„Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit […] stehen wir vor der Wahl, ob es die Menschheit geben soll oder nicht. Die Sintflut ist herstellbar.“ Diese Worte aus Frischs Stück „Die Chinesische Mauer“ charakterisieren die Situation der Menschheit, wie sie sich nach dem 6. August 1945 darstellte: Der Abwurf der ersten Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima läutete eine neue Ära der Menschheitsgeschichte ein. Eine schwere Bürde lastete damit auf dem Gewissen der vielen Wissenschaftler, die den Bau der ersten Atombombe möglich gemacht hatten. Diese Wissenschaftler sollen das Thema der vorliegenden Arbeit sein: Ihre Zerrissenheit, ihre ambivalenten Vorahnungen, die zwischen düsterer Apokalypse und goldenem Zeitalter pendelten, ihre moralischen Auseinandersetzungen über die Produktion von Nuklearwaffen und ihr Glaube an den wissenschaftlichen Fortschritt. Schon Albert Einstein, der zwar nicht direkt, aber dennoch maßgeblich dazu beigetragen hat, dass es ein Atomzeitalter geben würde, soll gesagt haben: „Wenn ich die Folgen [der Atombombe] geahnt hätte, wäre ich Uhrmacher geworden.“
Besonders die deutschen Dramatiker haben sich ausgiebig mit den Atomforschern und ihrer Verantwortung beschäftigt. In den Dramen „Leben des Galilei“, „Die Physiker“, „In der Sache J. Robert Oppenheimer“, „Die Familie von Makabah“ und „Göttinger Kantate“ von Günther Weisenborn sowie „Die Trümmer des Gewissens“ von Hans Henny Jahnn treten Wissenschaftler auf, die durch ihre Kompetenz große Verantwortung für die Menschheit tragen. Wie sie damit umgehen, welche Rolle die Moral für sie spielt und wie wichtig ihnen der wissenschaftliche Fortschritt und ihre Neugier gegenüber dem Unerforschten im Gegensatz zum Wohl der Menschheit sind, wird dabei untersucht. Analysiert wird auch, wie sehr sie ihren Vorbildern in der Wirklichkeit gleichen, welche geschichtlichen Ereignisse mit dem Drama in Verbindung stehen und welchen Einfluss die Art des Dramas auf Gestaltung und Wirkung desselben ausübt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der geschichtliche und philosophische Hintergrund
- 2.1 Überblick über die Forschungsliteratur
- 2.2 Erste Erfolge in der Atomforschung
- 2.3 Die Geschichte der ersten Atombombe
- 2.4 Die fortschreitende Atombedrohung im Kalten Krieg
- 2.5 Die philosophische Rezeption der Atombedrohung
- 2.6 Das Atomzeitalter im Spiegel der Weltliteratur
- 3. Der Wissenschaftler im deutschen Drama des Atomzeitalters
- 3.1 Frühe Kritik an Wissenschaft und Technik
- 3.2 Die Rolle des Intellektuellen im Atomzeitalter
- 3.3 Die „Erbsünde der Naturwissenschaft“ als historischer Präzedenzfall
- 3.4 Die schlimmstmögliche Wendung als Konsequenz einer unüberschaubaren Welt
- 3.5 Die Literarisierung einer wahren Begebenheit
- 3.6 Das Schauspiel als Form des Protests
- 3.7 Der Kampf gegen die Hoffnungslosigkeit
- 4. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Wissenschaftlern im deutschen Drama des Atomzeitalters. Sie analysiert die Zerrissenheit und die moralischen Konflikte dieser Figuren angesichts der enormen Macht und der potentiell verheerenden Folgen der Atomenergie. Die Arbeit beleuchtet den Einfluss historischer Ereignisse und philosophischer Strömungen auf die literarische Gestaltung dieser Thematik.
- Die Verantwortung von Wissenschaftlern im Atomzeitalter
- Die Darstellung moralischer Konflikte im Kontext der Atomforschung
- Der Einfluss der Atomtechnologie auf die Gesellschaft und Kultur
- Die Auseinandersetzung mit dem wissenschaftlichen Fortschritt und seinen Gefahren
- Der Vergleich literarischer Figuren mit realen Wissenschaftlern
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Ausgangssituation dar: Der Abwurf der Atombombe auf Hiroshima und die darauffolgende Ära der Atomkriegsangst. Sie führt die zentralen Fragen der Arbeit ein: die Verantwortung der Wissenschaftler für die Entwicklung der Atombombe und die Darstellung dieser Thematik im deutschen Drama. Die Einleitung verdeutlicht die Aktualität des Themas auch nach dem Ende des Kalten Krieges, angesichts neuer Bedrohungen durch nuklear bewaffnete Staaten.
