Im Seminar „Perspektiven und Methoden der Kommunikationsgeschichte“ wurden zwei Ansätze der kommunikationshistoriographischen Forschung vorgestellt, die schon allein deshalb sehr unterschiedlicher Natur sind, weil sie bei verschiedenen Elementen der öffentlichen Kommunikation ihren Ansatzpunkt suchen. So handelt es sich bei der Analyse von Haushaltsrechungen um einen rezeptionsgeschichtlichen Ansatz, während die hier vorzustellende Verbandsgeschichte bei den Kommunikatoren ansetzt. Gemeinsam ist den beiden Methoden jedoch, dass sie zu den bisher wenig untersuchten Gebieten der Kommunikationsgeschichte gehören. Mit „Verbandsgeschichte“ ist im Rahmen dieser Arbeit die Geschichte der journalistischen Berufsorganisationen gemeint. Auf eine nähere Beschäftigung mit den Verbänden der benachbarten Berufe Schriftsteller und Verleger muss hier allerdings verzichtet werden. Als Teil einer wirklich umfassenden Kommunikationsgeschichte müsste Verbandsgeschichte streng genommen aber auch diese einbeziehen, zumal die Entwicklungen der Journalisten-, Schriftsteller- und Verlegerorganisationen nicht isoliert voneinander verliefen.
Ausgangspunkt der Überlegungen zur vorliegenden Arbeit waren Akten des „Ver-bandes der Rheinisch-Westfälischen Presse“, einem dem 1910 gegründeten „Reichsver-band der deutschen Presse“ (RdP) angeschlossenen Landesverband, sowie des „Vereins Wuppertaler Presse“, der diesem Landesverband wiederum als ein Bezirksverein unterge-ordnet war. Das umfangreiche Aktenmaterial, das den Zeitraum 1920-1937 umfasst, konnte und sollte auch nicht vollständig ausgewertet werden. Vielmehr wurden nur die Jahre 1924-1926 einer näheren Analyse unterzogen. Das Ziel war es, Hinweise darauf zu erhalten, welchen Beitrag diese Vereinigungen zur Professionalisierung des Journalistenberufs geleistet haben. Bevor die konkreten Ergebnisse vorgestellt werden, müssen zuerst jedoch einige grundlegende Fragen beantwortet werden. In den ersten Abschnitten soll es im Wesentlichen darum gehen, das Thema Verbandsgeschichte sowohl in den zeitgeschichtlichen als auch in den aktuellen Forschungszusammenhang einzuordnen und die Quellenlage zum Untersuchungsgegenstand zu beurteilen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Hinführung
- Forschungsgegenstand und Forschungslage
- Beitrag der Verbandsgeschichte zur Journalismusgeschichte
- Forschungsstand
- Erkenntnisinteresse
- Historische Einordnung
- Probleme und Bedingungen der Gründung journalistischer Organisationen
- Organisationsstruktur des „Reichsverbandes der deutschen Presse“
- Exkurs. Der Reichsverband: Gewerkschaft oder Standesvertretung?
- Situation der Presse im Westen Deutschlands in den 20 Jahren des 20. Jahrhunderts
- Quellenlage
- Auswertung der Quellen
- Quellenauswahl
- Fragestellung und methodologische Aspekte
- Konkrete Ergebnisse der Quellenauswertung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle regionaler Journalistenvereine im Kontext der Professionalisierung des Journalismus im frühen 20. Jahrhundert, speziell im Zeitraum 1924-1926. Sie basiert auf Akten des „Verbandes der Rheinisch-Westfälischen Presse“ und des „Vereins Wuppertaler Presse“, die Aufschluss über die Aktivitäten und Ziele dieser Organisationen liefern sollen. Die Arbeit zielt darauf ab, den Beitrag dieser Vereinigungen zur Professionalisierung des Journalistenberufs zu analysieren.
- Die Bedeutung der Verbandsgeschichte für die Schreibung einer umfassenden Journalismusgeschichte.
- Die Rolle von Journalistenverbänden bei der Entwicklung des Berufsverständnisses und der Professionalisierung des Journalismus.
- Die Organisation und Struktur der Journalistenverbände in Deutschland im frühen 20. Jahrhundert.
- Die Herausforderungen und Probleme, die sich aus den Bedingungen der journalistischen Berufsausübung ergaben.
- Die Bedeutung der Organisierbarkeit und des berufspolitischen Engagements für die Professionalisierung des Journalismus.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Hinführung
Das erste Kapitel stellt das Thema der Verbandsgeschichte als Ansatz der Journalismusgeschichte vor und erläutert, wie sich dieser Ansatz von anderen Ansätzen der Kommunikationsgeschichte unterscheidet. Es werden die Quellenbasis und der Zeitrahmen der Arbeit vorgestellt und das Ziel der Arbeit, den Beitrag der untersuchten Vereinigungen zur Professionalisierung des Journalistenberufs zu untersuchen, wird definiert.
2. Forschungsgegenstand und Forschungslage
Das zweite Kapitel behandelt den Forschungsstand zur Geschichte der Journalistenverbände und verdeutlicht die Bedeutung der Verbandsgeschichte für die Analyse der Entwicklung des Journalistenberufs. Es werden die Herausforderungen und Chancen für die weitere Forschungsarbeit in diesem Bereich aufgezeigt.
3. Historische Einordnung
Das dritte Kapitel untersucht die historischen Bedingungen und Probleme der Gründung journalistischer Organisationen in Deutschland. Es beleuchtet die Organisationsstruktur des „Reichsverbandes der deutschen Presse“ und die Situation der Presse im Westen Deutschlands in den 1920er Jahren.
4. Quellenlage
Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit den Quellen für die Arbeit, einschließlich der Auswahl der relevanten Materialien und der methodischen Herangehensweise an die Quellenanalyse.
5. Auswertung der Quellen
Das fünfte Kapitel stellt die Ergebnisse der Quellenanalyse vor, wobei der Fokus auf den konkreten Beiträgen der untersuchten Vereinigungen zur Professionalisierung des Journalistenberufs liegt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Verbandsgeschichte als Ansatz der Journalismusgeschichte, der Rolle regionaler Journalistenvereine, der Professionalisierung des Journalismus, der Organisierbarkeit und dem berufspolitischen Engagement der Journalisten im frühen 20. Jahrhundert, sowie mit der Situation der Presse im Westen Deutschlands in den 1920er Jahren.
- Quote paper
- M.A. Kathleen Deutschmann (Author), 2003, Verbandsgeschichte als Ansatz der Journalismusgeschichte - Regionale Journalistenvereine und das Projekt der Professionalisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66648