Anstoß für die Themenwahl dieser Arbeit waren Aussagen meiner Lerngruppe, dass sie Gedichte „langweilig“ finden. Einige Nachfragen ergaben, dass im Unterricht bisher kognitive Fähigkeiten, wie das Beantworten von Fragen zum Gedicht sowie das Auswendiglernen und Vortragen von Gedichten, im Vordergrund standen. Dies weckte Erinnerungen an meine eigene Schulzeit, die von einem analytisch orientierten Literaturunterricht geprägt waren, der häufig in einem fragend-entwickelnden Unterrichtsgespräch verlief. In solchen Stunden sind nur wenige Schüler aktiv beteiligt. Die anderen gelten schnell als uninteressiert, unbegabt, unkonzentriert und resignieren, obwohl sie einfach nicht genügend Zeit zur Gedankenentwicklung hatten, weil die vom Lehrer gestellte Frage bereits von einem schnelleren Schüler beantwortet wurde. Hinzu kommt, dass der Lehrer mit diesen Fragen häufig eine bestimmte Erkenntnisabsicht verfolgt, die wenig Spielraum für individuelle Denkwege zulässt. Aber gerade Gedichte erfordern von ihrer Anlage her eine vertiefte, individuelle Auseinandersetzung, um eine persönliche Beziehung herstellen und dadurch Freude empfinden zu können. Den Schülern das zu ermöglichen, stellt eine Aufgabe des Unterrichts dar.
Durch einen veränderten Umgang mit Gedichten kann das erreicht werden. So stellt meines Erachtens ein handlungs- und produktionsorientierter Unterricht eine Möglichkeit dar, sich den genannten Aspekten zu nähern. Ein solcher Unterricht wird nicht ausschließlich analytisch begabten Kindern gerecht, sondern möchte unterschiedliche Begabungstypen durch aktives Handeln im Umgang mit Gedichten ansprechen. Ferner soll eine tragfähige Lesemotivation ausgebildet werden, auf deren Grundlage, insbesondere in späteren Schuljahren, sinnvolle analytisch-intellektuelle Aktivitäten erfolgen können (vgl. Haas, Menzel, Spinner 1994, S. 18). Hervorzuheben ist, dass der Aufbau einer lang anhaltenden Lesemotivation und das Üben von Fähigkeiten zur Texterschließung eine Voraussetzung für die Förderung der Lesekompetenz darstellen, die laut der PISA-Studie bei deutschen Schülern nur in geringem Maße entwickelt ist (vgl. Altenburg 2002, S. 79). [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Vorüberlegungen
- Das Gedicht als Unterrichtsgegenstand
- Begriffsbestimmung
- Spezifische Merkmale
- Didaktische Bedeutung von Gedichten in der Grundschule
- Entwicklungspsychologische Voraussetzungen
- Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht
- Begriffsbestimmung
- Ausgangspunkte und Zielvorstellungen für den Einsatz handlungs- und produktionsorientierter Verfahren
- Kritik am handlungs- und produktionsorientierten Konzept
- Verfahrensweisen des handlungs- und produktionsorientierten Umgangs mit Gedichten
- Das Gedicht als Unterrichtsgegenstand
- Planung der Unterrichtseinheit
- Bedingungen und Voraussetzungen
- Leitfragen zur Untersuchung des Unterrichtvorhabens
- Intentionen der Unterrichtseinheit
- Didaktisch-methodischer Ansatz
- Durchführung der Unterrichtseinheit
- Übersicht über die Stunden und Arbeitsecken
- Darstellung und Analyse ausgewählter Verfahren
- Gesamtreflexion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Eignung handlungs- und produktionsorientierter Verfahren im Umgang mit Gedichten im Grundschulunterricht. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Gedichte von Schülern oft als langweilig empfunden werden, da der Unterricht bisher zu stark auf kognitiven Fähigkeiten wie dem Auswendiglernen fokussiert war. Ziel ist es, zu zeigen, wie ein handlungs- und produktionsorientierter Ansatz den Zugang zu Gedichten erleichtert und die Freude am Umgang mit ihnen fördert.
- Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht in der Grundschule
- Didaktische Bedeutung von Gedichten
- Entwicklungspsychologische Voraussetzungen für den Umgang mit Gedichten
- Analyse und Evaluation ausgewählter Verfahren
- Förderung der Lesemotivation und Lese-kompetenz
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit untersucht, ob handlungs- und produktionsorientierte Verfahren den Zugang von Grundschulkindern zu Gedichten verbessern und die Lesemotivation steigern können. Auslöser war die negative Wahrnehmung von Gedichten durch die Lerngruppe der Autorin. Der Fokus liegt auf der Entwicklung eines Unterrichtsansatzes, der verschiedene Begabungstypen anspricht und eine langfristige Lesemotivation fördert, im Gegensatz zu einem rein analytisch orientierten Ansatz. Die Autorin plant einen offenen Unterricht, in dem die Schüler Gedichte und Methoden selbst wählen können.
