Die Auswirkungen von Basel II - Kredit-Rating in kleinen und mittelständischen Unternehmen infolge der neuen Kreditvergabepolitik der Banken


Diplomarbeit, 2002

93 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Vorgehensweise

2. Wissensbasis Rating
2.1. Der deutsche Mittelstand
2.1.1. Definitionen für mittelständische Unternehmen
2.1.1.1. Der Größenaspekt
2.1.1.2. Der soziologische Aspekt
2.1.2. Wirtschaftliche Situation und Bedeutung
2.2. Das Rating
2.2.1. Rating- Definitionen
2.2.2. Entwicklung des Ratings
2.2.3. Rating- Symbolik und ihre Bedeutung
2.2.3.1. Solider Charakter (Investment Grade)
2.2.3.2. Spekulativer Charakter
2.2.4. Rating- Arten
2.2.4.1. Ratings für langfristige Schuldverschreibungen
2.2.4.2. Ratings für kurzfristige Schuldverschreibungen
2.2.4.3. Ratings für strukturierte Finanzierungen
2.2.4.4. Ratings für Vorzugsaktien
2.2.4.5. Counterparty- Ratings
2.2.4.6. Ratings für Bankdepositen
2.2.4.7. Financial- Strength- Ratings für Banken
2.2.4.8. Financial- Strength- Ratings für Versicherungen
2.2.4.9. Ratings für Investmentfonds
2.2.5. Bankinterne/ Bankexterne Ratings
2.2.6. Der Rating- Prozeß im externen Rating
2.2.7. Der Rating- Vorgang im externen Rating
2.2.7.1. Analyseschwerpunkte im externen Rating
a) Analyse des Länderrisikos
b) Analyse der Branchenrisiken
c) Analyse der Unternehmensrisiken

3. Basel II - die neue Eigenkapitalvereinbarung
3.1. Die Geschichte der Eigenkapitalvereinbarung
3.2.Die Entwicklungsstufen von Basel II
3.3. Ziele von Basel II
3.4.Die drei Säulen des neuen Baseler Akkords
3.4.1. Säule Eins: Mindestkapitalanforderungen
3.4.1.1 Kreditrisiko

4.Die Auswirkungen der Baseler Beschlüsse für die Finanzierung mittelständischer Unternehmen
4.1. Zukünftige mögliche Kreditbepreisung infolge Basel II
4.1.1.Berechnung der Kreditkonditionen (auf Basis Abbildung 21)

5. Aktueller Vorbereitungsstand der KMU auf Basel II
5.1. Selbsteinschätzung der KMU im allgemeinen
5.2.Qualität der Unternehmensorganisation
5.3.Zukunftsorientierung der Unternehmen
5.4.Einsatz leistungsfähiger Controllinginstrumente
5.5.Qualität der Dokumentation der wirtschaftlichen Verhältnisse
5.6. Zusammenfassung des Vorbereitungsstandes
5.7. Wie können sich Unternehmen auf ein Rating vorbereiten

6.Fazit der Arbeit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Anlagen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

1.1. Problemstellung

Basel II, der neue Baseler Akkord (The New Basel Capital Accord) oder die neue

Baseler Eigenkapitalvereinbarung, alle drei Bezeichnungen stehen für ein und dieselbe Sache des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht1 und sind der Ausgangspunkt einer bereits über einem Jahr andauernden öffentlichen Diskussion um Ratings und deren Auswirkungen auf das Kreditgewerbe und die Unternehmen.

Kreditgewährungen vor allem an kleine und mittelständische Unternehmen gelten in zunehmenden Maûe als Wertfalle deutscher Kreditinstitute.2 Margenverfall auf Grund des Wachstums und der Globalisierung nationaler und internationaler Finanzmärkte sowie durch eine ansteigende Risikointensität bilden die wesentlichen Erklärungsgründe für den sich auch zukünftig abzeichnenden Trend, der zumindest einzelne Banken einen Ausstieg aus diesem Kerngeschäft des Kreditgewerbes überlegen läût.3

Dem gegenüber steht ein stetig wachsender Leistungsdruck für die auf den Märkten agierenden Unternehmen. Sensibilisierung zu mehr Umweltbewuûtsein, verkürzte

Produktlebenszyklen, ausgelöst durch eine wachsende Dynamik der Märkte stellt jedes Unternehmen vor gewaltige Herausforderungen.

