Jede Sprache basiert auf der Existenz eines ihr entsprechenden Sprachsystems, das sich die Sprecher im Prozess des Spracherwerbs angeeignet haben. Aber die Sprache ist nichts statisches, sie unterliegt einem ständigen Wandel, der überwiegend grammatisch initiiert ist.
Gegenstand der vorliegenden Seminararbeit ist der natürliche grammatische Sprachwandel und der damit verbundene Abbau von markierten grammatischen Einheiten, der der Entlastung der Sprachkapazität dient. Die im Rahmen des Hauptseminars „Einführung in die natürliche Grammatik“ durchgeführte Hausarbeit richtet den Fokus auf den grammatischen Wandel der russischen Futurparadigmen und zeichnet den Entwicklungsverlauf vom 11. Jahrhundert bis in die russische Gegenwartsprache nach. Als Erklärungsansatz für den Weg der russischen Futurparadigmen bis in die heutige Form wird das Konzept des natürlichen grammatischen Wandels herangezogen. Diese Entwicklung soll anhand konkreter Beispiele nachvollzogen und dargestellt werden.
Die Arbeit ist in vier Teile gegliedert. Nach einer kurzen Einführung in das Phänomen des natürlichen Sprachwandels geht es im ersten Kapitel darum, den theoretischen Rahmen für die vorliegende Untersuchung vorzustellen. Dabei werden die Begriffe Markiertheitstheorie und das dem grammatischen Sprachwandel zugrunde liegende Prinzip des natürlichen grammatischen Wandels definiert. Um die historische Entwicklung des Futurs nachzuvollziehen, soll im Kapitel zwei zunächst die Entwicklung des russischen Futurs im Verlauf der Sprachgeschichte nachvollzogen werden.
Im darauf folgenden dritten Kapitel wird der Schwund der alten markierten Futurparadigmen sowie die Neubildung der neuen Formen des perfektiven und imperfektiven Futurs anhand konkreter Beispiele dargestellt. Dabei soll der grammatische Wandel anhand des Prinzips des natürlichen grammatischen Wandels erklärt werden. Im letzten Teil der Arbeit werden die Ergebnisse zusammen gefasst. Das Gebiet der natürlichen Sprachwandels ist noch weitgehend unerforscht. Die vorliegende Arbeit bietet daher nur einen kleinen Einblick in die Entwicklungsgeschichte des russischen Futurs und einen Erklärungsansatz für diesen Verlauf, ohne allerdings Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- 1. Natürlicher grammatischer Sprachwandel
- 1.2. Markiertheit und ihr Abbau
- 1.3. Prinzip des natürlichen grammatischen Wandels
- 2. Futur im Wandel der Sprachgeschichte
- 2.1. Futur im Altrussischen (11. – 14. Jahrhundert)
- 2.1.1. Einfaches Futur
- 2.1.2. Futur I
- 2.1.3. Futur II
- 2.2. Futur im Mittelrussischen (15. – 17. Jahrhundert)
- 2.2.1. Einfaches Futur
- 2.2.2. Futur I
- 2.2.3. Futur II
- 2.3. Futur im modernen Russischen
- 2.3.1. Perfektives Futur
- 2.3.2. Imperfektives Futur
- 2.1. Futur im Altrussischen (11. – 14. Jahrhundert)
- 3. Abbau der Markiertheit bei den Futurparadigmen
- 3.1. Schwund von Futur II
- 3.2. Herausbildung des imperfektiven Futurs
- 3.3. Schwund von Futur I
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht den natürlichen grammatischen Sprachwandel und insbesondere den Abbau von markierten grammatischen Einheiten im Russischen. Sie konzentriert sich auf die Entwicklung der russischen Futurparadigmen vom 11. Jahrhundert bis zur Gegenwart und nutzt das Konzept des natürlichen grammatischen Wandels als Erklärungsansatz.
- Die Entwicklung des russischen Futurs in der Sprachgeschichte
- Der Abbau von markierten Futurparadigmen
- Die Herausbildung des imperfektiven Futurs im modernen Russischen
- Die Rolle der Sprachkapazität und der Vereinfachung des Sprachsystems im Wandel
- Die Anwendung der Markiertheitstheorie auf die Analyse der russischen Futurparadigmen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Konzept des natürlichen grammatischen Sprachwandels. Im ersten Kapitel werden die Theorie der Markiertheit und das Prinzip des natürlichen grammatischen Wandels vorgestellt.
Kapitel zwei analysiert die historische Entwicklung des russischen Futurs, beginnend mit dem Altrussischen, dem Mittelrussischen und schließlich dem modernen Russischen. Die Entwicklung der einzelnen Futurparadigmen wird anhand konkreter Beispiele dargestellt.
Kapitel drei konzentriert sich auf den Abbau der markierten Futurparadigmen, insbesondere auf den Schwund von Futur II und die Herausbildung des imperfektiven Futurs. Der grammatische Wandel wird anhand des Prinzips des natürlichen grammatischen Wandels erklärt.
Schlüsselwörter
Natürlicher grammatischer Sprachwandel, Markiertheit, Abbau von Markiertheit, Futurparadigmen, Russische Sprachgeschichte, Altrussisch, Mittelrussisch, Modernes Russisch, Perfektives Futur, Imperfektives Futur, Sprachkapazität, Vereinfachung.
- Arbeit zitieren
- Natalie Schnar (Autor:in), 2006, Natürlicher grammatischer Wandel der temporalen Paradigmen - Schwund der alten markierten Futurparadigmen und die Neubildung des Futurs im modernen Russischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66243