Das Frauenbild der Mme de Stael in ihrem Roman Corinne ou l'Italie


Hausarbeit, 2006

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biographie Mme de Staels
2.1. Ihr Leben
2.2. Ihr Werk

3. Frauenbild in Corinne ou l’Italie..
3.1. Darstellung des Frauenbilds aus Oswalds Sicht
3.2. Emanzipation der Frau in Corinne ou l’Italie
3.3. Verschieden Frauenbilder im Roman
3.3.1. Lucile Edgermond
3.3.2. Mme d’Arbigny
3.3.3. Lady Edgermond
3.4. De la littérature

4. Ziele Mme de Staels

1. Einleitung

In unserer modernen Gesellschaft wurden viele Mittel und Wege erdacht, um Frauen bessere Chancen im beruflichen und auch politischen Umfeld zu ermöglichen. Auch wenn noch nicht in allen Bereichen völlige Gleichberechtigung herrscht, wie z. B. bei den Löhnen die je nach Geschlecht um bis zu 20 Prozent variieren können, so könnte man doch zu dem Schluss kommen, dass Frauen viel erreicht haben in ihren Bemühungen um die Gleichstellung mit dem ‚starken‘ Geschlecht.

Ende des achtzehnten, Anfang des neunzehnten Jahrhunderts galten diese Bemühungen jedoch noch nicht als selbstverständlich. Mme de Stael ist eine der ersten Verfechterinnen der Gleichberechtigung. Seit ihrer Jugend hat Mme de Staël über die Frauen und ihre Schwierigkeiten, in jener Gesellschaft zu leben, geschrieben. In zwei Romanen hat sie sich besonders dem Frauenbild in dieser Zeit gewidmet; Corinne ou l’Italie ist einer dieser beiden. Diese Publikation kann durchaus als autobiographischer Roman verstanden werden.[1]

Im Folgenden soll nun kurz auf ihre Biographie und ihre Werke eigegangen werden. Danach beschäftige ich mich intensiver mit dem Frauenbild der männlichen Hauptperson, welches für die althergebrachten Traditionen steht. Anschließend wird die Spiegelung der persönlichen Vita der Autorin in der Protagonistin des Romans gezeigt. Am Ende solll noch kurz auf die verfolgten Ziele Staels eingegangen werden, nachdem ein kurzer Exkurs in die Schrift De la littérature stattgefunden hat, in der sie sich auch kurz mit dem Bild der Frau in ihrer Gesellschaft befasst.

2. Biographie Mme de Staëls

2.1. Ihr Leben

Baronin Anne Louise Germaine de Staël-Holstein, wie sie mit vollem Namen heißt, wurde am 22. April 1766 in Paris geboren, wo sie am 14. Juli 1817 auch verstarb. Sie ist die Tochter von Jaques Necker, eines aus Genf stammenden reichen protestantischen Bankiers und zeitweiligen Finanzministers (1777 - 81) bzw. Regierungschefs (1788 - 90). Im Salon ihrer schöngeistig interessierten Mutter lernt sie viele Autoren der späten Aufklärung kennen und entwickelt schon als junges Mädchen ihre zahlreichen Talente. Später übernimmt sie diesen Salon als Treffpunkt für Intellektuelle. Ihrer Mutter hat sie auch eine Ausbildung zu verdanken, die weit über die damals üblichen Ausmaße hinausging. 1786 ehelicht sie mit 20 Jahren den 17 Jahre älteren schwedischen Botschafter Baron von Staël-Holstein, der sie nach der Hochzeit am Königshof einführt. Mit ihm hat sie drei Kinder, trennt sich aber 1800 von ihm. 1789 sympathisiert Mme de Staël zunächst mit der Revolution, deren Entwicklung sie mit der Beeinflussung bedeutender Staatsmänner mitbestimmen will. Mit deren zunehmender Radikalisierung 1792 hält sie sich öfter auf dem elterlichen Landgut Coppet bei Genf auf oder geht auf Reisen, oft auch mit Benjamin Constant, mit dem sie von 1794 bis 1809 eine nervenaufreibende Beziehung unterhält. Nach dem Sturz Robbespierres kehrt sie 1795 nach Paris zurück. Im Oktober wird sie jedoch von den neuen Machthabern als Sympathisantin eines Aufstandes königstreuer Kräfte verdächtigt und aus Paris verbannt.

Bei ihrer Rückkehr lernt sie Napoleon Bonaparte kennen, den sie anfänglich unterstützt. Nachdem sie ihn jedoch vergeblich von der Eroberung der Schweiz abzubringen versucht und damit in tiefe Ungnade bei ihm stürzt, geht sie in Opposition zu ihm. Diese Feindschaft soll ihr bei der Veröffentlichung ihrer folgenden Werke erhebliche Schwierigkeiten bereiten. 1799 wird Mme de Staël zu einer der Hauptpersonen des Widerstandes gegen Napoleon, der sie 1802 aus Paris verbannt, weil sie sich nicht um ihrer Ruhe willen seinen Vorgaben beugen will. Während dieser Zeit ist sie die einzige Frau, die wegen ihres Ideals verfolgt wird und man findet nicht viele Männer in der gleichen Situation.[2]

