Voraussetzungen des chilenischen Kommunalradios Radio Terral für einen Betrieb als Bildungsradio


Seminararbeit, 2006

24 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Ziel der Arbeit
1.2 Vorgehensweise

2 Vorbetrachtungen
2.1 Das Projekt Rio Hurtado
2.2 Die Funktion von Radio Terral
2.3 Anforderungen an ein Bildungsradio

3 Geografische Voraussetzungen
3.1 Generelle Mediendichte der Kommune Rio Hurtado
3.2 Geografische Hindernisse für Radio Terral

4 Technische Voraussetzungen
4.1 Sendetechnik Radio Terral
4.2 Empfangstechnik

5 Personelle Voraussetzungen
5.1 Quantitative Betrachtung Radio Terral
5.2 Qualitative Betrachtung Radio Terral

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 01: Chile – Region Coquimbo – Kommune Rio Hurtado

Abb. 02: Radio Terral mit Stabantenne

1 Einleitung

1.1 Ziel der Arbeit

Das chilenische Kommunalradio Radio Terral wurde von den Initiatoren des Projektes Rio Hurtado, das in Kapitel 2.1 näher erklärt wird, in dessen Rahmen als Bildungsradio konzipiert. Der Sendebetrieb läuft seit dem 07.11.2004.

Ziel dieser Arbeit soll es sein herauszufinden, ob Radio Terral, wo der Autor selbst von April bis August 2005 Schulungen der Mitarbeiter durchgeführt hat, die Voraussetzungen für den Betrieb als Bildungsradio erfüllt.

1.2 Vorgehensweise

Zunächst erläutert der Autor das Projekt Rio Hurtado, in das der Radiosender eingebettet ist, und die konkrete Funktion von Radio Terral als Bildungsradio in der Kommune Rio Hurtado.

Um herauszufinden, ob diese Funktion erfüllt werden kann, analysiert der Autor anschließend, weil für diese Region sendetechnisch von Bedeutung, die geografischen, die technischen und die personellen Gegebenheiten von Radio Terral, um sie mit den für ein Bildungsradio relevanten Bedingungen zu vergleichen. Da es keine einheitlichen Angaben über die Bedingungen für Bildungsradios gibt, versucht der Autor diese durch Vorüberlegungen in 2.3 festzulegen.

Die Ergebnisse der einzelnen Betrachtungen finden dann Eingang in das Fazit, wo die gewonnenen Erkenntnisse Verbesserungsvorschlägen nach sich ziehen sollen.

2 Vorbetrachtungen

2.1 Das Projekt Rio Hurtado

Radio Terral ist in das Projekt ‚Rio Hurtado: Agenda Civil contra la Pobreza y la Desertificación’ (‚Rio Hurtado: Bürgerplan gegen die Armut und Verwüstung’, Übersetzung des Autors, Ü.d.A.) eingebettet. Dieses Projekt Rio Hurtado findet in der gleichnamigen chilenischen Kommune statt. Abb. 01 zeigt unter anderem die IV Region Coquimbo. Innerhalb der IV Region stellt der rot markierte Bereich in dieser Abbildung die Kommune Rio Hurtado dar, die sich mit dem Namen gebenden Fluss 160 Kilometer durch das Tal von zwei westlichen Andenausläufern schlängelt. Die Kommune mit der Fläche von 2199 Quadratkilometern liegt ca. 400 Kilometer nördlich der chilenischen Hauptstadt Santiago.[1] (Ü.d.A.) In Rio Hurtado leben ca. 5000 Menschen in 22 Dörfern[2] (Ü.d.A.), die meisten von Landwirtschaft und Ziegenzucht.[3] (Ü.d.A.)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Projekt ist ein grober Rahmen für den Kampf gegen die Verwüstung in der Kommune, deren vorherrschende Klima- und Vegetationszone die semiaride Strauchsteppe darstellt[4] (Ü.d.A.), und der damit einhergehenden zunehmenden Verarmung der Bevölkerung.

Verwüstung bedeutet die stetige Verschlechterung des Bodens durch zum Beispiel landwirtschaftliche Übernutzung in solchem Maße, dass er sich allein nicht wieder erholen kann.[5] Durch die Übernutzung und zudem durch falsche Nutzung der knappen Ressource Wasser verringern sich die landwirtschaftlichen Erträge und die meist agrarabhängige Bevölkerung verarmt. Dadurch sinkt auch der Anreiz, selbständig ökologisch zu handeln, weil die Umsetzung oftmals finanziell nicht tragbar wäre. Deshalb soll das Projekt einen „selbst organisierten und durchgeführten strukturellen Wechsel initiieren, der die soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung der Region, vor allem aber die der Potenziale seiner Bewohner, stärkt“[6] (Ü.d.A.), damit sie fähig sind, sich in Zukunft selbst helfen zu können. Das Projekt zeigt also Möglichkeiten auf, wie kostengünstig und gleichzeitig ökologisch Landwirtschaft betrieben werden kann. Deshalb ist vor allem ein Wissenstransfer vonnöten.

