Die Nachricht vom Selbstmord seines Freundes erschüttert Werfel und er schreibt, er habe „das dunkle Gefühl, dass in dieser Tat eine heimliche Größe verborgen sei.“ Werfel versucht nicht, den Selbstmord seines Freundes plausible zu erklären. Er bekennt: „Ich kann und will das Geheimnis nicht entschleiern. Nachspüren aber möchte ich jenem dunklen Gefühl, das mich beschlich.“ Werfel weiß, dass man Zweig posthum wegen seines Selbstmordes Vorwürfe macht und ihn verurteilt. In seinem Essay führt er die Argumente der Kritiker an und nennt diese „vollgültig und unwiderlegbar“. Es gelingt ihm darin aber auch, dem Leser verständlich zu machen, warum er selbst, diese Argument gerade nicht anerkennen kann.
Werfel glaubt an den Sieg des Mensch über das sinnlose Leiden. Er ruft in seinem Essay dazu auf, an ein Leben nach dem Krieg, an das Leben schlechthin zu glauben: „Wir sind keine Pazifisten. Wir verleugnen die Kriege nicht. Unser Zorn ist uns heilig. Komme was wolle, wir werden unser Leben verteidigen.“ Werfel sieht in Zweig kein Vorbild, aber er erinnert daran, dass wir nicht das Recht haben, einen Selbstmörder zu verurteilen: „Der tiefste Sinn des Wortes Freiheit steht und fällt damit, dass die Geschäfte der Welt – und hinge von ihnen das Heil des Jahrhunderts ab – sich nicht in die letzte Entscheidung, in die letzte Einsamkeit zwischen Individuum und Gott eindrängen dürfen.“
Inhaltsverzeichnis
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Zwei Autoren im Kampf um Humanität und ihr eigenes Leben
- Franz Werfel
- Stefan Zweig
- Geteiltes Schicksal, getrennte Wege
- Briefwechsel im Exil
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Werfels Studie - ein biographischer Essay?
- Aufbau des Essays
- Werfels Sprache im Essay
- Die Erwartungen des Lesers
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Freiwilliges Sterben
- Suizid eine spezifisch menschliche Tat
- Geheimnis trotz erkennbarer Beweggründe
- Depressionen
- Exil
- Stimmen gegen den Freitod
- Die Religion - Zweig als Jude
- Sieg Hitlers - Zweig als Weltbürger
- Feigheit - Zweig als Pazifist
- Freiheit des Menschen und seine letzte Einsamkeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay „Stefan Zweigs Tod“ von Franz Werfel untersucht den Suizid Stefan Zweigs im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Zeit. Werfels Ziel ist es, das Leben und Werk des Schriftstellers vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrungen im Exil zu betrachten und die Frage nach der Verantwortung des Einzelnen inmitten von Leid und Unrecht aufzuwerfen.
- Die Lebenswege und das Verhältnis von Franz Werfel und Stefan Zweig
- Die Analyse von Werfels Essay als biographische Studie
- Die ethischen und philosophischen Aspekte des Selbstmordes
- Die Bedeutung von Judentum, Weltbürgertum und Pazifismus für das Werk Zweigs
- Werfels Aufruf zum Leben und seine Mahnung, Selbstmörder nicht zu verurteilen
Zusammenfassung der Kapitel
- Zwei Autoren im Kampf um Humanität und ihr eigenes Leben: Dieses Kapitel stellt die Lebenswege von Franz Werfel und Stefan Zweig vor und beleuchtet deren gemeinsame Erfahrungen im Exil. Es wird die Frage nach dem geteilten Schicksal und den unterschiedlichen Haltungen gegenüber Krieg und Leid aufgeworfen.
- Werfels Studie - ein biographischer Essay?: Hier wird der Aufbau des Essays und Werfels Sprache analysiert. Der Text wird hinsichtlich seiner Gattung untersucht und es werden die Erwartungen des Lesers im Hinblick auf die Lektüre beleuchtet.
- Freiwilliges Sterben: In diesem Kapitel wird das Thema Selbstmord als eine spezifisch menschliche Tat behandelt. Es werden verschiedene Stimmen gegen den Freitod im Vergleich mit Zweigs charakteristischen Weltanschauungen (Judentum, Weltbürgertum und Pazifismus) dargestellt.
Schlüsselwörter
Der Text beschäftigt sich mit den Themen Suizid, Exil, Judentum, Weltbürgertum, Pazifismus, Literatur, biographischer Essay, Humanität, Krieg und Leid, Selbstmord und Verantwortung. Die Werke von Franz Werfel und Stefan Zweig stehen im Zentrum der Betrachtung, wobei auch die politische und gesellschaftliche Situation der Zeit eine wichtige Rolle spielt. Die Analyse von Werfels Essay, sowie dessen literarische Sprache und dessen ethische Argumente sind weitere zentrale Themen des Textes.
- Arbeit zitieren
- Renate Enderlin (Autor:in), 2003, Stefan Zweig in einem biographischen Essay Franz Werfels: "Stefan Zweigs Tod", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66203