Die jüdische Familie/das jüdische Alltagsleben


Hausarbeit, 2005

14 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Hochzeit

3. Kinder
3.1. Mädchen
3.2. Jungen

4. Vater

5. Mutter

6. Das Familienleben
6.1. Der Tod

7. Zusammenfassung

8. Literatur

1. Einleitung

Das jüdische Leben wurde schon immer geprägt durch die religiösen Vorschriften und Bräuche. Im Judentum gab und gibt es 365 Verbote und 248 Bestimmungen. [1] Kaum eine Religion ist so geregelt durch Bestimmungen und fixe Termine für die Feiertage wie das Judentum. Diese Vorschriften beeinflussen das jüdische Leben

enorm, das sich nach ihnen richten muss. [2] Wie stellt sich das Alltags- und Familienleben aufgrund dieser Voraussetzungen dar? Um diese Frage zu beantworten, muss erst auf die Rolle der Kinder und die der Eltern eingegangen werden. Dabei wird nicht unterschieden zwischen Mann und Frau, sondern allgemein von Eltern gesprochen, da es wenige allein stehende Personen gab und diese auch nur sehr geringen Einfluss auf das Leben in der Gemeinde hatten. Im Weiteren wird näher auf das Familienleben, einige Feste und den Tod eingegangen. Meine Ausführungen beziehen sich dabei zwar auf das Mittelalter, aber die Strukturen können heutzutage noch fast genauso vorgefunden werden. Es gibt auch keine großen regionalen Unterschiede, da die religiösen Vorschriften und Anweisungen wenig Spielraum für Interpretation lassen.

Bei Fragen wendet man sich an den Rabbi, der das Gebot unmissverständlich für alle interpretiert. Diese Interpretationen werden dann weitergegeben, so dass es nur wenige Veränderungen im Laufe der Zeit gegeben hat.

2. Die Hochzeit

Die Hochzeit stellte den Höhepunkt eines jüdischen Lebens dar. Gemäß der biblischen Schöpfungsgeschichte formte Gott die erste Frau aus einer Rippe Adams, dem ersten Menschen. Deshalb sucht sich der Mann eine Frau, um diesen Verlust wieder auszugleichen [3] und da sie ein Teil von ihm ist [4]. Es war der Moment, wo die zu Vermählenden nicht nur das Gebot der Zeugung befolgten, sondern sich gegenseitig vollenden: „der, der keine Ehefrau hat, ist nicht wirklich ein Mann“ [5]. Vor der eigentlichen Hochzeit fanden Gespräche (shiddukhim) statt, bei denen Formalitäten wie der Hochzeitstermin und die Mitgift geklärt wurden. Diese Vereinbarungen bildeten die Grundlage für die Eheurkunde (ketubba). Diese wurde während der ersten Phase der Hochzeit, der Verlobung, vor zwei Zeugen an die Braut übergeben.

Die zweite Phase (nissu´in) wurde geprägt durch sheva berakhot, die sieben Segenssprüche. Der Offiziant sprach diese mit einem Becher Wein in der Hand, aus dem er danach die Brautleute trinken ließ. Währenddessen waren die beiden unter der chuppa, einem Baldachin oder Trauhimmel [6], vereint. Mancherorts wurde dafür auch der tallit, der Gebetsmantel verwendet, oder der lange Zipfel des chaperon [7] des Bräutigams wurde der Braut auf den Kopf gelegt. Dann wurde der Ring an die Braut übergeben, den der Bräutigam ihr mit folgenden Worten an den rechten Zeigefinger steckte: „Mit diesem Ring bist du mir angetraut nach dem Gesetz Moses [8] und Israel.“ Als Zeichen der Trauer für den zerstörten Tempel in Jerusalem, zertrat der Bräutigam nach der Trauung ein Glas.

Nach der Zeremonie gab es das Hochzeitsmahl, bei dem nach dem Tischsegen die sieben Segenssprüche wiederholt wurden. Diese beschlossen auch das Essen und wurden in den nächsten sieben Tagen nach jedem Tischsegen wiederholt, wenn ein neuer Gast am Essen teilnahm. Nach dem der Segen gesprochen worden war, tranken die Frischvermählten aus dem Weinbecher, der währenddessen hochgehalten worden war. [9] Insgesamt war die Reihenfolge der Zeremonie von Ort zu Ort verschieden, aber die einzelnen Schritte waren überall die gleichen.

3. Die Kinder

Anders als damals üblich legte die jüdische Mutter ihr Kind in eine Wiege. Sie tat dies, damit es nicht erstickte, während es mit den Eltern in einem Bett schlief, was zu der Zeit eine häufige Todesursache war [10].