Neue Technologien müssen aufgegriffen, bisher nicht beachtete Märkte erschlossen und ganze Wertschöpfungsketten neu strukturiert werden.4 Die Konsequenz der verkürzten Investitionszyklen ist ein erhöhter Kapitalbedarf, den sich kleine und mittelständische Unternehmen in erste Linie in Form eines Kredites von der Bank holen.

Die Zukunftsinvestitionen mittels Fremdfinanzierungen gestalten sich für die Unternehmen zunehmend problematischer. Unternehmen, die sich nicht auf die veränderten Rahmenbedingungen einstellen können, werden dem Druck schon mittelfristig nicht mehr stand halten können.

Angesichts der angestiegenen Insolvenzentwicklung (siehe Abb. 1) sowie der erhöhten Ausfallrisiken von Kreditengagements werden heute vermehrt Anstrengungen unternommen, um die Stabilität der Finanzmärkte besser abzusichern. Die Insolvenzzahlen gerade in der mittelständischen Wirtschaft bewegen sich in früher nicht gekannten Dimensionen.5

Mit 49.600 hat die Zahl der Gesamtinsolvenzen in Deutschland im Jahr 2001 einen neuen traurigen Höchststand erreicht.

Dies war gegenüber dem Jahr 2000 (41.780) ein deutlicher Anstieg um 18,7%. Im Jahr 2000 war vor allem die Entwicklung bei den Verbraucherinsolvenzen für den massiven Zugang der Insolvenzzahlen verantwortlich.

Hingegen war im Jahr 2001 ein deutliches Wachstum der Unternehmensinsolvenzen um 16% zu verzeichnen.6

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 Insolvenzentwicklung in Deutschland 1997- 2001 7

Auswirkungen von Basel II, Kredit- Rating in KMU`s 6

Die durch die Insolvenzen verursachten Schäden an Volkswirtschaft und privaten Gläubigern sind erheblich. Über eine halbe Million Menschen haben im Jahr 2001 aufgrund einer Insolvenz ihren Arbeitsplatz in Deutschland verloren, d.h. daû hier ordentliche Gewerbeabmeldungen nicht berücksichtigt wurden.

Aber nicht nur auf dem Arbeitsmarkt macht sich der Anstieg der Insolvenzen bemerkbar. Die Gesamtsumme der Insolvenzschäden bei privaten Gläubigern (Kreditinstitute, Lieferanten u.a.) lag 2001 bei 32,2 Mrd. - .

Banken müssen deshalb, um wettbewerbsfähig zu bleiben, Frühwarnsysteme hinsichtlich des Erkennens von Kreditrisiken ihrer Firmenkunden entwickeln, um nicht einen Zusammenbruch von Kreditinstituten, wie während der Finanz- und Wirtschaftskrise in Asien 1997/98 hervorzurufen.

Damals gerieten Banken in eine wirtschaftliche Schieflage, weil Kreditnehmer ihre Zinsen nicht Zahlen konnten und die Eigenkapitaldecke der Kreditinstitute zu gering war, um die entstandenen Zahlungsausfälle auszugleichen.

Das heiût, die Anforderungen an das Kredit- und Risikomanagement von Banken und Unternehmen werden gleichermaûen steigen.

Infolge der Reformierung des bankenaufsichtlichen Regelwerkes (Basel I), welches bis dato die Mindest- EK- Unterlegung bei Banken bestimmt, wird zukünftig der zunehmenden Komplexität und dem steigenden Risikogehalt der Finanzgeschäfte Rechnung getragen werden.

Aus diesem Grund hat der Baseler Ausschuû den Entwurf des neuen Baseler Akkords (Basel II) vorgelegt. Im Mittelpunkt der laufenden Diskussion um Basel II steht die Frage der adäquaten EK- Unterlegung der zunehmend erhöhten Risiken im Finanzgeschäft.

Zukünftig wird sich die Höhe des erforderlichen Eigenkapitals, welches Banken für die von ihnen gewährten Kredite hinterlegen müssen, um den Verpflichtungen ihrer eigenen Gläubiger nachkommen zu können, stärker an den individuellen Risiken der vergebenen Kredite der einzelnen Bank orientieren.

Das heiût, daû Firmenkundengeschäft der Kreditinstitute befindet mit Basel II in einem fundamentalen Veränderungsprozeû.

Die Ermittlung des Bonitätsrisikos soll und wird nach den Beschlüssen von Basel II durch ein bankinternes Kreditrating erfolgen, welches sich in Inhalt und Komplexität von den bisher gängigen Verfahren unterscheiden wird.

