Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Verwendete Literatur
1.2 Arbeitsdefinitionen: Digitale Literatur und Hyperfictions
1.3 Ziel dieser Arbeit
2. Hyperfictions ñ Einblick in die moderne Welt der Literatur
2.1 Die Anfänge
2.2 Die Wettbewerbe und Symposien
2.3 Die Meinungen der Literaturinteressierten
2.4 Der aktuelle Stand
2.5 Die Zukunft
3. Ein Beispiel: Susanne Berkenhegers ÑZeit f¸r die Bombeì
3.1 Zum Inhalt der Hyperfiction „Zeit für die Bombe“
3.2 Die Rolle des Lesers
3.3 Die Rolle des Autors
3.4 Die Funktion des Links in Hyperfictions
4. Resümee
Literaturverzeichnis
Anhang
1. Einleitung
Digitale Literatur1 - ein Begriff, der heutzutage fast als Schlagwort für einen Zweig der modernen Literatur verwendet wird. Was verbirgt sich hinter dieser Parole? Ist Digitale Literatur wirklich ein so wichtiges Thema, dass es sich lohnt, darüber eine wissenschaftliche Arbeit zu verfassen, in der Hoffnung, neue Erkenntnisse ans Tageslicht zu bringen? Oder verbergen sich hinter der Digitalen Literatur altbekannte Formen der Literatur, die nur hinter dem Deckmantel der digitalen Welt so wirken, als wären neue Kunstformen geboren?
Diese Fragen und viele mehr stehen zu Beginn dieser Arbeit. Während meines Studiums habe ich nie ernsthaft das Terrain der Digitalen Literatur betreten, daher möchte ich mich diesem literarischen Gebiet schrittweise nähern. Nach dem Einlesen in dieses Thema wurde mir erst bewusst, welcher „Hype“ um diese Form von Literatur und dessen vielzähligen Unterformen betrieben wird. Das anfängliche Unwissen und die damit verbundene Neugier reizten mich, mich mit diesem umfassenden Thema intensiver zu beschäftigen. Begriffe wie Netzliteratur, Interfictions und Internet-Literatur-Wettbewerb lassen ein ungeheures Potenzial an neuen Kunstformen der Literatur erahnen - oder nicht?
Da der Komplex äußerst umfangreich ist, möchte ich diese Untersuchung exemplarisch mit Hilfe eines speziellen Bereichs, den Hyperfictions, durchführen. Die Hyperfictions existieren in der Welt der Digitalen Literatur schon vergleichsweise lange, so dass dieses Gebiet eine gute wissenschaftliche Diskussionsgrundlage bietet. Viele Autoren begannen früh, sich mit Hyperfictions auseinander zu setzen.
Auch wegen meines Zweitfaches Kommunikationstechnologie Druck interessiert mich dieses Gebiet, und so möchte ich bereits an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich den ein oder anderen Punkt auch von technischer Seite durchleuchten möchte. So interessiert mich bei- spielsweise, welche Software-Lösungen Autoren digitaler Literatur bevorzugen. Vor meinem Studium habe ich eine Ausbildung als Mediengestalterin absolviert. Die Berufserfahrungen zwingen mich beinahe, stets einen Blick auf gestalterisch-technische Umsetzungen zu werfen. Auch dieser Aspekt wird zweifelsohne an einigen Stellen dieser Arbeit eine Rolle spielen.
Aus diesen einleitenden Worten geht hervor, dass ich meinen Blick nicht nur auf rein literatur- wissenschaftliche Aspekte fokussiere, vielmehr ergeben sich an vielen Stellen interdisziplinäre Exkurse in die Welt der modernen Computertechnik und auch in den Bereich der Mediengestaltung. Mein Vorwissen in diesem Bereich scheint mir von Vorteil zu sein; ich sehe diese fächerübergreifende Sichtweise als selbstverständlich an, während sich zugegebenermaßen einige Wissenschaftler schwer tun, das eigene Spezialgebiet zu verlassen und Abstecher in unbekannte Gefilde nur ungern wagen.
1.1 Verwendete Literatur
Gleichwohl das Literaturverzeichnis alle Werke und Quellen angibt, möchte ich auf etwas hinweisen, was mir im Falle dieser Hausarbeit wichtig erscheint.
