1. Einleitung
1.1. Die Ära de Gaulle: Geschichtlicher Hintergrund 1940-1969
Charles de Gaulle wurde 1890 in Lille als Sohn des Lehrers Henri de Gaulle und seiner Frau Jeanne Maillot geboren. Nach einer Laufbahn auf der Militärakademie St. Cyr war er Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg. Nach Verwundung und deutscher Gefangenschaft verfolgte er nach seiner Rückkehr nach Frankreich 1918 weiterhin seine militärische Karriere. Er nahm höhere militärische Stellungen ein, u.a. im Obersten Kriegsrat. Im Mai 1940 zeichnete er sich als Kommandeur einer Panzerdivision aus und erhielt den Rang eines Brigadegenerals.1 In der III. Republik (1870-1940), unter der Regierung Reynaud, wurde er im Juni 1940 zum Unterstaatssekretär im Verteidigungs- und Kriegsministerium ernannt.2
Im Juni 1940 erlitt Frankreich eine militärische Niederlage (Waffenstillstand) gegen Hitlerdeutschland und stand vier Jahre lang unter deutscher Besatzung. Das System der III. Republik (Regierung Reynaud), das für die Niederlage verantwortlich gemacht wurde, wurde durch das autoritäre Vichy-Regime unter Marschall Pétain ersetzt. Frankreich wurde nach dem Waffenstillstand vom 22. Juni 1940 in zwei Teile aufgeteilt. In eine von Deutschen besetzte Zone im Norden und in eine freie Zone im Süden, in der die französische Regierung bis zur totalen Besetzung im November 1942 frei regierte. Die Regierung unter Pétain bemühte sich, die Forderungen der deutschen Besatzungsmacht zu erfüllen und ging ab 1942 eine Politik der Kollaboration ein.3 [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Die Ära de Gaulle: Geschichtlicher Hintergrund 1940-1969
- 1.2. Vorgehen: Gegenstand, Fragestellung, Akteur
- 1.3. Quellen, Literatur, Forschungsstand
- 2. Die mediale Inszenierung de Gaulles: Verhältnis zwischen de Gaulle und den Medien bis 1958
- 2.1. De Gaulle und die Presse 1919-1939
- 2.2. De Gaulle und der Rundfunk 1940-1946
- 2.2.1. Der Londoner Appell zum Widerstand am 18. Juni 1940
- 2.2.2. Das Radio als Propagandamittel
- 2.2.3. Das Radio als Kampfmittel
- 2.2.4. Das Rundfunkmonopol
- 2.3. De Gaulle und die Medien während der IV. Republik (1946-1958)
- 3. Die mediale Inszenierung de Gaulles: Verhältnis zwischen de Gaulle und den Medien während seiner Präsidentschaft in der V. Republik (1958-1969)
- 3.1. Der Übergang von Sprechmedien zu Bildmedien: De Gaulle und das Fernsehen
- 3.1.1. Die Bedeutung des Fernsehens für de Gaulle
- 3.1.2. Der Rundfunk in der V. Republik
- 3.1.3. Redestil, Präsentation und linguistische Besonderheiten
- 3.1.4. Die Referenden
- 3.1.5. Die Parlamentswahlen 1965 und ihre Auswirkungen
- 3.2. De Gaulle und der Rundfunk
- 3.3. De Gaulle und seine Pressekonferenzen
- 3.4. De Gaulle und seine Reisen
- 3.4.1. Provinzreisen
- 3.4.2. Auslandsreisen
- 4. Die Inszenierung der Person de Gaulle
- 4.1. Analyse und Bewertung der Führerpersönlichkeit de Gaulles
- 4.1.1. Das Image de Gaulles: Der „Retter“ der Nation
- 4.1.2. Das Image de Gaulles in der französischen Öffentlichkeit
- 4.1.3. Das Image de Gaulles in der deutschen Öffentlichkeit
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit untersucht die mediale Inszenierung Charles de Gaulles im Hinblick auf seine Führungspersönlichkeit und die Konstruktion seines Mythos. Die Arbeit analysiert das Verhältnis zwischen de Gaulle und den Medien in verschiedenen Phasen seiner Karriere, von seinen Anfängen in der Zwischenkriegszeit bis zu seiner Präsidentschaft in der V. Republik. Dabei wird insbesondere der Einfluss des Fernsehens auf die Wahrnehmung de Gaulles betrachtet.
- Die Rolle der Medien bei der Gestaltung des Images von Charles de Gaulle
- Der Einfluss de Gaulles auf die Medienlandschaft in Frankreich
- Die Bedeutung des Fernsehens für die Inszenierung der politischen Macht
- Die Herausbildung des Mythos von Charles de Gaulle als „Retter“ der Nation
- Die mediale Rezeption de Gaulles in Frankreich und Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und gibt einen Überblick über die Ära de Gaulles, die Rolle der Medien in Frankreich und die Forschungsfrage der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet das Verhältnis zwischen de Gaulle und den Medien vor 1958, wobei der Schwerpunkt auf der Presse und dem Rundfunk liegt. Kapitel 3 analysiert die mediale Inszenierung de Gaulles während seiner Präsidentschaft in der V. Republik, insbesondere im Hinblick auf die Bedeutung des Fernsehens. Das vierte Kapitel widmet sich der Analyse der Führerpersönlichkeit de Gaulles und der Konstruktion seines Images in der französischen und deutschen Öffentlichkeit.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit widmet sich der medialen Inszenierung Charles de Gaulles, die Rolle der Medien, insbesondere des Fernsehens, bei der Gestaltung des Images eines Politikers, der Aufbau des Mythos einer Führungspersönlichkeit und die Rezeption dieses Mythos in der französischen und deutschen Öffentlichkeit. Zentrale Begriffe sind dabei: Medieninszenierung, Mythosbildung, Führerpersönlichkeit, politische Kommunikation, Frankreich, Deutschland, Fernsehen, Radio, Presse, Propaganda, Widerstand, V. Republik, De Gaulle, Retter der Nation.
- Arbeit zitieren
- Anne Sophie Günzel (Autor:in), 2006, Charles de Gaulle - Mythos und Legende: Die Führungspersönlichkeit und die mediale Inszenierung eines französischen Politikers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65785