Der Bankkredit ist das klassische und zugleich wichtigste

Fremdfinanzierungsinstrument der kleinen und mittelständischen Unternehmen. Was die Unternehmen nach Basel II erwartet und welche Möglichkeiten sie haben künftig ihre Kapitalversorgung, vor allem über den klassischen Bankkredit, abzusichern, soll im Folgenden dargestellt werden.

1.2. Vorgehensweise

Ziel dieser Arbeit soll es sein, den neuen Baseler Akkord hinsichtlich der Auswirkungen auf die Kreditversorgung der mittelständischen Unternehmen zu betrachten. Dabei sollen die zukünftigen Anforderungen an den Mittelstand bezüglich der sich verändernden Finanzierungssituation betrachtet werden.

Im zweiten Kapitel der vorliegenden Arbeit sollen zunächst grundlegende Begriffe definiert werden. Hier soll dem Leser ein Einstieg in die Komplexität von Ratings bezüglich Entwicklung, Arten, Ablauf und Inhalt vermittelt werden.

Darüber hinaus werden das interne und das externe Rating mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen für mittelständische Unternehmen sowie die für den Rating- Prozeû relevanten Informationen erläutert.

Das Kapitel Zwei dient somit dazu, die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, die Gesamtthematik in einem Kontext einordnen zu können.

Dem vorweg wird zunächst auf die gesamtwirtschaftliche Definition und Bedeutung von mittelständischen Unternehmen eingegangen.

In dem darauf folgenden Kapitel wird die Entwicklung von Basel II betrachtet werden. Hier wird vor allem dem Inhalt, dem Aufbau und den Regeln der neuen EK- Vereinbarung besondere Bedeutung beigemessen. Mögliche Kritikpunkte zu Basel II, bei denen eine hohe Belastung von mittelständischen Unternehmen zu befürchten ist, werden ebenfalls angesprochen.

Auswirkungen von Basel II, Kredit- Rating in KMU`s 8

Der Überleitung aus Kapitel drei folgend wird im vierten Kapitel der Versuch unternommen, die konkreten Auswirkungen des neuen Baseler Akkords auf die zukünftige Finanzierungssituation des Mittelstandes darzustellen. Auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt, vor allem in Literatur und Presse noch gegensätzliche Meinungen der Experten dominieren, scheinen sich doch bereits mehr und mehr gewisse Grundtendenzen der Konsequenzen für die deutschen mittelständischen Unternehmen herauszukristallisieren.

Die Betrachtungen des momentanen Vorbereitungsstandes der KMU, bezüglich eines Kredit- Ratings, sollen im vorletzten Kapitel den Einstieg dafür geben, wie sich Unternehmen auf ein Rating vorbereiten können.

Die Arbeit soll mit einer Schluûbetrachtung des Sachverhalts und einem Ausblick, im letzten Kapitel, abgerundet werden.

2. Wissensbasis Rating

2.1. Der deutsche Mittelstand

2.1.1. Definitionen für mittelständische Unternehmen

Unabhängig von Basel II, Ratings oder anderer in diesem Zusammenhang stehender Schlagworte, fällt in Wirtschaft und Politik, in welchen Zusammenhang auch immer, beinahe kein Begriff häufiger als - der Mittelstand.

Zweifelsohne ist nicht der Begriff, sondern das was sich hinter ihm verbirgt, gerade in Deutschland, von besonderer Wichtigkeit.

Die Frage „warum“ soll in einem der noch folgenden Punkte beantwortet werden.

Nun soll eine Antwort auf die Frage nach einer definitiven Abgrenzung des

Mittelstandes gefunden werden. Eine grundlegende Antwort fällt schwer, da es in der Theorie keine einheitliche Definition gibt.

Die Möglichkeiten einer Abgrenzung werden häufig über spezifische qualitative und/oder quantitative Merkmale gesucht und vollzogen.

Auswirkungen von Basel II, Kredit- Rating in KMU`s 9

Um den Begriff des mittelständischen Unternehmens ausreichend zu definieren ist die Betrachtung der beiden Merkmale notwendig

2.1.1.1 Der Gröûenaspekt (quantitative Merkmale)

Zur wissenschaftlichen und politischen Abgrenzung des Mittelstands gehört in jedem Fall die Strukturierung des Unternehmensbestandes nach Gröûenklassen. In Ermangelung weiterer typisierender Daten beschränkt sich die Beschreibung von Unternehmensgröûenstrukturen in der Regel auf die Merkmale Umsatz und Zahl der Besch ä ftigten.8

Abb. 2 Mittelstandsdefinition des IfM Bonn 9

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die KMU- Definition10 der EU- Kommission lautet wie folgt:

Kleine Unternehmen:

Beschäftigte unter 50 Personen und Umsatz max. 7 Mio. Euro oder Bilanzsumme max.