2.2. Ihr Werk

Schon als junges Mädchen beginnt Mme de Staël verschiedene Aufsätze zu veröffentlichen, beispielsweise Überlegungen Rousseau betreffend und weitere philosophische Publikationen. Mit der Erscheinung der Abhandlung De la littérature considerée dans ses rapports avec les institutions sociales im Jahr 1800 begegnet sie dem heftigen Widerstand in der französischen Presse. In dieser Schrift führt sie Gründe dafür an, dass literarische Werke geprägt seien durch das konkrete Umfeld, innerhalb dessen sie entstehen; darunter verstand sie natürlich auch die sozialen Gegebenheiten, aber auch die klimatischen und geographischen verstand. In dem Briefroman Delphine , 1802 veröffentlicht, steht schon, wie später in Corinne ou l’Italie , eine für damalige Zeiten emanzipierte Frau im Mittelpunkt. In diesem Roman verarbeitet sie ihre komplizierte Beziehung zu Benjamin Constant, der sich nach dem Tod ihres Mannes - Baron von Stael-Holstein - nicht von seiner Geliebten trennen wollte, um Mme de Staël zu ehelichen. 1807 wird Corinne ou l’Italie veröffentlicht, ein Roman, welcher zu dieser Zeit einer der meistgelesenen und populärsten werden sollte, der aber auch in der Presse aufs heftigste attackiert wurde wegen der Ansichten der Autorin, die bemitleidenswerte Situation der Frauen betreffend.

Außerdem beginnt Staël mit der Etablierung des Romans als Textgattung, der vorher eher mit den niederen sozialen Schichten assoziiert wurde. Ihr langfristig einflussreichstes Buch veröffentlicht sie 1810: De l’Allemagne . Doch sofort nach seinem Erscheinen wurde die Veröffentlichung von der napoleonischen Zensur verboten und samt Manuskript konfisziert und vernichtet. Die Eindrücke Mme de Staëls, welche sie während einer Deutschlandreise gesammelt hat, werden in dieser Abhandlung als starke Idealisierung des inzwischen schon aufgelösten ‚Reiches Deutscher Nationen‘ dargestellt. Dieses Bild führt sie als Kontrast - aber auch als Vorbild - für den militaristischen und zentralistischen, von Napoleon diktatorisch regierten und mundtot gemachten, Staat an. Auf Grund jener Beschreibung wurde die Vorstellung der Franzosen noch Jahrzehnte lang geprägt.

Des Weiteren beteiligt sie sich rege am politischen Geschehen, wenn auch passiv, vor allem durch das Verfassen einer Abhandlung Considérations sur les principaux événements de la Révolution francaise , gedruckt im Jahr 1818. Doch die Aufzählung enthält lediglich die bekanntesten Schriften, es existieren noch viele über die verschiedensten Themenbereiche.

3. Frauenbild in Corinne ou l’Italie

3.1. Darstellung des Frauenbilds aus Oswalds Sicht

Wenn auch Mme de Staël eine Befürworterin der Französischen Revolution war - zuminest anfangs - so haben sie deren Ergebnisse doch nie ganz zufriedengestellt. Für sie waren die Menschenrechte zu sehr ‚droits de l’homme‘ und die drei wichtigsten Ideale galten ihrer Meinung nach nur für die männliche Hälfte der Bevölkerung sonst würde es ja heißen ‚égalité, liberté, parité‘.

In ihrem Roman Corinne ou l’Italie überlässt Mme de Staël die Darstellung des Bildes der vorbildlichen, tugendhaften Frau, die eine Zierde für ihren Ehemann darstellt, in diesem Fall Oswald Lord Nelvil. Dieser Sohn aus konservativem, englischen Haus, begibt sich -krankheitsbedingt - auf eine Reise nach Italien. In Rom trifft er Corinne, eine gefeierte italienische Künstlerin mit einer geheimnisvollen Vergangenheit und verliebt sich in sie. Getrieben von seiner Schuld am Tod seines Vaters, findet er Ruhe in Corinnes offener und empfänglicher Art. Es bereitet ihm jedoch große Schwierigkeiten, ihren unabhängigen Lebensstil und ihre Präsenz als öffentliche Person zu akzeptieren. Es kommt zur Wendung, als Corinne Oswald das Geheimnis ihrer Vergangenheit offenbart. Geboren und aufgewachsen in England wurde sie eines Tages Oswalds Vater als mögliche Braut seines Sohnes vorgeführt, welcher die Heirat jedoch ablehnte. Corinne, eine selbstbewusste Frau, ist für ihn inakzeptabel als Ehefrau. Als Oswald von der Missbilligung seines Vaters für die Frau, die er liebt, erfährt, kehrt er zurück nach England. Während seines Aufenthaltes trifft und heiratet er Corinnes Halbschwester Lucile, die Frau, welche sein Vater ursprünglich für ihn bestimmt hatte. Die Figur der Lucile steht für die konventionelle Weiblichkeit: „Les images du bonheur domestique s’unissaient plus facilement à la retraite de Northumberland [avec Lucile] qu’au char triomphant de Corinne.“ (CI, 456) Der Roman endet mit Oswalds Rückkehr nach Italien, gemeinsam mit seiner Familie. Obwohl Corinne dem Tod nahe ist, fordert sie Oswald noch einmal heraus, indem sie ihre Talente an Juliette, ihre Nichte und Tochter von Oswald und Lucile, weitergibt.

[...]


[1] Vallois, Marie-Claire: Fictions féminines, Saratoga: Anma Libri, 1987, S. 111

[2] Vgl. Balayé, Simone: Madame de Stael, Genf: Droz, 1994, S. 18.

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Details

Titel
Das Frauenbild der Mme de Stael in ihrem Roman Corinne ou l'Italie
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
14
Katalognummer
V65979
ISBN (eBook)
9783638587907
ISBN (Buch)
9783656789871
Dateigröße
511 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frauenbild, Stael, Roman, Corinne, Italie
Arbeit zitieren
Christine Heintze (Autor:in), 2006, Das Frauenbild der Mme de Stael in ihrem Roman Corinne ou l'Italie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/65979

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