigt. Sie darf sich nie auf einen Einzelaspekt gründen, immer entscheidend die psychopathologische Gesamtsituation im psychosozialen Kontext. (Schwarzer 2002, S. 210)
Die Diagnose einer Depression ergibt sich aus einem Zusammenspiel von Symptomen. So zielt die Depressionsdiagnostik auf die spezifische Erfassung und Beurteilung depressiver Symptome und die systematische Überprüfung der Kriterien, die die Diagnose einer depressiven Störung rechtfertigen (vgl. Groen & Petermann 2002, S. 139). Diese Beschwerden lassen sich einerseits beobachten, werden andererseits aber auch vom Patienten geschildert. Das Beschwerdebild von psychischen und körperlichen Symptomen wird als „depressives Syndrom” bezeichnet. Um eine depressive Episode zu diagnostizieren, müssen bestimmte depressive Symptome während einer bestimmten Zeitdauer ausreichend häufig vorliegen. Je zahlreicher und belastender die Symptome sind, desto höher wird der Schweregrad beurteilt. Letztlich kommt es darauf an, über die Diagnose im Einzelfall allgemein gültige Krankheitsbeschreibungen und Bezeichnungen zu finden (vgl. Schwarzer 2002, S. 210).
Bei der Diagnose depressiver Störungen im Jugendalter ist der Entwicklungsstand zu berücksichtigen. In den letzten Jahren sind daher eine Vielzahl unterschiedlicher Verfahren zur Depressionsdiagnostik bei Kindern und Jugendlichen entwickelt worden. Im Allgemeinen werden zur Erfassung von Depression bei Jugendlichen strukturierte diagnostische Interviews, Selbstbeurteilungs-Fragebögen und Rating-Skalen eingesetzt. (Vgl. Essau 2002, S. 29) Viele depressive Symptome sind von anderen Personen nur schwer zu erkennen, da sie die subjektive Wahrnehmung von Stimmungen und Gefühlszuständen reflektieren. Viele zentrale depressive Symptome manifestieren sich vor allem im inneren Erleben der Betroffenen. Dies stellt eine besondere diagnostische Herausforderung dar. Zur Bestimmung einer vorliegenden Symptomatik liegt es entsprechend nahe, vor allem Informationen der betroffenen Jugendlichen heranzuziehen. Um sich ein möglichst genaues und umfassendes Bild der psychosozialen Probleme des Jugendlichen zu verschaffen, ist es dennoch vorteilhaft, Daten von verschiedenen nahestehenden Bezugspersonen (Eltern, Lehrer, Gleichaltrige etc.) heranzuziehen. (Vgl. Petermann & Kusch & Niebank 1998, S. 331)
2.4 Symptomatik
„Man kann nicht nicht kommunizieren.”
(Watzlawik 1985, S. 53)
Im folgenden werden nun verschiedene Aspekte der Depressionssymptomatik im Jugendalter erläutert. Zunächst wird jedoch auf zwei unterschiedliche Sichtweisen von Symptomen hingewiesen.
Der Begriff „Symptom” stammt aus den Krankheitsmodellen der Medizin. Dem medizinisch-biologischen Modell nach sind Symptome typische äußere Zeichen einer Erkrankung, die auf einer oder mehreren spezifischen Ursachen beruhen (vgl. Hörning in Schwarzer 2002, S. 19). Eine andere eher ressourcen- und kompetenzorientierte Sichtweise ist die „Systemische”:
Jedes wahrgenommene psychosoziale Problem/Symptom/Defizit ist nicht nur eine Lösung und entfaltet gewollt oder ungewollt, bewusst oder unbewusst beziehungsgestaltende Kräfte, sondern solche Probleme/Symptome/Defizite weisen eindeutig auf verschiedene Kompetenzen und Ressourcen hin [...]. (Mücke 2003, S. 37)
Diese Sichtweise betont im Gegensatz zu der eher kausalen und passiven medizinisch-biologischen die aktiven und positiven Komponenten von Symptomen. Des weiteren deutet die systemische Sichtweise an, dass die Symptomatik abhängig vom jeweiligen Kontext ist und in verschiedenen Umfeldern unterschiedlich deutlicher hervortritt (vgl. Groen & Petermann 2002, S. 141).