5 Mio. Euro und weniger als 25% des Kapitals in der Hand von Nicht- KMUUnternehmen.

Mittlere Unternehmen:

Beschäftigte unter 250 Personen und Umsatz max. 40 Mio. Euro oder Bilanzsumme max. 27 Mio. Euro und weniger als 25% des Kapitals in der Hand von Nicht- KMU- Unternehmen.

Auswirkungen von Basel II, Kredit- Rating in KMU`s 10

2.1.1.2 Der soziologische Aspekt (qualitative Merkmale)

Der soziologische Aspekt macht deutlich, daû mittelständische Unternehmen inhabergeführt sind und ein Hauptziel des Unternehmens die Erhaltung der Selbständigkeit ist.

Weitere qualitative Merkmale für mittelständische Unternehmen sind:

- Selbständigkeit der Unternehmung, das heiût, weitgehende Konzernunabhängigkeit
- Einheit von Eigentum, Leitung und Haftung
- Dominanz der persönlichen Kontakte zu Kunden, Lieferanten und der für das mittelständische Unternehmen relevanten Öffentlichkeit
- geringer Formalisierungsgrad
- Erbringung einer individualisierten und differenzierten Leistung
- Besitz eines nur geringen Marktanteils
- besonderes Engagement für die regionale Wirtschaft
- eingeschränkte Möglichkeiten der externen Kapitalbeschaffung

Unter diesen beiden Gesichtspunkten erscheint folgende Definition geeignet:

"Das mittelst ä ndische Unternehmen ist eine wirtschaftliche Entscheidungseinheit einer bestimmten, relativ zu anderen Einheiten geringeren Gr öß e, deren Eigenkapital zum ü berwiegenden Teil in den H ä nden einer einzelnen Person oder Familie liegt und die von dieser Person oder Familienmitgliedern gef ü hrt wird, mit dem Willen, diese Einheit in Eigenverantwortung zu halten." 11

2.1.2 Wirtschaftliche Situation und Bedeutung

Die deutsche Unternehmenslandschaft und somit die deutsche Wirtschaft sind stark vom Mittelstand geprägt. Hierzulande ist der weitaus gröûte Teil aller Unternehmen als Personen- oder Einzelunternehmen organisiert, die fast ausnahmslos zum Mittelstand zu zählen sind.

Auch der Groûteil der Kapitalgesellschaften ist dem Mittelstand zuzuordnen.

Nach der letzten "MIND"- Studie (2001)12 gibt es in Deutschland rund 1,1 Millionen Unternehmen die dem Mittelstand zuzuordnen sind.

Der Mittelstand stellt mit gut 20 Millionen Beschäftigten knapp 70% aller Arbeits- und knapp 80% aller Ausbildungsplätze zur Verfügung. Des weiteren erwirtschaften die zum Mittelstand zugehörigen Unternehmen ca. 45 Prozent aller steuerpflichtigen Umsätze sowie knapp 60 Prozent der Bruttowertschöpfung und beinahe 50 Prozent der Bruttoinvestitionen.

Allein im Verwaltungs-, Büro- und Produktionsbereich investierten 1999 mittelständische Unternehmen 62 Milliarden Euro. Das bedeutet, daû jede Firma im Durchschnitt mehr als 56.000 Euro pro Jahr ausgibt.

Diese Zahlen machen deutlich, daû Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland existentiell vom Mittelstand als eine treibende Kraft für die Wirtschaft unseres Landes abhängt und man daher von einer mittelständisch geprägten Wirtschaft sprechen kann und muû.

2.2. Das Rating

Der deutsche Markt für Finanzdienstleistungen befindet sich mit Basel II in einer fundamentalen Umbruchphase. Rating wird die Kreditwürdigkeitsprüfung in Deutschland revolutionär verändern.

Es werden zukünftig nicht nur die klassischen betriebswirtschaftlichen Eckdaten

(Kennzahlen), die sog. Hardfacts bzw. quantitativen Merkmale, aus Gegenwart und Vergangenheit eines Unternehmens berücksichtigt, sondern auch die Fähigkeit eines Unternehmens seinen gegenwärtigen bzw. aus der Vergangenheit stammenden wirtschaftlichen Erfolg, mittels Ermittlung der Softfacts bzw. qualitativen Merkmale, in die Zukunft transportieren zu können.

