Dominierte in den 1960er und 1970er Jahren das Konzept der Erwachsenenbildung als „Lebenslanges Lernen für alle“ manifestiert als quartärer Bereich des Bildungssystems und war Erwachsenenbildung somit in erster Linie institutionell verortet, so stellte sich bald heraus, dass der Ausbau des quartären Sektors nach diesem Modell aufgrund von finanziellen Engpässen und damit verbundenen Kürzungen der Mittel nicht durchsetzbar war. Zudem griffen, wie empirisch gezeigt wurde, nur ca. 50 % der erwachsenen Bevölkerung auf ein institutionalisiertes Weiterbildungsangebot zurück. Folgt man Jochen Kade, so taucht in diesem Zusammenhang der Begriff des „Selbstgesteuerten Lernens“ bereits seit den 1970er Jahren als Gegenkonzept zur institutionell und professionell gesteuerten Erwachsenenbildung im pädagogischen Diskurs auf und hat bis heute kaum an Anziehungskraft verloren: Auch in der aktuellen Diskussion erhält das Konzept des „Selbstgesteuerten Lernens“ eine außergewöhnliche Attraktivität und Aktualität, gilt es doch als Schlüsselqualifikation, „[…] um gesellschaftliche Wandlungsprozesse und Anforderungen der Berufs- und Arbeitswelt lebenslang, kompetent und lernend meistern zu können.“
Da in der themenbezogenen Fachliteratur hauptsächlich auf die Vorzüge selbstregulierten Lernens Bezug genommen wird, sollen in der vorliegenden Arbeit nach einer knappen Begriffseinordnung und einem Begründungsversuch für die Popularität des Konzepts einige problematische Aspekte dieser populären Idee skizziert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Selbstgesteuertes Lernen - was ist das?
- Mögliche Gründe für die Popularität des Konzepts des selbstgesteuerten Lernens
- Risiken der Idee des selbstgesteuerten Lernens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Konzept des Selbstgesteuerten Lernens im Kontext der Erwachsenenbildung. Nach einer Definition und einem Erklärungsversuch für seine Popularität werden problematische Aspekte des Konzepts beleuchtet.
- Begriffsabgrenzung und -vielfalt im Bereich des Selbstgesteuerten Lernens
- Gründe für die Popularität des Konzepts im Kontext von Individualisierungstendenzen und Wissensgesellschaft
- Risiken des Selbstgesteuerten Lernens im Hinblick auf unkritisches Lernen und einseitige Perspektiven
- Die Rolle des Erwachsenenbildners als Lernberater und Facilitator
- Probleme der Statusvergabe und Zertifizierung im Kontext des Selbstgesteuerten Lernens
Zusammenfassung der Kapitel
Selbstgesteuertes Lernen - was ist das?
Das Kapitel beleuchtet die Schwierigkeiten bei der Abgrenzung des Begriffs des Selbstgesteuerten Lernens. Es werden verschiedene verwandte Begriffe vorgestellt und die Frage gestellt, ob beispielsweise das selbstgesteuerte Lernen einer Kakteenpflege als Erwachsenenbildung betrachtet werden kann.
Mögliche Gründe für die Popularität des Konzepts des selbstgesteuerten Lernens
Das Kapitel untersucht den Aufstieg des Konzepts im Kontext der Individualisierung und der Wissensgesellschaft. Es werden die Argumente der Befürworter des Selbstgesteuerten Lernens dargestellt, die in diesem Ansatz die Lösung für die Herausforderungen der modernen Gesellschaft sehen.
Risiken der Idee des selbstgesteuerten Lernens
Das Kapitel beleuchtet potenzielle Probleme des Selbstgesteuerten Lernens. Es wird kritisiert, dass dieses Konzept zu unkritischem und selbstgenügsamem Lernen führen kann, welches nicht ausreichend an der Realität oder wissenschaftlichen Erkenntnissen gefestigt ist.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Konzept des Selbstgesteuerten Lernens in der Erwachsenenbildung, insbesondere im Hinblick auf seine Vor- und Nachteile. Weitere wichtige Themen sind Individualisierung, Wissensgesellschaft, Lebenslanges Lernen, Institutionelle Weiterbildung und die Rolle des Erwachsenenbildners.
- Arbeit zitieren
- B.A. Viola Schneider (Autor:in), 2006, Selbstgesteuertes Lernen - Chancen und Risiken eines populären Konzeptes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65874