Die Rezension bespricht die Arbeiten von Stefan Rohrbacher und James F. Harris zum Frühantisemitismus in Deutschland (1815- 1849). Ausgangspunkt ist die Frage nach der Modernität der voremanzipatorischen Judenfeindlichkeit.
Inhaltsverzeichnis
- Wie „modern“ war der Antisemitismus vor der Reichsgründung?
- Anmerkungen zu „Stefan Rohrbacher, Gewalt im Biedermeier. Antijüdische Ausschreitungen in Vormärz und Revolution (1815- 48/49), Frankfurt a.M./ New York 1993 und James F. Harris, The People Speak! Anti-Semitism and Emancipation in Nineteenth-century Bavaria, Ann Arbor 1994."
- Zwei Schulen der Antisemitismusforschung
- „Frühantisemitismus“ und moderne Judenfeindschaft
- Rohrbachers Studie: Gewalt gegen Juden zwischen 1815 und 1849
- Harris' Studie: Der Widerstand gegen die Judenemanzipation in Bayern
- Fazit: Der „Frühantisemitismus“ im Vergleich zum modernen Antisemitismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, die Frage zu beleuchten, wie „modern“ der Antisemitismus in Deutschland vor der Reichsgründung 1870/71 war. Sie untersucht, ob die verbreitete Unterscheidung zwischen „Frühantisemitismus“ und modernem Antisemitismus, die den modernen Antisemitismus als ein Phänomen nach der Judenemanzipation betrachtet, gerechtfertigt ist.
- Die unterschiedlichen Definitionen des Begriffs „Antisemitismus“ in der Forschung
- Die Kontinuität antijüdischer Stereotype und Feindbilder
- Die Rolle von Gewalt und Sozialprotest in der Judenfeindschaft der ersten Jahrhunderthälfte
- Die Rolle von Nationalismus und Modernisierung im Kontext des „Frühantisemitismus“
- Die Frage, ob die Petitionsbewegung gegen die Judenemanzipation in Bayern als „modern“ oder eher als Ausdruck vormoderner Einstellungen zu betrachten ist
Zusammenfassung der Kapitel
- Der erste Teil der Arbeit beleuchtet die beiden unterschiedlichen Schulen in der Antisemitismusforschung und stellt die Debatte um die Abgrenzung von „Frühantisemitismus“ und modernem Antisemitismus dar.
- Der zweite Teil behandelt Stefan Rohrbachers Studie zu antijüdischen Ausschreitungen in Deutschland zwischen 1815 und 1849. Die Studie untersucht die Ursachen der Gewalt und zeigt, dass sie nicht direkt mit sozioökonomischen Verwerfungen zusammenhing, sondern eher Ausdruck eines in Brauchtum und Religion verankerten negativen Judenbildes war.
- Der dritte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit James F. Harris' Studie zum Widerstand gegen die Judenemanzipation in Bayern. Die Studie argumentiert, dass die Petitionen, die gegen die Gleichstellung der Juden eingereicht wurden, bereits Elemente des modernen Antisemitismus enthielten, obwohl sie nicht unbedingt auf rassentheoretischen Ansätzen basierten.
Schlüsselwörter
Antisemitismus, „Frühantisemitismus“, Moderne, Judenemanzipation, Judenfeindschaft, Gewalt, Sozialprotest, Nationalismus, Religion, Stereotype, Petitionen, Bayern, Paulskirchenverfassung, Geschichte, Forschung, Historiographie
- Arbeit zitieren
- Thomas Gräfe (Autor:in), 2004, Wie 'modern' war der Antisemitismus vor der Reichsgründung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66695