Für viele gilt die „New York Times“ als die „beste Zeitung der Welt“. Diese Bezeichnung wird nur allzu gern aufgegriffen, oft ohne dies entsprechend zu begründen. Es scheint fast, als sei eine kritische Bewertung dieser Zeitung nicht notwendig, angesichts ihres exzellenten Rufs, ihrer treuen Leserschaft, ihrer großen Geschichte und ihrer Tradition als ein Zeitungsunternehmen, das als eines der wenigen noch von einer Familie geführt wird.
Tatsächlich fällt bei der Suche nach Literatur zur New York Times auf, dass es nur sehr wenige wissenschaftliche Studien gibt, die sich kritisch mit der Zeitung auseinandersetzen. Gute und vor allem umfangreiche Überblicksdarstellungen liefern zwar die Werke von Susan E. Tifft/Alex S. Jones (1999) und Meyer Berger (1951), jedoch muss man hier beachten, dass es sich bei den Verfassern quasi um „Hausautoren“ handelt, die Arbeiten daher wenig differenziert sind und negative Aspekte darin keine Beachtung finden. Eine der wenigen Beiträge, die die Zeitung auch in einem kritischen Licht sehen, ist die Studie „Die veränderte Rolle der New York Times. Einfluss in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft seit Veröffentlichung der Pentagon Papers“ von Stefan Elfenbein. Elfenbein stellt fest, dass die New York Times zwar als wichtigster Bestandteil des amerikanischen Mediensystems anzusehen ist, aber in der politischen Literatur des Landes genauso wenig Beachtung fand wie ihre Muttergesellschaft, die New York Times Company. Abgesehen von dieser Studie gibt es zahlreiche Aufsätze in Zeitschriften der Medienwissenschaft, die sich – zumeist auf Inhaltsanalysen basierend – der Untersuchung der Berichterstattung der Zeitung über einzelne Themen oder Länder widmen. Zwar werden hier spezielle wissenschaftliche Fragestellungen erörtert, jedoch handelt es sich kaum um kritische Einschätzungen der Stellung und des Einflusses der New York Times.
In dieser Hausarbeit soll nicht versucht werden, eine spezielle Frage zu Inhalt und Berichterstattung der Zeitung zu beantworten. Hierfür wäre eine systematische Auswertung des Blattes in einem größeren Zeitabschnitt nötig. Da dies aber aufgrund der Verfügbarkeit der New York Times und des zu geringen Zeitumfanges nicht möglich ist, soll es das Ziel dieser Arbeit sein, ein Portrait der Zeitung zu zeichnen. Es soll dabei aber auch versucht werden, Kritik zu üben und den zahlreichen Lobeshymnen, die auf die New York Times gesungen wurden, keine weitere hinzuzufügen.
Inhaltsverzeichnis
- Hinführung
- Geschichte
- Zahlen und Fakten
- Ruf und Kritik
- Die Veröffentlichung der „Pentagon Papers“
- A.M. Rosenthal
- Jayson Blair
- „All the news that's fit to print“ oder ,,All the news that's fit to sell“?
- Neuere Entwicklungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit zeichnet ein Portrait der „New York Times“ und versucht dabei, den gängigen „Lobeshymen“ kritisch gegenüberzutreten. Sie untersucht die Geschichte, die Bedeutung und den Einfluss der Zeitung im amerikanischen Mediensystem, ohne dabei eine spezifische Frage zu Inhalt und Berichterstattung zu beantworten. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der Zeitung und ihrer Positionierung im Kontext der Medienlandschaft der USA.
- Die Entwicklung der „New York Times“ von ihrer Gründung bis zum heutigen Tag
- Der Wandel der Zeitung im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in den Vereinigten Staaten
- Der Ruf und die Kritik an der „New York Times“
- Die Rolle der „New York Times“ als einflussreiches Medium im amerikanischen Mediensystem
- Der Vergleich der „New York Times“ mit anderen bedeutenden Zeitungen in den USA
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Einführung und die Zielsetzung der Hausarbeit. Kapitel 2 widmet sich der Geschichte der „New York Times“ von ihrer Gründung im Jahr 1851 bis zu ihrer Übernahme durch Adolph Simon Ochs im Jahr 1896. Das dritte Kapitel beleuchtet Zahlen und Fakten zur Zeitung. Kapitel 4 befasst sich mit dem Ruf und der Kritik an der „New York Times“ und analysiert verschiedene Fälle wie die Veröffentlichung der „Pentagon Papers“, die Rolle des ehemaligen Chefredakteurs A.M. Rosenthal und den Fall des Journalisten Jayson Blair. Der Fokus liegt auf der Frage, ob die „New York Times“ wirklich „All the news that's fit to print“ liefert, oder ob sie eher „All the news that's fit to sell“ anstrebt.
Schlüsselwörter
Die „New York Times“, amerikanisches Mediensystem, Journalismus, Zeitung, Geschichte, Ruf, Kritik, Einfluss, Pentagon Papers, A.M. Rosenthal, Jayson Blair, „All the news that's fit to print“, „All the news that's fit to sell“, Inhaltsanalyse, Medienwissenschaft.
- Quote paper
- M.A. Kathleen Deutschmann (Author), 2003, The New York Times - All the News That's Fit to Print?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66575