Wie bzw. woran kann man eine depressive Störung bei Jugendlichen erkennen? Diese Frage ist nicht trivial, da gerade emotional gefährdete Jugendliche auf einem Rückzugsweg sind. Depressionen lassen sich den internalisierenden Störungen zuordnen und sind von außen oft schwer zu identifizieren.
Grundsätzlich leiden Jugendliche unter denselben Symptomen, die auch depressive Erwachsene zeigen. Dennoch hängen die depressiven Symptome bei Jugendlichen weitaus mehr als bei Erwachsenen vom Alter sowie vom körperlichen, seelischen und geistigen Entwicklungsstand ab. Auch die intellektuellen und verbalen Möglichkeiten sowie die altersentsprechenden Anforderungen, denen sich der Jugendliche gegenübergestellt sieht, beeinflussen die Symptomatik. Jede Entwicklungsstufe kann also ganz unterschiedliche Symptome mit sich bringen. Oft neigen Jugendliche dazu, sich z.B. durch Verhaltensauffälligkeiten vor den Gefühlen der Leere, der Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit zu schützen. Auch körperliche Beschwerden wie z.B. Kopfschmerzen oder Essstörungen stehen oftmals im Vordergrund einer Depression. „Zehn bis zwanzig Prozent aller Patienten, die einen niedergelassenen Arzt aufsuchen, dürften depressiv sein, auch wenn sie sich dessen nicht bewusst sind und über körperliche Symptome klagen.” (Hell 2004, S. 42) Früher sprach man deshalb von einer sogenannten maskierten oder lavierten Depression. In heutiger Terminologie wird diese Form der „Dechiffrierung körperlicher Beschwerden als Ausdruck einer seelischen Depression” (Treichler 2002, S. 40) als somatisierte Depression bezeichnet. Eine Depressionen bei Jugendlichen zu erkennen und klar zuzuordnen ist daher sehr schwierig.
Bei der Depression handelt es sich u.a. um ein Syndrom, welches durch eine Vielzahl von Symptomen hervorgerufen werden kann. Charakteristisch ist, dass neben den Kernsymptomen (Depressive Verstimmung, Anhedonie, Antriebsmangel) auch:
- verhaltensbezogene (z.B. unruhiges oder verlangsamtes Verhalten),
- kognitiv/motivationale (z.B. Konzentrationsmangel, Entscheidungsprobleme),
- emotionale (z.B. geringes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle) und
- körperlich/neurovegetative (z.B. Veränderungen des Appetits oder des Schlafs)
Symptome gemeinsam auftreten können. (Vgl. Groen & Petermann 2002, S. 16) Dabei ist auch von gegenseitigen Wechselwirkungen auszugehen. Die Symptome für Depressionen finden sich auf unterschiedlichen Ebenen in jeweils verschiedener Ausprägung. Hinsichtlich Kombinationen, Anzahl und Schweregrad der Symptome gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Betroffenen.
