Spekulierten vor wenigen Jahren die Kommentatoren noch über die Frage, wer die Staatsoberhäupter der arabischen Welt wie zum Beispiel Marokkos, Jordaniens oder Syriens beerbe, hat sich heute in vielen dieser Staaten ein Generationswechsel und ein Führungswechsel bereits vollzogen. Die Generation der Herrschenden, die nun die politische Bühne verlassen hat, garantierte oftmals über Jahrzehnte eine gewisse Kontinuität und auch Stabilität, die westliche Verhandlungspartner durchaus zu schätzen wussten, auch wenn diese Erscheinungen mit Demokratiedefiziten und einer gewissen Stagnation auf politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene einher ging. So war etwa für die Bundesregierungen von Adenauer bis Schröder König Hussein wichtigster jordanischer Ansprechpartner.
Der Geschichte des Libanons verlief dagegen weniger stabil. Konfessionelle, wirtschaftliche und gesellschaftliche Gründe tragen dafür ebenso die Verantwortung wie andere Länder, die ihre Konfliktpotenziale in die Zedernrepublik exportierten. Der Moment der Zäsur mit Blick auf die Entwicklung der politischen Eliten des Libanons ist deshalb weniger die Abdankung einer Führungsfigur, als vielmehr das Ende des Bürgerkrieges mit der Konstitutionalisierung des Taif-Abkommens 1989.
Zu Beginn soll die historische Entwicklung mit Blick auf das Thema kurz umrissen werden, stellt sie doch den Rahmen dar, in dem sich auch der politische Werdegang der Akteure bewegt, die im Libanon bis heute Geschichte machen.
Diese Arbeit hat im wesentliche jedoch die Geschichte des Libanons und seiner politischen Akteure seit Ende des Bürgerkrieges im Blick. Kam es seitdem zu einer Umstrukturierung der libanesischen Eliten, gibt es neue? Und nach welcher politischen Agenda handeln sie? Diese Fragen sollen den ersten Teil dieser Arbeit bilden. Innerhalb der Beantwortung dieser Fragen sollen die drei entscheidenden Themen, die den politischen Diskurs der relevanten Eliten prägen, kurz verdeutlicht werden: Die Wirtschaftskrise, die Entscheidung zwischen einer Beibehaltung des konfessionellen Systems und einem „säkularen“ Staat und schließlich die Diskussion um mehr Unabhängigkeit von Nachbar und Besatzungsmacht Syrien. Abschließend sollen die Ergebnisse und Auswirkungen der Parlamentswahlen des Jahres 2005 mit Blick auf die aktuelle Situation kurz verdeutlicht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Ereignisgeschichtlicher Rahmen
- Die erste libanesische Republik und der Bürgerkrieg
- Das Abkommen von Taif
- Libanons politische Elite nach dem Bürgerkrieg
- Die Unternehmer
- Die ehemaligen Warlords
- Die liberale Intelligenz
- Die Pro-Syrischen Akteure
- Der Libanon heute
- Die Parlamenswahlen 2005
- Das Damokles-Schwert des Bürgerkrieges
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den politischen Eliten des Libanons nach dem Bürgerkrieg und analysiert die Veränderungen und Herausforderungen, denen sie gegenüberstanden. Der Fokus liegt auf der Frage, ob es seit dem Ende des Bürgerkrieges zu einer Umstrukturierung der libanesischen Eliten kam und welche politischen Agenden sie verfolgen.
- Die Auswirkungen des Bürgerkriegs auf die politische Landschaft des Libanons
- Die Rolle der verschiedenen politischen Akteure und Eliten nach dem Bürgerkrieg
- Die Herausforderungen der wirtschaftlichen und politischen Stabilität in der Post-Kriegszeit
- Die Debatte um ein konfessionelles oder säkulares System im Libanon
- Die Spannungen zwischen dem Libanon und seinen Nachbarn, insbesondere Syrien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung bietet einen Überblick über den historischen Hintergrund und die Herausforderungen des Libanons im Kontext der politischen Eliten. Die Arbeit fokussiert sich auf die Entwicklungen nach dem Bürgerkrieg und den damit einhergehenden Veränderungen.
Das Kapitel "Ereignisgeschichtlicher Rahmen" betrachtet die erste libanesische Republik und den Bürgerkrieg. Es beleuchtet die Konflikte zwischen den verschiedenen politischen Lagern und die Rolle externer Mächte wie Syrien und Israel.
Im Kapitel "Libanons politische Elite nach dem Bürgerkrieg" werden die wichtigsten Akteure und Gruppen vorgestellt, die die politische Landschaft prägen. Dazu zählen Unternehmer, ehemalige Warlords, die liberale Intelligenz und pro-syrische Gruppen.
Das Kapitel "Der Libanon heute" betrachtet die aktuelle politische Situation im Libanon, insbesondere die Parlamentswahlen 2005 und die anhaltende Gefahr eines erneuten Bürgerkriegs.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter der Arbeit sind: Libanon, Bürgerkrieg, politische Eliten, Konfessionen, Taif-Abkommen, Syrien, Israel, Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Parlamentswahlen, Hisbollah.
- Quote paper
- Philipp Farwick (Author), 2006, Elitenwechsel im Libanon nach Ende des Bürgerkrieges, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66010