Leseprobe
Gliederung
1 Einführung
2 Entstehung
3 Klima
4 Relief
5 Boden
5.1 Gley
5.2 Pseudogley
5.3 Anmoorgley
6 Lebewesen
6.1 Flora
6.2 Fauna
7 Besonderheiten und Gefährdung
8 Zusammenfassung
9 Bibliographie
1 Einführung
Ein Ökosystem ist ein komplexes System, das in einer Beschreibung nach der Erklärung vieler Aspekte verlangt. Man betrachtet nicht nur die Vorraussetzungen der Entstehung – wie Klima, Relief, Boden – sondern auch die Umstände, unter denen das spezielle System entstehen kann und dem zu Folge die darauf gedeihende Flora und Fauna, sowie in letzter Instanz die Gefährdungen des Lebensraums.
In den folgenden Abschnitten präsentiere ich einen Überblick über das Ökosystem Feuchtwiese, der allumfassend informiert und das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. An verschiedenen Stellen wird auf bestimmte Sachverhalte näher eingegangen doch soll großteils Breitenwissen vermittelt werden.
2 Entstehung
Die Feuchtwiese als Ökosystem und Teil menschlichen Lebens blickt auf eine lange Geschichte zurück, ist jedoch in erdgeschichtlichen Dimensionen gesehen sehr jung. Wie diese Aussage vermuten lässt, hat ihre Entstehung keinen natürlichen Ursprung, sie ist anthropogen beeinflusst. An den Standorten, an denen man heute noch Feuchtwiesen findet, gedeihen im Normalfall Bruch- oder Auenwälder mit sommergrünen Baumgesellschaften. Durch Rodung dieser Wälder, meist zur Feuer- und Bauholzgewinnung, wurde der Weg für das neue Ökosystem frei. Die nun entstehende Flora mit meist harten Gräsern wurde von den Landwirten als Stroh zur Einstreu in Ställen genutzt, zur Fütterung sind die dort wachsenden Pflanzen zu hart und nährstoffarm. Hierher rührt auch der Name Streuwiese. Durch das jährliche Mähen sorgt der Mensch auch für den Erhalt der Wiese (Kap. 7 S. 8).
Sehr selten kommt es auch durch Austrocknung oder Eindeichung von Wassergebieten zur Entstehung einer Feuchtwiese, jedoch nur dann, wenn noch ausreichend Wasser den Boden beeinflusst.
3 Klima
Das Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf das immerfeuchte Klima der gemäßigten Mittelbreiten. Hier fallen im Schnitt zwischen 500 und 1000 mm Niederschläge pro Jahr, was unabkömmlich für das Bestehen einer Feuchtwiese ist. In dieser humiden Klimazone gibt es höchstens in den Sommermonaten kürzere Perioden, in denen die Verdunstung höher ist als der Niederschlag. Während dieser Zeit zehren die Pflanzen der Feuchtwiese von den Rücklagen im Boden, vom Grund- oder Stauwasser.
Innerhalb dieser Zone kann das Gebiet, in dem das Ökosystem existieren kann, noch genauer eingegrenzt werden. Wie erwähnt ist der hydrophile Lebensraum nur dort anzutreffen, wo es einst einen Wald gab, oder wieder ein Wald entstünde, würde der Mensch nicht eingreifen. Explizit geht es um sommergrüne Laubwälder. Ergo beschränkt sich das Verbreitungsgebiet der Feuchtwiese auf die nemorale Zone sommergrüner Laubwälder.
Diese erstreckt sich innerhalb der immerfeuchten gemäßigten Mittelbreiten über weite Gebiete der östlichen USA, Mitteleuropas und Ost-Asiens (vgl. Abb. 1). Insgesamt ist die Feuchtwiese folglich auf gemäßigtes, feuchtes Klima angewiesen, wo wie im Normalfall nicht mit Trockenperioden konfrontiert wird.
(Abb. 2: Nemorale Zone Sommergrüner Laubwälder, Quelle: Walter, Breckle 1999)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4 Relief
Innerhalb der nemoralen Zone sommergrüner Laubwälder kann man das Feuchtbiotop fast überall in Mitteleuropa auffinden. Es gelten jedoch strikte Einschränkungen, die auf die nötige Anwesenheit von Grund-, Stau- oder Überschwemmungswasser zurückzuführen sind. Bevorzugte Standorte sind Flussauen nicht kanalisierter Flüsse. Hier stehen die Uferregionen ausreichend unter Einfluss des Flusswassers, beziehungsweise werden von diesem überschwemmt. Täler, Senken und Mulden sind ebenfalls prädestiniert, da sie oft mit hoch anstehendem Grundwasser für optimale Bedingungen sorgen. Für tief gelegene Ebenen gilt dies ebenso. Insgesamt sind Standorte bevorzugt, an denen ein oberflächennaher Aquiclud für hoch anstehendes Grundwasser sorgt oder Oberflächenwasser am versickern hindert, sowie Überschwemmungsgebiete.
5 Böden
Wie aus den Reliefangaben ersichtlich stehen alle Böden, auf denen eine Feuchtwiese zu finden ist, unter Wassereinfluss verschiedenen Ursprungs und sind durchgehend feucht bis nass. Der permanent alternierende Wasserspiegel lässt Böden mit markanten Eigenschaften entstehen. Allen sind dabei die Nährstoffarmut und ausgewaschene Horizonte gemein.
Drei der wichtigsten Vertreter sollen nun besondere Aufmerksamkeit bekommen. Hierbei ist vorab wichtig zu wissen, dass im Boden vorgehende Zersetzungsprozesse Sauerstoff benötigen.
5.1 Gley
(Abb. 3: Gley, Quelle: Scheffer, Schachtschabel 1992)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Gley gliedert sich wie folgt:
- Ah-Horizont: Der humose Oberbodenhorizont bildet die erste Schicht, hier hell-braun, und besteht zu 1 – 30 % aus Humus.
- Go-Horizont: Dies ist der oxidierte Bereich des Grundwasser-schwankungsbereichs, leicht zu erkennen an der rost-braunen Färbung.
- Gr-Horizont: Die letzte Schicht vor dem Ausgangsgestein bildet dieser reduzierte Grundwasserbereich, gekennzeichnet durch eine dunkel-braun bis graue Farbgebung.
Gley gibt es z.B. in Senken oder Flussauen, da hier das Grundwasser hoch genug steht – bis zu 40 cm unter der Oberfläche – und sehr langsam fließt. Folglich herrschen in dem durchgängig von sauerstoffarmem Wasser durchnässten Gr-Horizont ständig reduzierende Bedingungen. Reduziert werden Eisen und Mangan, welche mit dem Wasser, bedingt durch die Kapillarität des Bodens, in den Go-Horizont aufsteigen und dort ausfallen. Da der Schwankungsbereich nicht durchgehend komplett wasserbesetzt ist, ist hier zeitweise der nötige Sauerstoff vorhanden, damit die Metalle wieder oxidieren können; der Boden ‚rostet’. (Scheffer, Schachtschabel 1992)
Die verschiedenen Zustände von Eisen und Mangan bestimmen die Färbung der Horizonte: oxidiert = rostbraun; reduziert = dunkel-braun bis grau-blau.
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