Die Symptome der Depressionen im Jugendalter sind vielfältig und vor allem durch geschlechts-, alters- und entwicklungsbedingte Ausprägungen gekennzeichnet, wobei jedoch zentrale Anzeichen der Depression in jedem Lebensalter auftreten. Hell spricht von einem Kernbereich des depressiven Erlebens, der bei allen gleich ist: „Diese übereinstimmende Kernsymptomatik entspricht einem Gefühl der Hemmung oder Schwere und dem Eindruck der Verlangsamung [...].” (Hell, 2004, S. 41)
Bei Kindern sind die Anzeichen der Depression fast immer untypisch, es stehen vermehrt körperliche Beschwerden im Vordergrund und sie bringen ihre Depressivität eher durch Mimik und Gestik zum Ausdruck. Im Vergleich zum Kindesalter kommen im Jugendalter dysfunktionale Denkmuster zum Ausdruck. Typische kognitive Anzeichen, unter anderem auch bedingt durch die kognitive Entwicklung (siehe 3.2.3), wie z.B. Selbstwertprobleme und Hoffnungslosigkeit werden hier deutlich und treten vermehrt auf. (Vgl. Petermann 2005, S. 223) Die Symptomatik gleicht sich, je älter die Jugendlichen werden, der der Erwachsenen immer mehr an:
Die Symptomprofile 14- bis 17jähriger Jugendlicher unterscheiden sich nicht mehr stark von denen Erwachsener. In Übereinstimmung mit Ergebnissen verschiedener anderer Studien über Jugendliche (...) sind die häufigsten Symptome ,depressive Stimmung', ,Konzentrations- und Denkstörungen' sowie ,Schlafstörungen'. (Schuster 2001, S. 151)
Neben den vom Alter unabhängigen, diagnostischen Kriterien für klinische Depressionen (z.B. ICD-10 und DSM-IV) treten im Jugendalter spezifische Symptome auf, die in anderen Altersgruppen nicht oder nur selten zu beobachten sind. Typisch depressive Symptome bei Jugendlichen sind (Essau & Petermann 2002, S. 301):
- Hoffnungs- und Sinnlosigkeit
- Negative Zukunftserwartungen
- Psychomotorische Verlangsamung
- Vermehrtes Schlafbedürfnis (Hypersomie)
- Gewichtsveränderungen
- Anhedonie (Freud- und Lustlosigkeit)
- Suizidale Gedanken und Verhaltensweisen
- Wahnphänomene
- Drogen- und Alkoholkonsum
Diese Auflistung hat sicherlich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Symptome wie vermindertes Selbstvertrauen, Leistungsstörungen, Schulschwierigkeiten, extreme Stimmungsschwankungen, verzögerter Pubertätsbeginn etc. sind ebenso typische Symptome für eine Depression im Jugendalter (vgl. Grob & Jaschinski, 2003, S. 175). Einige dieser hier benannten Merkmale scheinen gleichzeitig normaler Bestandteil der jugendlichen Entwicklung zu sein. Bei der Beobachtung der Symptomatik ist dementsprechend immer darauf zu achten, in welcher Häufung sie vorkommen, wie lange sie andauern, und ob sie reaktiv, d.h. im Anschluß an sehr belastende Ereignisse, auftreten. Gerade in der Adoleszenz kommt nämlich episodische Traurigkeit sehr häufig vor, sie kann z.B. als Verlusterlebnis eine verständliche Reaktion auf ein belastendes Ereignis sein. (Vgl. Fend 2003, S. 424)
2.5 Klassifikation
2.5.1 Allgemeine Veränderungen
Angesichts der Häufigkeit und Vertrautheit depressiver Störungen besteht eine erstaunliche Unbeständigkeit in ihrer Klassifikation. So unterliegt die Einteilung der verschiedenen depressiven Erkrankungsformen einem starken Wandel. Die älteren Kategorisierungsversuche sind problematisch geworden, da sie weder wissenschaftlich noch praktisch eindeutig möglich sind sowie auch immer von der entsprechenden Theorie abhängig sind. Die unterschiedlichen Entstehungsbedingungen, Schweregrade und Verlaufsformen der Depression haben in den zurückliegenden Versionen der Klassifikationssysteme zu mehrfachen Umverteilungen und einer „babylonischen Sprachverwirrung” (Hell 2004, S. 38) geführt. Die Weltgesundheitsbehörde unterteilt deshalb depressive Episoden neuerdings nur noch rein beschreibend in leichte, mittelgradige und schwere. Milde, aber langanhaltende depressive Verstimmungen werden dysthyme Störungen genannt. (Vgl. ebd. S. 39ff.) Das zuvor alte „triadische System”, das psychische Erkrankungen in drei große Gruppen (exogene, endogene und psychogene Erkrankungen) eingeteilt und dabei die Frage nach den vermeintlichen Krankheitsursachen stärker gewichtet hat, wurde hierdurch abgelöst. (Vgl. Schwarzer 2002, S. 210ff.)
