Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist das Machtverhältnis innerhalb einer ehelichen beziehungsweise nichtehelichen Beziehung zwischen Mann und Frau. Dabei geht es auch um den Wandel der Institution Ehe und die neue gesellschaftliche Akzeptanz anderer Formen von Lebensgemeinschaften im postsowjetischen Russland. Vor allem richtet sich das Augenmerk auf die damit einhergehende Veränderung der zwischengeschlechtlichen Machtverhältnisse. Die im Rahmen des Proseminars zum Thema „Deutsche und russische Frauenbilder“ durchgeführte Arbeit wendet sich dem Konfliktpotenzial innerhalb einer gesellschaftlich mehr beziehungsweise auch einer weniger akzeptierten zwischengeschlechtlichen Lebensgemeinschaft zu. Angestrebt wird eine Gegenüberstellung der Machtbeziehungen zwischen Mann und Frau im gesetzlich anerkannten Rahmen der Ehe und der noch nicht vollständig akzeptierten alternativen Lebensform der „wilden Ehe“, dem „гражданский брак“ (bürgerlichen Ehe). Die bürgerliche Ehe ist im postsowjetischen Russland ein relativ neues Phänomen. Während das Zusammenleben ohne Trauschein in den westeuropäischen Ländern weitgehend gesellschaftlich und oftmals auch gesetzlich akzeptiert ist, hat sich der „гражданский брак“ in Russland noch nicht vergleichbar stark etabliert, auch wenn die Akzeptanz in den letzen Jahren deutlich zugenommen hat. Dabei wird deutlich, dass die Institution Ehe sich in ihrem Selbstverständnis wandelt und teilweise auch durch die alternativen Formen der Lebensgemeinschaft ersetzt wird. Die zentrale Aufgabe der vorliegenden Arbeit besteht nun darin, die eheliche und die nichteheliche Lebensgemeinschaft in ihrer Funktion und als Einflussfaktor auf die Machtbeziehung zwischen den Geschlechtern zu betrachten. Dabei soll das schwierige Feld des Machtverhältnisses innerhalb einer Beziehung beachtet werden. Es stellt sich die Frage, ob die Beziehung innerhalb der gesellschaftlich und gesetzlich definierten Institution Ehe weniger Konfliktpotenzial hat und eventuell auf andere Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern zurück schließen lässt als innerhalb des weniger definierten und gesellschaftlich weniger etablierten „гражданский брак“. Kann der institutionelle Rahmen überhaupt die zwischengeschlechtliche Machtbeziehung in ihrer Ausprägung beeinflussen oder ist die Form der Lebensgemeinschaft für das Machtverhältnis zwischen Mann und Frau nicht relevant? [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- 1. Definitionen und Begriffsklärung
- 1.1. Macht und Machtbeziehungen
- 1.2. Kriterien für die Macht zwischen den Geschlechtern
- 2. Gesellschaftliche Institutionen – das Beispiel Ehe
- 2.1. Klärung des Begriffs Institutionen
- 2.2. Wandel von Institutionen
- 3. Lebensgemeinschaften im postsowjetischen Russland
- 3.1. Institution Ehe
- 3.2. „гражданский брак“
- 4. Konfliktpotenzial und Machtverhältnisse
- 4.1. Ehe vs. „гражданский брак“
- 4.2. Machtverhältnisse und Konflikte
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Machtverhältnis zwischen Mann und Frau in ehelichen und nichtehelichen Beziehungen im postsowjetischen Russland. Sie analysiert den Wandel der Institution Ehe und die zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz von alternativen Lebensformen wie dem „гражданский брак“ und deren Auswirkungen auf die Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern. Die Arbeit beleuchtet das Konfliktpotenzial innerhalb beider Formen von Lebensgemeinschaften und befasst sich mit den Themen der Machtverschiebung, der gesellschaftlichen Rolle der Frau und des Frauenbildes im postsowjetischen Russland.
- Wandel der Institution Ehe im postsowjetischen Russland
- Etablierung des „гражданский брак“ als Alternative zur Ehe
- Machtverhältnisse und Konfliktpotenzial in ehelichen und nichtehelichen Beziehungen
- Gesellschaftliche Akzeptanz verschiedener Lebensformen und deren Auswirkungen auf das Frauenbild
- Einflussfaktoren auf die Machtbeziehung zwischen Mann und Frau in verschiedenen Lebensmodellen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel erläutert die Begriffe der Macht im Allgemeinen und der Machtbeziehungen zwischen den Geschlechtern im Besonderen. Kapitel zwei beschäftigt sich mit dem Begriff der gesellschaftlichen Institution und dem Wandel von Institutionen. Kapitel drei untersucht die Ehe und den „гражданский брак“ in Bezug auf ihre gesellschaftliche Funktion, gesetzliche Legitimation und Akzeptanz in der russischen Bevölkerung. Kapitel vier vergleicht beide Formen der Lebensgemeinschaft und analysiert das Konfliktpotenzial und die Themenfelder für innerpartnerschaftliche Auseinandersetzungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Macht und Machtbeziehungen zwischen den Geschlechtern, Institution Ehe, Wandel von Institutionen, alternative Lebensformen, „гражданский брак“, Konfliktpotenzial, gesellschaftliche Akzeptanz, Frauenbild und Geschlechterrollen im postsowjetischen Russland.
- Arbeit zitieren
- Natalie Schnar (Autor:in), 2005, Machtbeziehungen in zwischengeschlechtlichen Lebensgemeinschaften im postsowjetischen Russland , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66240