Die Bewertung beider Merkmale wird zukünftig über Risikoklassifizierung durch die Kreditinstitute und somit über Kreditentscheidung und -konditionen befinden.

2.2.1. Rating- Definition

Der Begriff Rating gibt als Begriff noch keine Aussage über den zu bewertenden Gegenstand, sondern steht im allgemeinen für eine Leistungsbeurteilung. Diese kann z.B. eine Bewertung von Hotel- und Restaurantdienstleistungen, Immobilienobjekten oder Wertpapieranlagen sein.

Das Rating welches in der Arbeit thematisiert werden soll, ist das Kredit- Rating und umfaût die Beurteilung von Kreditrisiken.

Deshalb erscheint die nachfolgende Definition durchaus am geeignetsten.

„Ratings stellen Aussagen über die Fähigkeit eines Schuldners dar, finanzielle

Verpflichtungen vollständig und fristgerecht erfüllen zu können. Dabei geht es

insbesondere um die Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten über den Eintritt von Leistungs- und Zahlungsstörungen während der Kreditlaufzeit".13

Ein Rating ist somit immer eine Einschätzung der Kreditqualität, d.h. die Beurteilung der Wahrscheinlichkeit des Zahlungsverzugs oder Zahlungsausfalls.14

2.2.2. Entwicklung des Ratings

John Moody (1868 - 1958) gründete die erste Rating- Agentur der Welt, Moody`s Investors Service, im Jahre 1900.

Bereits im Jahre 1909 wurden die heute noch anzutreffenden Rating- Symbole von AAA bis C erstmals benutzt.

Sie fanden erstmals Verwendung beim Rating von über 250 Eisenbahnanleihen in den USA. Diese Rating- Symbole haben sich seither als weltweiter Standard etabliert.

Im Jahre 1914 wurden Ratings an weiteren amerikanischen Industrie- und

Versorgungsunternehmen erstellt. Anfang der zwanziger Jahre erweiterte Moody`s das

Auswirkungen von Basel II, Kredit- Rating in KMU`s 13

Spektrum der gerateten Schuldverschreibungen um Papiere amerikanischer Städte und Gebietskörperschaften.

Bereits 1924 war der amerikanische Anleihemarkt zum ersten Mal zu annähernd 100% mit MoodyÁsRatings abgedeckt.

Die Aktivitäten von MoodyÁs beschränkten sich nicht nur auf den amerikanischen Raum.

Schon damals wurden Emissionen nichtamerikanischer Emittenten aus Ländern wie:

Japan, China, Australien, Groûbritannien, Deutschland, Frankreich, Kanada und Argentinien

von MoodyÁs geratet.

Anfang der dreiûiger Jahre erfuhren Ratings infolge der Weltwirtschaftskrise einen kräftigen Nachfrageschub. Während dieser Krise erlitten rund ein Drittel aller ausstehenden Schuldverschreibungen Zahlungsstörungen.

Von diesen waren jedoch nur einige Wenige von MoodyÁs als "Investmentqualität15 (investment grade) geratet worden.

Eine wichtige Rolle spielten Ratings auch bei der Festlegung von Anlagevorschriften für Banken durch die nordamerikanischen Aufsichtsbehörden. Danach durften Banken nur noch in Investmentqualität geratete Papiere investieren.

Infolge wachsender Internationalisierung der Finanz- und Kapitalmärkte begann

MoodyÁs Mitte der 80er Jahre, zum einen in verstärktem Maûe nicht- amerikanische

Mitarbeiter zu rekrutieren, zum anderen ein Netzwerk internationaler Büros zu eröffnen.

MoodyÁs unterhält heute ein internationales Netzwerk mit 21 Büros in denen über 700 Analysten arbeiten . Alle Büros befinden sich an den wichtigsten internationalen Finanzzentren.

Abb. 3 : Weltkarte Moody`s Offices 16

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Jahr 1994 betrug das Volumen der weltweit von MoodyÁsgerateten lang- und kurzfristigen Schuldverschreibungen rund 11 Billionen US- Dollar. Dies entspricht einer Abdeckung von mehr als 150% gegenüber dem gesamtem europäischen Wertpapiermarkt.

Die weltweite Nachfragedynamik der letzten 25 Jahre nach Ratings verdeutlicht Abbildung 4. Sie zeigt das starke Wachstum der Zahl der Emittenten mit MoodyÁs Rating in diesem Zeitraum. Wurden im Jahre 1970 weltweit noch weniger als 1000 Emittenten von MoodyÁs geratet, so erhöhte sich die Zahl auf weit über 7000 im Jahre 1994.

