Herbert Jankuhn leitete in seinem 1938 erschienenen Werk „Haithabu. Eine germanische Stadt der Frühzeit“ (2. Aufl.) die Ausführungen über Hollingstedt mit folgender Feststellung ein: „Das, was Haithabu für den Landweg über die Halbinsel im Osten bedeutete, war Hollingstedt im Westen. Damit machte er deutlich, daß er weder an Funktion noch an der Bedeutung Hollingstedts im Kontext mit Haithabu zweifelte (JANKUHN 1938a, 74). Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, einen Beitrag für die Erforschung des wikingerzeitlichen und mittelalterlichen Hollingstedt zu leisten. Die Basis dafür sind die keramischen Funde der beiden Grabungen in der Lahmenstraat von Hollingstedt, die in den Jahren 1995 und 1996 vom Archäologischen Landesmuseum Schleswig durchgeführt wurden (BRANDT 2002). Dazu soll - soweit es das vorhandene Material zuläßt - die genaue Funktion und damit verbunden die Bedeutung Hollingstedts im Kontext des Fernhandels zwischen Westeuropa und dem Ostseeraum herausgearbeitet werden. Der am östlichen Ufer der Treene gelegene Ort Hollingstedt spielte im hohen Mittelalter eine nicht unbedeutende Rolle im Warenverkehr für Schleswig (LÜDTKE 1987, 74). Daß Hollingstedt diese Rolle bereits für Haithabu gespielt hat, ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen. Hollingstedt liegt in der Mitte Schleswig- Holsteins am östlichen Ufer der Treene und ist untrennbar verbunden mit Haithabu und dem späteren Schleswig. Es diente beiden Siedlungen als Warenumschlagplatz im Handel zwischen Nord- und Ostseeraum. Hier wurden die Waren aus Westeuropa per Schiff angelandet und auf dem kurzen Landweg nach Haithabu bzw. Schleswig weitertransportiert. Das gleiche geschah umgekehrt mit Erzeugnissen aus dem Ostseeraum. Trotzdem stand die bisherige Erforschung Hollingstedts leider immer im Schatten der Haithabu- Forschungen. Dies ist um so bedauerlicher, da Haithabu, Schleswig, das Danewerk und schließlich Hollingstedt selbst offensichtlich einen zusammenhängenden Komplex bilden, dessen einzelne Komponenten nur in einer Gesamtschau richtig zu bewerten sind. So soll die vorliegende Untersuchung auch dazu dienen, die bislang vorhandenen Erkenntnisse – soweit die Funde und Befunde es gestatten - zu erweitern.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Forschungsgeschichte
- Topographie
- Hydrologische Untersuchungen zur Treene
- Chronologie
- Quellen
- Schriftquellen
- Archäologische Quellen
- Quellenkritik
- Naturwissenschaftliche Datierungen
- Archäobotanische Untersuchungen
- Die Ausgrabungen Hollingstedt- Lahmenstraat
- Einführung
- Hollingstedt Lahmenstraat 1995/ 1-2
- Befunde
- Hs La 95/ 1- 2. Ergebnisse der Befundaufnahme
- Hollingstedt Lahmenstraat 1996
- Befunde
- Hs La 96 Ergebnisse der Befundaufnahme
- Die keramischen Funde von Hollingstedt, Grabungen Lahmenstraat 1995 und 1996
- Vorbemerkungen
- Erfassung
- Charakteristika der Keramik
- Beschreibung des keramischen Fundmaterials von Hollingstedt
- Importkeramik
- Badorfer Ware
- Pingsdorfer Ware
- Paffrather Ware
- Andenne- Ware
- Muschelgrusware
- Slawische Keramik (Taf. 2, 20; 4, 18)
- Faststeinzeug und Steinzeug
- Einheimische Waren
- Weiche Grauware
- Harte Grauware
- Rote Irdenware
- Glasierte Rote Irdenware
- Importkeramik
- Auswertung des keramischen Fundmaterials
- Hollingstedt Lahmenstraat 95/ 2
- Harte Grauware (Taf. 1, 5- 18)
- Rote Irdenware
- Glasierte Rote Irdenware (Taf. 1, 1- 4)
- Pingsdorfer Ware (Taf. 2, 14- 20)
- Paffrather Ware (Taf. 2, 7- 13)
- Andenne Ware (Taf. 2, 1- 5)
- Genau eingemessene Funde
- Hollingstedt Lahmenstraat 96
- Weiche Grauware (Taf. 3, 14- 19)
- Harte Grauware (Taf. 3, 4- 13)
- Rote Irdenware
- Glasierte Rote Irdenware (Taf. 3, 1- 3)
- Badorfer Ware (Taf. 4, 15- 16)
- Pingsdorfer Ware (Taf. 4, 5- 10)
- Paffrather Ware (Taf. 4, 1- 3)
- Andenne Ware (Taf. 4, 4)
- Muschelgrusware
- Englische Muschelgrusware
- sonstige Waren
- Genau eingemessene Funde
- Hollingstedt Lahmenstraat 95/ 2
- Mindestindividuenzahl (MIZ)
- Hs La 95/ 2: Mindestindividuenzahl
- Hs La 96: Mindestindividuenzahl
- Funktionstypen
- Herkunft der in Hollingstedt gefundenen Keramik
- Exkurs zur lokalen Produktion von Keramik: Der Töpferofen von Schleswig- Friedrichsberg
- Vergleich von Hollingstedt mit anderen Fundplätzen des 9. bis 14. Jh. im Untersuchungsgebiet
- Ländliche Siedlungen
- Elisenhof
- Hassenbüttel
- Städtische Siedlungen
- Schleswig
- Haithabu
- Ländliche Siedlungen
- Zusammenfassung
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag zur Erforschung des wikingerzeitlichen und mittelalterlichen Hollingstedts leisten, wobei der Fokus auf die keramischen Funde der Grabungen in der Lahmenstraat von 1995 und 1996 liegt. Ziel ist es, die Funktion Hollingstedts im Kontext des Fernhandels zwischen Westeuropa und dem Ostseeraum herauszuarbeiten.
