Magersucht - Falsche Modelle


Studienarbeit, 2005

15 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Fallbeispiel

3. Essstörungen
3.1 Anorexia Nervosa
3.2 Bulimia nervosa

4. Ursachen
4.1 Gesellschaftlicher Hintergrund
4.2 Familiärer Kontext
4.3 Anorektisches Verhalten als Bewältigungsstrategie

5. Arbeitsfelder und Interventionsmethoden der Sozialen Arbeit

6. Stellungnahme

Anhang: * Literaturverzeichnis
* Ehrenwörtliche Erklärung

1. Einleitung

In der Renaissance standen Rundungen für Fruchtbarkeit und das Leben im Überfluss. Im Viktorianischen Zeitalter trugen Frauen Korsagen - „Haltung bewahren“ war die Devise. Zur Charleston Zeit, in den 20er Jahren, sollte ein androgyner Frauentyp, ohne Busen und Po, den Frauen die gleichen Rechte einräumen wie den Männern. Doch das änderte sich bereits in den 30er Jahren, als weibliche Kurven wieder als schön galten. Mitte der Sechziger verbreitete sich ein Schlankheitswahn und „Diätenboom“ auf Grund des spindeldürren und sehr erfolgreichen Topmodels „Twiggy“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Twiggy (Vgl. www.magersucht-online.de)

Doch durch die Freiheitsbewegung waren Mieder, Büstenhalter und andere einengende Unterwäsche „out“, und somit konnten überflüssige Pfunde nicht mehr durch solche wegkaschiert werden. Das äußere wurde durch ein „inneres Korsett“ der Frau ersetzt (Vgl. Wolfrum/Papenfuss 1993, S. 44 f.).

In der BRD leiden etwa 5 Millionen Frauen und Männer an Essstörungen. 100 000 Menschen sind magersüchtig und weitere 600 000 haben Bulimie (Vgl. Magersucht.de 2005b, S.1).

In meiner Arbeit möchte ich vor allem auf die Hintergründe eingehen, die dazu führen, dass Frauen und Mädchen ihren Körper als Ausdruck gesellschaftlicher Missstände und persönlicher Krisen missbrauchen.

Zunächst werden die Krankheitsbilder der Magersucht und Bulimie ausgeführt, um eine Verständnisgrundlage zu schaffen. Dann werde ich mich, in Bezug auf das Fallbeispiel, mit den gesellschaftlichen und familiären Ursachen beschäftigen, die zu solchen Essstörungen führen können. Ferner kommt auch die Soziale Arbeit zur Sprache, die man im Bereich der Magersucht vor allem in Beratungsstellen, Therapie und Selbsthilfegruppen findet.

Zum Schluss werde ich zum Thema kritisch Stellung beziehen, und mich hauptsächlich mit der Prävention von Magersucht und Bulimie auseinandersetzten.

2. Fallbeispiel

Nina ist magersüchtig.

Die 15- jährige Gymnasiastin lebt mit ihrer Mutter Clara auf dem Land in einem kleinen Haus.

Ihr Vater Peter ist vor fünf Jahren ausgezogen, die Eltern sind seit Kurzem geschieden und teilen sich das Sorgerecht für ihre Tochter.

Clara und Peter waren fast 20 Jahre verheiratet und führten immer eine harmonische Beziehung, bis sie von der Stadt aufs Dorf zogen. Sie schafften sich Pferde an, und Peter interessierte sich bald nur noch für seine wertvolle Zuchtstute. Bei ihm musste immer alles perfekt sein. Seine Frau, ehemals ein erfolgreiches Fotomodell, und auch Nina. Er kümmerte sich immer liebevoll um seine Tochter. Als Nina dann zur Schule ging, veränderte sich die Beziehung zwischen den beiden.

Wie alle Kinder in ihrem Alter, entwickelte Nina langsam, aber sicher, ihre eigene Meinung, und geriet deshalb immer wieder mit Peter in Konflikt, da nicht mehr alles nur nach seinem Kopf ging. Wenn Nina ihm zum Beispiel Widerworte gab oder wenn sie etwas tat, was ein wohlerzogenes Vorzeigekind eben nicht macht, konnte sie sich schon mal auf eine Tracht Prügel gefasst machen.