Nachfolgend stellt der Autor die drei federführenden Partner und Initiatoren des Projekt Rio Hurtado vor.

Vor Ort vertritt die ‚Junta de Vecinos de Pichasca’ (‚Nachbarschaftsversammlung Pichasca’, Ü.d.A.) unter Vorsitz von Allan Ramirez als einem der drei Partner die Interessen des Projektes. Einmal im Monat werden hier unter der Überschrift ‚Foro Comunitario’[7] vor allem die dringendsten Probleme der einzelnen Dörfer in der Kommune besprochen, wobei auch Lösungsvorschläge gemacht und konkrete Handlungsimpulse an die Kommunalverwaltung gegeben werden.[8] Die wiederum befindet sich in der politischen Verantwortung, die Situation in der Kommune zu verbessern. So haben konkrete Projektvorschläge der ‚Junta’ durchaus eine realistische Chance auf Umsetzung oder Finanzierung.

Außerdem sind in der ‚Junta’ viele kleinere Interessengemeinschaften vertreten, die entweder Akteure in den Projekten sind oder diese selbst initiieren und durchführen.[9] (Ü.d.A.)

Der zweite Partner, und gleichzeitig Koordinator des Projektes, ist die NGO ‚Corporacion El Canelo de Nos’ (‚El Canelo’) mit Sitz in Santiago de Chile. ‚El Canelo’ ist Finanztreuhänder des Projektes, durch sein großes Engagement und die Erfahrung im Umweltbereich ein kompetenter Partner bei inhaltlichen Fragen und außerdem Lizenzhalter von Radio Terral. Die NGO betreibt selbst auch ein Kommunalradio am Hauptsitz in Santiago, was die Lizenzierung eines zweiten Radiosenders im Norden vereinfacht hat. Die Projektverantwortlichen für ‚El Canelo’ sind Gabriel Sanhueza und Leopoldo Saavedra.

Die deutsche NGO ‚Kolleg für Management und Gestaltung nachhaltiger Entwicklung gGmbH’ (KMGNE) mit Sitz in Berlin ist der dritte Partner des Projektes und wird durch Dr. Joachim Borner vertreten. Da auch das KMGNE im Umweltsektor tätig ist, kümmert es sich ebenfalls um den Wissenstransfer auf diesem Gebiet. Außerdem ist es die Verbindung zur Europäischen Kommission, die einen Teil der Finanzierung für das Projekt im Rahmen der ‚Budget Line B7-6200’ übernommen hat.[10]

‚El Canelo’ und das KMGNE wirken allerdings nur als vermittelnde und unterstützende Kräfte. Die Hauptarbeit liegt, wie bereits erwähnt, bei der ‚Junta de Vecinos de Pichasca’, deren Akteure die Bewohner der Kommune sind.

Da dieser rurale Raum hauptsächlich von der Landwirtschaft lebt, werden auch vorrangig Agrarprojekte ins Leben gerufen. So gibt es zum Beispiel ein Projekt, das sich mit einer speziellen Tröpfchenbewässerung für Avocadoplantagen zur effizienteren Nutzung der knappen Wasserressourcen beschäftigt. Ein anderes kümmert sich um die Herstellung von Solaröfen, da immer noch viel mit Brennholz gefeuert wird.[11] Das hilft der kargen Vegetation, die wiederum ein wichtiger Faktor ist, wenn es darum geht, den Grundwasserspiegel zu halten und zusätzlich den Boden vor Erosion zu schützen.

Das Projekt Rio Hurtado ist also vor allem ein Umweltprojekt, das die ökologische und damit ökonomische Situation der Kommune Rio Hurtado verbessern soll.

2.2 Die Funktion von Radio Terral

Der Radiosender Radio Terral wurde ins Leben gerufen, um in erster Linie die Kommunikationsbasis für das Projekt zu sein. Von hier könnte man die Bevölkerung der Kommune schnell und unkompliziert mit Informationen zum Gesamtprojekt versorgen. Dazu kam die akute mediale Unterversorgung, auf die in 3.2 näher eingegangen wird.

Letztendlich verstanden die Initiatoren Radio Terral als Bildungsradio, das nicht nur über den Stand der Dinge informiert, sondern alle Projektinhalte, und darüber hinaus auch zusätzliches Umweltwissen, für ein besseres Verständnis aufbereiten und mit Handlungsanweisungen zum Nachahmen versehen soll. Radio Terral wurde also vorrangig als ein möglicher Multiplikator der kleineren Projekte im Projekt Rio Hurtado angesehen.