Die derzeit wichtigsten Klassifikationssysteme sind das ICD-10 (Internationale Klassifikation Psychischer Störungen) sowie das in den USA gebräuchliche DSM-IV. Diese beiden, durch eine an Schweregrad und Symptomatik orientierte Einteilung gekennzeichneten Klassifikationssysteme, gehen mittlerweile in groben Zügen in ihren Einteilungen parallel. (Vgl. Hegerl & Althaus & Reiners 2005, S. 114ff.)
Bei Kindern und Jugendlichen wird dabei grundsätzlich auf dieselben Kategorien Bezug genommen, die auch bei Erwachsenen von Bedeutung sind:
Die Klassifikation der affektiven und depressiven Störungen gemäß ICD-10 gilt für alle Altersgruppen und berücksichtigt mit Ausnahme der Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung (F92.0) keine für Kinder und Jugendliche spezifischen Kategorien. Dieser Verzicht auf die Angabe spezifischer diagnostischer Leitlinien für diesen Altersbereich muss als ein Mangel der ICD-10 bezeichnet werden. (Lehmkuhl in Braun-Scharm 2002, S. 25).
Eine mangelnde Berücksichtigung des Faktors Entwicklungsstufe findet neben den Klassifikationsansätzen auch in den entsprechenden Diagnoseschlüsseln, in den ätiologischen und therapeutischen Konzepten sowohl in der Grundlagenforschung als auch im praktischen Bereich statt. Viele Verfahren, Konzepte und Theorien wurden aus dem Erwachsenenbereich adaptiert bzw. einfach nur übernommen. (Vgl. Reicher 1998, S. 16) Es lässt sich festhalten, dass Klassifikationssysteme immer vorläufiger Natur sind und je nach wissenschaftlichem Kenntnisstand weiterentwickelt und umgeschrieben werden müssen (vgl. Schwarzer 2002, S. 210).
2.5.2 Klassifikation in der Entwicklungspsychologie
Obwohl auch heute noch nicht klar ist, wie spezifisch ein depressives Syndrom eingegrenzt werden kann und ob damit nicht zu heterogene Phänomene zusammengefasst werden, unterscheidet die klinische Entwicklungspsychologie drei Intensitätsgrade der depressiven Störung (vgl. Grob & Jaschinski 2003, S.172f.):
(1) depressive Stimmung
Aufgrund der weiten Verbreitung unter Jugendlichen (35% sind davon betroffen) sind Phasen der depressiven Stimmung weniger als Störung, sondern in bestimmten Situationen eher als eine angemessene Reaktion zu verstehen.
(2) depressives Syndrom
Jugendliche mit einem depressiven Syndrom zeigen Symptome von Angststörungen und klinischen Depressionen, allerdings sind diese nicht so umfangreich, dass sie bereits als solche diagnostiziert werden.
(3) klinische Depression
Diese Form der Depression ist – im Gegensatz zu den ersten beiden – keine angemessene Reaktion auf eine bestimmte Situation. Sie wird vielmehr auf eine gestörte Emotionsregulation zurückgeführt.
Bei diesen drei Formen unterschiedlichen Schweregrades kann es durchaus zu Überlappungen kommen. Gemeinsam ist den drei Formen, dass das emotionale Empfinden des Jugendlichen sowie seine soziale Interaktion teilweise beeinträchtigt ist.