Auch mussten natürlich immer nur die besten Noten geschrieben werden. War es eine drei gab es schon in gewaltiges Donnerwetter, bei einer zwei hieß es: „Warum keine eins?“, und eine eins war auch nur dann recht, wenn sie mit voller Punktzahl erreicht wurde. Ihr fehlte Lob und sie versuchte alles, um ihren Papa mal sagen zu hören, dass er stolz auf sie ist.

Ihre Mama war da anders. Clara war, und ist, eine sehr liebevolle Mutter, die jedoch sehr großen Wert darauf legt, dass ihr Kind gut aussieht und selbstständig ist. Sie hat einen Putzfimmel. Als Nina geboren wurde, hat sie sich immer mehr aus dem Beruf zurückgezogen, um ganz für die Kleine da sein zu können. Sie hatte keine guten Nerven, und ihr rutschte auch hin und wieder die Hand aus. Obwohl Nina ihre Mutter sehr liebt, kann sie nie mit ihr reden. Nicht dass Clara nie angeboten hätte mit Nina über ihre Probleme zu sprechen, aber Nina zieht sich lieber zurück, und frisst ihren Kummer und ihre Sorgen in sich hinein. Sie denkt, dass sie sowieso niemand versteht, und darum versucht sie es erst gar nicht, und bleibt lieber für sich allein.

Nina stand seit frühster Kindheit unter Druck. Sie hatte kaum Freundinnen und kompensierte ihre innere Leere mit Essen. Sie aß aus Frust, aus Langeweile und aus Trauer. Folglich wurde sie ziemlich pummelig. Ihre Mitschüler machten sich darüber lustig, ihre Mutter hielt ihr immer vor sie sei zu dick und müsse unbedingt abnehmen. In dieser „Essphase“ zog Peter von zu Hause aus. Ein neues Loch entstand in Ninas Leben, das sie mit Essen zu stopfen versuchte.

Doch dann wollte sie nicht mehr dick sein und aß nur noch einmal am Tag, oder nahm streckenweise überhaupt nichts mehr zu sich. Sie trieb übermäßig Sport, und nahm sehr schnell ab, was sie aber selbst nicht sah. Um nicht mehr zuzunehmen fing sie an, das Wenige was sie aß, auch noch zu erbrechen. Das entwickelte sich dazu, dass sie richtige „Fressattacken“ bekam. Sie stopfte haufenweise hochkalorische Nahrungsmittel, ohne Genuss, in sich hinein, und steckte sich danach den Finger in den Hals. Das macht sie seitdem sie etwa 12 Jahre alt war. Je nach Stimmung und Befinden, mal schlimmer, mal weniger häufig.

Anfangs hat Nina jedes zweite Wochenende bei ihrem Vater verbracht, jedoch kümmerte sich Peter mehr um seine Pferde als um seine Tochter. Sie konnte bei ihm nie Kind sein. Albernheiten, im Pferdestall mal schmutzig werden, oder einfach mal kuscheln – das gab es alles nicht. Bald hatte sie zu ihrem Vater weder Bezug noch Kontakt. Er hat sich, seitdem er von zu Hause weg war, nie gemeldet, es sei denn, Nina hatte Geburtstag, oder es war Weihnachten. Mit Clara redete er nur, wenn sie um Geld stritten, oder wenn er ihr vorhielt, dass sie bei Ninas Erziehung total versagte, dass aus Nina nie etwas werden wird… Wenn er am Geburtstag mal vorbeikam, war seine erste Frage: „Wie geht’s in der Schule?“, darauf Nina: „Gut.“

Die immer folgende Antwort von Peter: „Ja, aber wie lange noch…“

Peter hatte sie immer runtergemacht, obwohl er keine Ahnung hatte, was in ihrem Leben vor sich ging. Sie war ja mittlerweile schon eine junge Frau, die immer noch, geprägt von ihrem Vater, darauf bedacht war, alles perfekt zu machen, (ihm) alles recht zu machen, um sich zu beweisen.

