Kunst hat seit ihren Anfängen zahllose Wandlungsprozesse und Weiterentwicklungen erfahren. Diese halten bis heute an und spiegeln sich u.a. in einer Fülle verschiedener Stilrichtungen und in einer unübersehbaren Vielzahl an Bildern wider. Angesichts dieser Bilderflut stellt sich die Frage, welche Kunstwerke, genauer welche Kinderbildnisse, Kinder bevorzugen und worin die Gründe für ihre Präferenzentscheidungen liegen. Die vorliegende Arbeit möchte dieser Fragestellung nachgehen und anhand der Darstellung von zwei Fallanalysen eine Antwort finden.
Dabei ist es allerdings notwendig, sich immer wieder der grundlegenden Tatsache bewusst zu werden, dass es weniger wichtig ist, was Kinder bevorzugen, als vielmehr warum sie ein Kunstwerk bevorzugen und welche Erfahrung sie daraus herleiten. Weiterhin ist anzumerken, dass der Begriff Präferenz in dieser Studie nicht in der klassischen Verwendung von ästhetischem Gefallen verwendet wird, sondern im Zusammenhang mit Interesse bzw. der Entwicklung von Interesse am Kunstwerk. Es wird also nicht gefragt, welches Bild einem Kind gefällt, wie dies Hermann Hinkel in seiner Präferenzstudie 1972 tat, sondern welches Bild es interessiert, was Johannes Euckers Frageform entspricht. Dies ist insofern ein signifikanter Unterschied, da angenommen wird, dass sich Gefallen auf ein momentanes ästhetisches Urteil, also ein Geschmacksurteil beschränkt, Interesse an einem Kunstwerk jedoch einen Auseinandersetzungsprozess in Gang setzt, der die Beteiligung und den Einsatz des Rezipienten erfordert. Dem liegt die Kunstauffassung zu Grunde, dass sich Kunst nicht in Wohlgefallen erschließt, sondern in der Auseinandersetzung. Hinsichtlich einer solchen Gegenüberstellung muss allerdings zugleich festgestellt werden, dass sich eine so verstandene Opposition nicht immer aufrechterhalten lässt und die Begriffe auch aufeinander bezogen werden können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Problemstellung und Versuchsziel
- 2. Thesen
- 3. Zur Auswahl der Kunstwerke
- 4. Forschungsmethodisches Vorgehen
- 4.1 Begründung des Forschungsdesigns
- 4.2 Qualitatives Interview
- 4.3 Auswahl der Informanten
- 4.4 Erhebung, Fixierung und Auswertung des Interviewmaterials
- 5. Ergebnisse der empirischen Studie
- 5.1 Interviews
- 5.1.1 Jonas
- 5.1.2 Johannes
- 5.1 Interviews
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Präferenzentscheidungen von Kindern im Kontext von Kinderbildnissen. Ziel ist es, anhand von Fallanalysen zu verstehen, welche Kinderbildnisse Kinder bevorzugen und warum. Dabei steht nicht der ästhetische Gefallen im Vordergrund, sondern das Interesse an den Werken und die daraus resultierenden Erfahrungen.
- Analyse der Bedeutung subjektiver Wirklichkeitserfahrungen für die Präferenzentscheidungen von Kindern
- Untersuchung des Einflusses von formalen Darstellungsweisen und ästhetischen Qualitäten auf das Interesse an Kunstwerken
- Bewertung der Rolle von Lebensweltbezügen, Erinnerungen und emotionalen Reaktionen bei der Auswahl von Kinderbildnissen
- Erforschung der Bedeutung des Ungewöhnlichen und Neuen für die Entwicklung von Interesse und Präferenzen
- Analyse der Verbindung von Kinderbildnissen mit sozialen und kulturellen Kontexten
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die Problemstellung und das Versuchsziel der Studie. Es wird die Frage nach den Präferenzen von Kindern beim Betrachten von Kinderbildnissen aufgeworfen. Kapitel 2 stellt die Thesen vor, die der Untersuchung zugrunde liegen. Es wird angenommen, dass Kinder Interesse an Kunstwerken entwickeln, wenn diese subjektiv bedeutsam sind und Anknüpfungspunkte zur eigenen Lebenswelt bieten. Kapitel 3 behandelt die Auswahl der Kunstwerke, wobei der Fokus auf Kinderbildnissen aus verschiedenen Epochen und Stilrichtungen liegt. Es werden Kriterien wie Lebensweltbezug, formale Darstellungsweise und Inhaltliche Themen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Kinderbildnisse, Präferenzentscheidungen, Interesse, Lebensweltbezug, subjektive Wirklichkeitserfahrungen, formale Darstellungsweisen, ästhetische Qualitäten, emotionale Reaktionen, Ungewöhnliches, Neues, Soziokultureller Kontext.
- Arbeit zitieren
- Matthias Frede (Autor:in), 2006, Empirisch-hermeneutische Studie zu Präferenzentscheidungen von Kindern beim Betrachten von Kinderbildnissen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65899