Wirtschaftsberichterstattung in den Medien


Hausarbeit, 2004

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Der Begriff der Wirtschaftsberichterstattung

3. Wandel der Wirtschaftsberichterstattung
3.1. Themenschwerpunkte in der Wirtschaftsberichterstattung
3.2. Themenschwerpunkte Anfang der 90er Jahre
3.3. Kritik an der Wirtschaftsberichterstattung Anfang der 90er Jahre
3.4. Ansprüche an die moderne Wirtschaftsberichterstattung
3.5. Umsetzung der Forderungen in der heutigen

4. Gründe des Wandels in der Wirtschaftsberichterstattung
4.1. Verlagerung wirtschaftlicher Entscheidungen auf niedrigere Ebenen
4.2. Persönliche Betroffenheit
4.3. Verflechtung von Politik und Wirtschaft

5. Informationsinteresse der deutschen Bevölkerung

6. Resümee

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Entwicklung der Titel- und Auflagenzahl für Wirtschaftspublikationen

Abbildung 2: Themenmodell der Wirtschaftsberichterstattung in Deutschland

Abbildung 3: Themenkategorien der Wirtschaftsberichterstattung 2003

Abbildung 4: Leserelevanz in Prozent der Gesamtartikel

Abbildung 5: Durchschnittliche Anzahl der Einstiegshilfen pro redaktionelle Seite 2003

Abbildung 6: Lesehäufigkeiten von Themen in Tageszeitungen

Abbildung 7: Die besten Informationsquellen für Wirtschafsthemen

1. Einführung

„Nichts ist spannender als Wirtschaft“. Dieser Werbeslogan sollte im Dienste eines der führenden deutschen Wirtschaftsblätter, der Wirtschaftswoche, das Interesse der deutschen Bevölkerung an der Wirtschaftsberichterstattung wecken. Wirtschaft, so die Meinung vieler Journalisten geht uns heute alle an, ob als Stakeholder, speziell als Shareholder oder als Bürger.1 Statistiken der Allensbacher Werbeträgeranalyse zeigen, das sowohl Wirtschaftsinformationen in den Medien als auch deren Nutzung zunehmen2. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Titel- und Auflagenzahl der Wirtschaftspublikationen. Es ist ersichtlich, dass sowohl die Auflagen als auch die Titelanzahl deutlich anstiegen. Laut Definition des Institutes für die Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) existierten im Jahr 1999, 32 Wirtschaftstitel auf dem deutschen Printmarkt mit einer Gesamtauflage von fast 4.000.000 Exemplaren. Im Jahr 2002 spricht das Institut sogar von über 5 Millionen Lesern in Deutschland3. Damit hat die Auflagenentwicklung seit dem Jahr 1994 einen Zuwachs von 98,4% zu verzeichnen. Dies lässt keinen Zweifel an der gesellschaftlichen Relevanz der Wirtschaftsberichterstattung in Deutschland.

Abbildung 1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Funktionsanalyse 1999 des IVW für 4C Intermedia

Wirtschaftsberichterstattung ist nicht mehr nur bloßer Informationsjournalismus, sondern besitzt ebenfalls hohen Unterhaltungswert. Ob Holzmann-Pleite und der Bundeskanzler als „weißer Ritter“, oder ein „Merger of Equals“ zwischen Deutscher und Dresdner Bank. Jedes Thema bietet genügend Stoff für ein Drama eine Komödie oder eine Daily Soap4. In dieser Arbeit sollen die Veränderungen der Wirtschaftsberichterstattung als Informationsquelle untersucht werden. Es soll gezeigt werden, dass der Wirtschaftsjournalismus vor allem in den 90er Jahren einen tief greifenden Wandel vollzogen hat. Die Hauptgründe der Veränderung sieht der Autor in der Gesellschaft und den Interessenlagen der Bevölkerung verankert. Diese These wird im zweiten Teil der Arbeit ausgeführt. Anschließend wird im letzten Abschnitt das heutige Inforationsverhalten aufgezeigt.

2. Der Begriff der Wirtschaftsberichterstattung

Unter Wirtschaftsberichterstattung soll im folgenden eine Berichterstattung über alle Dinge verstanden werden, die das Leben von Wirtschaftsunternehmen, von öffentlichen Haushalten, wirtschaftlich arbeitenden Organisationen und Privathaushalten, im Bezug auf soziale und ökonomische Vorgänge im wesentlichen bestimmten5. Der Autor hält diese, unter Anlehnung an Wolfgang Schöhl, weit gefasste Definition der Wirtschaftsberichterstattung für sinnvoll. Hauptgrund ist die Omnipräsenz wirtschaftlicher Aspekte in fast allen Lebensbereichen.

