Christentum und Islam: Konflikt und Dialog


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

24 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsangabe

I. Dialog zwischen dem Christentum und dem Islam
1. Der Dialog in der Theorie
a. Das zweite Vatikanische Konzil und die Folgen
b. Dialog im Koran?
2. Der Dialog im praktischen Leben

II. Konflikt zwischen dem Christentum und dem Islam
1. Der Beginn des Konfliktes
2. Der Höhepunkt des Konfliktes im Mittelalter
3. Die Zeit der Aufklärung
4. Die Konfrontation im 20ten und 21ten Jahrhundert

III) Gibt es Lösungen?

Christentum und Islam

Dialog und Konflikt

11. September 2001, islamistische Terroristen fliegen zwei zuvor entführte Flugzeuge in das World Trade Center in New York und ein Flugzeug in das scheinbar sicherste Gebäude der Welt, das Pentagon. Über 5000 Menschen sterben bei den Anschlägen. Für die Vereinigten Staaten von Amerika ist das der erste und zugleich schwerste Angriff auf heimischen Boden. Die gesamten westlichen Regierungen bekunden dem amerikanischen Volk ihre Anteilnahme. Der Deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder spricht sogar von „einem Angriff auf die westliche Zivilisation“. Aber auch islamisch geführte Regierungen sprechen sich gegen die Anschläge aus. Die schrecklichen Bilder von den Anschlägen gehen um die ganze Welt, aber nicht nur diese Bilder. Wir sehen auch Bilder von jubelnden Palästinensern, Bilder von einem höhnisch lachenden irakischen Diktator Saddam Hussein. Nie werden wir die Schreie der hilflosen Menschen in New York vergessen, aber wir werden auch die freudenreichen Gesänge der Palästinensern und die Freudenbekundungen des irakischen Diktators nicht wieder so schnell aus unseren Köpfen herausbringen. Seit diesem Zeitpunkt sehen viele Menschen in jedem arabisch aussehenden Menschen einen potentiellen Terroristen.

Die Vereinigten Saaten von Amerika haben gleich nach den Anschlägen eine gigantische Antiterror-Allianz geschmiedet. Das islamistische Talibanregime wurde von dieser Allianz gestürzt und viele Terroristen wurden verhaftet.

Nun wollen die Amerikaner auch dem Regime um Saddam Hussein an den Kragen.

Doch in diesem Fall haben die Vereinigten Saaten von Amerika einen erheblichen Widerstand aus aller Welt zu spüren bekommen. Die Islamische Welt spricht schon von einem erneuten Kreuzzug der westlichen Welt gegen den Islam. Immer mehr islamische Gruppierungen stellen sich gegen den „westlichen Imperialismus“.

Kommt es wirklich zu einem „Clash of Civilizations“ wie es Huntington in seinem gleichnamigen Buch beschreibt? Oder fehlt es uns an Dialogfähigkeit mit dem Islam?

Was zum Beispiel können die christlichen Kirchen, die ja die westliche Welt seit über 2000 Jahren maßgeblich geprägt haben, zur Lösung dieses Konflikts machen?

Gibt es überhaupt eine Lösung in diesem Konflikt?

I) Dialog zwischen dem Christentum und dem Islam

1) Der Dialog in der Theorie

a) Das zweite Vatikanische Konzil und die Folgen

Als das zweite Vatikanische Konzil 1965 abgeschlossen wurde, herrschte große Freude unter den Kirchenmitgliedern und den Oberen. Von 1962 bis 1965 dauerte das Konzil. Es waren über zwei tausend Hirten der römisch – katholischen Kirche anwesend. Zu diesen Hirten lud Papst Johannes XXIII. aber auch Vertreter andere Konfessionen und sogar anderer Religionen, wie zum Beispiel Vertreter des Islam, ein. Das war in der Geschichte der Katholischen Kirche einmalig.

Die wichtigste Beschlüsse, die auf diesen Konzil gefällt wurden im Bezug auf den Dialog mit den anderen Religionen, sind die dogmatischen Konstitutionen: „Lumen gentium“ sowie „Gaudium et spes“ und „Nostra aetate“ „ Das Konzil stellt klar fest, dass niemand wegen seiner Religion disskrieminiert werden darf und dass andere Religionen auch Wahrheiten über Gott offenbaren.