Theoretische Vorüberlegungen: Dieses Kapitel klärt zentrale Begriffe wie "Gedicht" und "handlungs- und produktionsorientierter Unterricht". Es beleuchtet unterschiedliche Definitionen des Begriffs "Gedicht" und spezifische Merkmale wie das Schriftbild, die Sprache und die klanglichen Einflüsse. Die didaktische Bedeutung von Gedichten in der Grundschule wird hervorgehoben, sowie die Bedeutung von Entwicklungspsychologischen Voraussetzungen. Der handlungs- und produktionsorientierte Ansatz wird als Alternative zu einem rein analytisch-kognitiven Ansatz vorgestellt, der die individuellen Denkwege und die Freude am Umgang mit Gedichten in den Vordergrund stellt.
Planung der Unterrichtseinheit: Hier werden die Voraussetzungen der Lerngruppe (allgemeine und sachstrukturelle Voraussetzungen, räumliche Bedingungen) und die Leitfragen der Untersuchung vorgestellt. Die Intentionen der Unterrichtseinheit, die Auswahl der Gedichte und der Arbeitsecken, sowie die didaktisch-methodischen Überlegungen zur Durchführung werden detailliert erläutert. Der Ansatz basiert auf einem offenen Unterricht mit Schülerbeteiligung bei der Auswahl der Methoden und der Arbeitszeitplanung, um selbstständiges Arbeiten und individuelle Erkenntnisse zu ermöglichen.
Durchführung der Unterrichtseinheit: Dieses Kapitel beschreibt die Durchführung der Unterrichtseinheit, inklusive einer Übersicht der Stunden und Arbeitsecken. Es werden ausgewählte handlungs- und produktionsorientierte Verfahren wie szenisches Interpretieren, Gestalten einer Bildergeschichte und Schreiben eines analogen Gedichts detailliert dargestellt und analysiert. Der Fokus liegt auf der qualitativen Auswertung der Verfahren und deren Auswirkungen im gegebenen zeitlichen Rahmen.
Schlüsselwörter
Gedicht, handlungsorientierter Unterricht, produktionsorientierter Unterricht, Grundschule, Lesemotivation, Lese-kompetenz, Didaktik, Methodik, qualitative Auswertung, Lernprozess, Schüleraktivität, kreativer Umgang mit Texten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Handlungs- und produktionsorientierter Umgang mit Gedichten im Grundschulunterricht
Was ist das Thema der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Eignung handlungs- und produktionsorientierter Verfahren im Umgang mit Gedichten im Grundschulunterricht. Sie konzentriert sich auf die Verbesserung des Zugangs von Grundschulkindern zu Gedichten und die Steigerung der Lesemotivation, insbesondere als Antwort auf die oft negative Wahrnehmung von Gedichten durch Schüler.
Welche Methoden werden in der Arbeit untersucht?
Die Arbeit fokussiert sich auf handlungs- und produktionsorientierte Verfahren im Literaturunterricht. Es werden verschiedene Methoden analysiert und evaluiert, wie z.B. szenisches Interpretieren, Gestalten einer Bildergeschichte und Schreiben eines analogen Gedichts. Der Ansatz ist offen und lässt den Schülern die Wahl der Methode.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit behandelt die didaktische Bedeutung von Gedichten in der Grundschule, Entwicklungspsychologische Voraussetzungen für den Umgang mit Gedichten, und den handlungs- und produktionsorientierten Ansatz im Literaturunterricht als Alternative zu rein kognitiven Ansätzen. Der Begriff "Gedicht" wird definiert und dessen spezifische Merkmale (Schriftbild, Sprache, Klang) beleuchtet.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, theoretische Vorüberlegungen (Definitionen, didaktische und entwicklungspsychologische Aspekte, handlungs- und produktionsorientierter Ansatz), die Planung der Unterrichtseinheit (Voraussetzungen, Intentionen, methodischer Ansatz), die Durchführung der Unterrichtseinheit (Stundenübersicht, Analyse ausgewählter Verfahren) und eine Gesamtreflexion. Ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter sind ebenfalls enthalten.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es zu zeigen, wie ein handlungs- und produktionsorientierter Ansatz den Zugang zu Gedichten erleichtert und die Freude am Umgang mit ihnen fördert. Es geht darum, einen Unterrichtsansatz zu entwickeln, der verschiedene Begabungstypen anspricht und eine langfristige Lesemotivation fördert, im Gegensatz zu einem rein analytisch orientierten Ansatz.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert eine detaillierte Beschreibung und Analyse der Durchführung der Unterrichtseinheit mit ausgewählten handlungs- und produktionsorientierten Verfahren. Der Fokus liegt auf der qualitativen Auswertung dieser Verfahren und deren Auswirkungen auf die Lesemotivation und das Verständnis der Schüler. Die Ergebnisse zeigen, wie ein offener Unterricht mit Schülerbeteiligung zur Förderung des Lernprozesses beitragen kann.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Gedicht, handlungsorientierter Unterricht, produktionsorientierter Unterricht, Grundschule, Lesemotivation, Lese-kompetenz, Didaktik, Methodik, qualitative Auswertung, Lernprozess, Schüleraktivität, kreativer Umgang mit Texten.
- Arbeit zitieren
- Susanne Hauk (Autor:in), 2006, Gedichte im Unterricht. Handlungs- und produktionsorientierter Zugang zu Lyrik in der Grundschule. Beispiele in einer 3. Klasse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65952