2.6 Epidemiologie
„ Wir befinden uns mitten in einer Depressionsepidemie.”
(E.P. Seligman, zitiert in Nuber 2000, S.14)
2.6.1 Allgemeine Entwicklung
Seit zwei Jahrzehnten nimmt die Häufigkeit der Diagnose Depression weltweit und auf breiter Front, also bei Jungen und Alten, Frauen und Männern, kontinuierlich zu. Dieser Trend wird sich laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation weiter fortsetzen. So soll die Depression, nach den Herzerkrankungen, im Jahr 2020 die zweithäufigste Erkrankung sein. Weltweit leiden zur Zeit ca. 300 Millionen Menschen an Depressionen. Epidemiologen gehen davon aus, dass hierzulande ca. 2,8 Millionen Männer und 5 Millionen Frauen betroffen sind. Eine mittelgradig bis schwere Depression erleiden mindestens 15 bis 30 Prozent aller Erwachsenen. Depressive Erkrankungen gehören also zu den häufigsten Erkrankungen in der Bevölkerung, werden allerdings oft nicht erkannt. Nur ca. 35 % aller Patienten mit schweren Depressionen werden überhaupt behandelt. Das Risiko an einer Depression zu erkranken liegt bei Frauen zwischen 10 % und 25 %, bei Männern zwischen 5 % und 12 %. (Vgl. Hau & Busch & Deserno 2005, S. 7,19) Nach Hell geht die Zunahme der Depressionszahlen in der Allgemeinbevölkerung aber auch mit der Wandlung der Erfassungsmethoden im letzten Jahrzehnt einher (vgl. Hell 2004, S. 42).
2.6.2 Entwicklung bei Jugendlichen
Depressive Störungen bei Jugendlichen sind keineswegs ein seltenes Phänomen und treten ebenso häufig auf wie bei Erwachsenen. „Depressive Störungen in dieser Altersgruppe sind häufig, schwergradig, dauern lange an und werden von den Betroffenen als sehr einschränkend erlebt.” (Schuster 2001, S. 149) In den letzten Jahren wurde ein Vielzahl epidemiologischer Studien an Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Diese Studien bestätigen die Tendenz einer Zunahme von Depression bei Jugendlichen. „Dabei ist die Größe des Effekts beeindruckend und läßt auf eine erhebliche Gesamtzunahme depressiver Störungen in der weiteren Zukunft erwarten.” (Ebd. S.154) Dieses Phänomen äußert sich nicht nur in den erhöhten Prävalenzraten bei jüngeren Altersgruppen, auch das durchschnittliche Alter bei Störungsbeginn nimmt immer mehr ab (vgl. Essau 2002, S. 48). Das dieses Phänomen nicht nur empirisch, sondern auch konkret beobachtet werden kann, deutet Reicher an: „Der Anteil von Patienten mit depressiven Störungen in Kliniken und Therapie ist steigend, und diese Patientengruppen werden immer jünger.” (Reicher 1998, S. 56)
Die Gefahr, an einer Depression zu erkranken, steigt mit Beginn der Pubertät. Nach Angaben des Berliner Bündnis` gegen Depression betrage die Möglichkeit, im Laufe der gesamten Jugendzeit eine Depression zu erleiden zwischen 9,4 und 18,5 %. Bei Kindern im Vor- und Grundschulalter liegt die Zahl der Erkrankungen bei 2 %. (Vgl. Deutsches Ärzteblatt 2006, S. 1) Peter Schuster vermutet ebenfalls einen möglichen „Kausalzusammenhang” (Essau 2002, S. 52) zwischen Depression und Pubertät: „Das Risikoalter für depressive Störungen beginnt um das 13. Lebensjahr und setzt sich kontinuierlich fort, Depressionen vor diesem Lebensalter sind eher selten.” (Schuster 2001, S. 150) Lewinsohn et al. (1993) geben als das Durchschnittsalter für den Beginn depressiver Störungen 14,3 Jahre an (vgl. Lewinsohn in Braun-Scharm 2002, S. 28).
