Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der Sühnetod Jesu
2.1. Belege
2.2. Geschichtlicher Hintergrund
2.3. Theologische Relevanz
3. Resümee
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Warum musste Jesus sterben? Gibt es einen tieferen Sinn, der hinter Jesus Tod steckt? Diese Frage haben Theologen versucht mit den verschiedensten Deutungen zu beantworten.
Grob lassen sich diese Deutungen in zwei Gruppen trennen:
Zum einen gibt es Auslegungen, die die Bedeutung des Todes Jesu erläutern (Beispiele: ‘Das Muss des Sterbens Jesu’, ‘Der leidende Gerechte’, ‘Das gewaltsame Geschick der Propheten’) und zum anderen Auslegungen, die den Tod Jesu als Erlösung für die Menschen begreifen (Beispiele: ‘Der stellvertretende Sühnetod’, ‘Der Loskaufgedanke’, ‘Mitsterben und Mitauferstehen’, ‘Sieg über die Todesmächte’, ‘Offenbarung der Liebe Gottes’).
Die verschiedenen Auslegungen verdeutlichen das fortdauernde Bestreben der Menschen, Jesus Tod neu aufzufassen und darüber zu kommunizieren. Trotz aller Bemühungen, gibt es keine eindeutige Antwort, auf die Frage, warum Jesus sterben musste. Die Interpretationen stellen Versuche dar, sich einer Antwort anzunähern.
Ich habe mich in meiner Hausarbeit mit der Auslegung des Todes Jesu als einen stellvertretenden Sühnetod näher auseinander gesetzt.
Meine Ausgangsfragen waren folgende:
Was ist die Grundaussage des stellvertretenden Sühnetodes?
Wo findet man Belege für diese Auslegung?
Wie sieht der geschichtliche Hintergrund zu der Deutung aus?
Und in wiefern ist diese Auslegung überhaupt für die Theologie relevant?
Auf diese Fragen werde ich im Folgenden näher eingehen.
2. Der Sühnetod Jesu
Um einen Einstieg in das Thema zu finden, will ich als erstes die Grundaussage des stellvertretenden Sühnetodes klären.
Der Sühnetod wird zu den Auslegungen gezählt, die sich mit dem Tod Jesu als Erlösung für die Menschen beschäftigen.
Diese Deutung hat „[...] theologiegeschichtlich die breiteste und anhaltendste Wirkung gehabt [...]“[1]. Die Auffassung des Sühnetodes findet sich in der Literatur zum einen in der Theologie im Mittelalter (Satisfaktionstheorie Anselms von Canterbury) und zum anderen in der heiligen Schrift wieder. Im Alten Testament findet man geschichtliche Hintergründe für das Motiv des Sühnetodes und im Neuen Testament spielen vor allem die Aussagen des Apostels Paulus eine wichtig Rolle. Die Satisfaktionstheorie von Anselms von Canterbury werde ich in meiner Hausarbeit nicht weiter ausführen.
Die Ursprünge der Sühneaussage gehen, wie auch schon oben erwähnt, auf das Alte Testament (Israel und Judentum) zurück. Aus den alten Schriften kann der Leser den geschichtlichen Hintergrund für die Deutung des Sühnetodes ableiten. Darauf werde ich unter Punkt 2.2. näher eingehen.
Im Zentrum des Neuen Testaments steht die Aussage, dass Jesus für uns Menschen (für unsere Sünden) am Kreuz gestorben ist. Der Tod Jesu wird damit als „[...] Heilsgeschehen, und zwar als das entscheidende, grundlegende, auf das „wir“, die Menschen, angewiesen sind.“[2] charakterisiert.
Im Folgenden werde ich die Belege, die für einen Sühnetod Jesu sprechen, vorstellen.
2.1. Belege
Es gibt eine Reihe von Textstellen, die als Belege für die Deutung des Sühnetodes Jesus heranzuziehen sind.
Zuerst werde ich die Textangaben, in denen sich unmittelbar der Begriff der ‘Sühne’ findet, darstellen. Die zitierten Stellen beziehen sich immer auf den Zusammenhang des Todes Jesu und der Sühne. Die Beispiele sind hauptsächlich dem Neuen Testament entnommen.[3]
[...]
[1] Barth, S. 37
[2] Kertelge, S. 115
[3] Vgl. Barth, S.38 ff.