- Die Bedeutung Hollingstedts als Warenumschlagplatz im Kontext von Haithabu und Schleswig
- Die Analyse des keramischen Fundmaterials aus den Grabungen Lahmenstraat
- Die Rolle Hollingstedts als Westhafen für Haithabu und Schleswig
- Die Untersuchung der chronologischen Entwicklung und Nutzung des Areals
- Der Vergleich Hollingstedts mit anderen Fundplätzen im Untersuchungsgebiet
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Einleitung: Der Text stellt die Forschungsfrage nach der Bedeutung Hollingstedts im Kontext von Haithabu und Schleswig dar.
- Forschungsgeschichte: Eine Übersicht der Forschungsgeschichte Hollingstedts, beginnend mit den ersten Arbeiten im 19. Jahrhundert, beleuchtet die Entwicklung der archäologischen und historischen Erforschung des Ortes.
- Topographie: Beschreibt die geografische Lage Hollingstedts und kartiert alle bislang durchgeführten Grabungen.
- Hydrologische Untersuchungen zur Treene: Behandelt die hydrologischen Bedingungen der Treene und ihren Einfluss auf die Schifffahrt im frühen und hohen Mittelalter.
- Chronologie: Diskutiert die Datierung der Funde und Befunde, basierend auf archäobotanischen Untersuchungen und 14C-Datierungen.
- Quellen: Präsentiert die wichtigsten schriftlichen und archäologischen Quellen und analysiert deren Aussagekraft.
- Naturwissenschaftliche Datierungen: Erörtert die Ergebnisse der 14C-Datierung von Holzfunden aus den Grabungen und deren Bedeutung für die Chronologie.
- Archäobotanische Untersuchungen: Stellt die Ergebnisse der Pollenanalyse von Scherben vor, die Aufschluss über die Nutzung der Gefäße geben können.
- Die Ausgrabungen Hollingstedt- Lahmenstraat: Beschreibt die Ausgrabungen der Jahre 1995 und 1996, analysiert die gefundenen Befunde und diskutiert deren Bedeutung für die Nutzung des Areals.
- Die keramischen Funde von Hollingstedt: Stellt das gesamte keramische Fundmaterial aus den Grabungen vor, beschreibt die einzelnen Warenarten und deren Provenienz.
- Auswertung des keramischen Fundmaterials: Analysiert die Verteilung der einzelnen Warenarten in den verschiedenen Abträgen und Feldern der Grabungen und interpretiert deren Bedeutung für die Chronologie und Nutzung des Areals.
- Mindestindividuenzahl (MIZ): Berechnet die Mindestindividuenzahl der Gefäße, um ein besseres Bild vom Umfang der Nutzung des Areals zu erhalten.
- Funktionstypen: Untersucht die Funktion der Gefäße, basierend auf ihrer Form und den gefundenen Spuren.
- Herkunft der in Hollingstedt gefundenen Keramik: Analysiert die Herkunft der Keramik, um die Handelsbeziehungen Hollingstedts aufzuzeigen.
- Exkurs zur lokalen Produktion von Keramik: Stellt einen Töpferofen aus Schleswig- Friedrichsberg vor und diskutiert seine Bedeutung für die lokale Keramikproduktion.
- Vergleich von Hollingstedt mit anderen Fundplätzen: Vergleicht das Fundmaterial aus Hollingstedt mit anderen Fundplätzen im Untersuchungsgebiet, um die Besonderheiten Hollingstedts herauszuarbeiten.
- Zusammenfassung: Führt die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung zusammen und diskutiert die Frage nach der Rolle Hollingstedts als Westhafen von Haithabu und Schleswig.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die wichtigsten Schlüsselwörter der vorliegenden Arbeit sind: Hollingstedt, Haithabu, Schleswig, Keramik, Wikingerzeit, Mittelalter, Warenumschlagplatz, Westhafen, Fernhandel, Importkeramik, Einheimische Waren, Chronologie, Befunde, Radiokarbondatierung, Archäobotanik, Topographie, Hydrologie, Quellenkritik.
- Quote paper
- Diplom- Prähistoriker Jörg Nowotny (Author), 2005, Studien zur Entwicklung von Hollingstedt - Grabungen Lahmenstraat 1995 und 1996, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65652