Die Bremer Jugendstudie von Essau et al. 1998 stellte fest, dass depressive Störungen mit dem Alter zunehmen und der stärkste Anstieg in dieser Untersuchung zwischen 14 und 15 Jahren lag. Geschlechtsunterschiede wurden nach dem Alter von 14 Jahren signifikant deutlich. Ist das Verhältnis von Jungen und Mädchen hinsichtlich der Depressionsrate in der Vorpubertät noch ausgewogen, so verändert sich dies jedoch mit Beginn der Pubertät zu Ungunsten der Mädchen, welche oft doppelt bis dreimal so häufig betroffen sind wie Jungen. (Vgl. Brau-Scharm 2002, S. 26f.) Ab dem 14. Lebensjahr sind Mädchen einerseits häufiger als Männer von depressiven Störungen betroffen, andererseits erleiden sie auch überproportional häufiger mittelschwere oder schwere depressive Episoden (vgl. Schuster 2001, S. 90). Mädchen sind dementsprechend nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ stärker betroffen.
2.7 Verlauf und psychosoziale Beeinträchtigung
2.7.1 Verlauf
Depressive Episoden im Jugendalter weisen eine sehr unterschiedliche Dauer auf und sind keineswegs immer leichte, kurze und vorübergehende Störungen. Das Spektrum der Länge reicht von wenigen Wochen bis zu mehreren Jahren bei einer chronischen Depression (Dysthyme Störung). Bei Jugendlichen liegt der Median für eine depressive Episode bei ein bis zwei Monaten. 50 % aller ersten depressiven Episoden dauern 4 Wochen oder länger. Auch hier ist ein Geschlechterunterschied feststellbar: Mädchen leiden unter länger andauernden Episoden, die mit steigendem Alter zunehmen (vgl. Schuster 2001, S. 152).
Familiäre Faktoren sowie das Vorliegen komorbider Störungen beeinflussen dabei die Dauer depressiver Episoden. Viele Jugendliche sind nach einer gewissen Zeit wieder symptomfrei, wobei jedoch auch die Rückfallhäufigkeit depressiver Störungen bei Jugendlichen relativ hoch ist. Es zeichnet sich auch ab, dass Personen die im Jugendalter depressiv waren, auch im frühen Erwachsenenalter signifikant häufiger depressiv sind. (Vgl. Essau 2002, S. 86ff.)
2.7.2 Psychosoziale Beeinträchtigung
In vielen Fällen zeigen depressive Jugendliche ernsthafte psychosoziale Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen, insbesondere im familiären, schulischen, zwischenmenschlichen und kognitiven Bereich. Somit entstehen häufig Probleme bei der Bewältigung alltäglicher Anforderungen, welche längerfristige Auswirkungen auf die weitere Entwicklung des Jugendlichen haben. Beeinträchtigt werden somit unter anderem der Aufbau altersgemäßer sozialer, kognitiver und emotionaler Kompetenzen. Viele der psychosozialen Beeinträchtigungen wie z.B. zwischenmenschliche Probleme oder schulische Probleme stehen in einem engen Zusammenhang mit den Symptomen der Depression. Die psychosozialen Beeinträchtigungen stellen letztlich Alltagsbelastungen dar. Ob diese Probleme eine Begleiterscheinung, Folge oder bereits vor der Depression bestanden kann jedoch noch nicht genau differenziert werden. (Vgl. Groen & Petermann 2002, S. 41f.)
Depressive Episoden greifen also schon in der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen gravierend in die Lebensgestaltung ein. Jugendliche mit einer aktuellen sowie einer vergangenen Episode weisen bei alltäglichen Schwierigkeiten („Daily Hassels”) signifikant mehr Probleme auf als nicht depressive Personen. (Vgl. Schuster 2001, S. 152)
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