Diese Zahl schlieût mittlerweile 63 geratete Länder, die meisten supranationalen Organisationen17, Banken, Versicherungen, Industrie- und Versorgungsunternehmen sowie Investmentfonds ein.

Abb. 4 : Nachfrageentwicklung Moody`s- Rating 18

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Moody`s geratete Emissionen nach Regionen (1994) 19

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2.3 Die Rating- Symbolik und ihre Bedeutung

Das Grundprinzip des Ratings ist einfach. In Art einer Schulnote wird die Bonität eines Zahlungsverpflichteten ausgedrückt. Das Rating AAA steht beispielsweise für eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit, daû der Schuldner seinen Zahlungsverpflichtungen auch langfristig stets vollständig und rechtzeitig nachkommen wird. Am anderen Ende der Skala steht ein D (engl. "default") für die bereits eingetretene Zahlungsstörung.

Alle anderen Rating- Symbole signalisieren eine Bonität, die zwischen diesen Extremen liegt. Eine differenzierte Abstufung innerhalb der einzelnen Rating- Klassen erfolgt durch Modifikatoren mit Hilfe von +/- Symbolen oder Zahlen. In der Praxis haben sich die Rating- Skalen von Moody’s, S & P und Fitch, unter den Rating- Agenturen, durchgesetzt.

Durch die im US-amerikanisch gebräuchlichen und in deutschen Fachkreisen übernommenen Rating- Unterteilung in Investment Grade (AAA bis einschlieûlich BBB-) und Speculative Grade (schlechter als BBB-) wird deutlich, daû mit diesen Ratings vor allem Investoren angesprochen werden, die Anleihen oder andere Finanztitel erwerben möchten.

In der Abbildung 6 werden die gebräuchlichsten Rating- Skalen im Überblick dargestellt.

Auswirkungen von Basel II, Kredit- Rating in KMU`s 17

Abb. 6: Ü berblick der gebr ä uchlichsten Rating- Skalen 20

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2.3.1 Solider Charakter (Investment Grade)

"AAA"

Schuldverschreibungen mit dem Rating "AAA" verfügen über das höchste, von Standard & PoorÁs vergebene,Rating. Die Fähigkeit des Schuldners, seine finanziellen Verpflichtungen bezüglich dieser Obligation zu erfüllen, ist au ß ergew ö hnlich gut.

"AA"

Schuldverschreibungen mit dem Rating "AA" unterscheiden sich von dem höchsten Rating nur geringfügig. Die Fähigkeit des Schuldners, seine finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen, ist sehr gut.

"A"

Schuldverschreibungen mit dem Rating "A" sind etwas anf ä lliger gegenüber nachteiligen Auswirkungen von Veränderungen äuûerer Umstände und wirtschaftlicher Bedingungen als höher eingestufte Schuldverschreibungen. Die Fähigkeit des Schuldners, seine finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen, ist jedoch nach wie vor gut .

"BBB"

Schuldverschreibungen mit dem Rating "BBB" weisen angemessene Schutzparameter auf. Jedoch ist es eher wahrscheinlich, daû nachteilige wirtschaftliche Bedingungen oder Veränderungen der äuûeren Umstände zu einer verminderten Fähigkeit des Schuldners führen, seine finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen.

2.2.3.2 Spekulativer Charakter

"BB"

Schuldverschreibungen mit einem Rating "BB" sind weniger anf ä llig für Zahlungsverzug als andere spekulativ eingestufte Schuldverschreibungen.

Es bestehen jedoch gröûere Unsicherheitsfaktoren oder Risiken auf Grund von nachteiligen geschäftlichen, finanziellen oder wirtschaftlichen Bedingungen, die zu einer unzulänglichen Fähigkeit des Schuldners, zur Erfüllung der Verpflichtungen führen könnte.

"B"

Schuldverschreibungen mit einem Rating von "B" sind st ä rker anf ä llig für Zahlungsverzug, jedoch verfügt der Schuldner gegenwärtig über die Fähigkeit seinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.

Es ist wahrscheinlich, daû nachteilige geschäftliche, finanzielle oder wirtschaftliche Bedingungen die Fähigkeit oder Bereitschaft des Schuldners, seinen finanziellen Verbindlichkeiten nachzukommen, beeinträchtigen werden.