Wirtschaft ist nach Aussagen von Journalisten zum Querschnittsthema geworden, das in alle Ressorts diffundiert6.

3. Wandel der Wirtschaftsberichterstattung

Der Einzug der Wirtschaftsberichterstattung in fast alle Themengebiete erfolgte erst Ende der 90er Jahre. Um den Wandel aufzuzeigen wird zuerst die Berichterstattung am Anfang der 90er charakterisiert. Aus Kritikpunkten am Wirtschaftsjournalismus werden Ansprüche an die moderne Berichterstattung formuliert und in einem dritten Punkt deren Umsetzung untersucht.

3.1. Themenschwerpunkte in der Wirtschaftsberichterstattung

Bei der Frage nach Themenschwerpunkten geht es um inhaltliche Schwerpunkte des Wirtschaftsjournalismus7. Verglichen werden die Themengewichtungen in deutschen Tageszeitungen Anfang der 90er Jahre mit denen heute, um die Veränderung anhand eines Mediums aufzuzeigen. In einer Studie von Gruner+Jahr Wirtschaftspresse im Dezember 2000, gaben 91 Prozent der Befragten an, dass die Tageszeitung das häufig oder gelegentlich gelesene Printmedium zum Thema Wirtschaft und Börse8 für sie darstellt. Aufgrund der Relevanz der Tageszeitung als Informationsquelle der Bevölkerung wird die Entwicklung der Wirtschaftsberichterstattung in der Tageszeitung vom Autor als exemplarisch angesehen.

3.2. Themenschwerpunkte Anfang der 90er Jahre

Bis Anfang der 90er wurden die Tageszeitungen durch die Unternehmensberichterstattung dominiert, gefolgt von Themen zur deutschen Wirtschaftspolitik. Klares Schlusslicht bildeten verbraucherorientierte Berichte9. Schon 1969 übten Peter Glotz und Wolfgang R. Langenbucher in ihrem Buch „der missachtete Leser“ massive Kritik am Wirtschaftsjournalismus10. Inhalte seien zum größten Teil produktionswirtschaftlich orientiert. Verbraucherorientierte Themen nahmen ihren Aussagen zu folgen einen zu geringen Stellenwert ein. Claudia Mast hält derartige Kritikpunkte bis in die Anfänge der 90er Jahre für gerechtfertigt und führt noch weitere Argumente an11.

3.3. Kritik an der Wirtschaftsberichterstattung Anfang der 90er Jahre

Claudia Mast setzt in ihrem Buch „Wirtschaftsjournalismus. Grundlagen und neue Konzepte für die Presse“ die Kritik an den mangelnden Kompetenzen der damaligen Journalisten an12. Man kann dabei den Bereich des Fachkompetenzmangels und den Bereich des journalistischen Kompetenzmangels unterscheiden.

Ersteren sieht die Autorin im Unvermögen der Journalisten wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich zu erklären. Kenntnisse mikro- und makroökonomischer Zusammenhänge sind nach ihrer Meinung unerlässlich für einen guten Wirtschaftsjournalisten, jedoch bei einem Großteil des Berufsstandes nicht vorhanden. Diese Aussage lässt sich durch eine von Renate Köcher durchgeführte Journalistenbefragung untermauern, die 1990 in Frankfurt erschienen den Journalisten ein solide fundiertes Wirtschaftswissenschaftliches Fundament abspricht13. Kollegenorientierung als Hilfsmittel in der Recherche betrachtet Claudia Mast als journalistischen Kompetenzmangel. Berichte und Kommentare anderer Journalisten zur Grundlage eigener Berichterstattung zu machen, genügt nicht ihren Ansprüchen sorgfältiger Recherche14. Obwohl weitgehender Konsens darüber besteht, dass die Wirtschaftsberichterstattung Themen zum Gegenstand haben, die schwieriger interessant zu gestalten sind als andere, zeigt Claudia Mast auf dem Gebiet der Darstellungsformen weitere Mängel auf. Überzogene, textorientierte Gestaltung der Wirtschaftsberichte, sowie über die Maßen gebrauchter Fachjargon werden kritisiert15.

3.4. Ansprüche an die moderne Wirtschaftsberichterstattung

Aus den Kritikpunkten lassen sich Forderungen an die moderne Wirtschaftsberichterstattung formulieren.