Da ich mich mit Digitaler Literatur beschäftige, werde ich das Internet als Informationsquelle mehr nutzen als in anderen wissenschaftlichen Arbeiten. Der Grund dafür liegt auf der Hand - hier findet man die aktuellsten Informationen zu diesem Thema. Dennoch birgt das Internet auch Probleme: Wenn man so will, ist das Internet zu aktuell. Websites tauchen aus dem Nirvana auf, verschwinden aber genauso schnell. Während man heute Links zu einem speziel- len Thema verfolgt, scheint sich der Pfad morgen in Luft aufgelöst zu haben. Sofern ich daher Zitate aus dem Internet übernehme, gebe ich die genaue Adresse und das Datum meines letz- ten Besuches2 an.
Neben den Quellen aus dem Internet beziehe ich mich auf einige Autoren, die sich bereits intensiv mit dem Thema Digitale Literatur auseinandergesetzt haben. Als namhafter Autor sei hier Roberto Simanowski hervorzuheben, der viele eigene Aufsätze publiziert und dessen Online-Zeitschrift „dichtung-digital“ (dichtung-digital.com) als Anregung, auch im Hinblick auf Verweise zu weiterführender Literatur, dient. Als weitere Sekundärliteratur verwende ich „Vom Buch zum Internet?“ von Nina Hautzinger, was ich an dieser Stelle akzentuiere, da dieses Werk einen guten Überblick über die gesamte Materie bietet.
Exemplarisch soll die Hyperfiction „Zeit für die Bombe“ von Susanne Berkenheger untersucht werden. Man findet das Werk im Internet unter http://ourworld.compuserve.com/homepages/ Berkenheger/index.htm. Wegen meiner bereits oben angegebenen Befürchtung hinsichtlich der kontinuierlichen Veränderungen im Internet habe ich diese Hyperfiction vorsichtshalber auf den beiliegenden Datenträger gespeichert. Die beiliegende CD-ROM des Werkes „hyperfiction. Hyperliterarisches Lesebuch: Internet und Literatur“ beinhaltet das Original.
1.2 Arbeitsdefinitionen: Digitale Literatur und Hyperfiction
Die Literatur, von der hier die Rede ist, wurde erst mit der Ausbreitung des Internets für mehr und mehr Wissenschaftler interessant. Dadurch, dass dieses Gebiet für viele Literatur- und Medienwissenschaftler „Neuland“ ist, herrschen heute noch immer immense terminologische Unsicherheiten. Daher werde ich einige Termini auf der Grundlage von aktuellen Forschungsberichten erläutern. Diese Begrifflichkeiten bilden die Basis dieser Arbeit, insofern erscheint es notwendig, diese in einer adäquaten Ausführlichkeit zu erläutern.
Eine komprimierte Übersicht über Kategorien lässt sich aus Simanowskis Aufsatz „Autor- schaften in digitalen Medien. Eine Einleitung.“ ableiten, um sich dem Thema anzunähern:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zum Ausdruck bringt diese Abbildung zunächst, dass Digitale Literatur der Oberbegriff dieser literarischen Form ist. Wie im obigen Zitat vereinfacht angegeben, versteht man unter Digita- ler Literatur nichts weiter als Literatur, die eben nicht als herkömmliches Buch zu lesen ist, sondern mittels digitaler Medien veröffentlicht wird. Hier verbirgt sich die Problematik, Digi- tale Literatur mit digitalisierter Literatur zu verwechseln. Um diesen Unterschied greifbar zu machen, stelle man sich folgende Situation vor: Digitalisierte Literatur liegt vor, wenn man das Werk „Der Prozess“ von Franz Kafka am Monitor liest, anstatt die Worte Kafkas einem Buch zu entnehmen. Man hat exakt das gleiche Werk vorliegen, nur rezipiert man es über ein anderes Medium (Wechsel vom Buch zum Bildschirm). Demgegenüber spricht man von Digi- taler Literatur, wenn man ein Werk, z.B. „Afternoon“ von Michael Joyce, am Monitor liest, welches sich durch mindestens eines der o.a. Merkmale auszeichnet. Um sich diesen Kennzei- chen anzunähern, seien zunächst nur folgende Beispiele genannt: Digitale Literatur kann Links enthalten, Animationen zeigen, mit Klängen untermalt sein. Digitale Literatur wird program- miert, d.h. der Autor bedient sich eines Editors, der verschiedene Möglichkeiten zur grafi- schen Umsetzung am Bildschirm gewährleistet. Die einzelnen Merkmale sollen im Folgenden expliziert werden.