"CCC"

Schuldverschreibungen mit einem Rating von "CCC" sind anf ä llig für Zahlungsverzug. Eine Erfüllung der finanziellen Verbindlichkeiten hängt von günstigen geschäftlichen, finanziellen oder wirtschaftlichen Bedingungen ab. Im Falle nachteiliger Bedingungen ist es unwahrscheinlich, daû der Schuldner in der Lage ist, seinen finanziellen Verbindlichkeiten nachzukommen.

"CC"

Schuldverschreibungen mit einem Rating von "CC" sind stark anf ä llig für Zahlungsverzug.

"C"

Das Rating "C" kann zugeordnet werden, wenn zwar ein Konkursantrag gestellt oder ähnliche Maûnahmen ergriffen wurden, Zahlungen aber gegenwärtig noch geleistet werden.

"D"

Schuldverschreibungen mit dem Rating "D" sind in Zahlungsverzug.

Das Rating "D" wird erteilt, wenn Zins- oder Kapitalzahlungen am Fälligkeitsdatum nicht geleistet werden, selbst wenn die entsprechende Nachfrist noch nicht abgelaufen ist. Das Rating "D" wird auch erteilt, nachdem ein Konkursantrag gestellt oder ähnliche Maûnahmen ergriffen wurden.

2.2.4 Rating- Arten

Es wurde bereits beschrieben, daû der Begriff Rating als Ergebnis für viele unterschiedliche Bewertungsvorgänge genutzt wird.

Für diese Arbeit ist insbesondere die Einordnung des Kredit- Ratings in einen Kontext der verschiedenen Ausgestaltungsformen des Ratings von Bedeutung.

Das Prinzip des von John Moody vor fast 90 Jahren erstmals vorgestellte RatingSystem hat heute noch grundsätzlich Bestand.

Durch die Entwicklung neuer Finanz- und Finanzierungsinstrumente, vor allem in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten muûte auch das vorhandene Rating- Spektrum um neue Rating- Arten erweitert werden.

Die Zwangsläufigkeit liegt nicht nur darin begründet, daû es verschiedene mögliche Investorengruppen gibt, sondern auch eine Vielzahl unterschiedlicher Finanzierungsinstrumente (siehe Abb. 7).

Jedes Unternehmen, welches in der Zukunft Investitionen plant, unerheblich ob im Anlagevermögen, bspw. in Form von Maschinen, oder im Umlaufvermögen, bspw. für Vorräte oder fertige Erzeugnisse, muû sich bereits im Vorfeld mit der Finanzierung der angestrebten Investition auseinander setzen.

Auswirkungen von Basel II, Kredit- Rating in KMU`s 20

Auf die Frage: Woher kommt das notwendige Kapital? - gibt es aus Sicht der Unternehmen verschiedene Antworten bzw. Möglichkeiten.

Die erste gröûere Hürde, die es aus Sicht der Unternehmen zu überwinden gilt, ist die Bereitstellung des Eigenkapitals für die Investition. Dieses sollte nicht weniger als 25% der Gesamtfinanzierung ausmachen.

Schon allein aus strategischen Gesichtspunkten ist es gerade für den Fremdinvestor ein untrügliches Zeichen, ob ein Unternehmen bzw. deren Gesellschafter selbst in der Lage sind eigenes Risiko zu tragen.

Auûerdem erhöht es natürlich auch die Sicherheiten der Fremdinvestoren.

Auswirkungen von Basel II, Kredit- Rating in KMU`s 21

Abb. 7 Ü bersicht Finanzierungsarten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die in der Abbildung 7 dargestellten Finanzierungsinstrumente machen den Bedarf an neuen speziellen Rating- Arten deutlich.

Hierbei ist es wichtig, daû man sich nicht nur auf die Kategorisierung in lang- und kurzfristige Ratings in Abhängigkeit von der Laufzeit des gerateten Finanzierungsinstruments beschränkt, sondern auch auf die Kapitalart.

Der eben beschriebene Ansatz bildet bereits die erste Klasse von Ratings.

Innerhalb dieser Klasse werden die Ratings bezüglich ihrer Finanzierungsinstrumente bzw. Kapitalart, unabhängig von der Branche eines Emittenten, differenziert.

Eine zweite Klasse von Ratings ist dagegen durch den eindeutigen Bezug zu einer

Branche gekennzeichnet, in die der Emittent eines Finanzinstruments einzuordnen ist.

Erste Rating- Klasse:

- Ratings für lang- und kurzfristige Schuldverschreibungen
- Ratings für strukturierte Finanzierungen
- Ratings für Vorzugsaktien
- Counterparty Ratings

Die erste Rating- Klasse differenziert ausschlieûlich nach Kapitalart und nicht nach Branche.