Die Liebe der Eltern für ihre Kinder drückte sich vor allem in der Segnung der Kinder an jedem Vorabend zum shabat [11] oder eines Festtags nach der Rückkehr aus der Synagoge aus. Sie wünschten ihren Söhnen Ephraim und Manasse[12] zu gleichen und ihren Töchtern zu sein wie Sara, Rebekka, Rahel und Lea[13], den Müttern in Israel [14]. Das Kind erwiderte die Liebe mit gleichmäßig auf Vater und Mutter verteilter Anhänglichkeit und Ehrfurcht, so, wie es ihm das fünfte Gebot vorschrieb.

3.1. Mädchen

Das Mädchen blieb bei der Mutter im Haus, um von ihr in die wesentlichen Pflichten der Haushaltsführung eingewiesen zu werden. Diese häuslichen Aufgaben betrafen sowohl religiöse Pflichten, als auch moralische Verantwortlichkeiten.

Ebenso nahm das Mädchen an häuslichen oder handwerklichen Arbeiten in der Familie, aber auch an gesellschaftlichen Vergnügungen, wie Bällen, teil. Sie blieb jedoch nie allein [15].

3.2. Junge

Die erste Pflicht des Vaters gegenüber seinem Sohn war es, diesen beschneiden zu lassen. Wenn der Gesundheitszustand des Kindes es zuließ, wurde die mila [16], die Beschneidung, sieben [17] Tage nach der Geburt vorgenommen [18].

[...]


[1] Ortag, Peter: Jüdische Kultur und Geschichte. Ein Überblick, Bonn 2004.

[2] Schultz, Magdalena: Fest- und Alltagsbräuche der Juden im Mittelalter. Ursache von Antijudaismus?, in: Birkhan, Helmut (Hrsg.): Die Juden in ihrer mittelalterlichen Umwelt, Bern 1992, S.122 (Wiener Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Philologie, Band 33).

[3] Vgl. Kidduschin 2b.

[4] Vgl. 1. Moses 2, 23.

[5] Babylonischer Talmud, Yevamot 63a.

[6] Schultz: S. 125.

[7] Eine Kappe, die Kopf und Hals bedeckt.

[8] Moses führte die Israeliten aus Ägypten nach Kanaan. Als sie an das Roten Meer kamen und von der ägyptischen Armee verfolgt wurden, teilte Moses das Rote Meer. Als die Israeliten den Berg Sinai erreichten, stieg Moses hinauf und verbrachte dort 40 Tage und 40 Nächte, wobei ihm Gott zwei steinerne Tafeln mit den Zehn Geboten überreichte, die zum grundlegenden Gesetz der Israeliten wurden. Nachdem die Israeliten 40 Jahre lang unter Moses’ Führung durch die Wüste gewandert waren, erreichten sie schließlich das Land Kanaan.

[9] Metzger, Therésè und Mendle: Jüdisches Leben im Mittelalter nach illuminierten hebräischen Handschriften vom 13. bis 16. Jahrhundert, Würzburg 1983, S. 231-237.

[10] Metzger: S. 207.

[11] Der shabat wird als wöchentlicher Gedenktag zur Erinnerung an die Vollendung der Schöpfung (vgl. Moses 31,13) und den Auszug aus Ägypten begangen. Er ist der Andacht und dem Gottesdienst geweiht. Mit den herunterbrennenden Kerzen sollen die Sorgen der Woche dahin schmelzen. Jegliche Arbeit ist an diesem Tag verboten.

[12] Manasse: Im Alten Testament Name des ältesten Sohnes Josephs und des Stammes des alten Israels, den er gründete. Der Stamm Manasse und Ephraim waren die berühmtesten Stämme, die das Königreich Israel bildeten.

[13] Sara war die Frau von Abraham, im Alten Testament der Stammvater der Israeliten aus der Zeit zwischen 2000 und 1500 v. Chr. Rebekka war die Mutter der Zwillinge Esau und Jakob. Ihre Mutterliebe und ihr Hass waren durch Leidenschaft geprägt. Ihr Charakter wird als listig, verschlagen, willensstark und energisch beschrieben.

[14] Metzger: S. 224-225.

[15] Metzger: S. 208.

[16] Vgl. 3. Moses 13,3.

[17] Lehmann, Gisela: in: Herbst-Blatt, Nr.24, September 2001: Die Sieben ist eine religiöse Grundlage vieler Religionen. Sie ist die `perfekte` Zahl: Die Dreifaltigkeit III und die IV Elemente ergeben das Ganze, das Vollkommene.

[18] Metzger: S. 231.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die jüdische Familie/das jüdische Alltagsleben
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Veranstaltung
Juden im Mittelalter
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
14
Katalognummer
V66338
ISBN (eBook)
9783638589758
ISBN (Buch)
9783638753876
Dateigröße
459 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Familie/das, Alltagsleben, Juden, Mittelalter
Arbeit zitieren
Birte Wachtel (Autor:in), 2005, Die jüdische Familie/das jüdische Alltagsleben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66338

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