Der Rezipient Digitaler Literatur zeichnet sich dadurch aus, dass er, je nach Art und Form dieser Literatur, an der Gestaltung eines Werks Anteil nehmen kann. Typisch für solche Inter- aktionen sind sogenannte Mitschreibeprojekte. Ein solches Projekt findet man beispielsweise unter http://netzwerke.textbox.de/llacaan. Ersichtlich wird daraus, dass die Rezipienten eines Mitschreibeprojektes zu Autoren avancieren, indem sie eigene Texte einfließen lassen. Aus den einzelnen Textsegmenten unterschiedlicher Autoren entsteht eine eigene Story. Diese Art Interaktivität ist sehr stark ausgeprägt. Doch schon allein der Hypertext ermöglicht es, Be- trachter von Websites interaktiv werden zu lassen. Der Hypertext ist ein zentrales Element Digitaler Literatur, weshalb ich auf diesen im Folgenden ausführlicher eingehe.
Einen Hypertext kennt jeder, der einmal im Internet gesurft hat, auch wenn er nicht weiß, wie die hypertextuelle Struktur technisch generiert wird. Hypertexte sind Computerdateien, die sich durch ihre besondere Vernetzungstechnik auszeichnen. Sogenannte Links führen dazu, dass man durch Anklicken dieser zu weiteren Informationen gelangt; Links verknüpfen Text- teile untereinander; Links führen dazu, dass sich mehrere Textsegmente zu einem Netz ver- flechten. Beim Scrollen über einen Link wechselt das Icon der Maus von einem Pfeil zu einer Hand. Daran erkennt der Benutzer einen Link. Aus dieser Technik ergibt sich im Vergleich zum zumeist linear aufgebauten herkömmlichen Buch ein nicht-linearer Aufbau eines Textes. Hypertextuelle Strukturen, wie sie im www zu finden sind, existieren dennoch auch im Printbereich, und das schon seit langem: Beispiele hierfür sind Lexika, deren Verweise man mit den Links in Hypertexten vergleichen kann. Auch wissenschaftliche Arbeiten sind nicht stringent linear aufgebaut, so kann ihre Linearität durch Fußnoten oder Zitate unterbrochen werden (vgl. Runkehl, Jens 2000: Literatur im Netz und Netzliteratur. S.33ff.). Doch die Nicht-Linearität des wissenschaftlichen Textes, so SIMANOWSKI, ist nur auf den ersten Blick vergleichbar mit der Struktur des Hypertextes: Während z.B. eine Fußnote den Leser dazu führt, nach dem Erfassen dieser wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren, wird der Rezipi- ent eines Hypertextes von einem Textsegment zum nächsten geleitet, ohne dass er den Ausgangspunkt gezwungenermaßen wieder aufsucht (vgl. Simanowski, Roberto 2001: Autorschaften in digitalen Medien. Eine Einleitung. S.6f.). Im Hypertext kann sich der Rezipi- ent verlieren, er stolpert geradezu von Link zu Link. Auch dieses Gefühl kennt jeder, der einmal im Internet gesurft hat. Die Eigenschaft dieser Textart, einen nicht-linearen Textaufbau zu ermöglichen, führt mit sich, dass der Rezipient eines Hypertextes interaktiv wird: Er agiert mit dem Text, indem er Links anklickt. Als „Vater“ der Hyperfiction-Romane gilt Michael Joyce, der mit seinem Werk „Afternoon, A Story“ 1987 ein bekanntes Stück geschaffen hat. Seine Definition von Hypertext lautet:
„Hypertexte sind Texte, bei deren Lektüre man ständig Entscheidungen bezüglich der Reihenfolge trifft, und diese Entscheidungen bestimmen das Wesen des Texts. Das Lesen von Hypertexten löst oft eine Art fröhlicher Beschwingtheit aus. Wie wenn man aus dem Ballett kommt und merkt, dass sich plötzlich alle so leichtfüssig bewegen “ (aus: uni-stuttgart.de/ndl1/solitage.htm 11.11.2004)