Es steht geschrieben: „Der Heilswille umfaßt aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen besonders die Muslime, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird. Aber auch den anderen, die in Schatten und Bildern den unbekannten Gott suchen, auch solchen ist Gott nicht fern, da er allen Leben und Atem und alles gibt (vgl. Apg 17,25-28) und als Erlöser will, daß alle Menschen gerettet werden (vgl. 1 Tim 2,4).“[1]

Eine besondere Aufmerksamkeit wird den Muslimen zu teil. „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Über sie wird berichtet, dass sie den einen Gott anbeten.“[2] Seit über 1500 Jahre des Zusammenlebens, gab es keine größere Huldigung von Seiten der römisch – katholischen Kirche gegenüber dem Islam. Nach langer Feindschaft versucht der Vatikan mit dem Dokument „Lumen gentium“ eine Aussöhnung mit dem Islam, gemäß den Worten Jesu: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“[3]

Doch die dogmatische Konstitution war nur der Grundstein für eine Offensive zum Dialog mit dem Islam.

Papst Johannes Paul II schreibt in seinem apostolischen Schreiben: „Tertio millennio adveniente“ vom 10. November 1994: Im „Dialog sollen die Juden und die Muslime einen hervorragenden Platz einnehmen“[4] Oder in „Ecclesia in Asia“ spricht der Papst sogar von einer Mission des Dialoges. Nicht zu vernachlässigen ist, dass der Papst am Ende des Fastenmonats Ramadan immer eine Grußbotschaft an die islamische Welt richtet. In noch unzähligen apostolischen Schreiben ist es Papst Johannes Paul II. ein großes Anliegen, dass seine Kirche den Dialog mit dem Islam pflegt, fördert und darum betet. Der, dank des zweiten Vatikanischen Konzils, beginnende, anfangs schleppende Dialog der katholischen Kirche mit dem Islam wurde durch Papst Johannes Paul II. zu einem Dialog mit Herz und Liebe ausgebaut.

Von Seiten der evangelischen Kirchen ist leider sehr wenig bekannt, da es unzählige „Kirchen“ gibt, die unabhängig voneinander Gespräche mit dem Islam führen. Natürlich haben solche Gespräche nicht solch eine Wirkung, wie wenn das Oberhaupt der Katholiken mit Vertretern des Islams spricht, da ein Vertreter einer evangelischen „Kirche“ nur eine kleine Gruppe vertritt und nicht wie der Papst, fast eine Milliarde Gläubige. Von den meisten Autoren, die über den Dialog der Christen mit dem Islam schreiben, wird sehr oft nur die römisch – katholische Kirche zitiert (zum Beispiel: der Autor Adel Th. Khoury). Aus diesen Gründen werde ich im weiteren Verlauf auch nur noch den Vatikan zitieren, wenn es um den Dialog mit dem Islam geht. Dies soll nicht heißen, dass von Seiten der evangelischen „Kirchen“ her kein Dialog mit dem Islam geführt wird!

b) Dialog im Koran?

Wie sieht es nun mit der Dialogbereitschaft auf Seiten des Islams aus?

Im Islam gibt es zwar zwei große Gruppen, die Schiiten und die Sunniten, jedoch keine verpflichtende oberste moralische und lehramtliche Instanz wie den Papst bei den Katholiken. Im Grunde gibt es nur Rechtsschulen, die einen großen Einfluss auf die Gläubigen ausüben. Die Vertreter der Rechtsschulen sprechen jeweils für ihre Gruppe(n), die den Auslegungen der jeweiligen Rechtsschule folgen. Bei den Sunniten zum Beispiel gibt es vier bedeutende Rechtsschulen: Hanafiten, Malikiten, Shafi'iten und Hanbaliten.

Auch die politischen Führer der islamischen Regierungen haben großen Einfluss auf die Gläubigen. (Der Kalif war politischer und religiöser Führer des arabischen Großreiches).

Wegen dieser Tatsache gibt es islamische Religionsführer, die einen Dialog mit den Christen aktiv unterstützen und es gibt viele islamische Religionsgelehrte, die im Christentum noch immer die Heiden sehen, die vernichtet werden müssen.

Um sich jedoch ein richtiges Bild über die Dialogbereitschaft des Islams zu machen, muss man die absolute Autorität dieser Religion heranziehen. Diese Autorität steckt im Koran, dem heiligen Buch der Muslime und in den Hadithen. (Die Hadithe sind die traditionellen Überlieferungen aus dem Leben des Muhammad.) Im Koran schrieb der Prophet, laut Überlieferung, unverfälscht die Worte Gottes nieder.