Seit dem 07.11.2004 ist Radio Terral auf Sendung und leistet täglich im Schnitt 12 Sendestunden.

2.3 Anforderungen an ein Bildungsradio

Zunächst weist der Autor darauf hin, dass es zwar den Radiotyp Bildungsradio, aber keine allgemeingültigen Voraussetzungen dafür gibt. Aus diesem Grund legt der Autor unter Berücksichtigung schon bestehender Bildungsradios und durch eigene Überlegungen diese Bedingungen selbst fest.

Die grundsätzlichen Anforderungen an ein Bildungsradio stimmen aber mit denen an jedes andere Radio überein.

Technisch gesehen muss eine Ausrüstung vorhanden sein, mit der das Bildungsradio sendefähig ist. Das heißt, es sollte zunächst über Technik verfügen, mit der Beiträge und die entsprechenden Sendungen produziert werden können. Weiterhin ist eine Ausstattung vonnöten, die es möglich macht, diese Sendungen je nach vorhandener Infrastruktur dem Rezipienten zugänglich zu machen, ihm das Programm also terrestrisch, per Satellit oder Kabel zur Verfügung zu stellen.

Ein Bildungsradio benötigt keine spezielle technische Ausrüstung, um seinem Anspruch gerecht zu werden, weil auch hier lediglich ein Hörfunkprogramm produziert und gesendet wird.

Das Personal eines Bildungsradios muss angesichts der regulären Radiotechnik auch damit umgehen können. Allgemeines Handwerkszeug wie das Redaktionelle Arbeiten, das Moderieren und Fahren einer Sendung, das Produzieren von Beiträgen oder auch das Erstellen und Vortragen von Nachrichten sind Vorraussetzung für einen Mitarbeiter eines Bildungsradios. Nur so kann ein guter und reibungsloser Sende- und Programmablauf garantiert werden.

[...]


[1] Vgl. El Canelo de Nos: La Region. URL: http://www.elcanelo.cl/elcanelo/ueantecedentes.htm, verfügbar am 17.01.2006

[2] Vgl. El Canelo de Nos: Poblacion. URL: http://www.elcanelo.cl/elcanelo/hurtadohoy.htm, verfügbar am 17.01.2006

[3] Vgl. Ebd.

[4] Vgl. Region de Coquimbo, Clima. URL: http://es.wikipedia.org/wiki/IV_Regi%C3%B3n_de-Coquimbo_(Chile), verfügbar am 11.01.2006

[5] Vgl. Proyecto Rio Hurtado: Proyecto. URL: http://www.proyectoriohurtado.cl/espanhol/estables/proyecto.php, verfügbar am 21.03.2005

[6] Ebd.

[7] Das „Foro Comunitario“ ist eine Versammlung der vielen Interessengemeinschaften der Kommune und der einzelnen Dörfer, deren Treffen die ‚Junta de Vecinos de Pichasca’ vorsitzt.

[8] Vgl. Ramirez, Allan – Vorsitzender der ‚Junta de Vecinos Pichasca’ – Gespräch vom 17.04.2005

[9] Vgl. Proyecto Rio Hurtado. URL: http://www.proyectoriohurtado.cl/espanhol/portada/index.php, verfügbar am 21.03.2005

[10] Vgl. Kolleg für Management und Gestaltung nachhaltiger Entwicklung gGmbH: Projekte. URL: http://www.kmgne.de/projekte, verfügbar am 17.01.2006

[11] Vgl. El Canelo de Nos: Acciones en Desarollo. URL: http://www.elcanelo.cl/elcanelo/ueacciones.htm, verfügbar am 17.01.2006

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Voraussetzungen des chilenischen Kommunalradios Radio Terral für einen Betrieb als Bildungsradio
Hochschule
Hochschule Mittweida (FH)  (Fachbereich Medien)
Veranstaltung
Audioproduktion
Note
2
Autor
Jahr
2006
Seiten
24
Katalognummer
V66169
ISBN (eBook)
9783638588645
ISBN (Buch)
9783638864947
Dateigröße
667 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Erstellt im Rahmen des Masterstudiums Media Management.
Schlagworte
Radio, Bildungsradio, Audioproduktion, Chile, Kommunalradio, Ausland, Bildung, Nachhaltigkeit, Radio Terral, Sendetechnik, Verwüstung
Arbeit zitieren
Dipl.-Ing. Rico Scholz (Autor:in), 2006, Voraussetzungen des chilenischen Kommunalradios Radio Terral für einen Betrieb als Bildungsradio, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66169

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