Zweite Rating- Klasse:

- Ratings für Bankdepositen
- Finanziell- Strength- Ratings für Banken
- Financial- Strenght- Ratings für Versicherungen
- Ratings für Investmentfonds

Die zweite Rating- Klasse unterscheidet ebenfalls nach Kapitalart und gibt darüber hinaus einen eindeutigen Bezug zu einer Branche.

[...]


1 Der Baseler Ausschuß für Bankenaufsicht ist ein Ausschuß von Bankenaufsichtsbehörden, der von den Präsidenten der Zentralbanken der Länder der Zehnergruppe 1975 ins Leben gerufen wurde. Er setzt sich zusammen aus hochrangigen Vertretern der Bankenaufsichtsbehörden und der jeweiligen Zentralbanken von Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Schweden, der Schweiz, den USA, dem Vereinigten Königreich und seit Anfang diesen Jahres Spanien. Der Ausschuß tritt in der Regel alle drei Monate bei der BIZ in Basel zusammen, wo sich auch sein ständiges Sekretariat befindet.

2 Vgl. Dr. Erich Priewasser im Geleitwort zur: [Die strategische Bonit ä t] von Matthias Böcker

3 Vgl. Dr. Erich Priewasser im Geleitwort zur: [Die strategische Bonit ä t] von Matthias Böcker

4 Vgl. Dahmen/ Jacobi: [Firmenkundengesch ä ft der Kreditinstitute], S. 11

5 Vgl. Vorwort von Matthias Böcker: [Die strategische Bonit ä t], S. VII

6 Vgl. Unternehmensinsolvenzen ,[ www.creditreform.de/insolvenzen.htm/ ]

7 Abb. 1, Quelle : Internet: www.creditreform.de/insolvenzen.htm

8 Vgl. IfM Bonn (Institut für Mittelstandsforschung Bonn), [ www.ifm-bonn.org/dienste/daten.htm ]

9 Abb. 2, Quelle: Internet: www.ifm-bonn.org/dienste/daten.htm

10 Vgl. Definition KMU der EU im ABl. EG Nr. C 213 S. 4 vom 23. Juli 1996

11 Vgl. Prof. Dr. Helmut Reichling, [Mittelst ä ndische Unternehmen 1978]

12 Vgl. MinD- Studie (Mittelstand in Deutschland) von Impulse (Unternehmermagazin) und IfM Bonn

13 Vgl. Wambach, M./Wunderlich, [Rating], S. 12

14 Vgl. Guido des Mestre, [Rating- Leitfaden], S. 11

15 "Investmentqualität" alle über Ba1 positionierten Ratings

16 Quelle: Internet: www.Moodys.com/worlwide.htm

17 Supranationale Organisationen sind übernationale Organisationen, die nicht zu einem bestimmten Land zuzuordnen sind. Ein Beispiel für eine supranationale Organisation ist die Europäische Union.

18 Abb. 4, in Anlehnung Büschgen/ Everling , [ Handbuch Rating ], S. 27

19 Abb. 5, in Anlehnung Büschgen/ Everling , [ Handbuch Rating ], S. 28

20 Abb. 6 eigene Erstellung

Ende der Leseprobe aus 93 Seiten

Details

Titel
Die Auswirkungen von Basel II - Kredit-Rating in kleinen und mittelständischen Unternehmen infolge der neuen Kreditvergabepolitik der Banken
Hochschule
Technische Hochschule Wildau, ehem. Technische Fachhochschule Wildau  (Fachbereich Wirtschaftswissenschaften)
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
93
Katalognummer
V6566
ISBN (eBook)
9783638141079
Dateigröße
1941 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kurzübersicht Inhalt der Diplomarbeit: - Ratingentwicklung - Ratingformen - Inhalt von Basel II - Auswirkungen von Basel II für KMU - Eigenkapitalanforderung der Banken - Bonitätsklassifizierung und Kreditbepreisung - Ratingkennzahlen - Vorbereitungsstand der Unternehmen.
Schlagworte
Rating, Kreditvergabe, Finanzierung, Basel 2, Basel II, Kennzahlen, Bonität, Bonitätsanalyse, Balanced Scorecard, Betriebswirtschaft, Finanzierungsinstrumente
Arbeit zitieren
Marko Julich (Autor:in), 2002, Die Auswirkungen von Basel II - Kredit-Rating in kleinen und mittelständischen Unternehmen infolge der neuen Kreditvergabepolitik der Banken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6566

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