3. Essstörungen

Man unterscheidet zwischen drei Formen von Essstörungen:

Die Magersucht (Anorexia nervosa), die Ess- Brech- Sucht (Bulimarexie oder Bulimia nervosa), und die Fettsucht (Adipositas).

Aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes der Betroffenen, sind die Mager- und Fettsucht als solche sofort zu erkennen . Gemeinsam haben alle Erscheinungsbilder den krankhaften Umgang mit dem Essen (Vgl. Langlotz- Weis 1986, S. 5).

3.1 Anorexia nervosa

Die Anorexia Nervosa kann man als ein erhebliches Untergewicht beschreiben, welches durch extremes Fasten, selbstinduziertes Erbrechen, oder auch übertriebenen Sport bewusst herbeigeführt wird. Um die Abnahme zu intensivieren und zu beschleunigen, werden auch Appetitzügler, Abführmittel (Laxanthien) oder harntreibende Mittel (Diuretika) eingenommen. Aus Furcht zuzunehmen beschäftigen sich die Betroffenen überwiegend und intensiv mit ihrem Gewicht. Sie leugnen ihr Untergewicht, sowie die damit verbundenen gesundheitlichen Folgen, vor sich selbst und vor ihrem gesamten Umfeld (Vgl. Herzog 2004, S. 4). Die Krankheit tritt meistens in der Pubertät auf, hat suchtartigen Charter (Vgl. Feiereis 1989, S. 16), und geht einher mit Frösteln, ständig kalten Händen und Füßen, Übelkeit, Bauchweh und dem Ausbleiben der Monatsblutung (Harbauer / Richtberg 1986, S. 46).

3.2 Bulimia nervosa

Zu den Untertypen der Anorexia Nervosa gehört neben der restriktiven (auch asketischen) Anorexie auch die bulimische Anorexie (Bulimia nervosa) (Vgl. Herzog 2004, S. 4). Erstere Form charakterisiert sich durch Fasten, bzw. absolute Nahrungsverweigerung.

Unter Bulimie versteht man häufig auftretende, unkontrollierte Fressanfälle, mit nachfolgenden kompensatorischen Maßnahmen, wie Erbrechen und/ oder die Einnahme von Abführmittel. Somit soll das Gewicht gehalten werden. BulimikerInnen haben meist Normalgewicht (Vgl. Herpertz 2001, zit. Nach Herzog 2004, S. 3). Diese Essstörung beginnt mit meist mit dem frühen Erwachsenenalter (Vgl. Feiereis 1989, S.17).

4. Ursachen der Essstörungen

4.1 Gesellschaftliche Hintergründe

Frauen werden mittlerweile nicht mehr nur als die Heimchen am Herd gesehen, sondern sind in Machtpositionen schon fast genauso oft anzutreffen wie die Männer. Trotzdem wird bei ihnen, hauptsächlich von Männern, immer großer Wert auf ihr Aussehen gelegt. Mit den gängigen Schönheitsidealen, sind gewisse Attribute verbunden, wie unter anderem Intelligenz, Erfolg oder Beliebtheit. Das ist es, was uns die Medien, die Frauenzeitschriften, oder die Plakate an Bushaltestellen vermitteln.

„Sex sells!“ Der Weg zu diesem Ideal führt häufig über Essstörungen, da der eigene Wert am Aussehen, also an Figur und Gewicht, gemessen wird (Vgl. Langlotz- Weis 1986, S. 12).

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Magersucht - Falsche Modelle
Hochschule
Hochschule München
Veranstaltung
Die soziale und kulturelle Uwelt des Menschen
Note
2,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
15
Katalognummer
V65620
ISBN (eBook)
9783638581400
ISBN (Buch)
9783638802628
Dateigröße
524 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Magersucht, Falsche, Modelle, Uwelt, Menschen
Arbeit zitieren
Pia Stadler (Autor:in), 2005, Magersucht - Falsche Modelle, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65620

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