2. Der geschichtliche und philosophische Hintergrund: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über den historischen und philosophischen Kontext der Atomforschung und der daraus resultierenden Ängste. Es beleuchtet die ersten Erfolge der Atomforschung, die Entwicklung der Atombombe, den Rüstungswettlauf im Kalten Krieg und die philosophischen Reflexionen auf die Atombedrohung. Die Kapitel analysieren die Geschichte der ersten Atombombe im Detail und die fortschreitende atomare Bedrohung im Kalten Krieg, sowie die philosophische und literarische Auseinandersetzung mit diesen Ereignissen.
3. Der Wissenschaftler im deutschen Drama des Atomzeitalters: Dieser zentrale Teil der Arbeit analysiert die Darstellung von Wissenschaftlern in verschiedenen deutschen Dramen des Atomzeitalters. Es werden ausgewählte Stücke und die darin porträtierten Wissenschaftler untersucht, um deren moralische Dilemmata, ihre Verantwortung und ihren Umgang mit der Macht der Atomenergie zu beleuchten. Die Analyse betrachtet die jeweiligen Dramen im Kontext ihrer Entstehungszeit und ihrer literarischen Gestaltung, sowie deren Bezug zu realen historischen Ereignissen und Personen. Beispiele aus den Dramen von Brecht, Dürrenmatt, Kipphardt, Weisenborn und Jahnn werden detailliert betrachtet und auf ihre Übereinstimmung mit den philosophischen Konzepten von Anders, Adorno und Horkheimer geprüft.
Schlüsselwörter
Atomzeitalter, Atombombe, Verantwortung, Wissenschaftler, deutsches Drama, Moral, Atomforschung, Kalter Krieg, philosophische Rezeption, literarische Darstellung, Brecht, Dürrenmatt, Kipphardt, Weisenborn, Jahnn, Anders, Adorno, Horkheimer.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Das deutsche Drama im Atomzeitalter
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung von Wissenschaftlern im deutschen Drama des Atomzeitalters. Sie untersucht deren moralische Konflikte und die Verantwortung angesichts der enormen Macht und potenziellen Gefahren der Atomenergie. Der Einfluss historischer Ereignisse und philosophischer Strömungen auf die literarische Gestaltung dieser Thematik wird ebenfalls beleuchtet.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Verantwortung von Wissenschaftlern im Atomzeitalter, die Darstellung moralischer Konflikte im Kontext der Atomforschung, den Einfluss der Atomtechnologie auf Gesellschaft und Kultur, die Auseinandersetzung mit wissenschaftlichem Fortschritt und seinen Gefahren sowie den Vergleich literarischer Figuren mit realen Wissenschaftlern.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit besteht aus vier Kapiteln. Kapitel 1 (Einleitung) stellt die Ausgangssituation (Hiroshima, Atomkriegsangst) und die zentralen Fragen dar. Kapitel 2 (Geschichtlicher und philosophischer Hintergrund) bietet einen Überblick über die Atomforschung, die Entwicklung der Atombombe, den Kalten Krieg und die philosophischen Reflexionen dazu. Kapitel 3 (Der Wissenschaftler im deutschen Drama) analysiert die Darstellung von Wissenschaftlern in ausgewählten deutschen Dramen und deren moralische Dilemmata. Kapitel 4 (Schlussbetrachtung) fasst die Ergebnisse zusammen (nicht im vorliegenden Preview detailliert).
Welche Dramen und Autoren werden analysiert?
Der Preview nennt explizit Dramen von Brecht, Dürrenmatt, Kipphardt, Weisenborn und Jahnn. Die Analyse dieser Dramen betrachtet deren Kontext, literarische Gestaltung und Bezug zu realen Ereignissen und Personen. Ein Vergleich mit den philosophischen Konzepten von Anders, Adorno und Horkheimer wird ebenfalls angesprochen.
Welche philosophischen Strömungen werden berücksichtigt?
Die Arbeit bezieht sich auf die philosophischen Reflexionen über die Atombedrohung und den Umgang mit wissenschaftlichem Fortschritt. Genannt werden die Philosophen Anders, Adorno und Horkheimer, deren Konzepte im Kontext der Analyse der Dramen verwendet werden.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Atomzeitalter, Atombombe, Verantwortung, Wissenschaftler, deutsches Drama, Moral, Atomforschung, Kalter Krieg, philosophische Rezeption, literarische Darstellung, Brecht, Dürrenmatt, Kipphardt, Weisenborn, Jahnn, Anders, Adorno, Horkheimer.
Welche Informationen enthält der Preview zusätzlich zum Inhaltsverzeichnis?
Der Preview enthält neben dem Inhaltsverzeichnis auch die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter. Er bietet somit einen umfassenden Überblick über die Arbeit.
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- M.A. Holger Hoppe (Author), 2006, "Die Sintflut ist herstellbar." - Die Rolle des Wissenschaftlers im deutschen Drama des Atomzeitalters, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66608