„Wer ist denn eigentlich Ludwig Börne?“ fragt mich meine Mitbewohnerin beim Anblick der Bücherstapel auf meinem Schreibtisch - wohl mehr um Anteilnahme zu demonstrieren denn aus heuristischen Motiven. Sporadisch antworte ich: „So jemand Ähnliches wie Heinrich Heine, bloß dass ihn heute niemand mehr kennt.“ Nachdem ich den Satz beendet habe, steigt vor meinem inneren Auge das Bild eines über diesen groben Vergleich höchst erzürnten Herrn Börne auf, der sich auf dem berühmten Pariser Friedhof Père-Lachaise in seinem Grabe herumdreht. Zahlreiche Studien von Literaturwissenschaftlern und Historikern sind seinem Werk und seiner Person gewidmet. Von Vergessenheit kann also eigentlich keine Rede sein. Börne und Heine verband zu Lebzeiten eine Art Hassliebe, in jedem Fall waren sie Konkurrenten und mochten es gar nicht leiden, wenn man sie in eine Schublade steckte. Dennoch meine ich, dass diese spontane Antwort in ihrer Knappheit und angesichts seiner heutigen Rezeption durchaus treffend ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einführende Gedanken
- Ludwig Börne und Heinrich Heine, die „zerstrittenen Dioskuren“
- Biografische Analogien zwischen Börne und Heine
- Das Scheitern ihrer persönlichen Karriere bestärkt sie in ihren liberalen Ideen.
- Die Julirevolution ist zweifelsohne der markanteste Moment im Leben der beiden Schriftsteller.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay befasst sich mit dem Leben und Werk des deutschen Schriftstellers und Publizisten Ludwig Börne im Kontext seiner Zeit. Die Arbeit zeichnet Börnes Biografie nach und analysiert seine Briefe aus Paris, die ein wichtiges Zeugnis für seine politische Haltung und seine Auseinandersetzung mit dem deutschen Vaterland darstellen.
- Ludwig Börnes Leben und Werk im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen des 19. Jahrhunderts
- Börnes Beziehung zu Heinrich Heine und die Bedeutung des „Doppelgestirns“ für die deutsche Literatur und Politik
- Die Rolle von Paris als Exilort für deutsche Intellektuelle und die Auswirkungen des Pariser Lebens auf Börnes Werk
- Börnes kritische Auseinandersetzung mit dem deutschen Staat und die Rolle der Zensur
- Die politische und literarische Bedeutung von Börnes Briefen aus Paris
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay beginnt mit einer Einführung in die Person Ludwig Börne und beleuchtet seine ambivalente Beziehung zu seinem Zeitgenossen Heinrich Heine. Anschließend werden biografische Parallelen zwischen den beiden Schriftstellern gezogen, die beide aus wohlhabenden jüdischen Familien stammen und nach ihrem Studium eine Karriere im administrativen Bereich anstrebten. Die gescheiterte Revolution von 1848 und die tiefgreifenden Veränderungen der liberalen Bewegung während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führten dazu, dass Börne in Vergessenheit geriet, während Heine einen festen Platz im deutschen kulturellen Gedächtnis einnahm. Der Essay untersucht die Gründe für diesen Unterschied und beleuchtet die Rolle der politischen Restauration und der Zensur.
Der Essay geht dann auf die Bedeutung der Julirevolution für Börne und Heine ein, die beide nach Paris emigrierten, dem Brennpunkt der liberalen Bewegung. Die beiden Schriftsteller suchten im Pariser Exil Kontakt zu anderen deutschen Intellektuellen und engagierten sich in der politischen Opposition gegen das deutsche Regime. Der Essay beleuchtet Börnes Erfahrungen im Pariser Exil und analysiert seine Briefe, die ein wichtiges Zeugnis für seine politische Haltung und seine Auseinandersetzung mit dem deutschen Vaterland darstellen.
Schlüsselwörter
Ludwig Börne, Heinrich Heine, Paris, Exil, deutsche Literatur, politische Restauration, Liberalismus, Zensur, Briefe, deutscher Widerstand, Julirevolution, Judentum
- Arbeit zitieren
- Monika Braun (Autor:in), 2005, Ludwig Börne in Paris - Briefe an ein imaginiertes Vaterland , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66671