- Neue Inhalte

Der Wirtschaftsjournalismus konzentrierte sich in der Vergangenheit in erster Linie auf Pflichtstoffe wie Jahresbilanzen, Konjunktur- und Unternehmensanalysen16. Heute sind aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen, auf die später noch eingegangen wird, neue Inhalte gefordert. Die Inhalte sollen in Anlehnung an den Content Media Guide in 3 Relevanzgruppen eingeteilt werden:

1. Privat relevant: Beiträge die die individuellen, finanziellen, familiären Interessen ansprechen. Beispielsweise individuelle Karriereplanung, private Geldanlage, Altersvorsorge, etc.
2. Beruflich relevant:
3. Allgemein

wirtschaftlich relevant: Beiträge über Wirtschaftsentwicklung, Wirtschaftspolitik, Rentenpolitik, wirtschaftliche Basisdaten.

Die Relevanz für den Leser und damit die Verbraucherperspektive muss stärker berücksichtigt werden, fordern Rössler und Schenk, die bislang eine zu starke Orientierung an Unternehmern und Kapitalgebern sahen17. Verbraucherperspektive bedeutet im Kontext dieser Arbeit, ein aktives Berücksichtigen von Themen, die den durchschnittlich gebildeten Leser interessieren. Nach Meinung des Autors trifft dies vor allem auf die oben genannten Themenbereiche zu. Doch auch bei stärkerer Ausrichtung auf die breite Masse der Verbraucher, sollten klassische Themen wie die Unternehmensberichterstattung und Informationen zur Wirtschaftspolitik nicht in den Hintergrund treten. Abbildung 2 zeigt ein vereinfachtes Themenmodell der modernen Wirtschaftsberichterstattung. Artikel über die Wirtschaftspolitik sollen den Verständnisrahmen bilden für das Wirtschaftsgeschehen in Deutschland. Eingebettet in diese Basisinformationen sind die Bereiche: Unternehmensberichterstattung, Produkt- und Marktinformationen, sowie Finanzinformationen. Um das Modell zu verdeutlichen, werden die Themenblöcke noch weiter differenziert. Unter den Bereich der Wirtschaftspolitik fallen ebenfalls Berichte zur Sozial-, Arbeitsmarkt- und Steuerpolitik.

Unternehmensberichterstattung steht für Fakten, Daten, Zahlen und wichtige Ereignisse rund um die Unternehmenswelt. Produkt- und Martinformationen zielen auf Neuproduktpräsentationen, Marktinnovationen, Produkt-, Markt-, Preisrelationen und allgemeinen Brancheninformationen ab. Finanzinformationen bedienen Informationsbedürfnisse in Punkto Börse, Geldanlage und Geldbeschaffung im Allgemeinen, sowie Versicherungen. In allen 4 Bereichen ist darauf zu achten, dass verstärkt die Verbraucherinteressen herausgearbeitet werden.

Abbildung 2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung

[...]


1 vgl. Posner-Landsch, Marlene (2001); S. 83

2 vgl. Allenbacher Markt und Werbeträgeranalyse (AWA) 2002

3 vgl. AWA 1999 und AWA 2002

4 vgl. Posner-Landsch, Marlene (2001); S. 83

5 vgl. Schöhl Wolfgang (1990); S. 232

6 vgl. Mast, Claudia (2003); S.152

7 vgl. Mast, Claudia (2003); S. 153

8 vgl. Wirtschaft und Medien (2000)

9 vgl. Hilgert und Stuckmann (1991)

10 vgl. Glotz, Peter / Langenbucher, Wolfgang R. (1969)

11 vgl. Mast, Claudia (2003); S.79 ff

12 vgl. Mast, Claudia (2003); S.79

13 vgl. Köcher, Renate (1990); S. 277-293

14 vgl. Mast, Claudia (2003); S.79

15 vgl. ebenda; S.156

16 vgl. Mast, Claudia (1999); S. 34

17 Schenk Michael / Rössler Parick (1996); S. 113

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Wirtschaftsberichterstattung in den Medien
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Veranstaltung
Seminar Medienberichterstattung
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
15
Katalognummer
V66657
ISBN (eBook)
9783638603034
Dateigröße
393 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Arbeit ohne Seitenzahlen (Anm. der Red.)
Schlagworte
Wirtschaftsberichterstattung, Medien, Seminar, Medienberichterstattung
Arbeit zitieren
Jürgen Mehrlich (Autor:in), 2004, Wirtschaftsberichterstattung in den Medien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66657

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