Im Jahr 1963 stirbt Veza Canetti. Erst 26 Jahre nach ihrem Tod, 1989, erscheint ihr Roman Die Gelbe Straße, dessen fünf Kapitel ursprünglich in den 30er Jahren als selbstständige Erzählungen in der Wiener Arbeiter-Zeitung abgedruckt wurden. Bereits damals, nachdem die Geschichten großen Anklang fanden, wollte Veza Canetti diese zu einem Roman zusammenfassen. „Doch durch die Februar-Ereignisse des Jahres 1934 wurde das Erscheinen des Buches unmöglich.“ Deshalb hat sich Elias Canetti, der Mann der Autorin, in den Neunziger Jahren für die späte Veröffentlichung von Veza Canettis Büchern eingesetzt und diese begleitet.
Der Roman Die Gelbe Straße lässt sich in formaler Hinsicht dem modernen Großstadtroman zuordnen. Zum einen sind die einzelnen Episoden in große, unkommentierte Zeitsprünge aufgeteilt. Zum anderen sind die Figuren ohne nähere Einführung gesetzt und auch die Perspektiven in den einzelnen Erzählungen wechseln rasch. In dem Roman gibt es keine sich entwickelnde Hauptperson. Es existieren eine Vielzahl von Figuren, die in den verschiedenen Kapiteln von Haupt- zu Neben- und von Neben- zu Hauptpersonen wechseln. Dadurch entsteht ein Mikrokosmos, in dem alle Figuren und Handlungen miteinander verknüpft sind und nicht nur nebeneinander stehen. Vorlage für den Spielort des Romans ist die ehemalige Ferdinandstraße in der Wiener Leopoldstadt. Erzählt wird das Leben der Bewohner dieser Straße und fast beiläufig deren Lug und Betrug im täglichen Miteinander entlarvt. Die Menschen, die in Veza Canettis Gelber Straße leben, spiegeln eine Gesellschaft, die ihre Angehörigen in ‚Ausbeuter’ und ‚Ausgebeutete’ aufteilt, wieder. Die Straße dient als räumlicher Rahmen des Romans. Der eigentliche Schauplatz des Geschehens wird durch die Figuren getragen. An ihnen werden die Auswirkungen, die die Machenschaften des ökonomischen Alltags mit sich bringen, aufgezeigt. Dies führt zu Macht- und Ohnmachtverhältnissen, die den Mikrokosmos der Gelben Straße prägen. Einfluss und Einflusslosigkeit sind in der besagten Straße eng mit den herrschenden Geldverhältnissen verbunden, die in einem unabwendbaren Zusammenhang mit den Gewaltverhältnissen stehen. Im Folgenden möchte ich untersuchen, wie die Geld- und Gewaltverhältnisse in Veza Canettis Die Gelbe Straße beschrieben werden. Dazu möchte ich mich zunächst auf den Umgang mit Geld konzentrieren. Im Anschluss daran werde ich die im Roman geschilderte Gewalt betrachten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Geld und seine Bedeutung in Die Gelbe Straße
- Der monetäre Einfluss auf Macht
- Geld als Voraussetzung für Ansehen und Ehre
- Gewalt als ein System
- Physische Gewalt
- Psychische Gewalt
- Schlussbeurteilung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Analyse der Geld- und Gewaltverhältnisse in Veza Canettis Roman "Die Gelbe Straße". Ziel ist es, die Rolle des Geldes in der Gesellschaft des Romans zu untersuchen und aufzuzeigen, wie es zu Macht- und Ohnmachtverhältnissen führt. Darüber hinaus soll die im Roman geschilderte Gewalt in ihren verschiedenen Formen analysiert werden.
- Die Rolle des Geldes als Machtmittel
- Die Abhängigkeit von finanziellen Ressourcen
- Die Auswirkungen von Geldgier und Ausbeutung
- Verschiedene Formen der Gewalt
- Die Beziehung zwischen Geld und Gewalt
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt Veza Canettis Roman "Die Gelbe Straße" vor und erläutert seinen Entstehungskontext. Sie führt den Leser in die Thematik der Geld- und Gewaltverhältnisse ein, die im weiteren Verlauf der Arbeit im Mittelpunkt stehen.
- Das Geld und seine Bedeutung in Die Gelbe Straße: Dieses Kapitel widmet sich der Analyse der Rolle des Geldes im Roman. Es beleuchtet die Bedeutung des Geldes als Mittel zum Lebensunterhalt, aber auch als Quelle von Macht und Einfluss. Dabei wird deutlich, wie das Streben nach Geld zu Neid, Missgunst und Egoismus führt.
- Der monetäre Einfluss auf Macht: Anhand der Figur der Runkel wird in diesem Kapitel gezeigt, wie der Besitz von Geld zu Macht und Einfluss in der Gesellschaft des Romans führt. Runkels körperliche Abhängigkeit steht im Kontrast zu ihrer ökonomischen Unabhängigkeit, die ihr ein Gefühl von Würde und Selbstbewusstsein verleiht.
- Geld als Voraussetzung für Ansehen und Ehre: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung des Geldes für das Ansehen und die Ehre der Figuren im Roman. Es wird deutlich, dass der Zugang zu finanziellen Ressourcen entscheidend dafür ist, ob eine Figur in der Gesellschaft der Gelben Straße Anerkennung findet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Geld, Macht, Gewalt, Abhängigkeit, Ausbeutung, Neid, Missgunst und Egoismus im Kontext des Romans "Die Gelbe Straße" von Veza Canetti. Weitere zentrale Elemente sind die Figuren der Runkel, Frau Hatvany, Herr Iger und das kleine Mädchen Heidi, die den Einfluss des Geldes auf die Gesellschaft des Romans repräsentieren.
- Arbeit zitieren
- Kristina Horn (Autor:in), 2004, Geld- und Gewaltverhältnisse in Veza Canettis 'Die Gelbe Straße', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66225