Wie also steht der Prophet zu den Christen? „Die Haltung Muhammads gegenüber den Christen war lange Zeit von Sympathie und Wohlwollen geprägt. Erst in einer späteren Phase seiner Verkündigung führten die politischen Umstände dazu, daß er gegen Ende seines Lebens eine härtere Gangart den Christen gegenüber einnahm. Um dem Islam zur alleinigen Herrschaft auf der Arabischen Halbinsel zu verhelfen, wurden nach und nach der Einfluß der jüdischen Stämme zurückgedrängt und die Wirkungsmöglichkeiten der Christen eingeschränkt. Schließlich kam die entscheidende Anweisung, Juden und Christen zu unterwerfen und sie dem Schutz der islamischen Gemeinschaft zu unterstellen (Sure 9,29).“[5]

Wie sah dieses Anfängliche Wohlwollen aus? Zu Beginn der Verkündigung des Propheten Muhammad sah er in der christlichen Religion eine Ähnlichkeit mit seiner Lehre. (Siehe zum Beispiel die Lehre über Maria in Sure 19). Auch „nennt [Muhammad] die Märtyrer Nadjrans im Jemen die ´Gläubigen´, die ´an Gott glauben´ (Sure 85,7-8).“[6] Im Koran wird vor allem das Leben der christlichen Mönche hoch eingeschätzt (siehe Sure 2,113-115). Zudem nimmt Jesus Christus im Koran einen sehr hohen Stellenwert ein. Jesus wird in Sure 3 als Messias und Prophet bezeichnet. Sogar die unter den christlichen Konfessionen umstrittene Jungfrauengeburt von Jesus wird in Sure 66 bestätigt.

„Der christliche Glaubenssatz: ´Empfangen durch dem heiligen Geist und geboren aus Maria der Jungfrau´, wird also auch im Koran unmissverständlich bezeugt.“[7]

Die größte Übereinstimmung zwischen Bibel und Koran liegt im gemeinsamen Grundethos. Dies wäre ein sehr guter Ausgangspunkt für den Dialog. Das Grundethos lautet im Vergleich:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[8]

Seit den 70er Jahre gibt es auch einige Erklärungen des Islamischen Weltkongresses und der Weltmuslim- Liga, die zur Förderung des Dialoges mit den Christen beitragen. Aus einer Erklärung des Islamischen Weltkongresses vom Februar 1973 heißt es: „Der Islam ist für eine Verständigung mit den christlichen Kirchen. Er ist bereit, unter alle Unstimmigkeiten und Mißverständnisse, die die Vergangenheit belasten, einen Schlußstrich zu ziehen und mit den Kirchen zum Wohle der Menschheit zusammenzuarbeiten.“[9]

[...]


[1] 2. Vatikanisches Konzil Dogmatische Konstitution über die Kirche "Lumen gentium"


[2] 2. Vatikanisches Konzil Dogmatische Konstitution „Nostra aetate“

[3] Joh 13,34

[4] apostolisches Schreiben: „Tertio millennio adveniente“ vom 10. November 1994

[5] Lexikon des Islam: Christen, S. 1. Digitale Bibliothek Band 47: Lexikon des Islam, S. 266 (vgl. LdIslam Bd. 1, S. 140) (c) Verlag Herder

[6] Lexikon des Islam: Christen, S. 2. Digitale Bibliothek Band 47: Lexikon des Islam, S. 267 (vgl. LdIslam Bd. 1, S. 140) (c) Verlag Herder

[7] Muhammad Salim Abdullah: „Islam, für das Gespräch mit Christen“; S.147

[8] aus: Hans Küng: „Spurensuche, den Weltreligionen auf der Spur“; CD-ROM Ausgabe 1991

[9] Lexikon des Islam: Dialog, S. 7. Digitale Bibliothek Band 47: Lexikon des Islam, S. 319 (vgl. LdIslam Bd. 1, S. 169) (c) Verlag Herder

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Christentum und Islam: Konflikt und Dialog
Hochschule
Hochschule für Philosophie München
Veranstaltung
Islam und Christentum in Afrika
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
24
Katalognummer
V66096
ISBN (eBook)
9783638588287
ISBN (Buch)
9783638671125
Dateigröße
608 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Christentum, Islam, Konflikt, Dialog, Islam, Christentum, Afrika
Arbeit zitieren
Thomas Bauer (Autor:in), 2003, Christentum und Islam: Konflikt und Dialog, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66096

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