Elektronische Hypertexte werden in speziellen Programmiersprachen erstellt. Simanowski fasst diese Eigenart von Hypertexten unter dem Begriff Inszenierung: Hypertexte, aber auch gene- rell digitale Texte werden inszeniert (vgl. Simanowski, Roberto 2001: Autorschaften in digita- len Medien. Eine Einleitung. S.5). Die meistverbreitete Programmiersprache ist vermutlich HTML, wobei kontinuierlich neue Sprachen entwickelt und weiterentwickelt werden wie XML, JAVA, CGI uva. (vgl. hh.shuttle.de/hh/gwa/shilfe.htm#back 11.11.2004). Möchte man die Struk- tur einer in HTML programmierten Datei untersuchen, so bietet nahezu jeder Browser die Option, den Quellcode anzuzeigen. Der unerfahrene Benutzer wird mit dem Quellcode nicht sonderlich viel anfangen können, doch zeigt dieser in der ersten Befehlszeile an, in welcher Sprache die Datei programmiert wurde. Die Verwendung von Programmiersprachen spielt in dieser Arbeit sicher nur eine untergeordnete Rolle, doch möchte ich bereits hier darauf hinwei- sen, da verschiedene Programmiersprachen unterschiedliche Möglichkeiten bieten. So lassen sich über die meisten Sprachen Grafiken oder Animationen einbinden, andere Sprachen wie- derum unterstützen das Importieren von Videosequenzen oder Soundeffekten. Die Möglich- keit, derartige nicht textbasierte Mittel einzusetzen, bezeichnet Simanowski als das Axiom der Intermedialität (vgl. Simanowski, Roberto 2001: Autorschaften in digitalen Medien. Eine Ein- leitung. S.5).
Wie einleitend gesagt soll der Schwerpunkt dieser Arbeit auf sogenannte Hyperfictions gelegt werden. Der Digitalen Literatur als oberster Kategorie lassen sich weitere Formen ableiten. Hyperfictions stellen somit nur eine Unterkategorie neben zahlreichen weiteren Genres dar, die sich im Laufe des Internet-Zeitalters herausgebildet haben. Hyperfictions als Teilbereich der Digitalen Literatur werden auf der Grundlage von Hypertexten realisiert. Es ist problema- tisch, eine gemeinhin akzeptierte Definition von Hyperfictions anzugeben. Dies liegt vor allem daran, dass sich die Digitale Literatur erst im vergangenen Jahrzehnt als Wissenschaft heraus- gebildet hat, wie hier bereits erwähnt wurde. Allgemeingültige Definitionen lassen sich somit schwerlich in der Literatur finden, vielmehr herrscht hier eine rege Diskussion um solche grund- legenden Begriffe. Im Internet hat sich dieser Begriff zwar bereits etabliert, zumindest taucht er zum Beispiel in den Suchmaschinen in zahlreicher Form auf. google.de zählt ungefähr 6.350 deutschsprachige Treffer, wenn man als Suchbegriff Hyperfiction eingibt. Dennoch ist auch das Internet keine wahre Hilfe, um fundierte Informationen zu finden, da Erklärungen und Meinungen stark voneinander abweichen. Hyperfiction-Forscher und -Kritiker selbst geben auch differenzierte Definitionen an, so dass ich in dieser Arbeit eine eigene Definition angeben möchte, die an Meinungen verschiedener Literatur- und Kulturwissenschaftler angelehnt ist.
Unter Hyperfiction soll in dieser Arbeit ein digitaler Text - kein Programm! - verstanden werden, der mit Links versehen ist, anhand derer man von einer Seite zur nächsten gelangt. Verständlicherweise kommt hier die Frage auf, worin sich Hypertext und Hyperfiction nun noch unterscheiden. Das Einbauen von Links und die damit verbundene nicht-lineare Textstruktur ist schließlich wichtigstes Merkmal von Hypertexten. Daher sind Erklärungen wie die im Folgenden zitierte nicht unbedingt hilfreich:
„Eine Hyperfiction ist ein elektronischer Hypertext, der Text als Gewebe oder Textur versteht, an der ständig weitergeflochten wird. Einzelne Texteinheiten werden innerhalb und ausserhalb eines Dokumentes auf assoziative, nicht-sequentielle Weise, d.h. in der Struktur eines Rhizoms oder Baums miteinander verbunden. Der Leser erhält damit die Möglichkeit, verschiedenen Gewebefäden und damit auch Erzählsträngen zu folgen, ja, er muss neue Fäden finden und sie (weiter)spinnen. Somit hat er beim Lesen die Mög- lichkeit, mehrere Informationen oder Texteinheiten in eine neue Abfolge zu bringen und damit einen neuen Zusammenhang eigenschöpferisch zu kreieren.“ (aus: Suter, Beat/ Böhler, Michael (Hgg.) 1999: hyperfiction. Hyperliterarisches Lesebuch: Internet und Literatur. S. 15f.).
Erklärungen dieser Art sind meiner Ansicht nach zu stark an den herkömmlichen Hypertext angelehnt. Hyperfictions aber lassen sich der Kategorie literarischer Hypertexte zuordnen.
Sie benutzen „die Möglichkeiten von Hypertext für kreative Zwecke“ (aus: berlinerzimmer.de/ eliteratur/chaos/default.htm#Hyperfiction 11.11.2004). Dementsprechend verfeinern Suter und Böhler ihre Begriffsexplizierung, indem sie weiterführen, dass Hyperfictions „komplexe lite- rarische Gewebe, in denen multiple, narrative Abläufe durch die implementierte Verknüpfungs- struktur direkt sichtbar werden und die dem Leser zum Nachwandern offenstehen“, sind (aus: Suter, Beat/Böhler, Michael (Hgg.) 1999: hyperfiction. Hyperliterarisches Lesebuch: Internet und Literatur. S. 16).
Hyperfictions in diesem Sinne verfügen nicht über das Kennzeichen der Intermedialität, da hier keine Rede davon ist, Bilder, Sounds oder Animationen einzubetten3. Diese Art Hyperfiction, wie sie hier dargestellt wird, hebt den eigentlichen Text als wichtigstes Medium ihres Genres hervor. Mit dieser Reduzierung auf Text und Links fußt diese Definition auf das Verständnis von Hyperfiction im klassischen Sinn.
Mit dieser recht ausführlichen Darlegung unterschiedlicher Begrifflichkeiten möchte ich der negativen Seite im Gebiet der Digitalen Literatur entgegenwirken: Es herrscht eine regelrech- te Flut von terminologischen Abweichungen, die Interessent, Nutzer und Forscher gleicher- maßen verwirren. Man stolpert über Begriffe wie Netzliteratur, Internet-Literatur, elektronische Literatur, Hypermedia, Multimedia, Digitale Dichtung uvm. Das traurige Resultat ist, dass Begriffe im Umlauf sind, die fachlich inkorrekt scheinen und die leider nahezu ein Chaos heraufbeschwören. Ich werde daher in dieser Arbeit möglichst nur die in diesem Abschnitt definierten Begriffe verwenden, um nicht noch mehr Unsicherheiten loszutreten. Wirft man einen Blick auf folgendes Zitat, erkennt man wahrlich die Flut an Begriffen:
„Internetliteratur. Literatur im Internet? Oder nur im World Wide Web? Oder doch gleich Netzliteratur? Literatur über das Netz? Durch das Netz? Oder Browserliteratur? On- line-Literatur? Offline-Literatur? Multimediale PlugIn-Literatur? Bewegte Buchstaben? Animierte Hörbilder? Archivierte newsgroups? Mailinglisten? Bookshops? Rezensions- Foren? Laien-Prosa und Hobby-Poesie? Tagebücher, tägliche Newsletter oder Sudel- heftchen? Oder gar nur vom Computer herstellbare Schreibe? Lyrikmaschinen? Scannable Texts? Wer muß mehr um das Verständnis des Textes bemüht sein: Leser oder Schrei- ber? Ist Netzliteratur überhaupt möglich? Stirbt Kommunikation im Netz? Erfordert Netz(-literatur) hohe soziale Kompetenz?“ (aus: bla2.de/wasistinternetliteratur.html 11.11.2004)
[...]
1 Begriffe, die im weiteren Verlauf der Arbeit definiert werden und auf die ich explizit eingehen werde, sind einmalig kursiv hervorgehoben.
2 Der Einfachheit wegen reduziere ich die Quellenangaben auf folgende Schreibweise: beispiel.de/index.htm statt http://www.beispiel.de/index.htm Sofern die Adresse nicht dem www entstammt, wird sie vollständig angegeben.
3 Sofern eine Hyperfiction vorliegt, welches über das Kennzeichen der Intermedialität verfügt, wird dieses momentan meist dem Genre Hypermedia zugeordnet.